Private Drinking Affairs: Jonas Hald über Bottled Cocktails und maßgeschneiderte Bartending-Services
Jonas Hald lebt seit 2007 seine Leidenschaft für die klassische Barkultur. Mit seinem neuen Unternehmen Private Drinking Affairs verfolgt er das Ziel, die Gastronomie nachhaltig zu transformieren und zukunftsfähig zu gestalten. Im Fokus stehen exklusive Getränkeerlebnisse für jeden – unabhängig von Ort und Anlass. Neben erstklassigen Bottled Cocktails und limitierten Kreationen bietet er ein breites Spektrum an Beratungs- und Serviceleistungen: von Signature-Drink-Entwicklungen über Prozessoptimierungen und Mitarbeiterschulungen bis hin zu innovativen Arbeitskonzepten.
Wir haben mit Jonas Hald über seinen Weg, seine Visionen und die Idee hinter Private Drinking Affairs gesprochen.
Jonas, seit 2007 lebst Du Deine Leidenschaft für die Barkultur. Erzähl uns von Deinem Werdegang und Deinen Stationen!
Jonas Hald: Tatsächlich habe ich so richtig mit dem Mixen begonnen, als ich auf das „Cocktails & Dreams“ Forum gestoßen bin. Ich habe mich dann während meines Weinbetriebswirtschaftsstudiums mehr mit Cocktails und Spirituosen beschäftigt, als mit der Weinthematik. Während meines Praxissemesters habe ich dann in Berlin bei der Barworkz Agentur, Cocktailian und dem BCB reinschnuppern können, verbrachte die Abende aber meist vor oder hinter Theken der Hauptstadt. Einige kennen vielleicht noch die Marques Bar, da hat man mich einige Tage der Woche hinterm Tresen finden können.
Zurück in Stuttgart habe ich dann zuerst ein Jahr im Hip-Hop Club „Tonstudio“ gearbeitet und mein Studium abgeschlossen (Bachelor Arbeit: “Begeisterte Gäste in der gehobenen Getränkegastronomie”). Danach folgten Schwarz Weiß Bar und Le Petit Coq, bis es mich dann mit der TinTin Bar in die Selbstständigkeit verschlagen hat. Seit Mitte dieses Jahres bin ich nicht mehr in der TinTin Bar zu finden, sondern mit Private Drinking Affairs dort, wo ich gebraucht werde. 😉
Während der Corona-Zeit hast Du Dein Wissen in Getränketechnologie und Bottled Cocktails vertieft. Was macht Bottled Cocktails so spannend?
Jonas Hald: Ganz grundsätzlich ist der Gedanke an sich ja schön, dass man durch Bottled Cocktails eigentlich überall gute Cocktails genießen kann und nicht zwangsweise auf eine gute Bar in seiner Nähe angewiesen ist. Andererseits hat mich schon immer der kreative Aspekt bei der Cocktail-Entwicklung und das Optimieren von Prozessen und Abläufen fasziniert. Bei Bottled Cocktails kann ich das jetzt alles bis ins kleinste Detail ausarbeiten und teilweise auch Drinks anbieten, die in kaum einer Bar überhaupt gewinnbringend umsetzbar wären.
In diesem Jahr hast Du die TinTin Bar verlassen und Private Drinking Affairs gegründet. Wann ist dieser Entschluss gereift und wie viel Überwindung hat es Dich gekostet, den Schritt zu gehen?
Jonas Hald: Wenn man ein Projekt von Anfang an mit formt und all seine Energie über Jahre hineinsteckt, fällt so eine Entscheidung natürlich nicht über Nacht. Gut eineinhalb bis zwei Jahre hat es von den ersten Überlegungen bis zum finalen Austritt gedauert. Ein halbes Jahr davon habe ich vor allem erstmal sehr intensiv mit mir selbst diskutiert, bevor ich andere von meinen Gedanken informiert habe. Der finale Schritt, den Austritt in die Wege zu leiten, ist dann natürlich immer noch einmal richtig schwer. Abschlüsse fallen den meisten Leuten eher nicht so leicht, würde ich meinen. Dem Drang, meine Ideen zu verfolgen, konnte ich jedoch noch nie lange widerstehen, deswegen war die Entscheidung für mich unumgänglich.
