Vom CEO zum Corporate Influencer: Andreas W. Herb über Sichtbarkeit, Reichweite und Erfolg
Social Media ist zur Chefsache geworden. Wer als CEO sichtbar ist, sich authentisch präsentiert und mit seiner Community interagiert, stärkt nicht nur das eigene Profil, sondern auch maßgeblich den Unternehmenserfolg. Einer, der das meisterhaft beherrscht, ist Andreas W. Herb, CEO der MBG Group. Mit starken Marken wie SALITOS, effect® Energy, SCAVI & RAY und 9 MILE Vodka hat er ein Multimillionen-Business aufgebaut und sich gleichzeitig als einflussreicher Business-Influencer etabliert. Mit über 400.000 Followern auf Instagram, TikTok, Facebook und LinkedIn zählt er zu den reichweitenstärksten CEOs im deutschsprachigen Raum.
Im Interview spricht Andreas W. Herb über die Chancen und Herausforderungen des CEO-Influencings. Er erklärt, warum spontane, authentische Einblicke für ihn wichtiger sind als durchgeplante Strategien, welche Plattformen den größten Impact haben und wie seine Social-Media-Aktivitäten direkt den Unternehmenserfolg beeinflussen.
Nicht jeder feiert es, wenn der CEO plötzlich zum Social-Media-Star wird. Gab es in deinem Umfeld anfangs Skepsis gegenüber deiner öffentlichen Präsenz – und falls ja, wie bist du damit umgegangen?
Andreas W. Herb: Ich glaube, diese Skepsis gibt es insbesondere bei älteren CEOs häufiger. Oftmals sind es Führungskräfte, die ihre Unternehmen mit den Erfolgsprinzipien der 90er Jahre aufgebaut haben und heute noch erfolgreich führen. Aber ob sie mit diesen Methoden auch in den nächsten 10 oder 20 Jahren bestehen können, ist aus meiner Sicht fraglich.
Natürlich gibt es auch einen nicht unerheblichen Anteil an Neid. Nicht jeder ist dafür gemacht, vor der Kamera zu agieren – sei es wegen fehlender Aura, Stimme oder Ausstrahlung. Gerade in Deutschland äußert sich das dann oft in schlau verpackten Floskeln und Begründungen, die ihren Ursprung tief in dieser Skepsis oder eben Neid haben. Letztendlich ist es aber eine Frage der Zeit, bis Social Media als Führungsinstrument von allen ernst genommen wird.
“Letztendlich ist es eine Frage der Zeit, bis Social Media als Führungsinstrument von allen ernst genommen wird.” – Andreas W. Herb
Wie viel Zeit investierst du wöchentlich in deine Social-Media-Aktivitäten? Und wie sieht die Zusammenarbeit mit deinem Team dabei aus?
Andreas W. Herb: Ich persönlich habe das große Glück, dass mich die Social-Media-Arbeit täglich maximal 5 bis 10 Minuten kostet. Das liegt vor allem daran, dass ich ein starkes Team hinter mir habe, das vieles im Hintergrund koordiniert. Besondere Themen oder größere Kampagnen verlagern wir oft auf Zeiten außerhalb der regulären Arbeitszeit oder aufs Wochenende. Im Monatsmittel betrachtet, investiere ich also täglich rund 10 Minuten in Social Media – mit gezielten Peaks, wenn es größere Aktionen gibt.
Wie wichtig ist dir der direkte Austausch mit deiner Community? Beantwortest du Nachrichten und Kommentare selbst oder übernimmt das dein Team?
Andreas W. Herb: Sowohl als auch. Die täglich in großer Anzahl eingehenden Nachrichten werden jedoch größtenteils von meinem Team beantwortet. Allerdings werde ich über besonders interessante, kritische oder auch positive Nachrichten informiert, auf die es sich lohnt, persönlich einzugehen. Ein wichtiger Aspekt meiner Social-Media-Aktivität ist mittlerweile der direkte Austausch mit Business-Kontakten. Viele spannende New-Business- und Old-Business-Cases entstehen genau dort – ebenso wie wertvolles Feedback und Reklamationen, die uns helfen, unsere Prozesse und unser Unternehmen kontinuierlich zu verbessern.
Hast du eine feste Content-Strategie, oder setzt du eher auf spontane, authentische Einblicke?
