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Handelsabkommen

Verbot des Begriffs „Rye Whisky“ für europäische Hersteller

Europäische Whiskeyproduzenten sind verblüfft und frustriert, da die nationalen Behörden nun eine wenig bekannte Bestimmung eines vor über zwei Jahrzehnten unterzeichneten Handelsabkommens durchsetzen, welches die Verwendung des Begriffs „Rye Whisky“ auf europäischen Etiketten verbietet. Diese plötzliche Durchsetzung, die Anfang dieses Jahres in Kraft trat, hindert europäische Brennereien nun daran, „Rye Whisky“ als Beschreibung auf ihren Produkten zu verwenden, obwohl viele bereits seit über einem Jahrzehnt Roggen-Whisky produzieren und unter der gängigen englischen Bezeichnung „Rye Whisky“ verkaufen. Das Handelsabkommen wurde am 17. September 2003 unterzeichnet.

Die Neuauslegung des Abkommens hat nun in verschiedenen EU-Ländern zu extremen Einschränkungen geführt. In Finnland haben die Behörden nicht nur den Begriff „Rye Whisky“ verboten, sondern auch die gemeinsame Verwendung der Wörter „Rye“ und „Whisky“ auf demselben Etikett. Dänemark ging sogar noch weiter und verbannte die Bezeichnung „Rye“ vollständig von Whisky-Etiketten. Die Folge: Europäische Hersteller dürfen den Verbrauchern die Hauptzutat ihrer Spirituosen nicht mehr beschreiben.

Die Geschichte des Handelsabkommens und des Verbots des Begriffs „Rye Whisky“

Die Wurzeln dieses Problems reichen bis in die frühen 2000er Jahre zurück, als die EU und Kanada ein Handelsabkommen zum Schutz geografischer Angaben für Weine und Spirituosen aushandelten. Im Rahmen dieser Verhandlungen versuchte die EU, Begriffe wie Champagner, Cognac und Ouzo zu schützen. Im Gegenzug erhielt Kanada die Exklusivrechte an der Bezeichnung „Rye Whisky“.

Diese Einschränkung wurde erstmals in Abkommen Anfang der 2000er Jahre eingeführt, blieb aber von den europäischen Whiskyproduzenten damals weitgehend unbemerkt, da sie nicht aktiv durchgesetzt wurde. Viele Brennereien bezeichneten ihre Produkte über ein Jahrzehnt lang problemlos als das, was es ist: Rye Whisky. Seit diesem Jahr gehen die Behörden jedoch härter gegen die Verwendung des Begriffs vor, was in der Branche für Verwirrung und Unsicherheit sorgt.

Mikko Koskinen, Mitgründer der Kyrö Distillery, äußerte sich frustriert: „Wir haben die Kyrö Distillery 2014 mit der Idee gegründet, Single Malt Rye Whisky herzustellen. 2019 war der Begriff Single Malt noch Gerstenbränden vorbehalten, und nun stellen wir fest, dass wir unseren Whisky nicht mehr Rye Whisky nennen dürfen. Das ist, als würde man extra natives Olivenöl herstellen und es plötzlich weder ‚extra nativ‘ noch ‚Olivenöl‘ nennen dürfen.“

Ein harter Schlag für Konsumenten-Transparenz und fairen Wettbewerb

Die Durchsetzung dieser Regel ist irreführend für Verbraucher und unfair gegenüber europäischen Whiskyproduzenten.

Bastian Heuser, Mitgründer der deutschen STORK CLUB Rye Whiskey Destillerie, erklärt: „Das Absurde daran ist: entgegen dem entsprechenden Namen muss kanadischer ‚Rye Whisky‘ überhaupt keinen Roggen enthalten! Europäische Rye Whisky-Produzenten hingegen verwenden mindestens einen erheblichen Anteil an Roggen (min. 51%), oder sogar wie wir ausschließlich Roggen ohne jede Beimischung anderer Getreide. Aber wir sind diejenigen, die jetzt nicht mehr von Rye Whiskey sprechen sollen.“

Diese regulatorische Entscheidung sorgt für Verwirrung auf dem Markt und benachteiligt europäische Unternehmen. Darüber hinaus haben Brennereien in der gesamten EU ihre Geschäftstätigkeit in der Annahme aufgebaut, dass ihr Rye Whisky korrekt gekennzeichnet werden könne. Nach über einem Jahrzehnt sind viele nun gezwungen, ihr Marken-Image über Nacht zu ändern, was ihre Vermarktungsmöglichkeiten sowohl in Europa als auch international beeinträchtigt.

Alex Munch von der dänischen Destillerie Stauning Whisky äußerte sich ungläubig: „Als wir das zum ersten Mal hörten, dachten wir, es sei ein Scherz. Jetzt befinden wir uns in der Situation, dass wir in Europa nicht mehr ‚Rye‘ auf unser Etikett schreiben dürfen, aber die Zutaten angeben müssen. Und in den USA muss unser Etikett dagegen zwingend die Worte ‚Rye Whisky‘ tragen.“

Was muss passieren?

