Gin, Blutorangen- und Wacholdergeist

Satoshi Spirits: „Die offene Kommunikation ist der Kern für vertrauenswürdige Produkte“

Sebastian Stanger, Alessandro Gregorio und Thomas Neff lernten sich 2017 bei einem Gin Tasting kennen. Als sie dort einen Geist von der sizilianischen Blutorange Moro probierten, stand ihr Entschluss schnell fest: Zusammen wollten sie auf Basis dieser Frucht einen eigenen Gin kreieren. Das ist ihnen gelungen. Und mehr noch: Neben dem Gin gibt es einen Blutorangen- und einen Wacholdergeist. Bei allen drei Produkten legen sie höchsten Wert auf Top-Zutaten, die richtige Verarbeitung, eine saubere und sorgfältige Destillation sowie eine transparente Kommunikation. Diese transparente, offene und ehrliche Kommunikation zur Herstellung ist der Kern ihres Verständnisses für vertrauenswürdige Produkte.

Über die Herstellung haben wir im Interview mit Sebastian Stanger, Alessandro Gregorio und Thomas Neff gesprochen. Sie verraten zudem, was es mit dem Namen auf sich hat, wie sie die Satoshi-Story auf der Flasche abgebildet haben und warum die DLG-Auszeichnung für sie von großer Bedeutung ist.

Stellen Sie sich bitte zuerst kurz vor.

Sebastian Stanger: Gehen wir der Reihenfolge unserer Initialen im Namen SAToshi nach: S wie Sebastian Stanger, ich bin der Mann für die Zahlen und reibungslose Logistik. A wie Alessandro Gregorio, unser Mann für den Bezug bester Blutorangen aus Sizilien. T wie Thomas Neff, der Brenner von Satoshi Spirits, Designer der Flasche und Marke. Unser Herzstück sozusagen.

Wie und wann sind Sie zu dem Entschluss gekommen, in die Spirituosenbranche einzusteigen?

Thomas Neff: Im Oktober 2017 lernten wir uns auf einem Gin Tasting in Alessandros Feinkostgeschäft in Ludwigsburg bei Stuttgart kennen. Sebastian stellte dort seinen regional hergestellten Gin vor, ich leitete das Tasting. Nachdem die Gäste verabschiedet wurden, habe ich Christoph Kellers Geist von der sizilianischen Blutorange Moro ausgepackt und wir fassten den Beschluss auf Basis dieser unfassbar guten Frucht einen Gin zu entwickeln.

Christoph Kellers Qualität war eindeutig die Inspiration für unser Vorhaben. Nicht sein Mythos des supererfolgreichen Quereinsteigers, vielmehr die grandiose Aromatik, die er in seine Geiste packte, motivierte uns, den Gin-Markt um ein Produkt zu ergänzen, das es so noch nicht gab und bis heute auch kein zweites Mal gibt. Dieses Alleinstellungsmerkmal legte den Grundstein für die Entscheidung, alles auf Qualität zu setzen und die Schulbank zu drücken. Wissen ist überall, man muss es finden, studieren, kombinieren und anwenden. Die Lernphase und Entwicklung war eine sehr spannende und dynamische Zeit.

Wie lange hat es dann gedauert bis Sie starten konnten?

Thomas Neff: Anfang April 2018 machten wir aus dem Saft der ersten Tonne Blutorangen, die wir zur Rezeptentwicklung und den Start brauchten, ein Teaserprodukt für unsere Region. Wir haben den Saft HPP behandeln lassen, um ihn 4-6 Wochen haltbar zu machen und ihn gut verpackt und gekühlt an Friends & Fans verschickt. Die unvergessene Qualität des Saftes war der Teaser für die Qualität unserer Blutorangen, deren Zesten in unseren zwei Launchprodukten, dem Gin und Blutorangengeist, enthalten waren.

Das erste kleine Batch haben wir ab dem 10. Dezember an eben diese Friends & Fans und im Feinkostgeschäft von Alessandro verkauft. Im März 2019 ging es eigentlich erst richtig los. Ein Jahr später kam Corona. Nun sind sind wir leider nicht mehr neu, aber nach wie vor hochqualitativ.

Bei „Satoshi“ denken viele zuerst an Asien. Das stimmt aber nicht ganz. Woher kommt der Name?

Thomas Neff: „May I try your Sake?“ Etliche Erstkontakte auf Messen sind so ähnlich abgelaufen. Unser Firmensitz ist in Ludwigsburg bei Stuttgart und Satoshi Häberle war mein Opa. Nein, natürlich nicht, der Name stammt vom Pseudonym des unbekannten Bitcoin Erfinders Satoshi Nakamoto.