Andreas W. Herb: Ganz klar spontane, authentische Einblicke. Ich halte nichts von durchgeplanten, steifen Social-Media-Strategien. Mein Fokus liegt darauf, echte Momente zu teilen – sei es aus dem Arbeitsalltag, besonderen Projekten oder inspirierenden Begegnungen. Das sorgt für eine direkte, ungefilterte Verbindung zur Community und macht den Austausch umso wertvoller.
“Ich halte nichts von durchgeplanten, steifen Social-Media-Strategien. Mein Fokus liegt darauf, echte Momente zu teilen.” – Andreas W. Herb
Du bist auf TikTok, Instagram, LinkedIn, Facebook und YouTube unterwegs. Welche Plattform bringt für dich den größten Nutzen – und warum?
Andreas W. Herb: Ich glaube, man muss die Zielgruppen hier ganz klar trennen. LinkedIn ist naheliegend der wichtigste Kanal im B2B-Bereich. Aber am Ende sind auch alle LinkedIn-Kontakte Konsumenten, sodass die Plattform eine positive Abstrahlung auf unsere Marken hat.
Bei Instagram und TikTok ist die Einordnung schwieriger, da sich die Nutzerstrukturen stark verändern. Während man früher dachte, dass TikTok hauptsächlich eine Plattform für jüngere Konsumenten ist, zeigt sich mittlerweile eine deutliche Verschiebung hin zu einer älteren Zielgruppe – insbesondere zu Mid-Agern und Best-Agern. Überraschenderweise findet sich dort auch eine starke Community von wirtschaftlich und unternehmerisch Interessierten, was ich vor einem Jahr so nicht erwartet hätte.
Letztendlich sind TikTok und Instagram derzeit die wichtigsten Plattformen für direkten Konsumenten-Impact – und in ihrer Bedeutung nahezu gleichauf.
Der geschätzte Werbewert deiner organischen Social-Media-Reichweite liegt bei über 3,4 Millionen Euro jährlich. Ist das inzwischen der wichtigste Marketingkanal für MBG?
Andreas W. Herb: Social Media ist definitiv einer der vielen wichtigen Marketingkanäle, die MBG bedient. Besonders in den Bereichen Kreativität und Authentizität ist es eine wertvolle Ergänzung zur Markenstrategie. Wichtig ist mir dabei, dass nicht nur ich als Person im Fokus stehe, sondern auch viele Mitglieder meines Teams in den Social-Media-Clips auftauchen. Denn MBG ist weit mehr als eine einzelne Person – es ist ein starkes Team, das gemeinsam unterschiedlichste Bereiche vorantreibt.
Inwiefern wirkt sich dein Social-Media-Engagement auf die Markenbekanntheit oder den Absatz der MBG-Produkte aus? Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?
Andreas W. Herb: Mein Social-Media-Engagement hat einen direkten Einfluss auf die Markenbekanntheit und den Absatz unserer Produkte – sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich. Ein konkretes Beispiel: Wenn ich bestimmte Themen oder Produkte in den sozialen Medien kommuniziere, führt das unmittelbar zu Käufen im Online-Shop – das ist eine der am klarsten messbaren Größen.
Im B2B-Bereich gibt es mittlerweile unzählige Fälle, in denen Führungskräfte aus dem Kiosk-, Tankstellen-, Supermarkt- oder Hotellerie-Sektor über Social Media auf uns aufmerksam werden. Viele von ihnen folgen mir bereits, suchen den direkten Kontakt und initiieren daraufhin Kooperationen. Dadurch entstehen jährlich Umsätze in Millionenhöhe – und das zeigt, wie wertvoll Social Media als strategisches Tool für MBG ist.
“Social Media ist für MBG weit mehr als nur ein Kommunikationskanal – es ist ein echter Business-Treiber.” – Andreas W. Herb
Wie misst du den Erfolg deiner Social-Media-Aktivitäten? Zählst du nur Follower und Reichweite oder gibt es wichtigere KPIs für dich?
Andreas W. Herb: Der Erfolg meiner Social-Media-Aktivitäten lässt sich nicht nur an Follower-Zahlen oder Reichweite messen. Viel wichtiger ist für mich der konstruktive und positive Austausch mit der Community und die Reaktionen auf meine Beiträge. Der klarste und messbarste Erfolgsfaktor sind jedoch die direkten B2B-Kontakte und das Feedback aus der Branche. Über Social Media entstehen regelmäßig wertvolle Geschäftsbeziehungen – sei es mit Partnern aus dem Kiosk-, Tankstellen-, Supermarkt- oder Hotellerie-Sektor. In der Breite ist das Feedback durchweg positiv und zeigt, dass Social Media für MBG weit mehr als nur ein Kommunikationskanal ist – es ist ein echter Business-Treiber.
