von Freude: „Adeliges“ Craft Beer aus Hamburg
von Freude ist ein neues Craft Beer aus Hamburg. Frei nach dem Motto „Wir lieben Design, Kochen, Wein … und jetzt auch Bier“ haben Martin Schupeta und Natalie Warneke das erste Ale Primeur zuhause am heimischen Herd gebraut. Mittlerweile wird das Bier in wechselnden kleinen Brauereien produziert und soll – wie der Name schon sagt – Freude beim Trinken vermitteln. Augenzwinkernd haben die beiden das Produkt dann mit dem „von“ im Namen gleich auch noch geadelt.
Martin Schupeta und Natalie Warneke, die beiden von Freude-Gründer, standen about-drinks für alle Fragen rund um das Craft Beer ausführlich Rede und Antwort.
Was ist von Freude?
Martin Schupeta: Gutes Bier. Vor allem aber ist von Freude die Idee, die Leidenschaft für gutes Essen auf Bier zu übertragen.
Natalie Warneke: Wir haben viel Spaß am Kochen und Essen. Wir haben großen Spaß bei der Entwicklung der Rezepte für unsere Biere und möchten Biere machen, die dem Genießer Freude spenden. So ist auch der Name „von Freude“ entstanden. Augenzwinkernd haben wir das ganze dann noch geadelt.
Martin Schupeta: Ein bisschen schwingt da auch die Begeisterung für schöne und leckere Produkte ganz generell mit. Ob das, was wir machen, immer ein Bier ist, darauf legen wir keinen gesteigerten Wert. Wichtig ist die Liebe zum Produkt, den Zutaten und zum Geschmack.
Wo, wie und mit welchen Zutaten wird das Bier hergestellt?
Martin Schupeta: Unser Ale Primeur – das ist unser Erstlingswerk – wird aus verschiedenen Gerstenmalzen und sehr aromatischen Hopfen gebraut. Eine Mischung aus unterschiedlichen Malzen gibt dem Bier eine besondere Geschmacksfülle. Das ist so, als würde man bei einer Gesangsaufnahme mehrere Aufnahmen übereinander legen. Das Bier gewinnt dadurch unheimlich an Komplexität.
Natalie Warneke: Bei den Hopfen haben wir uns bei zwei sehr aromatischen Sorten bedient. Wir geben diese während der Reifung zum Bier. Durch diese sogenannte Kalthopfung spielt der Hopfen seine Fruchtigkeit aus. Diese schönen ätherischen Nuancen würden beim Hopfenkochen unwiederbringlich zerstört.
Martin Schupeta: Und natürlich spielt auch unsere Hefe eine gewichtige Rolle. Da haben wir eine besonders aromenreiche obergärige Sorte gewählt. Beim Bier ist es nicht anders als in anderen Disziplinen: Auf die Komposition kommt es an.
Hat der Name eine besondere Bedeutung?
Natalie Warneke: Ja, die Freude des Konsumenten beim Trinken und unsere Freude beim Brauen spiegeln sich in diesem Namen wider.
Martin Schupeta: Dass wir den Namen geadelt haben, ist eigentlich ein sehr republikanischer Akt gewesen. Wir haben uns zunutze gemacht, dass – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – in Deutschland der Adel abgeschafft ist. So haben wir das „von“ gekapert und das Haus derer von Freude begründet.
Auf Ihrer Website steht, dass das erste Bier „am heimischen Herd“ gebraut wurde. Erzählen Sie davon!
Martin Schupeta: Unser erstes Bier haben wir tatsächlich in einem großen Kochtopf am heimischen Herd gemacht. Die Zutaten und das Rezept dazu fanden sich im Internet. Es war die Neugier, die uns dazu veranlasste. Kochen konnten wir schon und Bier machen ist eigentlich auch kochen.
Natalie Warneke: Ein überraschendes Erlebnis war das. Der Duft ist beeindruckend und das Läutern (also die Trennung des Suds vom ausgewaschenen Malz) war eine echte Herausforderung mit küchenüblichen Utensilien.
Martin Schupeta: Wie sagt man in Norddeutschland? Eine große Pütscherei war das.
Natalie Warneke: Und extrem klebrig.
Wie ging es dann weiter bis zur ersten verkauften Flasche?
Martin Schupeta: Als wir ein wenig rumprobierten und neue Inspirationen aus verschiedenen Quellen bekamen, da wurde unser Bier immer ein wenig leckerer. Wir haben mit Freunden probiert und es Gastronomen zum Testen angeboten. Die Resonanz war gut und wir waren glücklich.
