„Luxus zeichnet sich durch Sorgfalt und Handwerkskunst aus“: Mark de Witte und Peter Jauch über Spirituosen

Mark de Witte, ehemaliger CEO von De Kuyper Royal Distillers, hat das Unternehmen durch eine beeindruckende Phase des Wachstums und der Transformation geführt. Unter seiner Führung hat De Kuyper nahezu seinen Umsatz verdreifacht und sich als global führender Akteur im Bereich der Cocktail-Liköre positioniert. Mit seiner Vision, die Marke als „Cocktail-Experten“ zu etablieren, spielte de Witte eine entscheidende Rolle bei der Premiumisierung der De Kuyper-Produkte, darunter Marken wie Mandarine Napoléon, Peachtree und Rutte Gin.

Seit er 2015 die Rolle des CEO übernommen hatte, setzte de Witte strategisch auf Innovationen, wie die Entwicklung von hochwertigen Likören in Zusammenarbeit mit renommierten Bartendern weltweit. Diese Kooperationen, etwa mit Alex Kratena und Salvatore Calabrese, haben zur Schaffung einzigartiger Produkte beigetragen, die den modernen Cocktail-Markt weiter prägen. Dank seiner Führung wurde De Kuyper zudem mehrfach als „Liqueur Producer of the Year“ bei den International Spirits Challenge Awards ausgezeichnet​.

Mit seiner Entscheidung, 2024 in den Ruhestand zu gehen, hinterlässt Mark de Witte ein Unternehmen, das nicht nur stark in der Likörindustrie verankert ist, sondern auch für die Zukunft gut aufgestellt ist. Seine Vision, nachhaltige Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen und die internationale Expansion weiter voranzutreiben, wird auch nach seinem Ausscheiden die Richtung des Unternehmens prägen​.

Mit seinem Leistungsausweis ist Mark de Witte ein perfekter Gesprächspartner. Danke, dass wir dieses Gespräch noch vor seinem Ruhestand führen durften.

Lieber Mark de Witte, die Bühne gehört Dir…

Peter Jauch: Wer sind Sie?

Mark de Witte: Ich bin Mark de Witte, war zuletzt CEO der Royal De Kuyper Distillers und bin am 30 April 2024 zurückgetreten. Ich habe 30 Jahre in der Getränkeindustrie gearbeitet, angefangen bei Seagram. Später war ich Geschäftsführer bei Bacardi in verschiedenen Ländern und bin nun seit neun Jahren bei De Kuyper tätig. Ich habe zwei Söhne, eine wunderbare Frau und bin sehr glücklich in dieser Branche.

Peter Jauch: Was sind Luxus-Spirituosen für Sie?

“Luxus-Spirituosen zeichnen sich durch Sorgfalt und Handwerkskunst aus.” – Mark de Witte

Mark de Witte: Luxus-Spirituosen zeichnen sich durch Sorgfalt und Handwerkskunst aus. Es geht auch um Exklusivität und die wahrgenommene Qualität. Luxus bedeutet eine bessere Qualität als der Durchschnitt, und es gibt immer zwei Aspekte: die Flüssigkeit selbst und das Image und die Verpackung. Beides ist wichtig für den Wert und das Image von Luxus-Spirituosen.

Peter Jauch: Gibt es einen Preis, ab dem für Sie Luxus beginnt?

Mark de Witte: Das ist subjektiv. Wir kategorisieren Spirituosen oft in Standardprodukte, Premium und Ultra-Premium. Luxus beginnt oft im Premium-Bereich und kann je nach Markt und Konsumenten unterschiedlich wahrgenommen werden.

Peter Jauch: Was machen Sie täglich mit Spirituosen?

Mark de Witte: In meiner täglichen Arbeit geht es viel um Premium-Spirituosen. Unser Ziel ist es, in den Köpfen der Konsumenten als erster Lieferant für Cocktails präsent zu sein. Premium-Zutaten verbessern Cocktails und machen den Unterschied.

Peter Jauch: Wo sehen Sie das größte Potenzial im Bereich Luxus-Spirituosen?

Mark de Witte: Vor allem bei Premium-Cocktails. Durch die Demokratisierung von Cocktails gibt es mehr Raum für hochwertige Zutaten. Außerdem wird der Trend zu nachhaltigen Cocktails und weniger Zutaten immer wichtiger.

