Wein

Es tut sich was in Bordeaux: Wertvolle Insights für den Handel

Pioniergeist und Innovation – das waren schon immer die Markenzeichen der Winzer:innen von Bordeaux. Doch was in der Weinregion im Südwesten Frankreichs in den letzten zwei Jahrzehnten und vor allem in den letzten Jahren vorangetrieben wurde, ist in Deutschland noch nicht überall bekannt. In Bordeaux treffen Tradition, Zeitgeist, Innovation sowie Umweltbewusstsein und Savoir-faire aufeinander. Zeit für deutsche Weinhändler:innen, die bestehende Kundschaft mit Bordeaux zu überraschen und neue Konsument:innen zu begeistern. (1)

Nachhaltigkeit als Priorität

Aktuelle Studien* zeigen, dass 75 % der deutschen Verbraucher:innen Nachhaltigkeit sowie ökologische Themen und Produkte als wichtige Faktoren in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen. Auch hier haben die Bordeaux-Winzer:innen den Finger am Puls der Zeit. 65 % der Fläche sind zertifiziert. Der Schutz der natürlichen Ressourcen, der Artenvielfalt und die Gesundheit der Mitarbeiter:innen zählen zu den wichtigsten Aspekten ihrer Arbeit. Es wird eine Vielzahl von Arbeits- und Schutzmethoden angewandt, die durch verschiedene Umweltlabels zertifiziert sind. HVE3 (High Environmental Value) zum Beispiel ist die höchste Zertifizierungsstufe in Frankreich und umfasst Verpflichtungen in den Bereichen Biodiversität, Pflanzenschutz, Düngung und Bewässerung.

Bordeaux ist die Nr. 1 unter den französischen AOP, was die HVE-Zertifizierungen angeht. Bis 2030 sollen 100 % der Rebfläche nachhaltig zu bewirtschaften werden. 85 % der Weinberge sind bereits begrünt und die Agroforstwirtschaft geht noch weiter. Es werden Hecken und Bäume gepflanzt, um die Artenvielfalt zu erhöhen und Lebensräume für Vögel, Insekten, Fledermäuse und andere Tiere zu schaffen. Alte Scheunen oder Ställe werden nicht abgerissen; stattdessen werden hier Fledermauskolonien angesiedelt, die als natürliche Schädlingsbekämpfer fungieren.

Die Weinbranche reduziert ihren ökologischen Fußabdruck, indem sie weniger Traktoren einsetzt oder das Gras zwischen den Reben auf natürliche Weise von Schafen mähen lässt. Auch die Verwendung von Pappkartons anstelle schwerer Holzkisten trägt zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Darüber hinaus gewinnen soziale Aspekte immer mehr an Bedeutung: Eine ausgewogene Quote von männlichen und weiblichen Arbeitskräften sowie eine besondere Willkommenskultur für Saisonarbeiter:innen sind nur zwei Beispiele. (2)

Überraschen und Begeistern mit Bordeaux

Laut aktueller Studien* geht der Trend zu Weinen, die jung, zu einem legeren Essen, in gemütlicher Runde mit Freunden und Familie, einfach nach der Arbeit oder als Terrassenwein genossen werden können. Vor allem die 18- bis 34-Jährigen geben an, dass sie experimentierfreudig sind und gerne mal etwas Neues ausprobieren. 20 % der deutschen Weintrinker:innen sagen, dass sie Bordeaux-Weine attraktiv finden und gerne mal einen Bordeaux-Wein probieren würden – das entspricht einem Potenzial von 7,94 Millionen Verbraucher:innen.

Mit seinen zugänglichen und erschwinglichen Qualitätsweinen bietet Bordeaux genau die richtigen Weine, um neue Verbraucher:innen anzuziehen und etablierte Weintrinker:innen zu überraschen. Denn den Erzeuger:innen in Bordeaux gelingt es, Tradition und Moderne zu verbinden. Neben den weltweit bekannten klassischen Bordeaux-Weinen gibt es einen neuen Stil: atypische, moderne und fruchtige Rotweine, die jung entkorkt werden. (3)

* Wine Intelligence Studie 2020

Diese Rotweine, die ihr Terroir und die Persönlichkeit der Winzer:innen, die sie erzeugen, widerspiegeln, profitieren von veränderten Verfahren. Einige der neuen Jahrgänge werten alte Rebsorten auf, als spezielle Cuvées oder rebsortenrein, andere sind in Amphoren oder Zementtanks gereift, vegan oder ohne Zusatz von Sulfit. Immer beliebter wird der neue Bordeaux-Stil ohne oder mit sehr sensiblem Holzausbau, angenehmer Frische und ausgewogener Frucht. Auch der Anteil an sortenreinen Weinen, die zum Teil aus alten autochthonen Rebsorten wie Carménère oder Petit Verdot hergestellt werden, steigt stetig an. Darüber hinaus wird der Ausbau angepasst, um einen geschmeidigeren, fruchtigeren, ausdrucksvolleren und weniger holzigen Wein zu erhalten.