Erzähl uns von Private Drinking Affairs. Was ist die Idee dahinter?
Jonas Hald: Auf unserer Website steht, dass wir die Gastronomie revolutionieren wollen. Das klingt schon sehr reißerisch, passt in seinen Grundzügen jedoch ziemlich gut. Die gastronomische Arbeitswelt hat sich die letzten 15 Jahre massiv verändert, die Welt rennt von einer Krise in die nächste und lässt niemanden zur Ruhe kommen, und auch die Anforderungen der Kunden und Gäste haben sich stark gewandelt. Ich möchte da nicht mehr einem alten Wunsch- oder Traumbild von „Bar“ hinterherrennen.
Es gibt in der heutigen Zeit doch so viele neue Möglichkeiten, Leute mit seinem Schaffen zu erreichen und individualisierter auf gastronomische Wünsche einzugehen. Das soll jetzt kein Abgesang auf die klassische, stationäre Bar sein. Für mich ist das Thema eines festen Platzes hinter einer Bar nur auserzählt und ich möchte lieber die Bar auf vielfältige Weise zu den Leuten bringen.
Welche Services bietest Du an und an wen richtest Du Dich damit?
Jonas Hald: Jeder soll die Möglichkeit haben, zu jeder Zeit, unabhängig vom Ort, die besten Getränke mit oder ohne Alkohol zu genießen. Wir bieten daher nicht nur erstklassige Bottled Cocktails und spezialisierte Bar Caterings an, sondern auch umfassende Beratungsdienstleistungen. Von Signature-Entwicklung und Prozessoptimierung über Mitarbeiterschulungen bis hin zu modernen Arbeitskonzepten. Wir wollen frischen Wind in die Gastronomie bringen und auch dabei helfen, dass andere heutzutage erfolgreich Gastronomie betreiben können.
Wir versuchen dabei, stets am Puls der Zeit zu bleiben und wollen neue Maßstäbe in der Welt der hochwertigen Getränke setzen. Aber auch die Produktentwicklung für B2B-Kunden und das Herstellen von nicht alltäglichen Zutaten entwickelt sich zu einem interessanten Teil unserer Arbeit. Egal, ob natürlich-fruchtiger Brombeerlikör, feurige Ginger Beer-Basis oder die besten Cocktailkirschen der Welt. Wir sind für jede Schandtat zu haben. Unsere Arbeit besteht momentan ziemlich genau zur Hälfte aus B2C- und zur anderen Hälfte aus B2B-Kunden mit einer leichten Tendenz zum B2C-Geschäft.
Hat sich der Schritt in die Selbstständigkeit bisher schon gelohnt? Wie ist der Start gelaufen?
Jonas Hald: Da ich schon seit 2017 selbstständig bin, war es für mich prinzipiell nichts Neues. Auch den Aufbau eines neuen Projekts habe ich jetzt schon ein paar Mal hinter mir, daher hat mich jetzt nichts allzu sehr überrascht. Die Anfangszeit ist einfach immer sehr zeitintensiv und anstrengend, aber wie ich finde auch sehr reizvoll. Schön ist auch, dass ich nicht von null anfangen musste, sondern ein über die Jahre gewachsenes Netzwerk bearbeiten kann.
Das Interesse war daher von Anfang an immens und alle Geschäftsbereiche wachsen kontinuierlich. Vor allem über den stetigen Zuwachs beim Thema „White Label“-Produktion und Signature-Entwicklung im B2B Bereich freuen wir uns sehr. Da hatten wir im Vornherein schon viel Potential gesehen. Ich würde also sagen, dass sich die Entscheidung für Private Drinking Affairs bisher gelohnt hat.
Das Thema Bottled Cocktails spielt eine zentrale Rolle. Gibt es feste Produkte oder entwickelst Du sie je nach Nachfrage?
