„The Distilling Doctors“: Dr. Michael Neidhart und Dr. Tim Droste über The Calla 16 – Premium Dry Gin
„The Distilling Doctors“ passt bei Michael Neidhart und Tim Droste wie die Faust aufs Auge: Beide sind promovierte Betriebswirte und haben sich mit The Calla 16 den Traum des eigenen Gins erfüllt. Die Idee dazu kam ihnen im September 2020 auf der Rückfahrt von einem gemeinsamen Wochenende in den Niederlanden. Die Rahmenbedingungen klärten die beiden sehr schnell, auch weil Tim Droste als Geschäftsführer des Weinhandels Weinzeche in Essen bereits über die nötigen Kontakte verfügte. Bei der Entwicklung der Marke und des Produkts reisten sie gedanklich zurück in die 1750er-Jahre. Der 1751 in der Folge der Gin-Epidemie vom britischen Parlament erlassene Gin Act und die erstmalige Dokumentation der Blumengattung „Calla“ mit der Typusart „Calla palustris“ im Jahr 1753 spielten dabei eine wichtige Rolle.
Welche genau, das erzählen Dr. Michael Neidhart und Dr. Tim Droste im Interview. Wir haben mit ihnen zudem über die Herstellung, die Reifung und den außergewöhnlichen Geschmack ihres Calla infused Gins gesprochen.
„The Distilling Doctors“ heißt Ihr Unternehmen. Einen Doktortitel haben Sie beide tatsächlich. Worin?
Michael Neidhart: Wir sind beide promovierte Betriebswirte, weshalb sich der Firmenname „The Distilling Doctors“ quasi anbot. Unsere Zielsetzung war es dabei allerdings nicht, eine Premiumspirituose auf akademischem Niveau zu kreieren. Dennoch wollten wir mit unseren Doktortiteln ein wenig spielen, zumal Gin im 15. Jahrhundert vielfach noch als bewährtes Arzneimittel eingesetzt wurde.
Und auch heute wirkt sich Gin vorwiegend aufgrund der verwendeten Botanicals beispielsweise entzündungshemmend oder aber positiv auf unser Herz-Kreislauf-System aus. Auch eine verdauungsfördernde Wirkung und ein Anti-Aging-Effekt wird ihm zugesprochen. Unser Markenlogo greift daher auch den Apothekenschilder und medizinische Informationen zierenden Äskulapstab auf und wandelt ihn durch die stilistische Darstellung eines Copa-Glases ab. Selbstverständlich ist The Calla 16 Premium Dry Gin aber rezeptfrei erhältlich.
Tim Droste: Zusätzlich zu der Antwort von Michael und um die Frage auch ganz konkret zu beantworten, möchte ich noch erwähnen, dass wir beide einen Doktortitel aus dem Bereich der Wirtschaftswissenenschaften haben. Ich habe zum Dr. rer. pol. im Bereich der Wettbewerbsstrategien promoviert, Michael zum Dr. rer. oec. mit einem handelsbetriebswirtschaftlichen Themenbezug.
Wie hat Sie Ihr Weg dann in die Spirituosenbranche (und vorher in den Weinhandel) geführt?
Tim Droste: Ich habe 2015 die Geschäftsführung des Weinhandels Weinzeche mit Sitz in Essen in der denkmalgeschützten Bonifacius Zeche übernommen. Gegründet wurde die Weinzeche 1997 durch meinen Schiegervater. Die Geschäftsführung habe ich übernommen, da meine Vorgängerin altersbedingt in den Ruhestand gegangen ist. Durch meine Tätigkeit bei der Weinzeche kam ich auch schnell in Kontakt mit diversen Spirituosenherstellern, da wir deren Produkte auch in unserem Sortiment führen.
Bei der Auswahl dieser Spirituosen habe ich immer darauf Wert gelegt, dass im Wesentlichen nur solche Produkte den Weg in unser Sortiment finden, die unser Portfolio aufwerten, da diese Produkte besonders sind und nicht im regulären Lebensmitteleinzelhandel oder in Cash & Carry-Großhandelsmärkten zu finden sind.
Die Idee zur Herstellung unserer eigenen Gin-Marke kam im September 2020, als Michael und ich mit unseren Kindern ein Wochenende in den Niederlanden verbracht haben. Da wir an diesem Wochenende zahlreiche lokale und geschmacklich spannende Gin Tonics getrunken hatten, kam mir auf der Rückfahrt die „Schnapsidee“. Durch meinen bereits vorhandenen Zugang zu diversen Destillerien und dem Vertriebskanal Weinzeche waren viele Herausforderungen für solch ein Projekt schnell geklärt.
