Glaabsbräu: Corona hinterlässt spürbare Umsatzverluste
Das Jahr 2020 hatte für die älteste Brauerei Südhessens, Glaabsbräu aus Seligenstadt sehr gut angefangen. Bis zum 15. März 2020 verzeichnete der Umsatz im Handel und in der Gastronomie ein starkes Plus und übertraf sogar die gesetzten Wachstumsziele. Der erste und zweite Lockdown führte zu erheblichen Einbußen im Fassbierbereich (Gastronomie, Feste und Vereine) für Glaabsbräu, die das erzielte Absatzplus von 26% im Handel (Flaschenbier) durch Neuprodukteinführungen, jedoch bei Weitem nicht ausgleichen konnte. Hinzu kommt der fast vollständige Ausfall der Brauereiführungen.
Insgesamt erlitt Glaabsbräu Corona-bedingt einen Umsatzeinbruch von ca. 30% im Kalenderjahr 2020 bei einem Umsatz von EUR 3.2 Mio im Jahr 2019. In Kurzarbeit ist die ganze Belegschaft bis auf die Geschäftsführung, den Braumeister Julian Menner und die zwei Azubis. Gemeinsam mit 300 Brauereien hat Glaabsbräu einen offenen Brief an die Politik adressiert. Der offene Brief geht auf die schwierige Lage der Brauwirtschaft ein und zeigt konkrete Lösungswege und Maßnahmen auf, wie die Branche in dieser beispiellosen Krise unterstützt werden kann.
Corona treibt die Konsolidierung des Braumarktes zu Lasten der inhabergeführten Brauereien weiter voran
Auch wenn der inländische Bierabsatz 2020 mit minus 5,5% auf ein Rekordtief von 7,2 Mrd. Liter (*) fiel, lassen sich erhebliche Differenzen zwischen Brauereien nachweisen. Maßgeblich dafür verantwortlich ist der Gastronomie- und Festanteil, der traditionell bei kleinen und mittelgroßen regionalen Brauereien bis zu 85% des Umsatzes ausmacht, während Braukonzerne einen Durchschnitt von 10% bis 12% nachweisen. Mit einem Anteil von ca. 60% sind Gastronomie, Feste und Vereine für Glaabsbräu der größte Umsatztreiber.
Erschwerend kommt die Situation im Handel hinzu, die trotz positiver Entwicklung für Glaabsbräu immer angespannter wird, da Großbrauereien auf die Pandemie bedingte Situation mit noch aggressiverer Dumping-Preispolitik reagieren. Die Existenz von regionalen Brauereien wird dadurch gefährdet. Dabei sind regionale Brauereien wichtige und treue Akteure des regionalen Wirtschaftskreislaufes und spielen durch Ihre Vereinsunterstützung eine wichtige gesellschaftliche Rolle.
Festhalten an der Strategie
Umso bedeutsamer sind eine besondere Produktphilosophie und die Fähigkeit, sich im Markt hervorzuheben. Glaabsbräu bietet mit ihrer einzigartigen naturbelassenen und innovativen Brauphilosophie ein klares Differenzierungsmerkmal zu den Wettbewerbern. Positiv zu hervorzuheben ist die exzellente Resonanz auf neue Biersorten, die 2020 auf den Markt gebracht wurden. Zunächst alkoholfreie Biere mit Glaabsbräu Helles, Hefeweizen, Sommerradler oder innovative Bierspezialitäten wie der Winterradler (alkoholfrei) und saisonale Craftbiere wie das regionale Glaab´s Stöffche und Glaab´s Eisbrecher, das in kurzer Zeit ausverkauft war.
„Wir haben bewusst in der Corona-Zeit an unseren Produkteinführungen festgehalten und arbeiten weiter an neuen Biersorten für 2021. Mein besonderer Dank gilt unserem Team, das in dieser schwierigen Zeit sehr gut zusammengehalten hat und sich den neuen Umständen sehr flexibel und schnell mit Schichtarbeit und Home Office angepasst hat.“, betont Brauereiinhaber Robert Glaab.
Nationale und internationale Bierauszeichnungen
„Besonders in dieser herausfordernden Zeit sind die vielfältigen Bierauszeichnungen, die wir 2020 bekommen haben, sehr motivierend.“, so Julian Menner, Braumeister. Glaabsbräu hat Ihr Brauerteam um zwei neue Azubis aufgestockt und will trotz Pandemie und Kurzarbeit an ihren Ausbildungsplänen festhalten.
- World Beer Award: Gold für die hessische Brauspezialität Glaab´s Grie Soß | Silber für Glaabsbräu Pilsener
- Frankfurt International Beer Trophy Grand: Gold für Glaab´s Vicky loves Pale Ale | Gold für Glaabsbräu Hefeweizen Hell
- DLG: Gold für Glaabsbräu Pilsener | Gold für Glaabsbräu Helles
- Monde Selection: Silber für Glaabsbräu Pilsener
Ein Ende der Corona-Restriktionen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen ist leider nicht in Sicht. Die Geschäftsführung der Glaabsbräu bemängelt, dass die von der Politik verabschiedeten Hilfspakete in seiner Umsetzung zu komplex seien und Brauereien, anders als Gastronomie oder der Einzelhandel für die reguläre Hilfe nicht gleich behandelt wurden.
„Bis auf die Mai-Soforthilfe, die sehr effizient umgesetzt wurde, mussten wir auf die Überbrückungshilfe III warten, dessen Beantragung erst seit vorletzter Woche möglich ist. Wichtig zu betonen ist, dass diese Hilfe, da sie lediglich Fixkosten berücksichtigt und nicht auf Umsatzbasis berechnet wird, schlechter ist als die vorherigen Hilfen. Aufgrund der schlechten Planbarkeit werden wir bei einem regulären Ausstoß von 15.000 hl ca. 15.000 Liter Bier wegschütten müssen. Dafür hat die Braubranche, anders als der Einzelhandel für nicht veräußerbare Saisonware keine Kompensation bekommen. Eine transparente Öffnungsstrategie sollte die Regierung endlich vorlegen.“, so Emmanuelle Bitton-Glaab, Geschäftsführerin der Glaabsbräu.
* Zahlen des Bundesamt für Statistik 31.12.2020
Quelle/Bildquelle: Glaabsbräu
Titelbild: ©iStockphoto | agrobacter