innocent Interview Pfand
Bereich „Force for Good“

innocent: Tine Ringsgwandl über Nachhaltigkeit und Einwegpfand

Unter dem Motto „Pfand für alle“ macht sich innocent schon seit 2020 für eine Ausweitung des Pfandes für Einweg-PET-Flaschen von Smoothies und Säften stark. Zum 1. Januar 2022 wird das Verpackungsgesetz nun entsprechend geändert. Drei Monate vorher, zum 1. Oktober 2021, trat innocent mit seinen Flaschen schon dem deutschen Einwegpfandsystem bei – und schloss damit seinen Recycling-Kreislauf. Doch das Unternehmen sieht das nur als Zwischenschritt. Die Vision: eine noch nachhaltigere & 100 % recycelbare Flasche.

about-drinks sprach mit Tine Ringsgwandl, verantwortlich für den Bereich „Force for Good“, über das Thema Nachhaltigkeit, die Änderung des Verpackungsgesetzes 2022 sowie innocents Anschluss an das Einwegpfandsystem im Oktober 2021.

Stellen Sie sich und Ihre Aufgaben bei innocent bitte kurz vor!

Tine Ringsgwandl: Mein Name ist Tine Ringsgwandl. Ich bin bereits seit 2012 Teil der innocent-Familie und verantworte derzeit den Bereich „Force for Good“ (Unternehmenskommunikation Bereich Ernährung und Nachhaltigkeit).

Seit wann gibt es innocent? Nennen Sie bitte ein paar Kennzahlen zum Unternehmen.

Tine Ringsgwandl: Unsere Geschichte begann 1998, als unsere Gründer Richard, Jon und Adam auf die Idee kamen, Smoothies zu machen. Sie kauften für 500 britische Pfund Obst, mixten daraus Smoothies und boten sie auf einem Jazz-Festival in London an. Vor ihrem Stand hing ein Schild mit der Frage: „Sollen wir unsere Jobs aufgeben, um weiter Smoothies zu machen?“ Darunter hatten sie zwei Mülleimer aufgestellt, auf einem stand „Ja“, auf dem anderen „Nein“. Sonntagabend war der „Ja“-Eimer voll mit leeren Flaschen. Am Montag gingen sie zur Arbeit und kündigten ihre Jobs, um innocent zu gründen. Seitdem machen wir viele tolle Produkte aus Obst und Gemüse.

Unsere innocent-Produkte werden fast in ganz West-Europa verkauft und es gibt auch ein kleines Geschäft in Asien. Das Produktportfolio in Deutschland umfasst aktuell ca. 40 Produkte, in UK sind es noch wesentlich mehr. Die Kategorie gekühlter Fruchtsaft und Smoothies macht ca. eine ½ Mrd. Rausverkaufsumsatz pro Jahr (= knapp 20 Prozent vom gesamten dt. Fruchtsaftmarkt im Handel). innocent hat einen Anteil von mehr als einem Viertel am Gesamtmarkt und ist auch die klare Nummer 1 Marke dieser Kategorie.

Es werden knapp 70 Millionen Flaschen innocent pro Jahr in Deutschland getrunken. Unser Anspruch ist dabei immer der gleiche geblieben: Wir wollen unsere Konsumentinnen und Konsumenten mit natürlichen, köstlichen Getränken versorgen, die Ihnen helfen, gesünder zu leben, und dabei verantwortungsvoll mit der Umwelt umgehen.

innocent legt besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Wie spiegelte sich das bisher wider?

Tine Ringsgwandl: Hier bei innocent wollen wir die Welt besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben. Das ist nicht nur so daher gesagt, wir von innocent leben diesen Grundsatz. Tagtäglich bemühen wir uns, unserem Geschäft auf bedachte Art und Weise nachzugehen.

Wir wollen die volle Verantwortung für die Auswirkungen unseres Geschäfts auf die Gesellschaft und die Umwelt übernehmen und versuchen daher, unseren Einfluss auf die Umwelt neutral oder (besser noch) positiv zu gestalten. Nachhaltigkeit ist seit der Gründung ein zentraler Bestandteil unseres Handelns.

Das Thema Nachhaltigkeit betrifft auch die Verpackung. Wie war innocent hier bisher aufgestellt?

Tine Ringsgwandl: Wir wissen, dass unsere Verpackungen einen Einfluss auf die Umwelt haben. Deshalb arbeiten wir daran, diesen Einfluss zu reduzieren, seit wir angefangen haben, Smoothies herzustellen. Seit 2003 leisten wir Pionierarbeit bei der Verwendung von recyceltem Kunststoff in unseren Getränkeflaschen.