Michael Neidhart: Ergänzend hierzu war durchaus schon Expertise bei uns vorhanden, zumal ich selbst zu dem Zeitpunkt bereits seit Jahrzehnten bekennender Gin-Trinker sowie großer Fan war und mir das Thema „eigener Gin“ daher schon seit langem sprichwörtlich unter den Nägeln brannte. Die Initialzündung kam dann aber wie beschrieben von Tim auf der Rückreise aus den Niederlanden und damit der Wiege des Genever.
Für Ihr Produkt sind Sie zu den Ursprüngen der Gin-Entwicklung zurückgereist. Wohin?
Michael Neidhart: Auch wenn wir beide große Fans von „Zurück in die Zukunft“ sind, haben wir selbstverständlich keine Zeitreise unternommen. Aber wir haben die geschichtliche Entwicklung von Genever und Gin ausführlich studiert. Dabei haben uns insbesondere die Gin-Epidemie und der in der Folge 1751 vom britischen Parlament erlassene Gin Act fasziniert. Letzterer dämmte durch Steuererhöhungen und die Einführung von Schanklizenzen nicht nur den mengenmäßig völlig ausgeuferten Gin-Konsum in Großbritannien ein, sondern regulierte und erhöhte auch die Produktionsstandards und brachte Gin letztlich in die Kreise der Oberschicht.
Zur gleichen Zeit wurde die Blumengattung „Calla“ erstmalig mit der Typusart „Calla palustris“ dokumentiert. Wann war klar, dass Calla Teil des Gins und der Marke wird?
Tim Droste: Für mich war von Anfang an klar, dass wir einen Gin mit dem Namen Calla vermarkten werden, und das gleich aus mehreren Gründen: Der botanische Gattungsname „Calla“ ist vom griechischen Wort κάλος / kalós für „schön“ abgeleitet. Die eleganten, langstieligen Blumen sind ein echter Blickfang, die mit ihrer Anmutung für Aufmerksamkeit, Anerkennung und Leidenschaft sorgen. Wer einem Menschen seine Bewunderung zeigen möchte, der greift zu Callas, um zu sagen: „Du bist wunderschön!“ Diese Botschaft transportieren wir auch mit unserem Premium Dry Gin – getreu dem Motto: Celebrate beauty! Colour your life with Calla!
Zudem war und ist die zeitliche Nähe zum Gin Act 1751 interessant, da die „Calla“ 1753 mit der Typusart „Calla palustris“ nahezu zeitgleich erstmalig dokumentiert wurde. Durch die zeitliche Nähe verbinden wir mit The Calla 16 Premium Dry Gin sowohl hochwertige Premiumqualität als auch optische Schönheit, sei es durch das edle, sehr anmutige Flaschendesign oder alleine durch die zuvor skizierte Herleitung bzw. Bedeutung des Wortes „Calla“.
Last but not least klingt Calla phonetisch sehr schön und ist im weltweiten Gin-Markt noch nicht etabliert gewesen. Der kurze und prägnante Markenname ist sehr leicht zu merken, was auch Vorteile im Bereich des Suchmaschinenmarketings und der Auffindbarkeit mit sich bringt. So ist nach einem Erstkontakt in Bars, Clubs oder aber Restaurants auch ein Wiederauffinden deutlich leichter.
Wird die Blume denn auch für die Herstellung genutzt? Welche weiteren Botanicals finden Verwendung im Gin?
Michael Neidhart: Uns war es von Beginn an wichtig, dass wir die Calla-Blüte auch im Destillat wiederfinden, wobei sie als einziges Botanical per Perkolation bzw. Dampfextraktion verarbeitet wird. Daher sprechen wir auch von einem Calla infused Gin. Die weiteren 15 Botanicals werden mazeriert, also in den Neutralakohol eingelegt.
Alle Botanicals stammen aus streng biologischem Anbau, was übrigens auch auf die verwendeten Getreidesorten und damit auf den Neutralalkohol aus eigener Herstellung zutrifft. Wir publizieren dabei nicht alle Botanicals, sondern lassen durchaus Raum für Spekulationen. Aber Limetten- und Orangenschalen sind neben Wacholder, Kardamom, Koriander, Piment, Lavendel und Fenchel geschmacks- und auch geruchsprägend.
Sie lassen Raum für Spekulationen, aber überlassen nichts dem Zufall: Wie und wo wird der Gin hergestellt?
Tim Droste: Wir lassen unseren Gin in Lohnfertigung bei einem etablierten Lieferanten der Weinzeche herstellen. Welcher Lieferant das genau ist, wird allerdings nicht verraten. Die finale Rezeptur haben wir zusammen mit dem Destillateur über die Dauer von rund acht Monaten maßgeblich entworfen und mitbestimmt. Da Michael und ich beide allerdings noch in anderen Unternehmen und Branchen hauptberuflich tätig sind, war die eigene Herstellung samt Investitionskosten in eine Destille oder der Beantragung einer Alkohollizenz kein wirkliches Thema, zumal Auftragsfertigungen auch in der Branche vielfach üblich sind.
