Katja Supper und Peter Jauch: „Luxus-Spirituosen haben inzwischen viele Definitionen“
Katja Supper ist eine dynamische Persönlichkeit in der Spirituosenbranche und arbeitet seit fast sechs Jahren bei der Agentur sbstnz, die sich auf eine breite Palette von Kunden spezialisiert hat. Ihr Weg in die Welt des „Business mit Umdrehungen“ begann bei Carlsberg, wo sie sich schnell einen beachtlichen Leistungsausweis erarbeitete.
Von dort führte ihr Weg zu führenden Unternehmen wie der Campari Group und Hendrick’s Gin, wo sie maßgeblich an der Entwicklung internationaler Wachstumsstrategien beteiligt war.
Katja lebt in Berlin, verbringt die Wintermonate jedoch in Portugal und ist bekannt für ihre positive, energetische Ausstrahlung. Sie sorgt nicht nur für Wachstum bei sbstnz, sondern auch dafür, dass Kunden in der Spirituosenbranche von ihrer umfassenden Expertise profitieren. Bei einem gemeinsamen Dinner mit Thorsten Husmann hinterließ sie einen bleibenden Eindruck mit ihrer begeisternden und motivierenden Art.
Die Bühne gehört dir, liebe Katja!
Peter Jauch: Stell dich bitte noch kurz vor!
Katja Supper: Ich arbeite jetzt im vierten Jahr bei sbstnz, einer Agentur für Markenführung und -aktivierung, und führe gemeinsam mit den beiden Gründern die Agentur, wobei mein Schwerpunkt im Bereich Strategie und Konzeption liegt. Meine Karriere hat in der Getränkeindustrie angefangen, zunächst bei Carlsberg in Hamburg, später bei Campari und William Grant. Jetzt arbeite ich mit verschiedensten Kunden aus der Spirituosen- und Getränkeindustrie. Wir sind keine klassische Werbeagentur, sondern eine Marketing- und Vertriebsberatung mit Fokus auf Konzeption und Strategie, setzen aber auch ausgewählte Projekte um, vor allem im Bereich Advocacy sowie Kommunikation & Aktivierung.
Peter Jauch: Was ist für dich eine Luxus-Spirituose?
Katja Supper: Luxus-Spirituosen haben inzwischen viele Definitionen. Die Begrifflichkeiten haben sich über die Zeit gewandelt, früher sprach man von Premium- und Super-Premium-Spirituosen ab Preispunkten von 30 Euro, heute auch gerne schon mal von Luxus. Für mich beginnt echter Luxus eher ab 80 Euro oder deutlich darüber. Luxus-Spirituosen zeichnen sich durch handwerkliche Exzellenz, Tiefgang und limitierte Verfügbarkeit aus. Es ist etwas Besonderes, das nicht unbegrenzt verfügbar ist.
„Luxus-Spirituosen zeichnen sich durch handwerkliche Exzellenz, Tiefgang und limitierte Verfügbarkeit aus.“ – Katja Supper
Peter Jauch: Wie siehst du mittlerweile das Thema Luxus bei Spirituosen für 30 Euro?
Katja Supper: Das sehe ich genauso wie du. Eine Flasche für 30 Euro empfinde ich nicht als Luxus, wenn ich sie mir problemlos einmal die Woche kaufen kann. Luxus beginnt für mich bei höheren Preispunkten, etwa ab 80 Euro oder mehr. Das ist dann ein besonderes Produkt, das man nicht täglich öffnet und teilt.
Peter Jauch: Wie arbeitest du täglich mit Spirituosen?
Katja Supper: Wir arbeiten projektbasiert für unsere Kunden. Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Strategie und Konzeptentwicklung, da ich aus dem Brand Development komme. Das bedeutet auch viel Recherche, um aktuelle Entwicklungen zu verstehen, und die Herausforderung, diese in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Es geht darum, Marken dabei zu helfen, sich in einem sich verändernden Marktumfeld erfolgreich zu positionieren und ihnen idealerweise einen Vorsprung zu verschaffen innerhalb ihres Segments.
Peter Jauch: Wie beeinflusst die aktuelle Wirtschaftslage deine Arbeit in der Spirituosenindustrie?
Katja Supper: Es ist nicht so, dass wir weniger Arbeit haben, aber die Aufgabenstellungen ändern sich. Ein großes Thema ist der verantwortungsvolle Konsum, besonders bei jüngeren Zielgruppen. Diese setzen sich intensiver mit dem Thema Alkohol auseinander und konsumieren bewusster. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Branche, und wir müssen uns anpassen, um relevante Angebote zu schaffen. Gleichzeitig sehen wir eine Verschiebung hin zu weniger, dafür aber „besseren“ Konsum und dadurch insgesamt eine Wertsteigerung innerhalb der Kategorie versus reinem Mengenwachstum.
„Ein großes Thema ist der verantwortungsvolle Konsum, besonders bei jüngeren Zielgruppen.“ – Katja Supper
Peter Jauch: Wo siehst du die größten Potenziale im Luxus-Spirituosen-Segment?
Katja Supper: Ich denke, die Zukunft liegt in höherer Qualität bei weniger Konsum. Konsumenten trinken weniger, achten aber mehr auf Qualität. Luxusmarken haben eine engere Bindung zu ihren Kunden, da die Entscheidung für ein Produkt viel bewusster getroffen wird. Es geht nicht mehr nur um Volumen, sondern um den Wert der Produkte und das Erlebnis, das es schafft.
