„Moët Hennessy ist das, was wir draus machen“ – HR Director Wiebke Rowedda im Gespräch
Was zeichnet erfolgreiche Arbeitgeber aus? Wo liegen ihre Stärken? Welche zeitgemäßen HR-Prozesse bieten sie an? Die Digitalisierung und der demographische Wandel haben in den letzten Jahren neue Herausforderungen, aber auch große Chancen hervorgebracht. In unserer neuen Interviewreihe sprechen wir mit Personalentscheidern und HR-Verantwortlichen aus der Getränkebranche über aktuelle Themen.
Als Human Resources Director bei der Moët Hennessy Deutschland GmbH ist Wiebke Rowedda mit ihrem Team für die HR-Belange in Deutschland, Österreich, Schweiz und der Türkei verantwortlich. Im Interview erzählt sie, welche Rolle die Digitalisierung beim Recruiting spielt und welche Arbeitsmodelle es im Unternehmen gibt. Zudem verrät sie, wie der Teamspirit gefestigt wird und welche Benefits Moët Hennessy den Mitarbeiter:innen bietet.
Frau Rowedda, stellen Sie sich bitte vor: Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus? In welcher Position arbeiten Sie bei Moët Hennessy?
Wiebke Rowedda: Er war keine klassische Karriere, soviel vorweg: Start war im Vertrieb bzw. im Projektmanagement bei Siemens, im Jahr 2007 kam Wechsel in die Personalabteilung bei einer Siemens-Tochter in Hamburg und erste Erfahrungen im Bereich Human Resources. Nach einiger Zeit Verantwortung für weitere Standorte, bevor ich im Jahr 2010 ins Headquarter nach München wechselte.
Mich interessierten noch weitere Firmenkulturen und Branchen, so dass ich zu Novartis Tiermedizin wechselte, um meine HR-Expertise weiter auszubauen. Zwischen 2015 und 2017 begleitete ich den Zusammenschluss von Novartis mit Elanco und lernte viel über Transformation, Kulturwandel und Change Management.
Seit 2018 arbeite ich nun als HR Director für Moët Hennessy und bin mit meinem Team für Deutschland, Österreich, Schweiz und die Türkei verantwortlich.
Können Sie uns ein paar Zahlen, Daten und Fakten zum Unternehmen nennen?
Wiebke Rowedda: Die Moët Hennessy Deutschland GmbH ist eine deutsche Niederlassung des größten Luxusgüterkonzerns LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton SE). In Deutschland vertreiben wir hochwertige Spirituosen und Champagner, kümmern uns um die Markenstrategie und beschäftigen insgesamt 120 Mitarbeiter.
Wie haben Sie die letzten zwei Jahre erlebt? Was hat sich in Ihrem Bereich geändert?
Wiebke Rowedda: Seit Corona hat das Wort „Work-Life-Integration“ eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Vertrauen in Mitarbeiter:innen, Empowerment und Flexibilität spielen eine viel wichtigere Rolle. Das hat aber auch dazu geführt, dass die Welt sich noch schneller verändert und dass es für alle herausfordernd ist, mitzuhalten. Wir haben viele Kollegen, die sich intern weiterentwickelt haben, die über Deutschland hinaus in Projekten mitarbeiten und sehr viel internationaler unterwegs sind. Gleichzeitig verspürten Mitarbeiter:innen den Wunsch, noch mal „was anderes zu machen“.
Im HR-Bereich war es besonders wichtig, sowohl den On-Boarding- als auch den Off-Boarding-Prozess zu verbessern. Dazu entwickelten wir Retention Programme, um den Austausch von Mitarbeiter:innen und Führungskräften zu stärken, Trainings und attraktive Benefits zu etablieren und die Anpassung von Gehaltsstufen zu monitoren.
Welche Maßnahmen setzen Sie im Recruiting aktuell um?
Wiebke Rowedda: Das Employer Branding wird bei uns ganz groß geschrieben, um die Steigerung der Attraktivität des Unternehmens mit unseren starken, ikonischen Marken zu gewährleisten.