Eine große Reichweite bringt nicht nur Fans, sondern auch Kritiker. Wie gehst du mit negativen Kommentaren oder Gegenwind um?
Andreas W. Herb: Wer im Rampenlicht steht, muss mit Gegenwind rechnen – das gehört einfach dazu.
In der Getränkebranche sind CEO-Influencer noch eine Seltenheit. Warum tun sich viele Top-Manager so schwer damit, in die Öffentlichkeit zu gehen?
Andreas W. Herb: In der Getränkebranche – und generell im deutschen Raum – sind CEO-Influencer noch eine Seltenheit. Warum? Ich denke, das liegt an mehreren Faktoren. Zum einen spielt der Charme-Faktor eine Rolle – nicht jeder fühlt sich wohl dabei, sich öffentlich zu präsentieren. Zum anderen gibt es die Sorge vor kritischen Kommentaren von außen, die viele Führungskräfte abschrecken.
Wenn man aber über den Tellerrand hinausschaut, sieht man, dass dieses Konzept in den USA längst etabliert ist. Namen wie Steve Jobs, Elon Musk oder Bill Gates haben gezeigt, dass ein CEO nicht nur eine Führungskraft, sondern auch eine Marke sein kann. In Deutschland hingegen herrscht nach wie vor eine gewisse Verklemmtheit gegenüber dem Thema „sichtbarer CEO“. Doch die Zeiten ändern sich – und wer sich traut, neue Wege zu gehen, kann davon enorm profitieren.
“Wer sich traut, neue Wege zu gehen, kann davon enorm profitieren.” – Andreas W. Herb
Welche Tipps würdest du anderen CEOs geben, die überlegen, sich als „Corporate Influencer“ zu positionieren?
Andreas W. Herb: Mein wichtigster Tipp: Kein Content-Planning – sei einfach authentisch. Zeig, was du wirklich tust, anstatt etwas Künstliches zu inszenieren. Die Menschen wollen echte Einblicke, keine durchgestylten PR-Kampagnen. Außerdem: Lerne damit zu leben, dass dich nicht jeder feiern wird. Kritik und Lästereien gehören dazu – aber wer sich davon einschüchtern lässt, verpasst die Chance, echten Einfluss zu nehmen.
Wie siehst du die Zukunft des Corporate Influencings für CEOs – wird es in der Getränkebranche bald zur Pflicht oder bleibt es eine Kür?
Andreas W. Herb: Ich bin überzeugt, dass Corporate Influencing für CEOs in der Getränkebranche in den nächsten Jahren zur Pflicht wird. Das klassische Buchen von Influencern verliert zunehmend an Reiz – sowohl für Unternehmen als auch für Konsumenten. Junge, aber auch ältere Zielgruppen wollen keine inszenierten, bezahlten Werbebotschaften mehr sehen, sondern authentische, echte Geschichten aus dem echten Leben.
Ob Erfolg oder Misserfolg – beides kann ein Unternehmen nahbarer und relevanter machen. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist Philipp Hitschler, der mit seiner Social-Media-Arbeit die Traditionsmarke Hitschler wieder an den Puls der Zeit gebracht hat. Die Frage ist, ob die heutige Generation von CEOs (durchschnittlich 49 bis 51 Jahre alt) diesen Wandel noch mitgehen will oder kann. Aber die nächste Generation wird ihn definitiv nicht nur mitgehen, sondern aktiv vorantreiben.
Abschließend: Deine Community wächst stetig – was sind die nächsten Schritte? Kommen neue Formate wie Podcasts oder Live-Sessions?
Andreas W. Herb: Neue Formate sind definitiv in der Pipeline. Ob Podcasts, Live-Sessions oder etwas völlig Neues – der Fokus liegt darauf, authentische Inhalte zu schaffen, die echten Mehrwert bieten. Wir testen verschiedene Konzepte und schauen, was am besten zur Community und unserer Markenstrategie passt.
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+++ Wir bedanken uns bei Andreas W. Herb für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++