Weihenstephan: in sinnvoller Balance zwischen KI und handwerklicher Braukunst
Bereits vor 30 Jahren bewiesen Studien, dass der Einsatz von KI in Brauereien möglich ist. Beim Auftakt der Vortragsreihe „Talk@TheBrewery“, die zurzeit im Brauereimuseum der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan stattfindet, stellte Prof. Dr. Thomas Schlechter, Professor für Automotive Mechatronics an der Fachhochschule Oberösterreich, die „Electronic Nose“ – ein technisches System zur Erkennung und Messung von Gerüchen – als eine von vielen Möglichkeiten vor.
Er zeigte auf, wie schon jetzt künstliche Intelligenzen Fehler in Bieren mit einer Zuverlässigkeit von über 90 Prozent erkennen können – in Echtzeit, nicht nach langwierigen Analysen. Durch sofortige Feedback-Prozesse gibt die KI Empfehlungen, die von befugtem Personal – beispielsweise Braumeisterinnen und Braumeistern – akzeptiert und anschließend umgesetzt werden können. Das ist die Theorie, aber welche Rolle spielt KI aktuell im Brauwesen?
Neue Herausforderungen durch KI
Die Bierproduktion wurde in den letzten Jahren sehr stark technisiert und digitalisiert. „Unsere Brauerinnen und Brauer müssen heute – neben dem handwerklichen Wissen – auch die computergesteuerten Anlagen einer modernen Brauerei beherrschen; das sind ganz neue Herausforderungen im Berufsbild. Trotzdem steht bei uns das handwerkliche Know-how nach wie vor im Vordergrund, ergänzt durch die Vorteile in der Hygiene und Qualitätssicherung der hochmodernen Anlagen. Im Brauwesen wird seit einiger Zeit schon mit der KI gearbeitet – bei uns beispielsweise im Bereich der präventiven Instandhaltung unserer technischen Anlagen. Die künstliche Intelligenz misst die Leistungsfähigkeit bzw. den Verschleiß einzelner Komponenten der Anlage. Sobald ein Leistungsabfall einer Komponente festgestellt wird, reagiert das System mit einer Meldung – lange bevor das menschliche Auge einen Mangel bemerkt. Damit werden teure Produktionsstopps vermieden und die Anlage bleibt einsatzbereit“, berichtet Dr. Josef Schrädler, Brauereidirektor der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan.
Chancen und Grenzen der KI im Brauwesen
Einige Brauereien experimentieren bereits im Bereich der Rezeptentwicklung mit KI. „Die Einsatzmöglichkeiten sind groß. Ein spannendes Thema, das wir intensiv beobachten. Die Rezeptentwicklung ist für uns allerdings ein brauereiindividueller Prozess, der in den Händen unserer Braumeister bestens aufgehoben ist. Experimentieren im wissenschaftlichen Sinne ist aber spannend. Grundsätzlich ist die KI ein Thema, an dem wohl keine Branche mehr vorbeikommt – eine Auseinandersetzung damit halte ich für sehr wichtig. Ich bin offen gegenüber Technologien, die der Qualitätssicherheit und -stabilität dienen.“, fasst Dr. Schrädler die aktuelle Haltung der Brauerei zum Zukunftsthema KI zusammen.
Über die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan
Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan, im Jahre 1040 als Klosterbrauerei der Benediktinermönche gegründet, ist heute ein Staatsbetrieb, der nach privatwirtschaftlichen Maßstäben geführt wird. Hinter den geschichtsträchtigen Gemäuern der Brauerei verbirgt sich modernste Technik, die auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in der Getränketechnologie zurückgreift. Zusammen mit der fast 1.000-jährigen Erfahrung und den traditionellen Brauverfahren entstehen Premiumbiere höchster Qualität, die jedes Jahr auf den internationalen Bierwettbewerben mit den begehrtesten Auszeichnungen geehrt werden. Mehr als 180 Mitarbeiter sorgen mit viel Engagement und Fachkenntnissen dafür, dass die Weihenstephaner Bierspezialitäten regional, national und international erhältlich sind.
Das Brauereigelände ist umgeben von den modernen Institutsgebäuden der Technischen Universität München in Weihenstephan, die in der ganzen Welt als Ausbildungsstätte von Braumeistern und -ingenieuren bekannt ist. Aus diesem Grund bestand am Weihenstephaner Berg für die Brauerei keine Möglichkeit zur Expansion am Standort. Mit dem 2019 eingeweihten neuen Logistikzentrum im Freisinger Gewerbegebiet Clemensänger nahe der Autobahnzufahrt ist die älteste Brauerei der Welt sehr modern und zukunftsfähig aufgestellt. Durch die Auslagerung der Logistik kann auch bei weiterem Wachstum nach wie vor am Weihenstephaner Berg gebraut werden.
Weiterführende Informationen und Podcast 1000 Jahre Bier unter www.weihenstephaner.de und in allen gängigen Podcast-Apps.
Quelle/Bildquelle: Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan