Eric Bergmann und Peter Jauch: „Luxus-Spirituosen definieren sich über den Preis“

Ein echter Tausendsassa ist mein nächster Gesprächsgast. Einer, den ich seit Jahren schätze und immer wieder mal um Rat frage. Es ist Eric Bergmann – der Schwabe unter den Franzosen, immer mit einem Champagner-Lächeln unterwegs. Er ist auch einer mit dem vermutlich höchsten technischen Verständnis der deutschen Bar-Szene. Seit 2003 Teil dieser, eröffnete er 2011 in Stuttgart seine Bar Bergmann. Später war er einer der Verrückten, die in einem alten Banktresor eine Bar eröffneten. Seit bald zwei Jahren ist er wieder selbstständig – Barconsulting, Umsetzungen von Großprojekten, Catering und einiges mehr gibt es von Bergmann.

Sicherlich kennt der ein oder andere die gemeinsamen Videos von Eric und mir, in denen wir Gins verkosten oder Champagner-Gläser prüfen. Wer Lust hat, diese nachzuschauen, hier geht’s zur Gin-Übersicht und hier zum Champagner. Irgendwie witzig, diese sind schon länger her und noch immer unterhaltsam.

Kommen wir doch wieder zurück zum Thema: Eric war auch beim letztjährigen BCB Vorab-Dinner am Sonntag von Thorsten Husmann im Amano Hotel in Berlin. Dort hatten wir ein paar Gelegenheiten, uns zu dritt zu unterhalten. Die Chemie passte, wobei – ehrlich – gibt es jemanden in Deutschland, der Eric nicht mag? Ich denke nicht. Das kann ich über mich nicht sagen, obwohl ich Schweizer bin. Übrigens findet auch in diesem Jahr wieder das Dinner von Thorsten Husmann statt. Wer dabei sein möchte, kann sich direkt bei ihm melden.

In unserer Luxus-Spirituosen-Serie, in der bereits großartige Menschen wie und Serhan „Papa Charly“ Kusaksizoglu, Eyck Thormann und Olga Meiss ihren Blickwinkel zum Thema gegeben haben, ist heute der nächste an der Reihe.

Eric Bergmann, die Bühne gehört dir!

Peter Jauch: Wer bist du?

Eric Bergmann: Mein Name ist Eric Bergmann. Ich bin der Gründer von DrinkStudio. DrinkStudio ist eine Unternehmung, die sich auf Beratung im Bereich Bars sowie Boutique-Hotels im Luxussegment und auf Consulting und Catering für Unternehmen aus dem Getränkebereich spezialisiert hat. Alles, was flüssig ist, fällt in meinen Bereich. Darüber hinaus aber auch alles was man in einer Bar so braucht. Von der hochwertigen Soundanlage über die Gerätschaften bis hin zur Schließanlage.

Ich habe gerade erst einige spannende Projekte begleitet – von der Grundentwicklung, also der Rezepterstellung, bis hin zu Shootings und Signature-Drinks für verschiedene Firmen und Events. Realisierungen von Konzepten auf Messen wie dem OMR Festival, aber auch Markteinführungen, wie zum Beispiel eine neue Filler-Marke, die gerade erst auf den Markt gekommen ist, sind dabei. Momentan bin ich für eine Fallstudio auf Korsika. Es ist viel los!

Peter Jauch: Was ist für dich eine Luxus-Spirituose?

Eric Bergmann: Luxus-Spirituosen definieren sich in meinen Augen in erster Linie gerne über den Preis. Ob das Produkt tatsächlich qualitativ hochwertig ist, ist erst einmal dahingestellt. Für den Endverbraucher signalisiert der Preis jedoch eine gewisse Exklusivität. Vor etwa 15 bis 18 Jahren begann der große Trend mit Luxus-Wodka, und der Begriff “Premium-Spirituosen” wurde nachhaltig geprägt. Zuvor waren Luxus-Spirituosen eher in Nischenprodukten zu finden. Der Premium-Trend setzte sich mit Gin fort, wo 40 bis 70 Euro für eine Flasche gezahlt wurden. Dieser Trend klingt jedoch langsam ab.

„Luxus-Spirituosen definieren sich in meinen Augen in erster Linie über den Preis. Ob das Produkt tatsächlich qualitativ hochwertig ist, sei dahingestellt.“ – Eric Bergmann

Peter Jauch: Wie sieht dein täglicher Umgang mit Spirituosen aus?

Eric Bergmann: Heutzutage arbeite ich nicht mehr täglich mit Spirituosen, zumindest nicht in dem Maße wie früher hinter der Bar. Dennoch bin ich in den Prozess der Konzipierung stark eingebunden. Es macht mir nach wie vor Spaß, hinter der Bar zu stehen, wie zum Beispiel momentan in einem Luxushotel auf Korsika oder auf Messen wie dem anstehenden BCB. Diese Leidenschaft wird mich wohl nie loslassen.

Peter Jauch: Wo siehst du die größten Potenziale im Luxus-Spirituosen-Segment?

Eric Bergmann: Das größte Potenzial liegt darin, dass Marken sich durch einen einzigartigen USP hervorheben – sei es durch herausragende Qualität oder durch innovative Konzepte. Luxus muss nicht immer teuer sein. Es gibt Raum für Produkte, die Luxus und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis verbinden, sodass sie für den normalen Endverbraucher attraktiv sind. Besonders in Märkten wie China spielt der Preis eine Rolle, da dort teure Geschenke sehr beliebt sind.

