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Skandal um Nestlé-Mineralwasser: foodwatch fordert Rückruf aller betroffenen Produkte in Deutschland

Nach neuen Enthüllungen im Skandal um illegal desinfiziertes Nestlé-Mineralwasser hat die Verbraucherschutzorganisation foodwatch einen öffentlichen Rückruf aller betroffenen Produkte in Deutschland gefordert. Zudem appellierte die Organisation an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Transparenz bezüglich der Schutzmaßnahmen für Verbraucher vor solchem verunreinigtem Wasser zu schaffen.

Mineralwasser-Brunnen offenbar mit Fäkalien, Bakterien und Pestiziden belastet

Medienrecherchen in Frankreich hatten kürzlich enthüllt, dass mit dem illegal behandelten Wasser offenbar doch Gesundheitsrisiken verbunden sein könnten. Die französische Lebensmittelbehörde ANSES hatte den Berichten zufolge bereits im vergangenen Oktober die Regierung in Paris auf ein “unzureichendes Maß an Vertrauen” hingewiesen, um “die hygienische Qualität der Endprodukte zu gewährleisten”.

Unter anderem wurden Verunreinigungen mit Fäkalien, Escherichia Coli-Bakterien, PFAS und Pestiziden festgestellt, “in zum Teil hohen Konzentrationen”. Trotzdem führten Unternehmen wie Nestlé den Verkauf des als natürlich deklarierten Mineralwassers fort, nachdem es mittels UV- oder Kohlefilterung desinfiziert wurde. Eine Methode, die bei Mineralwasser gesetzlich untersagt ist.

Chris Methmann, Geschäftsführer von foodwatch Deutschland, kritisierte, dass der Skandal nicht nur Betrug darstelle, sondern auch gesundheitliche Risiken berge. Bislang erfolgte kein öffentlicher Rückruf, und Konsumenten seien seit Wochen über die betroffenen Produkte im Unklaren gelassen worden. Die deutschen Kontrollbehörden hätten bisher keine konkreten Informationen zu durchgeführten Maßnahmen geliefert.

Das BVL verwies nur auf die Zuständigkeit der Länder bei der Lebensmittelüberwachung, doch welche Kontrollen tatsächlich stattfanden, bleibe ungewiss. foodwatch fordert daher eine öffentliche Aufklärung über die ergriffenen Maßnahmen und die Ergebnisse der Kontrollen, um das Recht der Öffentlichkeit auf Information zu wahren.

Am 30. April muss sich Frankreich in EU-Ausschuss zu Wasser-Skandal erklären

In Frankreich hat foodwatch Klage gegen die Mineralwasser-Hersteller Nestlé Waters und Sources Alma eingereicht. Zudem wandte sich die Verbraucherorganisation in einem Brief an die EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stella Kyriakides. Die EU-Kommission hat nun mitgeteilt, dass sich Frankreich am 30. April im zuständigen EU-Ausschuss (SCoPAFF) zu dem Fall erklären muss. Die Kommission hat außerdem eine Untersuchung vor Ort zu den Maßnahmen der französischen Behörden angekündigt.

Aus Sicht von foodwatch sind in dem Fall weiterhin viele Fragen offen, welche die betroffenen Unternehmen, die Regierung in Frankreich und die Behörden in Deutschland schnellstmöglich beantworten müssen:

Warum gibt es z.B. im europäischen Behörden-Schnellwarnsystem RASFF noch immer keine Meldung zu den Fällen? Obwohl die französischen Behörden laut Medienberichten bereits 2021 von Nestlé über die verbotenen Praktiken informiert worden sind, hat die französische Regierung weder die Europäische Kommission noch die Mitgliedstaaten informiert.

Wenn Nestlé & Co. die illegale Behandlung des Wassers mittlerweile angeblich gestoppt haben, wie wird die Sauberkeit und Sicherheit der Mineralbrunnen jetzt gewährleistet? Was unternehmen Behörden in Deutschland, um sicherzustellen, dass Verbraucher:innen vor verunreinigtem oder illegal behandelten Mineralwasser geschützt sind?

Hintergrund

Konzerne wie Nestlé hatten verunreinigtes Wasser mit illegalen Methoden desinfiziert, etwa mit UV- oder Kohlefiltern. Betroffen sind bekannte Marken wie Perrier, Vittel und Cristaline. Französische Journalist:innen von Le Monde und France Info hatten den Fall Ende Januar ans Licht gebracht. Nestlé gab zu, die verbotenen Methoden bei Mineralwässern angewendet zu haben.

Nach der entsprechenden EU-Richtlinie muss natürliches Mineralwasser bestimmten Kriterien entsprechen: Es ist von ursprünglicher Reinheit und stammt aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen. Bei der Herstellung und Verarbeitung von natürlichem Mineralwasser sind nur wenige Behandlungsverfahren erlaubt, nicht jedoch die von Nestlé angewendeten Methoden. Wenn Mineralwasser verunreinigt ist, müssen die Abfüllung und Vermarktung eingestellt werden.

Quelle: foodwatch Deutschland
Titelbild: ©iStockphoto | DevMarya

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