Die EU muss rasch handeln, um dieses Ungleichgewicht zu beheben. Das CETA Handelsabkommen sollte neu verhandelt werden, um sicherzustellen, dass europäische Brennereien ihren Whisky weiterhin korrekt beschreiben können. Der Begriff „Rye Whisky“ sollte für europäische Hersteller als legitime Kategorie anerkannt werden, genau wie für kanadische Brennereien. Zumindest sollten die EU-Behörden für Klarheit und Einheitlichkeit bei der Durchsetzung sorgen, um willkürliche Beschränkungen zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten zu verhindern.

Die kanadischen Whiskyexporte in die EU beliefen sich 2022 auf 13,65 Mio. €.

Aufruf zum Handeln

Europäische Whiskyproduzenten fordern politische Entscheidungsträger, Handelsvertreter und Branchenvertreter dringend auf, sich für eine faire Überarbeitung des Handelsabkommens einzusetzen. Die derzeitige Durchsetzung schadet europäischen Destillerien unverhältnismäßig, schränkt die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher ein und schafft ungleiche Wettbewerbsbedingungen auf dem globalen Whiskymarkt. Die EU setzt sich seit langem für fairen Wettbewerb und Transparenz bei der Kennzeichnung ein. Nun muss sie diese Grundsätze auch für ihre eigenen Whiskyproduzenten einhalten.

Fakten zu „Canadian Rye Whisky“

„Whisky“ und „Rye Whisky“ bedeuten in Kanada dasselbe. Historisch gesehen wurde jeder Whisky als „Rye Whisky“ bezeichnet, nachdem im 19. Jahrhundert die Maismaische mit Roggen ergänzt wurde – und Whisky in Kanada dann einfach „Rye“ genannt wurde. Daher muss ein in Kanada hergestellter Rye Whisky keinen Roggen enthalten.

Die genauen Regeln lauten:

  • Muss in Kanada gemaischt, destilliert und gereift sein.
  • Muss mindestens 3 Jahre in kleinen Holzfässern gereift sein.
  • Darf während der Herstellung/Produktion nicht unter 40 % vol. liegen.
  • Kann Zuckerkulör enthalten.
  • Darf bis zu 9,09 % Wein, Likörwein oder (mindestens 2 Jahre alten) Whisky aus einem anderen Land enthalten. Diese Regel gilt nur für Blended Whisky, nicht beispielsweise für Single Malt.
  • Muss wie kanadischer Whisky schmecken (definiert durch behördliches Urteil).

Fakten zur Definition von Rye Whisk(e)y in den USA – und zur allgemeinen Wahrnehmung von Rye Whisky weltweit (außerhalb Kanadas):

  • Die Maische muss mindestens 51 % Roggen enthalten.
  • Darf nicht über 80 % vol. destilliert werden.
  • Darf beim Abfüllen in Fässer nicht mehr als 62,5 % vol. enthalten.
  • Die Fässer müssen aus Eichenholz sein (USA: innen ausgebrannt und neu).
  • Abgefüllt muss der Alkoholgehalt von Rye Whiskey mindestens 40 % vol. betragen.
  • Darf mit HCFBM (unschädlichen Farbstoffen, Aromen und Mischmaterialien) angepasst werden, es sei denn, es handelt sich um Straight Rye Whisky.

Liste europäischer Rye Whiskey-Produzenten:

Finland

  • Kyrö Distillery Company
  • Helsinki Distilling Company

Dänemark

  • Stauning Whisky
  • Reinhart
  • Thy Whisky

Estland

  • Moe Distillery

Schweden

  • Spirit of Hven
  • Smögen Whisky
  • Agitator

Deutschland

  • Stork Club
  • SLYRS
  • uvm.

Niederlande

  • Zuidam/Millstone
  • Cley Dutch Malt

Frankreich

  • Domaine des Hautes Glaces
  • Maison Ferroni

Österreich

  • Destillerie Farthofer
  • Waldviertler
  • Brennerei Gölles

Schweiz

  • Sempione Distillery

Über STORK CLUB

Die besten Abenteuer passieren auf Roadtrips. Steffen Lohr, Sebastian Brack und Bastian Heuser erlebten ihres im brandenburgischen Schlepzig, Teil eines Biosphärenreservats, ca. 60 km südlich von Berlin. Bei der hiesigen Whiskey-Destillerie wollten sie lediglich ein gefülltes Fass kaufen. Als sie erfuhren, dass der Betreiber einen Nachfolger suchte, setzten sie ihre Abenteuerreise einfach fort – als neue Inhaber der jetzigen STORK CLUB Whiskey-Destillerie.

2017 feuerten sie nach umfangreichen Modernisierungen Deutschlands erste Roggen-Whiskey-Brennblase an. Wegen hoher Qualitätsansprüche wird sie ausschließlich mit brandenburgischem Roggen von umliegenden Feldern befüllt. Er wird in der hauseigenen Mühle gemahlen und in einer kleinen Hybrid-Brennblase schonend destilliert. Die Reifung des Whiskeys erfolgt in speziell getoasteten Fässern aus amerikanischer und deutscher Eiche.

2019 wurde STORK CLUB zum ersten Mal zu „World’s Best Rye Whiskey” gekürt, seitdem folgten weitere Auszeichnungen im In- und Ausland, unter anderem mehrfach zum besten Whiskey Deutschlands. Seit 2022 ist das Unternehmen auch biozertifiziert. Ein schöner Beleg dafür, wohin ein eigentlich harmloser Roadtrip führen kann.

Quelle: Spreewood Distillers GmbH
Bildquelle: ©New Africa – stock.adobe.com

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