Peter Jauch: Gibt es ungenutzte Lücken im Luxus-Spirituosen-Markt?

Eric Bergmann: Ja, der Markt ist groß genug, und es gibt noch Potenzial. Wichtig ist, wie bereits erwähnt, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Was dabei genau die Leistung darstellt kann vielfältig sein. Es könnte in Zukunft auch Luxusprodukte im Bereich alkoholfreier Destillate geben. Der Markt ist zwar noch jung, aber wer weiß, wohin die Reise geht.

Peter Jauch: Welche Marken dominieren aktuell den Markt für Luxus-Spirituosen?

Eric Bergmann: Im Luxus-Segment dominieren Marken, die sich im Super-Premium-Bereich bewegen. Die obere Mittelschicht, die sich gerne mal eine gute Flasche gönnt, greift aktuell eher zu günstigeren Optionen, während die wirklich wohlhabenden Konsumenten weiterhin teure Produkte kaufen. Marken wie Rémy Martin oder die großen Champagnerhäuser sind Beispiele dafür..

„KI und Blockchain werden definitiv eine Rolle spielen.“ – Eric Bergmann

Peter Jauch: Welche Rolle spielen neue Technologien wie KI und Blockchain im Luxus-Spirituosensegment?

Eric Bergmann: KI und Blockchain werden definitiv eine Rolle spielen. Sie können helfen, Produktionsprozesse zu optimieren oder sogar neue Marken zu entwickeln. KI könnte auch im Marketing eine entscheidende Rolle spielen, um personalisierte Erlebnisse zu schaffen. Das wird sich auf lange Sicht im gesamten Markt bemerkbar machen.

Peter Jauch: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit im Luxus-Spirituosen-Segment?

Eric Bergmann: Nachhaltigkeit ist in der Industrie angekommen und wird immer wichtiger. Viele Marken setzen auf nachhaltige Produktion und Verpackung, aber es gibt auch viel Greenwashing, wenn man hinter die Fassaden schaut oder anfängt Dinge zu hinterfragen. Es gibt jedoch auch Marken, die das Thema ernst nehmen und den gesamten Produktionsprozess nachhaltig gestalten – von der Wasseraufbereitung bis zur Verpackung. Dennoch ist es noch fraglich, ob der Endverbraucher, der eine 2000-Euro-Flasche kauft, wirklich Wert darauf legt, dass das Glas nachhaltig produziert wurde.

„Viele Marken setzen auf nachhaltige Produktion und Verpackung, aber es gibt auch viel Greenwashing.“ – Eric Bergmann

Peter Jauch: Gibt es regionale Unterschiede im Konsum von Luxus-Spirituosen in Deutschland?

Eric Bergmann: Ja, auf jeden Fall. In urbanen Gegenden wie München, Frankfurt oder Berlin werden Luxus-Spirituosen erfahrungsgemäß häufiger konsumiert als in ländlichen Regionen – Luxusresorts- und Hotels mal außen vor gelassen. In Städten gibt es auch eine stärkere Präsenz in der Gastronomie, während sich auf dem Land eher Einzelpersonen ab und zu etwas Besonderes gönnen.

Peter Jauch: Welche Rolle spielt der Onlinehandel im Luxus-Spirituosen-Segment?

Eric Bergmann: Der Onlinehandel spielt eine wichtige Rolle, besonders für Preissensibilisierung. Auch im High-End-Bereich vergleichen reiche Menschen Preise. Allerdings spielt der Onlinehandel bei Ultra-Premium-Produkten eine geringere Rolle, da es hier mehr um persönliche Kontakte und exklusive Erlebnisse geht.

„Influencer-Marketing spielt eine große Rolle, besonders bei Luxusprodukten.“ – Eric Bergmann

Peter Jauch: Gibt es innovative Marketingstrategien, die dir aufgefallen sind?

Eric Bergmann: Ja, Influencer-Marketing spielt eine große Rolle, besonders bei Luxusprodukten. Luxus-Influencer leben den Lifestyle vor, den viele Menschen nacheifern. Das kann dazu führen, dass eine Marke populär wird. In bestimmten Segmenten, besonders bei jüngeren Zielgruppen, kann Influencer-Marketing sehr wirkungsvoll sein.

Peter Jauch: Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?

Eric Bergmann: Luxus-Spirituosenhersteller dürfen ruhig auch bei Consultants Luxushonorare zahlen! (zwinkert und lacht)

Mehr von Peter Jauch

„Jauch’s 5“ ist die Kolumne auf about-drinks. Peter Jauch rückt in jedem Artikel 5 Hauptdarsteller in den Fokus – mal sind es Gins, mal Drinks, Bars, Restaurants, Events oder andere Spirituosen. Peter Jauch ist Autor von „GIN – Das Buch“ und Gründer von about GIN TONIC. Er ist Speaker und Host verschiedener Gin-Erlebnisse (Tastings, Festivals, Dinners). Zudem gründete er das „GIN Erlebnis Festival“, das „about spirits Festival“ und schrieb das Konzept für die „GIN church“ Zürich. Weitere Infos über ihn gibt’s unter aboutgintonic.com. Das Video-Interview mit ihm findet man hier.

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