kaffeebohnen in einer kaffeetasse
Kaffee

Erster Rainforest Alliance-verifizierter Kaffee auf dem Weg nach Europa

Die ersten Kaffeebohnen, die von der Rainforest Alliance als EUDR-bereit verifiziert wurden, werden noch in diesem Monat in Belgiens größtem Hafen in Antwerpen eintreffen. Die Farm High Range Coffee Curing im indischen Bundestaat Karnataka hat mit der Organisation zusammengearbeitet, um alle notwendigen Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung zu erfüllen. High Range Coffee Curing wurde 1995 gegründet, als sich die indische Kaffeeindustrie dem freien Markt öffnete, und liegt inmitten von 142 Hektar tropischen Regenwalds. Die Rainforest Alliance-zertifizierte Farm ist für ihre hochwertigen Bohnen bekannt und beliefert führende globale Kaffeemarken, Röstereien und Händler wie Nestlé, Unilever, E-Com Commodities, Olam, Continental Coffee, Louis Dreyfus, Vidya Coffee und Allanasons sowie weitere in Indien.

Zaidan M. Saly, Direktor von High Range Coffee Curing: „Die Umsetzung der EUDR (EU Deforestation Regulation) hat unser Team vor große Herausforderungen gestellt. Aber mit der unschätzbaren Hilfe der Rainforest Alliance-VertreterInnen in unserer Region konnten wir diese überwinden und uns mit dem Prozess vertraut machen. Durch ihr Fachwissen wurde die zunächst überwältigend wirkende Aufgabe machbar und die Umsetzung verlief reibungslos und erfolgreich. Dadurch wird für uns nun nicht nur die Einhaltung der EUDR-Vorschriften erleichtert, sondern auch unsere Rückverfolgbarkeit revolutioniert.“

Indien ist sechsgrößter Kaffeeproduzent der Welt

Indischer Kaffee gilt als einzigartig, weil er im Schatten verschiedener einheimischer Baumarten gedeiht. Dies trägt zur Erhaltung der Artenvielfalt bei und hilft den BäuerInnen, das Gleichgewicht eines natürlichem Ökosystems zu erhalten. Indien ist der sechstgrößte Kaffeeproduzent der Welt und baut sowohl Arabica- als auch Robusta-Bohnen an. Vor allem in der Europäischen Union, insbesondere in Italien, Deutschland und Belgien, besteht eine große Nachfrage. Fast 20 Prozent des in Indien angebauten Kaffees sind Rainforest Alliance-zertifiziert.

Miguel Gamboa, Leiter des Kaffeeprogramms der Rainforest Alliance: „Die EUDR ist ein wichtiger Schritt, um den globalen Kaffeesektor auf nachhaltigere Praktiken umzustellen. Allerdings brauchen viele KleinbäuerInnen Unterstützung, um die große Bandbreite an Anforderungen erfüllen zu können – von der Rückverfolgbarkeit über die Kartierung von Entwaldungsrisiken und lokale Gesetze bis hin zu praktischen und technischen Anleitungen zu wichtigen Umweltpraktiken.“

Die Rainforest Alliance ermöglicht es zertifizierten Kaffee- wie auch Kakao-BäuerInnen bereits jetzt, sich zusätzlich zu den Rainforest-Alliance-Zertifizierungsstandards auch hinsichtlich der EUDR-Kriterien verifizieren zu lassen. Dies ermöglicht es Unternehmen, ihre Rohstoffe ohne zusätzliche Kosten von diesen Farmen zu beziehen, sie entlang ihrer Lieferketten zu verfolgen und die Daten der Farmen zu nutzen, und so nachzuweisen, dass sie die Anforderungen der EUDR zur Abholzungsrisikobewertung und -minderung zum Stichtag 30. Dezember 2024 einhalten.

