„Luxus hat immer seine Berechtigung“: Maren Meyer und Peter Jauch über Spirituosen

In der deutschen Bar-Szene ist die Deutsche Barkeeper-Union e.V. (DBU) eine feste Größe. An der Spitze dieser traditionsreichen Institution steht eine charismatische und dynamische Persönlichkeit: Maren Meyer, die 1. Vorsitzende. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Gastronomie hat Maren so ziemlich alles gesehen – von den Höhen und Tiefen der Branche bis hin zu den unzähligen Trends, die kamen und gingen. Ihre langjährige Expertise macht sie zu einer angesehenen Beraterin und Stimme innerhalb der Szene.

Maren, die auch Betriebswirtschaft studiert hat, ist seit nunmehr 16 Jahren erfolgreich im Bereich Cocktail-Catering tätig. Darüber hinaus bietet sie Schulungen für Servicemitarbeiter an und organisiert Tastings, bei denen sie ihre Leidenschaft für feine Spirituosen weitergibt. Ein interessanter Fun Fact: Zuhause betreibt sie eine eigene, geheime Speakeasy-Bar, die zum Entspannen und Experimentieren mit neuen Drinks einlädt.

Seit 27 Jahren ist Maren ein engagiertes Mitglied der DBU und führt die Organisation seit 3,5 Jahren als 1. Vorsitzende. In dieser Rolle prägt sie nicht nur die Ausrichtung der Union, sondern setzt sich auch für die Weiterentwicklung der Barkultur in Deutschland ein. Sie ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Qualität und Professionalität in der Barbranche und steht mit ihrem Namen für Exzellenz und Kreativität.

Dass Maren in dieser Luxus-Spirituosen-Serie ihren Platz finden musste, war schnell entschieden. Ihr Blick auf das Thema ist facettenreich: Einerseits bringt sie ihre persönliche Erfahrung als Unternehmerin und Barkeeperin mit ein, andererseits vertritt sie eine ganze Berufsgruppe. Diese Mischung macht ihre Perspektive so einzigartig in der deutschen Bar-Szene und weit darüber hinaus. Thorsten Husmann und ich, hatten keinen Zweifel daran, dass Marens Stimme ein wichtiger Bestandteil sein sollte. Nicht zuletzt, weil er im letzten Jahr gemeinsam mit der DBU auf einer Vortragsreihe durch die Republik unterwegs war und ihre Arbeit hautnah miterleben konnte.

Unsere Luxus-Spirituosen-Serie hat bereits einige der einflussreichsten und kreativsten Köpfe der Branche vorgestellt – darunter Serhan „Papa Charly“ Kusaksizoglu, Eyck Thormann, Olga Meiss und Eric Bergmann. Heute ist Maren Meyer an der Reihe, ihre Sichtweise zum Thema Luxus-Spirituosen zu teilen. Die Bühne gehört Dir, Maren – lass uns eintauchen in deine Welt der feinen Genüsse und spannenden Geschichten, die du über dein Leben in der Bar-Szene zu erzählen hast.

Lassen wir Maren Meyer zu Wort kommen!

Peter Jauch: Maren, was ist für dich eine Luxus-Spirituose?

Maren Meyer: Eine Luxus-Spirituose ist … also erst mal ist es schwierig. Luxus kann man ja von verschiedenen Seiten betrachten: ein Luxus, den ich mir persönlich gönne – das kann auch eine Spirituose sein, die vielleicht nicht so viel kostet, aber ich bin in einer speziellen Situation und gönne mir den Luxus, diese Spirituose zu genießen. Dann gibt es natürlich auch den preislichen Faktor. Ich finde, man kann das von zwei Seiten sehen: den eigenen Luxus, den ich mir gönne, und den Luxus, der einen bestimmten Wert ausmacht.

Peter Jauch: Ab wann beginnt für dich das Thema der Luxus-Spirituose, wenn wir vom Wert ausgehen?

Maren Meyer: Luxus beginnt bei mir ab 60 Euro pro Flasche.

Peter Jauch: Wie oft arbeitest du selbst mit Spirituosen?

Maren Meyer: Täglich, wenn ich meine Bar zu Hause vermiete, und natürlich auch, wenn ich darüber spreche oder meine Tastings gebe. Das sind die beiden Dinge – und klar, wenn ich selbst mal ausgehe.

„Luxus beginnt bei mir ab 60 Euro pro Flasche.“ – Maren Meyer

Peter Jauch: Wie ist der Anteil von Luxus- zu normaler Spirituose, wenn Du Tastings gibst?

Maren Meyer: Eher gering. Luxus würde ich sagen, macht vielleicht 20 Prozent aus, wenn überhaupt.

Peter Jauch: Aber wenn du sagst, für dich beginnt Luxus ab 60 Euro pro Flasche, dann würde ich denken, es ist vielleicht mehr als 20 Prozent?!