Jonas Hald: Wir haben immer ein festes Sortiment an Bottled Cocktails in unserem Online-Shop. Das sind jetzt aktuell elf Cocktails. Vermutlich wird sich das auch langfristig um die zehn Drinks einpendeln, falls wir nicht merken, dass sich die Kunden noch mehr Auswahl wünschen. Aktuell decken wir auf jeden Fall geschmacklich wirklich alles ab und versuchen, alle paar Monate etwas frischen Wind ins Sortiment hereinzubekommen. Wenn es sich anbietet oder eine Zusammenarbeit mit einer Marke ansteht, gibt es auch monatlich begrenzte Bottled Cocktail Editionen.
Wir produzieren auch maßgeschneiderte Drinks für B2C und B2B und sind offen für Kleinstchargen und auch große Produktionsmengen – sowohl in Flaschen als auch in größeren Gebinden. Prinzipiell ist fast alles als Bottled Cocktail möglich, wenn man sich die nötige Zeit nimmt und bereit ist, zu experimentieren.
Immer beliebter ist auch unser Newsletter. Wer diesen abonniert, wird regelmäßig über unser eigenes R&D, die verrücktesten/nicht skalierbaren Ideen und super limitierten Produkte und Bottled Cocktails informiert. Im Zwei- bis Drei-Wochen- Rhythmus kommt man so in den Geschmack von nicht öffentlichen „Drops“.
Nimm uns mit: Wie läuft eine solche Entwicklung ab?
Jonas Hald: Für unsere eigenen Drinks kommt es darauf an, ob wir einen Klassiker bzw. einen Klassiker Twist in die Flasche bringen oder einen von Grund auf neu konzeptionierten Drink anstreben. Am Beispiel unseres Blueberry Negroni kann ein Klassiker Twist gut erklärt werden: Wir wollten einen Negroni Twist schaffen, der klar als solcher zu erkennen ist, aber trotzdem zugänglicher und fruchtiger daherkommt. Es war auch klar, dass wir Heidelbeeren als Fruchtkomponente einbauen wollen, da wir zur Entstehungszeit voll auf dem Heidelbeertrip waren. Dann ging es daran, die perfekte Einsatzmethode im Drink für die Heidelbeere zu finden, wo wir bei einer Campari Heidelbeerinfusion gelandet sind.
Als Nächstes wird der optimale Gin und Wermut gesucht, um unserer Geschmacksvision so nahe wie möglich zu kommen. Der schwierigste Part ist dann die finale Abstimmung des Verhältnisses für den Bottled Cocktail. Der Kunde muss lediglich die Flasche kurz schütteln, den Drink auf Eis gießen, kurz rühren und kann dann genießen. Wir testen den Drink auf jeglicher Eiswürfelform, um zu beobachten, wie er sich jeweils verändert. Am Ende versuchen wir, den optimalen Kompromiss beim Verhältnis zu finden.
Bei Drinks, die wir von Grund auf konzipieren, arbeiten wir ebenfalls mit einer Vorstellung, wie der finale Drink schmecken muss und nähern uns diesem Ergebnis dann Schritt für Schritt an. Das kann auch schon einmal ein paar Monate dauern, bis wir zufrieden sind. Bei Auftragsarbeiten steht natürlich der Wunsch oder das Ziel des Kunden im Vordergrund, von daher ist hier der Entstehungsprozess immer etwas abhängig von den Anforderungen und dem Budget.
Welche Vorteile bringen die Bottled Cocktails? Für welche Anwendungsbereiche eignen sie sich besonders gut?
Jonas Hald: Ganz klarer Vorteil: Die besten Cocktails sind für jeden jederzeit zugänglich. Nicht jeder wohnt in der Nähe einer Top-Bar oder hat die Möglichkeit, das Wissen oder die Motivation sich selbst eine Heim-Bar aufzubauen. Man kann ganz schnell und ohne Aufwand grandiose Drinks servieren, egal ob für sich selbst, in kleiner Runde oder bei einer Party. Der lästige Part für viele ist immer das Besorgen der Zutaten, der zeitliche Aufwand Drinks selbst herzustellen und vor allem auch die Aufräumarbeit danach.