Peter Jauch: Gibt es neue Nischen im Luxus-Spirituosen-Markt?
Katja Supper: Ja, definitiv. Es gibt Potenziale, innerhalb der Märkte neue Zielgruppen zu erschließen, indem man beispielsweise Kollaborationen eingeht oder sich auf bestimmte Subkulturen konzentriert. Hier gilt es, einen erfolgreichen Spagat zwischen Individualisierung für bestimmte Nischen und Konsistenz innerhalb der eigenen Haltung zu schaffen. Luxusmarken sollten dabei kompromisslos bei ihrem Qualitätsanspruch bleiben und sich klar positionieren, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Peter Jauch: Welche Marken dominieren den Luxus-Spirituosenmarkt?
Katja Supper: Das sind vor allem Marken aus dem Bereich Whisky, aber auch im Gin-Bereich gibt es Marken, die im Premium-Segment gut aufgestellt sind und Luxus-Mechaniken erfolgreich anwenden. Der Whisky-Markt ist hier aber immer noch Vorreiter und zeigt, wie man Luxusprodukte durch Storytelling in Verbindung mit besonderem Handwerk erfolgreich positionieren kann und Begehrlichkeit zu wecken.
Peter Jauch: Welche Rolle spielen neue Technologien wie KI im Luxus-Spirituosensegment?
Katja Supper: KI könnte in der Produktion eine Rolle spielen, um Prozesse zu optimieren. Allerdings glaube ich, dass Handwerkskunst im Luxussegment immer eine zentrale Rolle spielen wird. Luxusprodukte leben von Authentizität, der Liebe zum Detail und sind meist visionär in ihrem Tun – das kann KI nicht ersetzen.
„Luxusprodukte leben von Authentizität, der Liebe zum Detail und sind meist visionär in ihrem Tun – das kann KI nicht ersetzen.“ – Katja Supper
Peter Jauch: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit im Luxus-Spirituosen-Bereich?
Katja Supper: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, besonders im Premiumsegment. Konsumenten erwarten gewisse Standards. Die Spirituosenindustrie steht da noch am Anfang, aber viele Hersteller setzen sich bereits mit der Frage auseinander, wie sie ihre Produktionsprozesse nachhaltiger gestalten können. Nachhaltigkeit wird ein entscheidender Faktor für die Zukunft sein, auch im Luxus-Spirituosenbereich.
Peter Jauch: Welche regionalen Unterschiede siehst du im Konsum von Luxus-Spirituosen?
Katja Supper: Es gibt beispielsweise regionale Unterschiede, was die Art der Spirituosen angeht. In Asien zum Beispiel sind Whiskys besonders gefragt, während in Europa Gin und andere Spirituosen eher im Trend liegen. Das Bedürfnis das Luxus bedient, ist aus meiner Sicht aber meist sehr ähnlich und wir haben es oft mit einem Konsumenten zu tun der weltoffen und reiseaffin ist. Deshalb ist es wichtig, dass Luxusmarken global konsistent auftreten, aber gleichzeitig ihre Botschaften in ihrer Tonalität der jeweiligen Märkte anpassen, sodass diese über Sprachen hinweg richtig verstanden werden.
Peter Jauch: Welche Rolle spielt der Onlinehandel im Luxus-Spirituosensegment?
Katja Supper: Der Onlinehandel wird immer wichtiger und kann besonders bei limitierten Editionen spannend sein. Allerdings muss online wie offline das Einkaufserlebnis stimmen. Trusted Shops und ein hervorragender Kundenservice sind entscheidend, um Vertrauen aufzubauen. Im Luxusbereich muss alles perfekt sein, von der Bestellung bis zur Lieferung und darüber hinaus.
„Wichtig ist, dass die Liebe zum Detail und das Erlebnis im Mittelpunkt stehen.“ – Katja Supper
Peter Jauch: Was möchtest du noch über das Luxus-Spirituosen-Segment sagen?
Katja Supper: Wichtig ist, dass die Liebe zum Detail und das Erlebnis im Mittelpunkt stehen. Luxus sollte ein Entdeckungsprozess sein der Spaß macht und bei dem der Konsument das Gefühl hat, etwas Besonderes zu besitzen. Luxus lässt sich auch in den Kleinen Dingen finden und ist stark von unterschiedlichen Perspektiven abhängig. Deshalb kann und muss Luxus auch ein Stück weit polarisieren. Das Konzept der Verknappung spielt eine große Rolle, sowie das Streben nach Perfektion. Eine Art Gegenentwurf zur Realität, in der man sich für einen Moment oder zwei verlieren kann.
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„Jauch’s 5“ ist die Kolumne auf about-drinks. Peter Jauch rückt in jedem Artikel 5 Hauptdarsteller in den Fokus – mal sind es Gins, mal Drinks, Bars, Restaurants, Events oder andere Spirituosen. Peter Jauch ist Autor von „GIN – Das Buch“ und Gründer von about GIN TONIC. Er ist Speaker und Host verschiedener Gin-Erlebnisse (Tastings, Festivals, Dinners). Zudem gründete er das „GIN Erlebnis Festival“, das „about spirits Festival“ und schrieb das Konzept für die „GIN church“ Zürich. Weitere Infos über ihn gibt’s unter aboutgintonic.com. Das Video-Interview mit ihm findet man hier.
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