Rekordbeteiligung beim Internationalen PIWI Weinpreis 2018
Ob starke Temperaturschwankungen, lange Trockenperioden oder übermäßiger Niederschlag: in Zeiten turbulenter Klimabedingungen bewähren sich pilzwiderstandsfähige Rebsorten oder PIWIs, wie die neuen Züchtungen auch genannt werden, im internationalen Weinbau zunehmend.
Dass aus den robusten Reben und ihrer stetig wachsenden Sortenvielfalt qualitativ hochwertige Weine entstehen, hat die Jury des 8. Internationalen PIWI Weinpreises in einer zweitägigen Verkostung am 20. und 21. Oktober festgestellt. Das PAR®-Team mit Verkostungsleiter Martin Darting hat insgesamt 367 PIWI-Weine aus 17 Ländern verkostet. Von ihnen wurden 29 mit Großes Gold, 185 mit Gold und 131 mit Silber ausgezeichnet.
Die diesjährigen Spitzenwertungen
Die beiden besten Weine der Verkostung mit 99 Punkten sind Dessertweine. So erzielte, passend zum 50-jährigen Jubiläum der Rebsorte, der 2017er Johanniter Eiswein Wino Lodowe der Winnica Turnau in Westpolen Großes Gold. Dass aus PIWIs auch in kühleren Breiten Spitzenweine entstehen beweist Wijndomein de Koen aus Holland mit ihrem 2017er Nagenieten, einem edelsüßen Landwein aus Muscaris und Solaris. Letztere ist auch die Rebsorte, die die Kategorie Süßwein im Bereich Großes Gold klar dominiert. So wurde zum Beispiel die 2017er Solaris Beerenauslese vom Bioweingut Gyukli in der ungarischen Region Balatonfüred-Csopak mit 98 Punkten gewertet, ebenso wie die 2017er Solaris Auslese Arzheimer Kalmit von den Gebrüdern Anselmann in der Pfalz.
In der Kategorie Weißwein schnitt der 2017er Muscaris Spätlese lieblich vom rheinhessischen Weingut Wohlgemuth-Schnürr mit 98 Punkten am besten ab, gefolgt vom 2016er „Ambre“ einem Solaris Naturwein von Winica Turnau, und dem 2017er „Arzheimer Seligmacher“, einem Cabernet blanc vom Weingut Anselmann, mit je 97 Punkten. In der Kategorie Rotwein teilen sich drei Kandidaten mit 97 Punkten die Spitze: die PIWI-Cuvée 2017er Braunsberg vom Weingut Irmgard Windegger in Südtirol, der 2015er Blankenhornsberger Cabernet Carbon vom badischen Staatsweingut Freiburg und der 2015er Regent Muttenz AOC Basel-Landschaft von Stocker Weine in der Schweiz.
Als bester Roséwein wurde der 2016er Naturwein Souvignier Gris Rubingold vom Ökologischen Weingut Rabenhof in Baden mit 96 Punkten gewertet. Bester Schaumwein mit 97 Punkten ist der 2016er Cabernet Blanc vom Weingut Martin Schropp in Württemberg.
Die Rebsorte Johanniter hat zu ihrem 50. Geburtstag mit Großem-Gold und 18 Mal Gold ihre hervorragende Qualität bewiesen.
Die offizielle Urkundenübergabe des Internationalen PIWI Weinpreis 2018 erfolgt mit Schirmherr MdL Peter Hauck, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und der deutschen Weinkönigin Carolin Klöckner am 4. November 2018 auf der Intervitis in Stuttgart. Das vollständige Ranking mit allen PAR-Bewertungsbögen und Weinbeschreibungen ist ab sofort unter www.piwi-international.de einsehbar.
Rot und Weiß zeigen große Unterschiede
Verkostungsleiter Martin Darting über die Erkenntnisse der Verkostung 2018: „Auch die PIWI-Rebsorten unterliegen den Einflüssen des Klimawandels. Die überragende Nachricht ist jedoch, dass die Pflanzen selbst dem härtesten Infektionsdruck trotzen – sei es noch so feucht, nass, kalt oder heiß. Sollten sie angegriffen werden, hat es minimale Auswirkungen auf die Traubenqualität, da sie die negativen Auswirkungen in der Regel ausgleichen.“
Auffällig war für die Verkoster zudem das überragende Qualitätsniveau der weißen Sorten. Sie bekamen qualitativ hochwertige Weißweine mit tollen mineralischen Aspekten, ob reduktiver oder oxidativer Stilistik, vorgestellt.
Die Säure, die bei weißen Sorten für Frische, Rasse und Dichte sorgte, war bei den Roten manches Mal eher problematisch. Zu hohen Säurewerten gesellten sich dabei nicht selten unreife Gerbstoffe, die die Juroren auf nicht ausreichende Reifetemperaturen zurückführen. Die Probleme, so der Konsens, seien aber dem Jahrgang geschuldet und fänden sich auch bei den herkömmlichen Rebsorten. Gerade in kühlen Klimabedingungen tauchten diese beiden Charaktereigenschaften häufig auf.
Oxidative Stile hatten insgesamt klar die Nase vorn. Pinotin und Regent waren besser aufgestellt, als Cabernet Kreuzungen. Martin Darting ergänzt: „Nicht die Oechslegrade sind in Sachen Qualität aussagekräftig, sondern die phenolische und aromatische Reife – auf die sollte ein Hauptaugenmerk gelegt werden.“
Der Beweis wurde jedoch geliefert, dass spezielle Mikroklimata und lange Reifeperioden mit Ertragsreduzierungen auch hier zu hervorragenden Ergebnissen führen können.
„Für alle, die noch Kritiker der PIWI Sorten sind: keine der Proben zeigten Hybrid oder Foxnoten. Wer das behauptet kann sich durch die beeindruckende Qualitätssteigerung überzeugen lassen.“
Der Internationale PIWI Weinpreis:
Initiiert von PIWI International e.V. und organisiert von der WINE System AG, setzt der renommierte Qualitätswettbewerb auf die weltweit anerkannte Verkostungsmethode PAR. Dank der analytischen und differenzierten Vorgehensweise der speziell ausgebildeten PAR-Verkoster fließen sämtliche Aspekte der Weinbereitung und der klimatischen Verhältnisse in die Bewertung der Weine mit ein; die Ergebnisse sind objektiv und für den Erzeuger detailliert nachvollziehbar. Als PIWIs bezeichnen sich pilzwiderstandsfähige Rebsorten, gezüchtet, um den Pilzkrankheiten Peronospora und Oidium mit einem Minimum an Fungizid-Einsatz begegnen zu können. Sie kommen weitgehend ohne Pflanzenschutz aus, was aus ökologischer und ökonomischer Sicht einen großen Gewinn darstellt. Besonders im Weinjahr 2017, welches sich mit hohem Pilzbefall bei den konventionellen Sorten gezeigt hat, konnten PIWI-Winzer im Weinberg deutlich entspannter und ökologischer agieren.
Quelle/Bildquelle: WINE System AG | winesystem.de