Getränkefachgroßhandel findet Anschluss an Konjunkturentwicklung

Mit leichter Verzögerung ist der Konjunkturaufschwung auch bei den 620 Getränkefachgroßhändlern Deutschlands angekommen, die im Bundesverband organisiert sind. Nach den Ergebnissen einer Konjunkturumfrage bei rund 20 Prozent seiner Mitgliedsbetriebe stiegen die Umsätze um 3,95 Prozent (2011: plus 1,01 %) auf 18,65 Mrd. Euro (2010: 17,94 Mrd. Euro).

Deutlicher noch die Veränderungen der Ertragslage: Lag sie im Jahr 2010 bei minus 2,58 Prozent, so verzeichnen die Betriebe erstmals seit drei Jahren im Jahr 2011 ein Gewinnplus von 2,04 Prozent. Allerdings weist Günther Guder, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes, auf eine erhebliche Bandbreite der Meldungen hin: “Wir haben recht unterschiedliche Firmenentwicklungen mit einer Reihe von Betrieben, die sich noch in einer Konsolidierungsphase befinden.”

Mit diesem Ergebnis schnitten die Mitgliedsbetriebe des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV-GFGH) im vergangenen Jahr deutlich besser ab als die insgesamt rund 3.600 Unternehmen, für die das Statistische Bundesamt eine Umsatzsteigerung von 1,28 Prozent und real, das heißt preisbereinigt, ein Minus von 0,25 Prozent meldet. Auch für das erste Halbjahr 2012 geben sich die Mitglieder des Bundesverbandes optimistisch: 36,89 Prozent der Unternehmer erwarten höhere Umsätzen als im Vorjahr (31,43 Prozent), wobei sich die Gewinnerwartungen auf Vorjahresniveau bewegen. 22,33 Prozent gegenüber 24,81 Prozent im Vorjahr sehen bessere Erträge.

Trendwende in den eigenen Getränkefachmärkten
Eine Trendwende schafften offensichtlich die rund 7.000 in Eigenregie betriebenen Getränkefachmärkte (GFM) der Verbandsmitglieder. Gingen die Umsätze im Jahr 2010 noch um 0,75 Prozent zurück, meldeten die Firmen für das Jahr 2011 ein deutliches Plus von 3,99 Prozent. “Auch hier registrieren wir ein deutliches Übergewicht der erfolgreicheren, meist filialisierten GFM, die unter einem Dach Marketing, Beschaffung und Logistik koordiniert haben”, betont Guder das gleiche Phänomen von Firmenkonjunkturen wie bei den Großhandelsbetrieben. Auch die Erwartungen der Getränkefachmärkte für das erste Halbjahr 2012 sind deutlich positiver als im vergangenen Jahr: 25,35 Prozent erwarten mehr und 46,48 Prozent gleichbleibende Umsätze, und lediglich 28,17 Prozent sind pessimistisch. Im vergangenen Jahr war das Klima deutlich unterkühlter: 33,67 Prozent erwarteten damals eher rückläufige Umsätze.

Offensichtlich wirken sich die Aktivitäten und Investitionen in die Getränkefachmärkte aus, die den Einkauf für den Konsumenten dank Erlebniswelten, fachkundigem Personal, großer Sortimentsvielfalt und regionaler Spezialitäten auch gegen den preisaggressiven Lebensmitteleinzelhandel und Discounter attraktiv machen.

Wie die neuen Erlebniswelten gut geführter und sortierter Getränkefachmarkte und auch qualitätsorientierter Getränkeabteilungen im LEH die Kunden empfangen, machten auch die Sieger im Wettbewerb “Deutschlands beste Getränkehändler” deutlich, die Ende Februar im Rahmen der Delegiertenversammlung des Bundesverbandes in Dresden geehrt worden waren. Es passt ins Bild, dass gut 93 Prozent der GFM gleichbleibend (78,69 %) oder mehr (14,75 %) in ihre Verkaufsstätten investieren wollen. Insgesamt sollen die Investitionen um 12,44 Prozent steigen.

Fast auf gleichem Niveau bewegen sich die Personalplanungen: Insgesamt wollen die Getränkefachgroßhändler in ihren Unternehmen und GFM 4,83 Prozent mehr Mitarbeiter einstellen. Nur 10,78 Prozent wollen ihr Personal reduzieren. Auch die Investitionsbereitschaft in die Betriebe selbst hält an: 18,18 Prozent der Unternehmen wollen durchschnittlich 14,71 Prozent mehr investieren als im Vorjahr, 75 Prozent halten ihre Investitionen, und nur 6,82 Prozent fahren sie zurück.

Sorgen wegen Preisdruck, Konditionen und Kennzeichnung von Einweg
Nach wie vor drückt den GFGH die Sorge um die aggressive Preispolitik der Getränkeindustrie. “Immer noch werden laut Drotax-Preisreport, der die Anzeigen beobachtet, die zehn großen TV-Biermarken zu über 40 Prozent per Aktions- Insertionen zu Preisen unter zehn Euro pro 20er- oder 24er-Kasten angeboten”, mahnt Günther Guder. Und laut GfK-Consumerscan kauften 67,7 Prozent der Endverbraucher im Jahr 2011 die zehn TV-Biere ausschließlich bei Aktionen. “Diese Preispolitik ruiniert die Markenstärken und die notwendigen Erträge bei allen Marktbeteiligten und letztlich auch die Wertschätzung der Konsumenten für das Getränk Bier.”