Wir sind bestrebt, Verpackungen zu entwerfen, die über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg einen geringeren CO2-Fußabdruck haben und für das Recycling optimiert sind – sei es bei den Flaschen, Deckeln oder Etiketten – und die richtige Menge an Material zu verwenden, um gut auszusehen und gleichzeitig unsere Getränke zu schützen. Alle unsere Saft- und Smoothie-Flaschen enthalten mindestens 50 Prozent recyceltes PET und alle unsere Flaschen sind recycelbar.

Seit 2016 verwenden wir zudem in unseren Smoothie-Flaschen einem gewissen Prozentsatz an pflanzenbasiertem Plastik, das aus nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffen gewonnen wird. Unsere aktuellen Smoothie-Flaschen sind unsere bisher nachhaltigsten Flaschen und bestehen zu 50 Prozent aus recyceltem Plastik und zu 15 Prozent aus pflanzenbasiertem Plastik. Aktuell arbeiten wir an noch besseren Flaschen, die aus einer Mischung aus pflanzenbasiertem und recyceltem Kunststoff bestehen wird, der dennoch vollständig recycelbar sein wird.

2022 tritt eine Änderung des Verpackungsgesetzes in Deutschland in Kraft. Was genau ändert sich und was bedeutet das z.B. für Getränkehersteller, im speziellen im Bereich Smoothies und Saft?

Tine Ringsgwandl: Zum 1. Januar 2022 wird eine Pfandpflicht für Einweg-PET-Flaschen im Bereich Säfte und Smoothies eingeführt. Das ermöglicht uns und allen anderen Herstellern, mit unseren Gebinden Teil eines echten Kreislaufsystems zu sein.

Zur Erinnerung: Bisher waren wir Teil des dualen Systems, wurden also über den Gelben Sack recycelt, mit einer Recyclingquote von ca. 37 Prozent. Das Pfandsystem bietet eine Quote von 98 Prozent und die Möglichkeit, sortenreiner und somit auch hochwertiger zu recyceln.

innocent hat sich mit seinen Flaschen bereits zum 1. Oktober dem deutschen Einwegpfandsystem angeschlossen? Warum schon drei Monate vor der Gesetzesänderung?

Tine Ringsgwandl: Weil jede recycelte Flasche zählt. Durch den frühzeitigen Einstieg in das Einwegpfandsystem können wir mehrere Millionen Flaschen einem echten Verpackungskreislauf zuführen, die sonst im gelben Sack gelandet und mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit verbrannt worden wären.

Warum lohnt sich das Einwegpfand bei Smoothies und Säften?

Tine Ringsgwandl: Mittels Pfandsystem können wir erreichen, dass aus PET-Flaschen wieder PET-Flaschen oder gleichwertige Produkte werden können. PET ist ein wertvoller Rohstoff und viel zu schade, um ihn zu verbrennen.

Die Kreislaufwirtschaft von innocent hat sich ebenfalls geändert bzw. geschlossen. Wie genau sieht dieser Kreislauf aus?

Tine Ringsgwandl: Der große Fortschritt unseres neuen Kreislaufs ist, dass die Flaschen nach Produktion und Handel von unseren Kunden über einen Pfandautomaten und nicht mehr über den gelben Sack gesammelt werden. Das erhöht die Recycling-Quote enorm und ermöglicht den Recycling-Dienstleistern und Gebinde-Produzenten aus den PET-Flaschen wieder PET-Flaschen zu machen, was bisher nicht möglich war.

Bei einer Verwertung über das duale System konnte das PET bislang nur für Bekleidung, Teppiche und ähnliches verwendet werden, ist also in eine Downcycling-Spirale geraten.

Wie haben Sie den Eintritt ins Pfandsystem durch Aktionen, Kampagnen und medial begleitet?

Tine Ringsgwandl: Als verantwortungsbewusstes Unternehmen, das als B-Corp zertifiziert ist, haben wir uns aktiv für eine Ausweitung des Einweg-PET-Systems auf Smoothie- und Saftflaschen eingesetzt. Höhepunkt der Kampagne war eine im Oktober 2020 gestartete PETition, die mehr als 75.000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner gefunden und das Spotlight von Politik sowie Konsumentinnen und Konsumenten auf die Problematik gelenkt hat.

Die Pfandeinführung selbst haben wir Anfang Oktober 2021 unter anderem mit einem Presse-Event gefeiert, bei dem interne und externe Expertinnen und Experten die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft im Rahmen einer nachhaltigen Unternehmensstrategie zum Wohle unseres Planeten diskutierten.