Natalie Warneke: Also haben wir dann begonnen, uns auf die Suche nach einer geeigneten Brauanlage zu machen. Gefunden haben wir die bei einer kleinen Brauerei in Süddeutschland. Dort haben wir uns erstes „großes“ Bier gebraut. Das war nicht ganz einfach, aber am Ende hatten wir unsere ersten Biere und konnten anfangen zu liefern.
Martin Schupeta: Wobei „groß“ sehr relativ ist. Wir bewegen uns mit unserer Sudgröße im Bereich von zweistelligen Hektoliterzahlen. Große Brauereien machen ein Vielfaches je Durchlauf.
Über welche Distributionswege wird das Bier vermarktet?
Natalie Warneke: Wir verkaufen unser Ale Primeur direkt. Im Juni kam unser Boulevard auf den Markt. Ein helles Bier mit granatenmäßigem Hopfenaroma. Aber quasi ohne Bitterkeit. Auch das vertreiben wir wieder direkt.
Martin Schupeta: Wir beliefern Händler, Gastronomen und verkaufen auch gerne selbst bei Veranstaltungen. Auf Märkten bietet sich die Möglichkeit, direkt mit Menschen zu sprechen und ihre Eindrücke zu erfahren. Wir lassen oft probieren und hören gerne, wie die Rückmeldung ist.
Natalie Warneke: Der Direktvertrieb ist mühsam, keine Frage. Gerade bei kleinen Mengen ist die Frage: lohnt sich die Anfahrt? Aber so wissen wir, dass unser Produkt nur in schönen Locations zu haben ist. Wir mögen Orte, an denen die Liebe zum Produkt gelebt wird.
Welche Kommunikationsmaßnahmen nutzen Sie bei der Vermarktung des Produkts? Was machen Sie im Bereich Social Media?
Martin Schupeta: Transparenz ist wichtig, finden wir. Dazu bieten Kanäle im Internet die Gelegenheit. Aber auch das direkte Gespräch mit Menschen, z.B. auf Veranstaltungen, ist Social Media. Auf unserer Web-Präsenz und bei Facebook veröffentlichen wir alles Wesentliche. Wir freuen uns immer, wenn wir Interaktionen von anderen erhalten: Kommentare, Fragen usw.
Was ist Ihrer Meinung nach der Vorteil, den Mikrobrauereien gegenüber den „Großen“ haben?
Natalie Warneke: Zuallererst: Ein wachsender Markt. Während internationale Braukonzerne seit Jahren mit fallenden Pro-Kopf-Verbräuchen kämpfen, wächst der Markt für gute Biere.
Martin Schupeta: Das ist wie vor Jahren der Wein in Deutschland. Es ging weg von großen Hektarerträgen, hin zu konsequenter Ertragsreduktion und Qualitätssteigerung. Gedanklich kommen wir vom Wein. Es ist toll, wie man aus einem gut gekelterten Wein Mineralität, Terroir und solche Dinge herausschmecken kann. In meinen Augen entspricht das Malz ein wenig der Rebsorte. Das Malz gibt dem Bier seinen grundlegenden Geschmack, seine Farbe, die Fülle. Der Hopfen ist quasi das Terroir. Er definiert die feinen Aromen, gibt Mineralität oder Frucht. Die Hefe spielt auch eine wichtige Rolle und steuert viel zum Geschmackserlebnis bei. Auf die richtige Komposition kommt es an, und das haben wir uns auf’s Familienwappen geschrieben. Aus dem Umfeld des Weins stammt auch der Name für unser „Ale Primeur“. Zum einen ist es unser Erstlingswerk. Deshalb Primeur. Aber auch die gedankliche Nähe zum Wein war uns dabei wichtig.
Natalie Warneke: Zum anderen sind die Biere großer Anbieter alle recht einheitlich. Wenn man mehrere Marken gegeneinander vergleicht, dann ist es schwer, Unterschiede zu schmecken. Innerhalb der jeweiligen Großbrauereien ist es so, dass gerne durch Zugabe von Färbebier aus einem hellen Pils das „Dunkle Kellerbier“ o.ä. kreiert wird.
Martin Schupeta: Jeder Konsument industriell gefertigter Lebensmittel weiß, dass bei der Produktion auf Hilfsstoffe zurückgegriffen wird. Das ist bei abgepackter Fleischwurst nicht anders als bei Bier. Jedes Lebensmittel aus industrieller Fertigung muss Anforderungen hinsichtlich der Verarbeitbarkeit auf Maschinen etc. genügen. Auf unserer website schreiben wir „Stoppt die Massenbierhaltung!“. Da geht es gar nicht um Bio oder sowas. Einfach handwerklich gute Produkt mit nachvollziehbarer Herkunft – das mögen nicht nur wir. Das möchten inzwischen auch wieder viele Menschen. Lesen, lernen, verstehen und auch Dinge wieder selbermachen. Gerade im urbanen Umfeld wächst die Nachfrage danach.
