Messing Weine
Interview

„Wir leisten damit Pionierarbeit.“ – Raphael Schmidt über Messing Weine und die alkoholfreien Produkte

2020 gründeten Raphael Schmidt und Felix Broeker ihre Marke Messing Weine. Sie steht seitdem für exzellente Produkte, nachhaltiges Winzerhandwerk und authentischen Weingenuss im Einklang mit der Natur und Umwelt. Das Portfolio umfasst neben süffigen Weiß-, Rosé- und Rotweinen auch einen Crémant sowie alkoholfreie Weine. Diese werden über Vakuum-Destillation entalkoholisiert. Die Aromen werden von dem gelösten Alkohol getrennt und dem Wein wieder zugeführt. Diese besondere Form der Aromarückgewinnung ist derzeit noch eine absolute Seltenheit.

Darüber haben wir mit Raphael Schmidt im Interview gesprochen. Er erzählt zudem von den Absatzmärkten der Messing Weine und zukünftige Weintrends.

Nimm uns mit zurück an den Anfang: Wann und wo begann die Reise von Messing Weine?

Raphael Schmidt: Messing Weine wurde Anfang 2020 von meinem Geschäftspartner Felix Broeker und mir gegründet. Wir waren zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre in der Wein- und Spirituosenbranche aktiv und hatten unser Konzept zu Messing Weine längst schubladenfertig. Die Initialzündung dazu entstand auf einer Weinmesse 2018, wo ein befreundeter Winzer seine Weine präsentierte und ich zufällig vor Ort war. Nach dem Messetag verabredeten wir uns zum gemeinsamen Abendessen, wo ich tiefe Einblicke in das Berufsfeld des Winzers erhielt, welcher mit schweren Problemen zu kämpfen hat. Klassische und immer komplexer werdende Aufgabenbereiche wie Marketing und Vertrieb aber auch die Folgen des Klimawandels sowie der Konsumrückgang im Weinbereich sind Hürden, die es zu meistern gilt, wenn man weiterhin in dem Markt bestehen möchte.

Messing Weine Gründer

Felix Broeker (l.) und Raphael Schmidt, die Gründer von Messing.

Nach diesem Gespräch spürte ich, dass ich mit meinen Fähigkeiten und meinem Netzwerk unterstützen könnte und nahm meinen besten Freund Felix mit ins Boot, der sich fortan um das Marketing kümmerte. Wir pachteten fast 1,4 Hektar Rebfläche an der Mittelmosel, schlossen mit unserem Winzerfreund einen Bewirtschaftungsvertrag mit gesicherter Entlohnung pro Flasche und begannen 2019 mit unserer ersten Lese. Im Frühjahr 2020 konnten wir unsere ersten handwerklichen Bioweine präsentieren.

Wie hat sich die Marke entwickelt? Welche Meilensteine könnt Ihr nennen?

Raphael Schmidt: Gestartet sind wir mit 10.000 Flaschen Wein, welche wir ursprünglich ausschließlich in der Gastronomie vertreiben wollten. Das hat zumindest für zwei Monate funktioniert, bis die Pandemie uns zum Umdenken gezwungen hat. Wir setzten auf Absatzkanäle wie Wochenmärkte, Online-Verkostungen und Feinkosthändler. Das hat uns gerettet, ansonsten wäre das Abenteuer „Selbstständigkeit“ schnell vorbei gewesen. Mitte 2021 konnten wir dann unserem gastronomischen Vertriebsfokus wieder aufnehmen und sind dann voll durchgestartet. Nach meiner Ausbildung am deutschen Weininstitut und der IHK Würzburg zum Assistant Sommelier veränderten wir unser Konzept und begannen auch Wein in anderen Regionen anzubauen.

Messing Weine

Der Hintergrund liegt ganz einfach darin, dass wir nach den besten Bedingungen für unsere Reben geschaut haben. Dazu haben wir mit unseren Winzern Boden- und Klimadiagramme ausgewertet, aber auch mit Experten gesprochen, die sich auf bestimmte Rebsorten und Stilistiken spezialisiert haben. Selbstverständlich alles unter der Prämisse, dass wir weiterhin biologisch arbeiten können und nur unser eigenes Traubengut verwenden. Wir arbeiten nur mit dem, was wir zu 100 % kennen. Dies hat dazu geführt, dass wir seitdem noch nachhaltiger und effizienter arbeiten, da wir mehr gesunden Ertrag, bei weniger Ressourceneinsatz verwerten können. Inzwischen setzen wir jährlich knapp über 100.000 Flaschen Wein in vier Ländern ab.

Wie sieht die Entwicklung bei den Vertriebskanälen und neuen Absatzmärkten aus?

Raphael Schmidt: National setzen wir auf die Distribution über den lokalen Getränkefachgroßhandel oder Weinfachhandel. Hier sind wir in manchen Regionen sehr gut aufgestellt, an anderen Orten, wie den typischen Weinanbaugebieten, haben wir noch etwas mehr zu tun, da dort meist ab Hof eingekauft wird. Weitere Absatzmärkte sind fachspezifische B2B-Online-Marktplätze, welche wir ausschließlich im Exportbereich nutzen.