Um dieses zu erreichen und von den Aromen Holzfasses zu profitieren, setzen die Winzer:innen das Fass maßvoller ein und verkürzen die Reifezeit im Barrique oder lassen den Wein in Fässern reifen, die größer sind als das 225-Liter-Bordeaux-Fass – z. B. 500-Liter-Fässer, Barriques usw. Es werden auch immer mehr alternative Materialien zum Holz verwendet, wie Zement- oder Edelstahltanks, neutrale Materialien wie Amphoren oder Steingut mit 300 bis 1.000 Litern Fassungsvermögen, die die Mikro-Oxygenierung fördern, ohne dass Holzaromen hinzugefügt werden. All dies macht den neuen Stil der Bordeaux-Weine aus. Und es ist wichtig, ihn auch in Deutschland bekannt zu machen. (4)

Eine neue Generation von Winzer:innen stellt die Weichen

Mit großen Schritten in die Zukunft, so kann man die neue Generation in Bordeaux beschreiben. Es sind nicht unbedingt nur die Jungen, die etwas bewegen und verändern. Generell stellen sich die Winzer:innen Herausforderungen wie dem Klimawandel, pflanzen neue Rebsorten an, arbeiten verantwortungsvoll mit Mensch und Natur zusammen, um einzigartige Weine zu erzeugen. Frauen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Bestens ausgebildet, leiten sie Weingüter, arbeiten als Exportmanagerinnen oder in technischen Positionen – und geben der Weinbranche eine weibliche Note. Die Töchter und Söhne von Familienbetrieben studieren und arbeiten in Weinregionen auf der ganzen Welt und kehren dann mit einem reichen Erfahrungsschatz und innovativen Ideen in ihre heimischen Weinberge zurück. Sie experimentieren mit neuen Rebsorten, kreieren spezielle Cuvées oder Weintypen wie den Crémant. (5)

Viele Weingüter öffnen ihre Chateaux für Touristen und bieten ungewöhnliche Weinerlebnisse an: Die Gäste können in der Kellerei mitarbeiten, im Weinberg Rad fahren oder in einem Assemblage-Workshop ihre eigene Cuvée kreieren – ideal, um das französische Savoir-vivre kennenzulernen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen ihr Leben von Grund auf ändern und ihre Liebe zu den Weinen aus Bordeaux zum neuen Beruf machen, nachdem sie die Region besucht haben: Sie kaufen einen Weinberg und produzieren mit viel Liebe, Herz und Seele ihre eigenen Weine. (6)

Das Auge trinkt mit

Bordeaux ist der größte Exporteur von AOP-Qualitätsweinen. Leichter trockener Weißwein, goldener Süßwein, Rosé, Clairet und verschiedene Rottöne: Die Farbpalette ist endlos und überrascht immer wieder aufs Neue. Doch die Weine überzeugen nicht nur durch ihre Farbvielfalt und ihren Geschmack – auch das äußere Erscheinungsbild der Flaschen ist vielfältig. Viele Weintrinker:innen meinen, einen Bordeaux-Wein sofort am Etikett erkennen zu können. Lange Zeit waren es vor allem die Bilder der Châteaux, die das Label zierten. Doch auch hier tut sich etwas. Moderne Verpackungen mit hellen, humorvollen Flaschenetiketten fallen im Weinregal sofort ins Auge.

Auch die Form der Flaschen wird immer vielfältiger, nicht zuletzt, weil die Winzer:innen aus ökologischen Gründen Material sparen. Statt 750 Gramm wiegt eine Flasche dann nur noch halb so viel. Das Ergebnis ist ein mitunter modernes, ansprechendes Etiketten- und Flaschendesign, das den Wein zu einem echten Hingucker und Verkaufsschlager macht und zudem den CO2-Fußabdruck reduziert.

Der CIVB freut sich darauf, deutsche Weinhändler:innen bald wieder persönlich in Bordeaux begrüßen zu dürfen. Bis dahin präsentiert der Verband seine Weine und Winzer:innen auf dem Weinfachhändlertag am 10. und 11. Oktober in Heilbronn und auf dem Bordeaux-Day Ende Oktober.

(1) (c) Favoreat/Katja Hentschel
(2) (c) C. Goussard
(3) (c) CIVB
(4) (c) CIVB/Claudia Hettwer
(5) (c) G. Bonnaud
(6) (c) Favoreat

Quelle: Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB)
Titelbild: ©iStockphoto | Brycia James

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