Und was haben Bitcoins mit Ihnen und dem Namen zu tun?

Sebastian Stanger: Wir hatten alle Bruchteile eines Bitcoins und die zusammengelegten 1,3 Bitcoin Ende 2017 in Euro gewechselt und 2018 als Anfangskapital in die Firma investiert. Unsere Initialen S.A.T., die im Namen SAToshi stecken, entdeckten wir relativ spät. Der offensichtliche Wink mit dem Zaunpfahl wurde einstimmig angenommen.

Satoshi Nakamoto, der mutmaßliche Erfinder des Bitcoins, ist geheimnisumwittert. Das sind Ihre Produkte aber nicht – Sie sprechen offen und ehrlich über die Herstellung usw. Wie wichtig ist eine offene Kommunikation?

Thomas Neff: Da wir uns trauen Christoph Keller (Edelobstbrennerei Stählemühle) überhaupt als Vorbild zu nennen, müssen und wollen wir transparent kommunizieren. Auf anderem Wege als mit Top-Zutaten, richtiger Verarbeitung sowie sauberer und sorgfältiger Destillation ist seine Qualität nicht mal im Ansatz zu erreichen.

Die offene Kommunikation zu unserer Herstellung ist Kern unseres Verständnisses für vertrauenswürdige Produkte. Wir merken im direkten Kontakt mit fast allen Kunden, dass sich ein Bewusstsein für sauber hergestellte Produkte nicht nur bei der alltäglichen Ernährung, sondern auch beim verantwortungsvollen Genuss von Spirituosen einstellt.

Welche Produkte haben Sie im Portfolio?

Alessandro Gregorio: Wir haben einen London Dry Gin mit sizilianischer Blutorange und 44 Vol%, einen Geist von der sizilianischen Blutorange Moro mit 42 Vol% und einen Geist vom toskanischen Wacholder mit 48 Vol%. Jedes Jahr versuchen wir auch, eine kleine Sonderedition zu destillieren. Im letzten Jahr hatten wir z.B. einen Geist von der extrem süßen Lambada Erdbeere.

Woher beziehen Sie die Zutaten?

Alessandro Gregorio: Wir beziehen die saisonalen Moro Blutorangen einmal pro Jahr direkt aus der Gegend um Catania/Syrakus auf Sizilien. Unser Orangenbauer Giuseppe hat eine ökologisch und natürlich gepflegte Moro-Plantage, deren Früchte zu 100% an uns geliefert werden. So sichern wir uns eine konstante Top-Qualität. Bio-Ware vom Großmarkt kann Orangen von zehn unterschiedlich geführten Plantagen beinhalten.

Veillchenwurz & Angelikawurz stammen von einem Lieferanten für die Pharmabranche. Die Reinheit der Ware ist unerreicht. Der Wacholder kommt ursprünglich aus der Toskana. Wir beziehen ihn von einem der bekanntesten Lieferanten der Gin-Branche. Die weiteren Gewürze kaufen wir bei einem Feinkost-/Gewürz-Händler, der offiziell keine größeren Gebinde liefert.

Wo und wie werden die Produkte hergestellt?

Thomas Neff: Nach langer Suche und etlichen Brenntagen auf verschiedenen Anlagen, von 0,5 Liter bis 150 Liter, haben wir uns schlussendlich in Sickenhausen bei Reutlingen in einer Brennerei eingemietet. Grund war die Top-Steuerung der Anlage von der Firma Schäfer. Dort destilliere ich nun seit November 2018 alle Produkte für Satoshi Spirits. Wir destillieren auf einer kupfernen 150-Liter-Anlage von Kothe mit nebenstehender Kolonne. Wir handhaben die Anlage aber wie eine 100-Liter-Anlage. Kleine, kurze Abtriebe führen einfach zu höherer Qualität. Der Ertrag reduziert sich dabei merklich pro Tag, aber die Qualität steigt.

Unseren Gin destilliere ich im klassischen London-Dry-Gin-Verfahren, somit also nach dem strengsten EU-Reinheitsgebot für Gin. Da wir die Geiste mit Auslobung der Herkunft und Sorte deklarieren, folgen wir auch hier den härtesten Regeln für saubere Geist-Destillate. Auch bei Gin und Geisten ist ein pedantisches Herzstück ausschlaggebend für die Reinheit des Geschmacks. Der großzügige Nachlauf wird gesammelt und unter Zollaufsicht vernichtet.

Wie können Sie das ganze Jahr über Gin aus saisonalen Blutorange herstellen?