Job/Uni Recruiting Days nutzen wir, um uns bei Absolventen näher vorzustellen und die vielfältigen Wege ins Unternehmen zu zeigen. Ferner ist die Förderung von Internationalität und Diversität durch interne Kommunikationskampagnen und der Austausch in Projektgruppen und Teams ein wichtiger Bestandteil.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung beim Recruiting?
Wiebke Rowedda: Der Bewerbungsprozess läuft für die Bewerber:innen über die LVMH Webseite und die Erstgespräche finden inzwischen vorwiegend per Videointerview statt, das spart allen Zeit, Geld und die Qualität hat unserer Meinung nach nicht gelitten.
Welche Plattformen nutzen Sie bei der Rekrutierung? Wie hat sich das in den letzten Jahren verändert?
Wiebke Rowedda: Die LVMH Webseite ist unser zentraler Hub für offene Stellen, Jobplattformen wie LinkedIn, Stepstone und auch about-drinks nutzen wir, um die Stellen bekannter zu machen. Die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind inzwischen ein wichtiger Multiplikator, um in ihren sozialen Netzwerken auf offene Stellen hinzuweisen. Das bauen wir in Zukunft weiter aus und probieren auch andere Bereiche, wie beispielsweise Fachmagazine.
Home-Office und mobiles Arbeiten ist für viele Bewerber mittlerweile Pflichtprogramm. Wie sehen Sie das?
Wiebke Rowedda: Ich bin ganz Ihrer Meinung, es wird in jedem Vorstellungsgespräch heute nachgefragt. Kein Home-Office anzubieten, ist heute definitiv keine Option. Aktuell überlassen wir es den Abteilungen, hier individuelle Lösungen zu schaffen.
Darüber hinaus bieten wir für unsere Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, auch bis zu vier Wochen im Jahr aus dem Ausland zu arbeiten. Das ist besonders attraktiv für diejenigen, deren Familien noch in einem anderen Land wohnen.
Also bieten Sie individuelle Arbeitsmodelle an?
Wiebke Rowedda: Ja, da wir mit etwas über 100 Mitarbeiter:innen relativ klein sind, versuchen wir möglichst, auf die Wünsche aller individuell einzugehen, um so die Arbeitssituation an die persönliche Situation anzupassen.
Welche Auswirkungen haben mobile Arbeitsmodelle auf z.B. die Firmenzentrale in München?
Wiebke Rowedda: Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, gibt unseren Teams eine gewisse Flexibilität im Arbeitsalltag. Darüber hinaus haben einige Abteilungen eine Flex-Desk-Lösung im Büro geschaffen, wo es kompatibel ist. Es klappt gut, auch wenn es sicher nicht für alle Abteilungen geeignet ist.
Unser langfristiger Plan ist es jedoch, das Büro in München nicht zu verkleinern. Nach wie vor ist der Firmensitz ein Platz der Begegnungen und des offenen Austauschs.
Durch mobile Arbeitsmöglichkeiten befürchten viele, dass das Miteinander und der Teamspirit leiden. Ist das so?
Wiebke Rowedda: Da ist sicherlich etwas dran. Wir versuchen, für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den On-Boarding-Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten, so dass ein Kennenlernen, ein Austausch und der Aufbau einer kollegialen Beziehung bereits von Anfang an so gut wie möglich gegeben ist.
Welche sonstigen Maßnahmen setzen Sie um, um den Teamspirit zu festigen?
Wiebke Rowedda: Wir investieren viel, zum Beispiel in unsere Events. So trafen wir uns im April gemeinsam im Europa Park Rust für drei Tage, ohne starres Programm – der Austausch stand im Vordergrund.
Künftig wird es auch wieder regelmäßige, kleinere Events an unserer Büro-Bar geben, wie Verkostungen oder Schulungen mit Kellermeistern. Oder auch sportliche Events wie beim Firmenlauf.