Messing Weine

Kommen wir zu den Produkten: Was ist das Besondere an den Messing Weinen? Worin liegt der USP?

Raphael Schmidt: Wie bereits geschildert, ist das Sourcing und die Herstellung sicherlich der entscheidende USP. Wir konzertieren uns bei unseren Weinen nicht auf den Mikrokosmos eines Weinguts, sondern arbeiten an verschiedenen Orten mit verschiedenen Experten zusammen, um so ein Portfolio mit einer optimalen Wertschöpfungskette stammt. Dazu gehören Attribute wie 100 % biologisch, 100 % Gutsabfüllungen, 100 % vegan, 100 % Recylingmaterial aber auch 100 % Lieferanten und Dienstleiter aus Deutschland, welche ebenfalls diese Zertifizierungen vorweisen müssen.

Wo genau kommen die Zutaten und Weine her? Wie werden sie hergestellt?

Raphael Schmidt: Wir produzieren mittlerweile an fünf Standorten in vier unterschiedlichen Weinregionen. Dazu gehören die Mosel, die Nahe, die Pfalz und Rheinhessen. Weitere Standorte sind in der Planung. Die Lieferanten für unsere Produktausstattung sitzen alle in Deutschland und produzieren auch hier.

Messing Weine

Erzähle uns von dem Sortiment: Wo liegt der Fokus und welche Produkte gibt es?

Raphael Schmidt: Wir stehen für handwerkliche, trinkreife und süffige Bioweine. Bei uns bekommt man im Guts- und Ortweinsegment großartige Weine für einen fairen Kurs. Neben den klassischen Weiß-, Rosé- und Rotweinen ist meine Passion das Perl- und Schaumweinsegment. So haben wir bereits vor drei Jahren damit angefangen, unseren eigenen Crémant zu entwickeln, welcher sich trotz des höheren Preises als absoluter Bestseller etabliert hat, der meist nach nur weniger Monaten vergriffen ist. Aber auch die Pét Nats, also unseren ungefilterten und ungeschwefelten Perlweine machen mir persönlich unheimlich viel Spaß.

Seit über einem Jahr arbeiten wir zudem verstärkt an unserem alkoholfreien Portfolio, welches unter dem Namen „Null Komma Nix“ läuft. Ein immer stärker werdender und spannender Markt, wo aktuell viel passiert.

„Diese besondere Form der Aromarückgewinnung ist derzeit noch eine absolute Seltenheit. Wir leisten damit Pionierarbeit.“

Messing-Null-Konma-Nix-Riesling

Du sagst es: Ihr habt zuletzt mit Messing Null Komma Nix Riesling einen alkoholfreien Weißwein gelauncht. Welchen Stellenwert räumt Ihr alkoholfreiem Wein ein und wie schätzt Du die Entwicklung ein?

Raphael Schmidt: Der Markt explodiert aktuell und damit meine ich noch nicht die Verbrauchernachfrage, denn hier stehen wir erst vor Beginn des exponentiellen Wachstums. Vielmehr meine ich die Techniken und Entwicklungen, die hier aktuell ans Tageslicht kommen und die Grundlage für geschmackvollen Weinkonsum, ohne Alkohol bieten. Bislang waren viele alkoholfreie Weine nicht trinkbar, zumindest in meiner Wahrnehmung und das ändert sich aktuell.

Wir entalkoholisieren zum Beispiel über Vakuum-Destillation, um den Alkohol schonend vom Wein zu lösen. Im Nachgang wird der gelöste Alkohol nochmal von den dort noch enthaltenen Aromen getrennt, welche dann wieder dem Wein hinzugeführt werden. Diese besondere Form der Aromarückgewinnung ist derzeit noch eine absolute Seltenheit. Wir leisten damit Pionierarbeit.

Messing Weine

Welche sonstigen Trends siehst Du in Zukunft im Weinbereich?

Raphael Schmidt: Naturweine sowie alkoholfreie Weine sind derzeit sicherlich en vogue. Aber auch PIWI—Weine, also Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten kommen immer mehr, weil diese mit den schwankenden klimatischen Bedingungen gut zurechtkommen. Naturweine und alkoholfreie Weine aus PIWI-Reben wäre dann wohl die logische Konsequenz daraus. Schauen wir mal.

Thema Distribution: Über welche Kanäle sind Eure Weine verfügbar? Wie seid Ihr im Vertrieb aufgestellt?

Raphael Schmidt: Zu 95 % landen unsere Messing Weine in der Gastronomie und werden über den lokalen Getränkefachgroßhändler oder über Weinfachhändler distribuiert. Einen Zugang für den Endkonsumenten gibt es derzeit nur über unseren eigenen Online-Shop und mit ein paar Ausnahmen im Feinkosthandel.

Welche konkreten Ziele gibt es bei Messing?

Raphael Schmidt: Ziel ist bis 2027 ist ein mittlerer siebenstelliger Umsatz mit 5.000 gastronomischen Kunden in Deutschland.

Messing Weine | Website | Instagram | Facebook | LinkedIn

+++ Wir bedanken uns bei Raphael Schmidt für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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