Alessandro Gregorio: Wir haben unsere Produktion rund um die saisonale Moro Blutorange aufgebaut, die wir ausschließlich einmal pro Jahr frisch aus Sizilien beziehen und verarbeiten können. Tonnenweise Blutorangen werden im Team geschält, schockgefrostet, vakuumiert und tiefgefroren. Auf dem Weg zur finalen perfekten Verarbeitung haben wir viel Lehrgeld zahlen müssen. Man kann hier nur sagen: „Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht.“

Wir sind schon ein wenig stolz, dass wir unseren Kunden durch diese Produktionsweise ein sehr reines und natürliches Erlebnis von Frucht im Destillat schenken können.

Kleiner Exkurs zum Thema Geiste: Was sind Geiste und wieso sind sie verwandt mit Gin?

Thomas Neff: Um einen Geist herzustellen, legt man den Rohstoff in einem Alkohol-Wasser-Gemisch ein, die sogenannte Mazeration. Das Aroma wird dabei aus dem Rohstoff extrahiert und in der anschließenden Destillation die feinsten Noten in den Alkohol eingebunden. Das ureigene Aroma des Rohstoffs, sein Geist, geht in den Alkohol über. Diese Art der Produktion nennt man das Geistverfahren. Destillierte Gins werden auch in diesem Verfahren hergestellt, jedoch werden eben mehrere Zutaten entweder zusammen destilliert (London Gin) oder einzeln destillierte Geiste geblendet (Dry Gin).

Würde man unseren Blutorangengeist und Wacholdergeist blenden, hätte man bereits einen Dry Gin. Doch nur bei einem London Dry Gin werden alle natürlichen Zutaten zusammen mazeriert und destilliert. Danach wird dem sehr hochprozentigen Destillat nichts als weiches Wasser beigemengt, um es auf Trinkstärke einzustellen. Keine Aromen, kein Zucker, keine Tricks.

Alle Ihre Destillate wurden 2021 und 2022 von der DLG ausgezeichnet. Womit?

Sebastian Stanger: Der London Dry Gin und Wacholdergeist wurden mit Gold mit maximaler Punktzahl geehrt. Der Gin wurde mit einer Sonderauslobung als beste Spirituose der Kategorie London Dry Gin ausgezeichnet. Der Blutorangengeist hat mit 98,75 von 100 Punkten nun auch Gold bekommen.

Dabei hatten Sie an Medaillen und Auszeichnungen anfangs gar kein Interesse. Warum? Und warum hat sich das geändert?

Sebastian Stanger: Wir glauben, dass die unzähligen Wettbewerbe und Kategorien viele Konsumenten verwirren. Unsere Produkte haben die strengsten EU-Spirituosenverordnungen zu erfüllen, daher entschieden wir uns für eine Einsendung der Produkte zur DLG. Laborprüfungen untermauern deren Sensorikprüfung, die das Aussehen, Farbe, Klarheit, Geruch, Geschmack, Typizität und Harmonie beinhaltet.

Wir finden speziell diese Auszeichung wichtig, da dieses Gold die Produktsicherheit zu 100% gewährleistet. Natürlich gibt es weitere top rein sensorische Wettbewerbe mit guten Sommeliers – wir wollen nicht verallgemeinern –, aber es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.

Zum Design: Auf den Flaschen gibt es jede Menge bzw. die ganze Story der Marke zu entdecken …

Thomas Neff: Unser Flaschendesign erzählt die Geschichte von Satoshi Spirits. Die Destillationsrakete im Zentrum steht für moderne Destillation, links davon die Säcke mit Botanicals, rechts davon klassische Glasballons. Der Ätna mit seiner Seilbahn im Hintergrund und die Orangenplantage davor erzählen von unserer Hauptzutat. Die geschwungene Hügellandschaft steht für die Toskana, die kleinen Punkte für den Wacholder, der geerntet werden möchte.

Die Windräder sind von unserer Plantage auf Sizilien zu sehen, die Kuh und der Traktor stehen für unsere Rohstoffe landwirtschaftlichen Ursprungs. Die Liebe zum Detail, die wir in die Entwicklung unserer Destillate gesteckt haben, in die Beschaffung der richtigen Rohstoffe, in das pedantische Herausfinden, wie welcher Rohstoff am besten zu mazerieren und destillieren ist, spiegelt sich im Design wider.

Sie gehen aktuelle auch einen neuen Weg in der Verkaufsunterstützung im Handel. Wie machen Sie das?

Thomas Neff: Alle drei Produkte werden mit einem im klassischen Letterpress-Verfahren gedruckten Flaschenanhänger versehen. Auf der Vorderseite ist die DLG Gold-Medaille und auf der Rückseite ein QR-Code, der zu einem Animationsfilm führt. Der Film erweckt unser Flaschendesign und damit die Satoshi Story zum Leben.