Gin muss eigentlich nicht reifen. Sie lassen Ihren Calla 16 trotzdem mindestens zwei Monate reifen. Warum?
Michael Neidhart: Bei The Calla 16 Premium Dry Gin handelt es sich nicht um einen London Dry, sondern einen New Western Style Gin. Letztlich werden drei Destillate nach unserem geheimen Verhältnis miteinander gemischt bzw. geblendet. Aber erst in der wertvollen Reifezeit von mindestens zwei Monaten können diese drei Destillate bzw. Geschmackstinkturen im Zusammenspiel ihr volles Aroma entfalten. Das Ergebnis: ein unvergleichlich frischer und temperamentvoller, würziger aber zugleich harmonischer New Western Dry Gin mit 44% vol. alc., der sich auch zum puren Genuss anbietet.
Wie spiegeln sich die Herstellung und die Zutaten im Geschmack wider?
Michael Neidhart: Wir werden nicht selten gefragt, warum unser Premium Dry Gin bio-zertifiziert ist. Unsere knappe Antwort: aus voller Überzeugung. So drückt sich letztlich die Frische und die Bio-Qualität aller Zutaten und Botanicals sowohl im Geruch als auch im Geschmack aus. Die Harmonie und Milde ist aber auch wie zuvor beschrieben das Resultat des zweimonatigen Reifeprozesses.
Wo vielfach Neutralalkohole auf Börsen gehandelt und eingekauft oder aber auch getrocknete Botanicals Verwendung finden, um preislich attraktive Gins anzubieten, sind wir bei The Calla 16 einen völlig anderen Weg gegangen. Und so steht Premium nicht nur auf unserer mattweißen, leicht kupfrig changierenden Flasche drauf, sondern ist auch in der Flasche zweifellos drin – was auch bereits zahlreiche Auszeichnungen national wie auch international dokumentieren.
Welche Auszeichnungen wären da zu nennen?
Tim Droste: Bisher haben wir folgende Prämierungen erhalten:
Gold:
- GRAND GOLD Europe Wine & Spirits Trophy 2021
- GOLD BEST VALUE China Wine & Spirits Award 2022
- OR GOLD Concours International de Lyon 2022
- GOLD Women’s International Trophy 2022
- GOLD DLG International Award 2022
Silber:
- World Gin Awards 2022
- ISW Meininger’s International Spirits Award 2022
- Bronze:
- Craft Spirits Berlin 2022
Derzeit treten wir aber ein wenig auf die Kostenbremse und fokussieren uns vielmehr auf den Vertrieb über ausgewählte Kanäle und Partner.
Gutes Stichwort. Über welche Distributionswege wird der Gin denn vertrieben?
Michael Neidhart: Wir arbeiten derzeit stationär noch sehr lokal mit ausgewählten Lebensmitteleinzelhändlern, Delikatessenläden oder auch Wein- und Spirituosenfachhändlern zusammen. Aber auch bei erlesenen Gastronomien in Mülheim an der Ruhr, Essen oder beispielsweise Duisburg steht The Calla 16 Premium Dry Gin bereits auf der Aperitif- und Spirituosenkarte. Online vermarkten wir über den eigenen Shop auf unserer Homepage wie auch beispielsweise über Amazon oder weitere einschlägig bekannte Plattformen.
Tim Droste: So wie wir uns bei der Entwicklung unserer Idee wie auch bei der Produktion, Reifung und aromaschonenden Abfüllung Zeit gelassen haben und lassen, haben wir auch beim Vertrieb keine Eile oder verfallen nicht in Hektik. Wir wollen vielmehr unseren einzigartigen Premium Gin für sich sprechen lassen und verzichten derzeit vollumfänglich auf Marketingbudgets oder aber teure Werbemaßnahmen.
Welche Pläne gibt es für das Jahr 2023?
Michael Neidhart: Ende 2022 haben wir unser zweites Batch fertiggestellt und die rund 900 Flaschen händisch beschriftet. Wir werden auch erstmalig eine 5 cl Mini-Variante von The Calla 16 Premium Dry Gin herausbringen.
Tim Droste: Die kleinen Fläschchen werden wir zuerst exklusiv über unseren eigenen Online-Shop anbieten, vermutlich gleich in Kombination mit einem Premium Tonic Water zu einem attraktiven Bundle-Preis. Und in 2023 haben wir uns auch vorgenommen, stärker Tastings vorzunehmen und auf den einschlägigen Spirituosenmessen Präsenz zu zeigen, aber auch beispielsweise auf regionalen Märkten. Wir wollen damit an Bekanntheit gewinnen und mit unseren The Calla 16 Kundinnen und Kunden ins Gespräch kommen und uns austauschen.
The Calla 16 | Website | Instagram | Facebook
+++ Wir bedanken uns bei Dr. Michael Neidhart und Dr. Tim Droste für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++