Maren Meyer: Das kommt darauf an, wie viele Tastings ich gebe und welche Spirituosen in den Tastings angeboten werden. Die Tastings sind ja nicht für Profis, sondern für Endverbraucher. Und für den Endverbraucher ist es oft so, dass sie schon bei 40 oder 50 Euro zögern.

Peter Jauch: Wenn wir uns auf Luxus-Spirituosen konzentrieren: Wo siehst du die größten Potenziale, neue Zielgruppen oder Marktsegmente zu erschließen?

Maren Meyer: Ich glaube, Aufklärung ist ganz wichtig. Es geht darum, den Produktionsprozess zu erklären und zu zeigen, was hinter einem Produkt steht. Die Leute haben manchmal Angst vor teureren Spirituosen, weil sie nicht wissen, wie und wo diese produziert wurden. Aufklärung ist der Schlüssel – auch durch Tastings für Endverbraucher, um ihnen diese hochwertigen Produkte näherzubringen.

Peter Jauch: Gibt es ungenutzte Lücken im Luxus-Spirituosen-Markt?

Maren Meyer: Ich denke, Transparenz ist eine ungenutzte Lücke. In einer gut sortierten Bar sollten Luxusgüter vorhanden sein. Oft verlangen Gäste nach speziellen Spirituosen, und es ist wichtig, diese auch anzubieten. Ich habe schon in Hotels gearbeitet, in denen es normal war, einen Cognac für 60 oder 80 Euro pro Glas anzubieten, und das gehört für mich einfach dazu.

„In einer gut sortierten Bar sollten Luxusgüter vorhanden sein.“ – Maren Meyer

Peter Jauch: Welche Marken dominieren derzeit den Markt im Luxusspirituosensegment?

Maren Meyer: Champagner ist da sicherlich ein Vorreiter. Auch Whisky spielt eine große Rolle. Wenn ich an Luxus denke, denke ich oft an Rémy Martin – das verbinde ich automatisch mit Luxus.

Peter Jauch: Wie siehst du den Einfluss von Technologien wie künstlicher Intelligenz oder Blockchain auf Luxusspirituosen?

Maren Meyer: Ich denke, KI wird noch eine große Rolle spielen, besonders im Bereich Social Media. Dort wird oft purer Luxus gezeigt, und das beeinflusst natürlich die Konsumenten. KI könnte in der Produktion oder im Marketing eingesetzt werden, um Luxus-Spirituosen weiter zu pushen.

Peter Jauch: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für die Produktion von Luxus-Spirituosen?

Maren Meyer: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, auch bei Luxus-Produkten. Die Konsumenten stellen zunehmend Fragen zu den Produktionsbedingungen, ob es sich um fair gehandelte Rohstoffe handelt oder wie nachhaltig die Produkte sind. Es ist wichtig, dass die Produzenten hier mehr Transparenz schaffen.

Peter Jauch: Gibt es regionale Unterschiede im Luxus-Spirituosen-Markt?

Maren Meyer: Ja, definitiv. In Großstädten wie München, Berlin oder Hamburg funktionieren Luxusspirituosen besser als in ländlichen Regionen. Länder wie Italien oder Frankreich, die mehr Wert auf Genuss legen, sind ebenfalls gute Märkte für Luxusspirituosen.

„Der Fachhandel muss sich anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben.“ – Maren Meyer

Peter Jauch: Wie beeinflusst der Onlinehandel den Markt?

Maren Meyer: Der Onlinehandel ist ein wichtiger Faktor. Viele Konsumenten vergleichen die Preise online, selbst wenn sie im Fachhandel stehen. Es ist einfach bequemer, aber das bedeutet auch, dass der Fachhandel sich anpassen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Peter Jauch: Welche innovativen Marketingstrategien hast du in den letzten Jahren im Luxussegment wahrgenommen?

Maren Meyer: Vor allem Events und Lancierungen von Produkten. Diese schaffen Erlebnisse und verstärken den Luxus-Charakter einer Marke.

Peter Jauch: Gibt es sonst noch etwas, das du zum Thema Luxusspirituosen hinzufügen möchtest?

Maren Meyer: Luxus hat immer seine Berechtigung. Ein Drink ist etwas Besonderes, und eine Bar ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um diesen Luxus zu genießen. Auch alkoholfreie Getränke können Luxus sein, da sie Teil eines besonderen Erlebnisses sind.

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„Jauch’s 5“ ist die Kolumne auf about-drinks. Peter Jauch rückt in jedem Artikel 5 Hauptdarsteller in den Fokus – mal sind es Gins, mal Drinks, Bars, Restaurants, Events oder andere Spirituosen. Peter Jauch ist Autor von „GIN – Das Buch“ und Gründer von about GIN TONIC. Er ist Speaker und Host verschiedener Gin-Erlebnisse (Tastings, Festivals, Dinners). Zudem gründete er das „GIN Erlebnis Festival“, das „about spirits Festival“ und schrieb das Konzept für die „GIN church“ Zürich. Weitere Infos über ihn gibt’s unter aboutgintonic.com. Das Video-Interview mit ihm findet man hier.

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