“Die Premiumisierung von Cocktails bietet großes Potenzial.” – Mark de Witte

Peter Jauch: Welche ungenutzten Lücken gibt es im Luxus-Spirituosenmarkt?

Mark de Witte: Die Premiumisierung von Cocktails bietet großes Potenzial. Es gibt Raum für qualitativ bessere Cocktails mit hochwertigen Zutaten. Außerdem sind “low and no”-Cocktails ein wachsender Trend. Nachhaltigkeit in der Produktion und Verpackung wird ebenfalls immer wichtiger.

Peter Jauch: Welche Marken dominieren aktuell den Markt für Luxus-Spirituosen?

Mark de Witte: Es gibt viele starke Marken, die Trends setzen, zum Beispiel im Bereich Tequila oder Whiskey. Unser Portfolio umfasst unter anderem die Marken De Kuyper, Peachtree, Archers, Mandarine Napoleon und Cherry Heering, die sich durch ihre gleichbleibende Qualität auszeichnen.

“KI kann uns dabei helfen, zusätzliche Qualitäten zu erschließen.” – Mark de Witte

Peter Jauch: Welchen Einfluss haben KI und Blockchain auf den Luxus-Spirituosenmarkt?

Mark de Witte: Diese Technologien bieten viele Möglichkeiten, aber wir stehen noch am Anfang. KI kann uns dabei helfen, zusätzliche Qualitäten zu erschließen, und Blockchain könnte im Bereich der Nachhaltigkeit und Fälschungssicherheit eine Rolle spielen.

Peter Jauch: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Luxus-Spirituosen?

Mark de Witte: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, sowohl in der Produktion als auch in der Verpackung. Wir arbeiten daran, unsere Verpackungen leichter und umweltfreundlicher zu gestalten. Langfristig wird Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor für Kunden, Bartender und Konsumenten.

Peter Jauch: Gibt es regionale Unterschiede im Konsum von Luxus-Spirituosen?

Mark de Witte: Ja, definitiv. In Asien sind Whiskey-Highballs zum Beispiel sehr beliebt, während sie in Europa kaum eine Rolle spielen. In den USA sind Tequila und Bourbon im Trend, während Europa eher auf Whisky und Gin setzt. Regionale Unterschiede spielen eine große Rolle.

Peter Jauch: Welche Rolle spielt der Onlinehandel im Luxus-Segment?

Mark de Witte: Der Onlinehandel wächst, besonders für limitierte Auflagen von Spirituosen. Es wird immer einfacher, seltene Produkte online zu kaufen, was E-Commerce eine wichtige Rolle im Luxus-Spirituosensegment einräumt.

Peter Jauch: Gibt es innovative Marketingstrategien, die Ihnen in den letzten Jahren aufgefallen sind?

“Die Demokratisierung von Cocktails ist eine der größten Innovationen.” – Mark de Witte

Mark de Witte: Die Demokratisierung von Cocktails ist eine der größten Innovationen. Fertige Cocktails in hoher Qualität für unterschiedliche Zielgruppen werden immer beliebter, sowohl im Handel als auch für den Konsum zu Hause. Nachhaltigkeit in der Verpackung ist ebenfalls ein großes Thema.

Peter Jauch: Gibt es sonst noch etwas, das Sie über den Markt für Luxus-Spirituosen sagen möchten?

Mark de Witte: Kurzfristig könnte es durch wirtschaftliche Stagnation zu einer Verlangsamung kommen, aber langfristig wird der Trend zu vielleicht weniger, aber besseren Produkten anhalten. Nachhaltigkeit und “low and no”-Cocktails werden ebenfalls an Bedeutung gewinnen.

Peter Jauch: Vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch!

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„Jauch’s 5“ ist die Kolumne auf about-drinks. Peter Jauch rückt in jedem Artikel 5 Hauptdarsteller in den Fokus – mal sind es Gins, mal Drinks, Bars, Restaurants, Events oder andere Spirituosen. Peter Jauch ist Autor von „GIN – Das Buch“ und Gründer von about GIN TONIC. Er ist Speaker und Host verschiedener Gin-Erlebnisse (Tastings, Festivals, Dinners). Zudem gründete er das „GIN Erlebnis Festival“, das „about spirits Festival“ und schrieb das Konzept für die „GIN church“ Zürich. Weitere Infos über ihn gibt’s unter aboutgintonic.com. Das Video-Interview mit ihm findet man hier.

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