In diesem 45-Sekünder leitet eine charmante Frauenstimme den Betrachter durch die kurze und informative Entdeckungsreise. Für Händler und auch Endkunden eine bequemer Weg sich einen raschen Überblick zu verschaffen. Die Animation wurde von einem speziell für dieses Projekt engagierten Motion Designer aus Barcelona umgesetzt.

Wo kann man Ihre Produkte kaufen?

Sebastian Stanger: Wir haben uns sehr früh dazu entschieden, dass wir über gute Bars, Top-Gastronomie, den gut sortierten Fachhandel sowie Messen unsere Produkte nach und nach den Interessenten näher bringen möchten. Da wir die Gastronomie langfristig als besten Partner sehen, müssen wir natürlich auch über den Großhandel erhältlich sein. Hier arbeiten wir nun „nach“ Corona (fingers crossed) wieder verstärkt an unserer Bekanntheit. Den eigenen Online-Shop stellen wir im Marketing nicht in den Fokus, man hat heutzutage einfach einen Online-Shop, viele Kunden erwarten das. Wir vermeiden aber den Wettbewerb mit unseren Händlern, weswegen wir auch nicht selbst auf Amazon verkaufen.

Thomas Neff: Auf das True Spirits Netzwerk sind wir aufmerksam geworden, da uns der Ansatz und das Qualitätsversprechen der Plattform sehr gefallen hat und uns das Siegel wichtig war. Das Konzept hat uns motiviert und wir wurden herzlich von Gründer Michael Mattersberger aufgenommen. Natürlich sind die Möglichkeiten der Vernetzung mit Importeuren auch sehr durchdacht.

Welche Kommunikationsmaßnahmen nutzen Sie für die Vermarktung?

Sebastian Stanger: Wir sind ein sehr kleiner Betrieb und haben nicht die finanziellen Mittel, um in den Massenmedien mit viel Budget zu werben. Zudem steckt sehr viel Budget in unserer Produktion, also im Produkt. Satoshi Spirits ist kein Nebenerwerb für uns drei, Thomas lebt bereits komplett vom Absatz unserer Produkte. Wir können somit nicht jeden Euro wieder ins Marketing investieren, da wir die eigene qualitative Produktion weiter ausbauen möchten. Qualitätsorientierte und aktive Partner im Handel, Großhandel und Gastronomen stellen wir in den Fokus. Die beste Werbung ist der zufriedene Kunde, der einen gerne weiterempfiehlt.

Welche Pläne haben Sie noch für dieses Jahr?

Alessandro Gregorio: Zu allererst freuen wir uns auf die ganz frische Zusammenarbeit mit der Weisshaus GmbH, die unsere Produkte in Kürze exklusiv in Österreich vertreiben wird. Der Liquid Market in Wien, den wir zusammen mit den anderen True Spirits Membern zelebrieren werden, wird daher besonders spannend. Wir sind wirklich sehr froh, dass wir jetzt wieder auf vielen Veranstaltungen und Messen den Kontakt zu unseren Kunden intensivieren können.

Ende Juli ist wieder die Gin A’Fair an Fridas Pier in Stuttgart. Im letzten Jahr war die Messe ein Highlight nach all den hässlichen Corona-Beschränkungen. Ab Oktober ist dann fast jedes Wochenende eine Messe bis Weihnachten. Natürlich hoffen wir, dass die Gastronomie von Corona-Restriktionen verschont bleibt, damit wir auch hier planbarer aktiver werden können. Neue Produkte werden wir in 2022 voraussichtlich nicht auf den Markt bringen.

Zum Schluss noch die Frage: Wie genießen Sie Ihre Produkte am liebsten?

Thomas Neff: Den Satoshi Gin am liebsten im Gin & Tonic mit Thomas Henry Tonic und einer Orangenzeste. Ein einfacher Blutorangen Gin Fizz mit einem Schuss Campari ist auch sehr erfrischend. Den Blutorangengeist empfehlen wir pur oder in einem French 75, den wir Sicilian 75 nennen und mit Limettencordial und feinem Schaumwein, z.B. Crémant vom VDP Weingut Heid aus Fellbach oder Contratto Millessimato, aufgießen. Der Wacholdergeist funktioniert in allen Drinks, die eine extra Portion Wacholder vertragen. Last Word, Negroni, Dirty Martini etc. Schmeckt aber auch unverblümt ursprünglich mit Tonic und einer Limettenzeste.

Satoshi Spirits | satoshi-spirits.com | instagram.com/satoshispirits | facebook.com/SatoshiGin

+++ Wir bedanken uns bei Sebastian Stanger, Alessandro Gregorio und Thomas Neff für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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