Wir haben aber auch auf anderen Kanälen kommuniziert, dass sich unser großer Traum vom Pfandeinstieg erfüllt hat und innocent Flaschen endlich Pfandflaschen sind. Konkret haben wir die Kampagne in folgenden Kanälen ausgespielt:

  • TV: Hier sind wir mit einem 25 Sekunden TV-Spot im nationalen Fernsehen vertreten.
  • Online-Video: Dieser Spot wurde auch in Online Video & YouTube eingebunden.
  • Social Media: Mit Story & Feed Posts waren wir auf Facebook & Instagram präsent.
  • Podcasts: Außerdem haben wir zum ersten Mal Native Ads in Podcasts eingebucht. Dabei handelt es sich um Ads, die von den Podcast Hosts selbst eingesprochen werden. Zum Beispiel diesen.
  • POS: Neben den Hinweisen auf unseren Flaschenetiketten, haben wir den Handel auch mit Wobblern an den Regalen als auch Stickern für die Pfandautomaten unterstützt.

Die Konsumentinnen und Konsumenten wurden auf den Werbemitteln aktiv auf unsere Kampagnen-Microsite „greenrocket“ weitergeleitet. Dort haben sie bis Ende November die Möglichkeit, uns von ihrem großen Traum für eine nachhaltigere Welt zu berichten. Die vielversprechendsten fünf Ideen werden von einer Fachjury ausgewählt und erhalten jeweils 10.000 €.

Muss Ihrer Meinung nach noch eindringlicher auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden?

Tine Ringsgwandl: Uns ist bewusst, dass wir eine Kreislaufwirtschaft nicht allein aufbauen können, darum verpflichten wir uns zur Zusammenarbeit mit der Regierung, der Industrie und Nichtregierungsorganisationen sowie den Trinkerinnen und Trinkern, um einen größeren Wandel voranzutreiben.

Um selbst zum Erfolg des Systems beizutragen, begleitet innocent den Eintritt ins Pfandsystem mit aktiver Kommunikation, um so die Gewohnheiten der Konsumentinnen und Konsumenten langsam zu verändern und an die kommende Gesetzeslage anzupassen, sowie das Bewusstsein für die Vorteile des Pfandsystems weiter zu schärfen.

Sehen Sie große Industrieunternehmen in der Pflicht, aktiv etwas in Sachen Nachhaltigkeit, Umweltschutz usw. zu tun?

Tine Ringsgwandl: Absolut. Heute zweifelt kaum jemand mehr am menschengemachten Klimawandel und seinen Konsequenzen. Wir sehen auch, dass Regierungen mit dieser gewaltigen Aufgabe alleine überfordert sind und auf die Eigeninitiative von Unternehmen angewiesen sind.

Unter anderem deshalb sind wir nun auch schon seit einiger Zeit eine B-Corp, also ein Unternehmen, das ökologische und soziale Standards über reine Wirtschaftsinteressen stellt. Wir schätzen daran aber auch, dass es ein Sammelbecken und eine Austauschplattform für Unternehmen ist, die wirklich etwas bewegen und verändern möchten.

Welche Maßnahmen und Visionen hat innocent, um noch nachhaltiger zu werden?

Tine Ringsgwandl: Wir arbeiten tagtäglich daran, nachhaltig zu handeln. Nachhaltiges Handeln beginnt für uns bei den Farmen, dort wo die Früchte wachsen, die in unseren Produkten verarbeitet werden, und geht bis über die Kühlschränke unserer Trinker und Trinkerinnen hinaus. Nämlich bis dorthin, wo unsere Verpackung richtig recycelt und einer Wiederverwendung zugeführt werden.

Die Eingliederung in das Pfandsystem ist darum zweifelsohne ein wichtiger Schritt für uns in Richtung Kreislaufwirtschaft und zur Bewältigung des Klimawandels. Mittels technologischer Innovation und fortschreitender Wissenschaft suchen wir ständig nach Möglichkeiten, uns zu verbessern und positive Klimamaßnahmen voranzutreiben.

Des Weiteren ist die Verbesserung des Recyclings ein entscheidender Schritt auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft. Hier forscht innocent an der Entwicklung erneuerbarer und wiederverwertbarer Materialalternativen, die ein geringeres Gewicht der Flaschen und eine absolute Reduzierung von Neukunststoff ermöglichen.

Weiter Infos findet man u.a. auch in unserem Nachhaltigkeitsbericht 2020.

innocent | innocentdrinks.de | facebook.com/innocentdeutschland | instagram.com/innocentdeutschland

+++ Wir bedanken uns bei Tine Ringsgwandl für das offene und sehr interessante Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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