Mit unseren Bottled Cocktails kann man sich das Leben sehr viel einfacher machen und vor allem auch Drinks anbieten, die zu Hause sonst kaum umsetzbar wären. Auch als Geschenke (optional auch personalisiert) eignen sich Bottled Cocktails. Immer mehr Leute fahren auf gute Drinks ab und seien wir mal ehrlich – wer freut sich nicht über ein Cocktail-Geschenk?!
Auch für Veranstaltungen macht es Sinn, mit Bottled Cocktails zu arbeiten. Man kann schnell und unkompliziert extrem gut schmeckende Drinks servieren. Dazu ist meist nicht einmal Fachpersonal nötig, da die Handhabung so einfach ist. Egal ob Whiskey Sour Twist oder Fatwash Old Fashioned. Auf Eis einschenken bekommt jeder hin. 😉
Für eine Hochzeit haben wir vor einigen Wochen sogar eine „Selbstbedienungs-Bar“ aufgebaut. Jeder konnte sich selbst auf Eiswürfel seinen gewünschten Drink einschenken und nach Lust und Laune dekorieren. Das kam unfassbar gut bei den Gästen an und hat zu vielen lustigen Situationen geführt. Das Brautpaar war absolut begeistert, da sie superleckere Drinks anbieten konnten, bei denen sie sich um nichts kümmern mussten. Ein klassisches Bar-Catering hätte ihr Budget bei weitem gesprengt.
Wo soll es mit Private Drinking Affairs hingehen? Welche kurz- und langfristigen Ziele hast Du?
Jonas Hald: Unsere Anfangsinvestitionen haben wir glücklicherweise schon wieder hereingeholt, aber als nächstes Ziel steht definitiv eine feste Produktions- & Lagerstätte an. Aktuell arbeiten wir noch mit tageweise angemieteten Locations, was unsere Kosten relativ gering hält, aber auch den Aufwand immens erhöht. Sobald wir merken, dass wir mit einer gewissen Baseline an Umsatz pro Monat rechnen können, werden wir diesen Schritt gehen und wir freuen uns schon auf etwas mehr Flexibilität, weniger Auf- und Abbau und vor allem mehr Lagerplatz.
Langfristig möchten wir uns mit Private Drinking Affairs zu einem etablierten Namen für die modern gedachte Bar und Gastronomie entwickeln und unser Getränkeangebot so divers wie möglich aufstellen. Jeder, der auf hochwertigen Getränkegenuss steht, soll bei uns etwas für sich finden. Egal, welches Geschmacksprofil, mit oder ohne Alkohol. Zudem wollen wir ein klares Unternehmensprofil schaffen und unsere Werte kompromisslos ausleben.
Bei Private Drinking Affairs stehen Qualität, Integrität und Innovation im Mittelpunkt. Wir legen Wert auf herzlichen und respektvollen Umgang, Toleranz und Gleichberechtigung. Transparenz und Neugier treiben uns an, stets die besten Getränke und Erlebnisse zu kreieren. Wir lieben unsere Arbeit und wollen Kunden in all unseren Geschäftsbereichen begeistern. Dabei steht unsere Arbeit „für die Sache“ immer vor dem betriebswirtschaftlichen Nutzen und ich habe auch nach 17 Jahren Bar-Karriere nicht vor, meinen Ruf als „Überzeungstäter“ abzulegen.
Ich rede selten nur von mir, sondern spreche meistens von „wir“. Meine Frau Sonja ist ein wichtiger Teil des Projekts Private Drinking Affairs und der Allrounder im Hintergrund. Sie sorgt dafür, dass ich mich ein wenig mehr nach außen verkaufe, und dass unsere Arbeiten so gut wie möglich aussehen oder präsentiert werden. Genau wie einige andere helfenden und unterstützenden Hände möchte sie (auf jeden Fall aktuell) mehr im Hintergrund sein und gar nicht allzu offen kommuniziert und präsentiert werden. Zudem hat sie eine unfassbar gute Sensorik und gibt oft die finalen wichtigen Impulse um Produkte zu perfektionieren.
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+++ Wir bedanken uns bei Jonas Hald für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++