Home-Office oder mobiles Arbeiten wird oft als wichtigstes Benefit gesehen. Welche Benefits bieten Sie Ihren Mitarbeitenden darüber hinaus an?
Wiebke Rowedda: Ich arbeite gerade an einer Broschüre, in der all unsere Benefits zusammengestellt sind, und ich bin selbst überrascht, was wir alles anbieten.
Eine betriebliche Altersversorgung ist ein wesentlicher Pfeiler, ebenso wie eine äußerst attraktive Firmenwagen- und Reisekosten-Richtlinie. Ich persönlich bin aber überzeugt, dass es die kleinen Dinge sind. So kann man beispielsweise über die Firma Diensträder beziehen, einige Mitarbeiter:innen nehmen an Online-Fitness-Angeboten teil.
Unser Standort ist sehr gefragt, da die zentrale Lage in München gut zu erreichen ist, aber auch Einkaufs- und Lunchmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung sind. Darüber hinaus bezahlen wir auch die MVV Tickets der Münchner Kollegen. Und wir bieten immer wieder Angebote zum Thema Gesundheit an.
In dem Zusammenhang ist die Work-Life-Balance ein wichtiges Kriterium. Wie ist Moët Hennessy da aktiv?
Wiebke Rowedda: Das ist ein sehr wichtiges Thema bei uns: So haben wir beispielsweise vor einiger Zeit Meeting-Guidelines entwickelt, dass es Meeting freie Zeiten geben und wir aktiv das E-Mail-Aufkommen verringern, um so unter anderem mehr Freiraum für kreativen Austausch zu schaffen.
Viele unserer Trainings beschäftigen sich zudem mit dem Thema des gesundheitsschonenden Umgangs mit Ressourcen, Achtsamkeit und Zeitmanagement.
Gibt es sonstige Dinge, die momentan im Umbruch sind bzw. die Sie verändern möchten?
Wiebke Rowedda: Die beiden oben angesprochenen Punkte der Arbeitgeber-Attraktivität und der Arbeitsbelastung sind unsere beiden Top-Themen. Aber natürlich beschäftigten wir uns auch mit einer fairen Entgeltstruktur, die gerade jetzt in Zeiten von steigender Inflation noch mehr an Bedeutung gewinnt.
Mein Beitrag aus der HR-Sicht ist es, geeignete Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, die einen guten Mix aus Theorie und Praxis beinhalten.
Zum Schluss: 5 gute Gründe, warum sich ein Bewerber für Moët Hennessy Deutschland entscheiden sollten?
Wiebke Rowedda: Erstens: Unser Team Spirit ist enorm, da wir einen guten Mix verschiedener Sprachen und Kulturen haben, die eine spannende Zusammenarbeit ermöglichen. Denn „People make the difference.“
Zweites: Die internationale Zusammenarbeit, die es ermöglicht, an Projekten auch außerhalb von Deutschland mitzuarbeiten. Drittens: Unsere Weiterentwicklungsmöglichkeiten innerhalb des LVMH Konzerns.
Viertens: Ich persönlich finde die Gestaltungsmöglichkeiten bei uns besonders erwähnenswert. Wir gehören zwar zu einem großen Konzern, was eine große Sicherheit verspricht. Gleichzeitig haben wir so viele Möglichkeiten uns selbst einzubringen, Verantwortung zu übernehmen – Moët Hennessy ist das, was wir draus machen.
Und zu guter Letzt schaffen natürlich auch unsere Produkte Attraktivität, was wir mit ihnen für unsere Kunden machen und welche Erlebnisse wir schaffen können.
Moët Hennessy Deutschland GmbH | moet-hennessy.de | linkedin.com/company/moethennessy | instagram.com/moethennessy
+++ Wir bedanken uns bei Wiebke Rowedda für das offene und sehr interessante Interview! Was zeichnet Sie als Arbeitgeber aus? Wo liegen Ihre Stärken? Welche zeitgemäßen HR-Prozesse bieten Sie? Wenn auch Sie Ihre Konzepte und Maßnahmen vorstellen möchten, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „HR-Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++