Die Rückmeldungen aus der Umfrage bei den Betrieben spiegelt dieses Problem wider: 93 Prozent sehen die Preispolitik des LEH und der Discounter als größte Herausforderung in der Zusammenarbeit mit der Getränkeindustrie, die “deren aggressive Angebotsstrategie entweder mit Blick auf das Kartellamt stillschweigend duldet oder sogar über Vergütungen stützt”, analysiert Guder. 59 Prozent beklagen verschlechterte Konditionen in der Zusammenarbeit mit den Herstellern.

Erträge seien gerade in der arbeitsintensiven Branche des Getränkefachgroßhandels und der Getränkefachmärkte essenziell wichtig, die allein in den Mitgliedsbetrieben des Bundesverbandes rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigt. “Damit leisten sie einen maßgeblichen Beitrag zum Aufschwung der Binnenkonjunktur, weil sich unsere Arbeitsplätze nicht exportieren lassen, wie es andere Branchen durch Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer versuchen”, unterstreicht der Bundesverband die Notwendigkeit, wieder zu einer gesunden Wertschöpfung zurückzukehren. Ebenso sorgt sich der Bundesverband wegen der immens gestiegenen und voraussichtlich weiter steigenden Dieselkosten, über deren Einpreisung in geeigneter Form in einem Großteil der Betriebe offensichtlich nachgedacht wird.

Eine ähnliche Besorgnis gilt der Untätigkeit der Politiker in Bezug auf die seit Jahren geforderten Kennzeichnungspflichten für Einweg- und Mehrweg: “Unsere Interventionen für eine notwendige, generelle und deutliche Kennzeichnung auf Mehrweg- und Einweg- Getränkeverpackungen bleiben unbeantwortet und unbeachtet, sodass der Konsument nach wie vor keine eindeutige Orientierungshilfe erhält.” Stattdessen liegen wohl Pläne in der Schublade, die Verkaufsstätten zur Kennzeichnung am Regal zu verpflichten. “Wie soll der Konsument anschließend zuhause noch erinnern, was da am Regal geschrieben stand?”, fragt sich nicht nur Guder. “Wie bitte sollen auch Trinkhallen kennzeichnen, und wie soll diese Auszeichnung kontrolliert werden?“

Ebenso lapidar gehen die Verantwortlichen mit den Regelungen für den Verkauf unter Einstandspreis um, die unter anderem auf Druck des Bundesverbandes GFGH und des Markenverbandes um weitere fünf Jahre verlängert wurden. “Das ist zwar einerseits erfreulich, aber andererseits fehlt die Verpflichtung zur Dokumentation im Hinblick auf die Abmachungen zwischen LEH und Hersteller, womit sie in der Praxis weiterhin schwerlich beweis- und verfolgbar”, sind, bedauert der Bundesverband.

Keine große Rolle mehr spielt offensichtlich die Finanzkrise: 87 Prozent der Unternehmer konstatieren keine Veränderungen im Kredit-Vergabeverhalten der Banken. 38,46 Prozent der Betriebe melden zwar, dass die Banken mehr Sicherheiten verlangen, aber 30,77 Prozent signalisieren sogar günstigere Kredite. Das könnte sich jedoch vor dem Hintergrund der ab Januar 2013 greifenden Basel III-Regelungen ändern, befürchtet Günther Guder, weil die Banken mehr Rücklagen bilden müssen für gewährte Kredite und sich diese dadurch möglicherweise verteuern werden.

Lob dagegen vom Bundesverband für die aktuelle Entscheidung des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Peter Ramsauer mit Verordnung vom 4. Mai: “Wir freuen uns sehr, dass das drohende Fahrverbot für LKWs für Gründonnerstag und Freitag vor Pfingsten nun endgültig vom Tisch ist.” In einer konzertierten Aktion des BV-GFGH mit dem Bundesverband des Deutschen Großund Außenhandels (BGA) und dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) gelang es, die vorgesehenen Fahrverbote für Brummis an Gründonnerstag und Pfingstfreitag aus dem Verordnungsentwurf zu streichen. Ausgerechnet an den beiden absatzstärksten Tagen des ganzen Jahres sollten nach einem Verordnungsentwurf des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung keine Lkw mehr fahren dürfen.

Professionalität hat zugenommen
Der Getränkefachgroßhandel habe in Deutschland eine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern außergewöhnliche Bedeutung, betont Günther Guder, der zugleich Präsident der europäischen Vereinigung des Getränkefachgroßhandels CEGROBB ist. Rund 80 Prozent aller Biere, 40 Prozent bei Mineralwasser und Erfrischungsgetränken und zehn Prozent fruchthaltiger Getränke managen die Unternehmen. Die einzigartige Vielfalt und die mittelständische Struktur der Getränke- Industrie führte in Deutschland zu einer ebensolchen Vielfalt und mittelständischen Struktur des Getränkefachgroßhandels über die letzten 110 Jahre.

Der deutsche Getränkefachgroßhandel habe seine “Hausaufgaben” schon frühzeitig angenommen und sei bei vielen Themen sehr gut positioniert: “Über die Einschaltung der Wirtschaftlichen Kooperationen ist es selbst kleineren Betrieben des Getränkefachgroßhandels möglich, die gesamte logistische Kette zwischen Hersteller und Verkaufsstätte elektronisch abzubilden”, sagt Guder. Die Professionalität in der Arbeit des GFGH und damit die Chance dauerhaft am Markt erfolgreich zu bestehen, habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen, obwohl es durchaus noch etliche Unternehmen gebe, die sich in wichtigen Bereichen noch Schwächen leisten.

Quelle: Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels

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