Gamboa weiter: “Wir testen aktuell zudem ein Angebot zur EUDR-konformen Entwaldungsrisikobewertung für Ankäufer von nicht zertifiziertem Kaffee und Kakao. Im Laufe des Jahres wollen wir es auf breiterer Basis einführen. Mit diesem Angebot wollen wir mehr Unternehmen auf ihrem Weg zur Einhaltung der Vorschriften unterstützen, aber vor allem auch nicht zertifizierte LandwirtInnen erreichen, damit ihre Produkte weiterhin auf dem EU-Markt verkauft werden können.”

Einige Unternehmen und Regierungen haben in den vergangenen Monaten gefordert, die EU solle die Verordnung abschwächen oder die Frist 30. Dezember 2024 verschieben. Die Rainforest Alliance fordert die EU-Kommission auf, die EUDR weder zu verwässern noch zu verzögern. An die Unternehmen appelliert die Organisation, ihre Einkäufe bei KleinbäuerInnen nicht zu reduzieren, sondern sie vielmehr dabei zu unterstützen, die Frist einzuhalten.

Hintergrund-Infos

Kaffee ist eine der weltweit am meisten gehandelten Waren. Er ist das Rückgrat vieler ländlicher Volkswirtschaften in Lateinamerika, Asien und Afrika. Die überwiegende Mehrheit der weltweit 12,5 Millionen Kaffeefarmen wird von KleinbäuerInnen bewirtschaftet; fast drei Viertel des weltweit angebauten Kaffees stammen von kleinen Farmen. Diese BäuerInnen sind zunehmend mit existenzbedrohenden Problemen wie Klimawandel sowie niedrige und instabile Einkommen konfrontiert. 50 Prozent der für den Kaffeeanbau geeigneten Regionen weltweit könnten bis 2050 verschwinden, wenn nichts getan wird, um diese Herausforderungen zu bewältigen.

Kaffeeanbau spielt oft eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der lokalen Infrastruktur, der Bereitstellung wichtiger Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung, der Unterstützung der lokalen Wirtschaft und der Förderung nachhaltigerer Entwicklungspraktiken.

Die Rainforest Alliance hat die EU-Kommission zuletzt mit Nachdruck aufgefordert, die EUDR weder zu verwässern noch zu verzögern:

  • Brief von 37 Nichtregierungsorganisationen, die die EU-Mitgliedsstaaten auffordern, am geplanten Zeitrahmen der EU-Entwaldungsverordnung festzuhalten und Vorstöße für Verzögerungen und Verwässerungen zurückzuweisen
  • Brief von Nichtregierungsorganisationen an Ursula von der Leyen, in dem die EU-Kommission aufgefordert wird, den Zeitplan für die EU-Entwaldungsverordnung einzuhalten und sicherzustellen, dass die notwendigen Vorbereitungen für ihre Umsetzung bis zum 30. Dezember 2024 getroffen werden.

Über die Rainforest Alliance

Die Rainforest Alliance ist eine internationale Non-Profit-Organisation und setzt sich für die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur ein, damit beide in Harmonie gedeihen können. Die Allianz ist in fast 60 Ländern aktiv und bringt Land- und Forstwirtschaftsgemeinschaften, Unternehmen, Regierungen, die Zivilgesellschaft und Millionen von Einzelpersonen zusammen, um positive Veränderungen in einigen der wichtigsten Landschaften und globalen Lieferketten der Welt voranzutreiben. Die Rainforest Alliance führt Landschafts- und Gemeindeprojekte durch, setzt sich für die Verbesserung der Märkte ein und stellt dabei die Land- und Forstwirtschaft in den Mittelpunkt. Die Rainforest Alliance arbeitet mit mehr als 4 Millionen FarmerInnen und ArbeiterInnen zusammen. Millionen von VerbraucherInnen auf der ganzen Welt können das Rainforest-Alliance-Siegel auf über 54.000 Produkten finden.

Quelle: Rainforest Alliance
Bildquelle: ©iStockphoto | lutavia

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