Natalie Warneke: Hinzu kommt, dass die wenigsten der Industriebiere geschmackliche Highlights sind. Es ist eben wie beim Wein: Es gibt große Weinkonzerne aus Kalifornien, Australien und auch aus Deutschland. Deren Weine sind weltweit verfügbar und können aufgrund der großen Mengen nur mittels Standardisierung industriell gewonnen werden. Das gleiche gilt für Bier. Den Riesling einer bestimmten Lage eines einzelnen Winzers gibt es eben nur in limitierter Auflage. Was weg ist, ist weg.
Martin Schupeta: So ist es auch bei uns. Unsere Rohstoffe sind in der Verfügbarkeit limitiert. Jede Hopfensorte z.B. hat einen Namen und ein Geschmacksprofil. Die meisten guten kleinen Brauereien geben die Zutaten an. Ist der Hopfen aus, dann gibt es keinen solchen Hopfen mehr bis zur nächsten Ernte. In Großbrauereien führt der Weg über CO2-Extrakte, vorisomerisierte Alphasäuren etc. Das Ergebnis hat dann eine hohe Geschmackskontinuität. Aber es braucht dann eben auch den Umweg über eine Image-Vermarktung. Nicht der Geschmack zählt, sondern das Lebensgefühl, das die Werbewelt des jeweiligen Lebensmittel-Konzerns verkauft.
Gibt es Ihrer Meinung nach auch Vorteile der großen Brauereien gegenüber Mikrobrauern?
Martin Schupeta: Bis vor einigen Jahren war es üblich, dass Großbrauereien durch Bindungsverträge Gastwirte auf sich verpflichteten. Damit haben sich viele dieser Häuser ein paar Jahre Zeit gekauft und so etwas Luft verschafft. Doch wir sehen inzwischen einen Trend weg von dieser Praxis, zumindest in den besseren Locations großer Städte. Da machen schlaue Leute gutes Essen für sehr gut informierte Gäste. In so einem Umfeld will sich niemand auf Jahre festlegen, wenn der Markt gerade im Umbruch begriffen ist. Das gilt insbesondere, weil Gäste das inzwischen erwarten und aktiv danach fragen. Salzwiesenlamm vom befreundeten Bauern und dazu ein Glas Bier vom internationalen Braukonzern? Welcher Gastwirt will sich so die Blöße geben?
Natalie Warneke: Es ist paradox. In keinem Restaurant gibt es eine Winzerbindung und jeder Gast erwartet selbstverständlich eine Weinkarte, auf der mehr als ein Wein aus einer einzigen Region zu finden ist. Sonst würden Gäste doch rückwärts wieder rausgehen aus so einem Laden. Bei Bier müssen wir noch dahin kommen, eine gut sortierte Bierkarte zu etablieren. Dann kann man zu jedem Gang Biere unterschiedlicher Brauarten von verschiedenen Brauereien wählen.
Martin Schupeta: Es gibt noch unzählige weitere Markteintrittsbarrieren, über die es zu sprechen lohnt. Das wäre aber Thema für ein eigenständiges Gespräch, denke ich.
Wie geht es nun weiter mit von Freude? Haben Sie bereits Pläne für die Zukunft?
Natalie Warneke: Klar, es geht ja gerade erst los. Wir möchten in Zukunft eine eigene Brauanlage betreiben und dadurch an Flexibilität gewinnen. Das kommt unserer Philosophie am nächsten. Abwechslung ist wichtig in der noch jungen Szene für gutes Bier: ausprobieren, ungewöhnliche Rezepte kreieren und mit unerwartetem Geschmack überraschen. Also, die Antwort ist ja, es gibt Pläne für die Zukunft. In letzter Zeit kommen aber viele Möglichkeiten auch sehr spontan auf uns zu und so bleiben wir im Kopf flexibel, um auf solche Chancen entsprechend reagieren zu können.
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[vc_row][vc_column width=”1/1″][vc_cta_button2 style=”rounded” txt_align=”left” title=”Text auf der Schaltfläche” btn_style=”rounded” color=”blue” size=”md” position=”right”]Wir bedanken uns für das offene und sehr interessante Interview und wünschen von Freude weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt![/vc_cta_button2][/vc_column][/vc_row]