Borussia Brauerei Interview
Interview

„Ein Stück Dortmunder Geschichte“: Marc Diegmann über die Borussia Brauerei

Der Borsigplatz spielt in Dortmund eine zentrale Rolle – nicht nur für den BVB 09, sondern auch für die Borussia Brauerei. 1885 dort gegründet, existierte sie nur einige Jahre, ehe sie 2022 von Jan-Henrik Gruszecki wiederbelebt wurde. Mit dem Borsigplatz Style Export und dem Pils wurden die beiden ersten Biere erfolgreich auf den Markt gebracht. Die neue Borussia Brauerei soll aber nicht einfach nur Bier brauen, sondern ein Stück Dortmunder Geschichte und Leidenschaft in die Gegenwart tragen.

Wie das genau funktioniert, erzählt Marc Diegmann. Seit September 2024 ist er Geschäftsführer. Im Interview spricht er über seinen Weg in den Ruhrpott, die Bedeutung von Tradition und Innovation in der Bierbranche und die Pläne der Borussia Brauerei.

Marc, erzähle etwas über Dich und Deinen Werdegang. Was hat Dich in die Bierbranche und zur Borussia Brauerei geführt?

Marc Diegmann: Mein Weg in die Bierbranche begann mit einer Faszination für die Geschichten hinter traditionsreichen Marken. Diese Leidenschaft konnte ich bereits in meiner Position als Brand Manager bei der Radeberger Gruppe ausleben, wo ich die Verantwortung für etablierte Marken wie Dortmunder Kronen trug. Dort wurde mir bewusst, wie sehr mich das Erzählen und Gestalten solcher Geschichten erfüllt.

Trotzdem wuchs in mir der Wunsch, nicht nur die bestehende Markenidentität zu pflegen, sondern aktiv an der Weiterentwicklung einer Marke beteiligt zu sein. Der Wechsel zur Borussia Brauerei im September 2024 war daher ein logischer Schritt. Hier habe ich die Möglichkeit, die Marke und das Unternehmen in einem dynamischen Umfeld zu prägen und ihre Zukunft mitzugestalten.

Die besondere Geschichte der Brauerei – gegründet 1885 am Borsigplatz und nach 113 Jahren 2022 wiederbelebt – ist dabei eine große Inspirationsquelle.

Du sagt es, die Borussia Brauerei wurde 2022 wiederbelebt. Was kam es zu der Idee?

Marc Diegmann: Für die Rückkehr der Traditionsmarke „Dortmunder Borussia Brauerei“ ist Jan-Henrik Gruszecki verantwortlich, der der Marke neues Leben einhauchte. Im Jahr 2015 sicherte er sich die Namensrechte, nachdem er im Rahmen seiner Arbeit an der Verfilmung „Am Borsigplatz geboren“, die die Geschichte von Borussia Dortmund erzählt, auf die ehemalige Brauerei aufmerksam wurde. Bei seiner Recherche stellte er fest, dass die Markenrechte ungenutzt waren – eine Chance, die er sofort ergriff. In den darauffolgenden Jahren widmete er sich intensiv der Entwicklung des Projekts. Er ist herausragend vernetzt in der Stadtgesellschaft und der alleinige Gesellschafter. Er unterstützt mich, wenn es notwendig ist, aber lässt mir sonst alle Freiheiten. Vor allem die übergeordneten Themen treiben wir gemeinsam voran.

Borussia Brauerei

Inhaber Jan-Henrik Gruszecki (l.) und Geschäftsführer Marc Diegmann

Für die Umsetzung seiner Vision holte er Christian Wolf ins Team, der unter anderem als Braumeister eine zentrale Rolle einnahm einnimmt. Mit seiner Ausbildung zum Biersommelier vertiefte er sein Wissen über Geschmack und Aromen von Bieren. Christian beschäftigt sich schon seit 10 Jahren damit, wie man das Beste aus den Rohstoffen herausholen kann. Für ihn ist Bier ein Genussmittel, das immer wieder neue kreative Ansätze erfordert. Diese Philosophie prägte auch die Entwicklung des ersten Biers der neuen Borussia Brauerei: das „Borsigplatz Style Export“. Die Herausforderung bestand darin, ein klassisches Exportbier auf moderne Weise neu zu interpretieren – ein Ansatz, der den Geist der wiederbelebten Marke perfekt widerspiegelt.

Wie wichtig ist die Verbindung zum Borsigplatz und zur lokalen Fußballkultur für die Brauerei?

Marc Diegmann: Die Verbindung zum Borsigplatz und zur lokalen Fußballkultur ist für die Borussia Brauerei von zentraler Bedeutung. Die Ursprünge der Marke, die 1885 am Borsigplatz gegründet wurde, sind eng mit der Identität des Stadtteils und der Dortmunder Geschichte verknüpft. Besonders prägend war der Moment, als sie 1909 als Namespatronin verewigt wurde. Dieses historische Erbe schafft eine emotionale Brücke zwischen Bier und Fußball, die in der Region tief verwurzelt ist.

Die Wiederbelebung der Marke im Jahr 2022 knüpft genau an diese lokale Symbolkraft an. Für uns ist es ein zentrales Anliegen, die enge Verbindung zur Stadt und ihrer Fußballkultur in der Facette unseres Handelns widerzuspiegeln. Das spiegelt sich nicht nur in unseren Produkten wider, sondern auch in der Art und Weise, wie wir unsere Marke präsentieren. So setzen wir gezielt auf Orte der Inspiration und verankern unsere Biere in der regionalen Gastronomie und Kultur.

Diese starke Bindung zur lokalen Identität ermöglicht es uns, nicht nur ein Bier zu brauen, sondern ein Stück Dortmunder Geschichte und Leidenschaft in die Gegenwart zu tragen. Sie ist der Grundstein für die Authentizität und den Erfolg der Marke – ein Symbol für Tradition, Gemeinschaft und Innovationsgeist. Aber natürlich ist das auch eine besondere Verantwortung die das mitbringt. Diese Stadt lebt und liebt Borussia. Und da muss das Bier und die Marke eine sein, mit dem man sich gerne identifiziert.

Sprechen wir über das erste Produkt, Euer „Borsigplatz Style Export“. Was macht dieses Bier geschmacklich und handwerklich besonders?

Marc Diegmann: Das „Borsigplatz Style Export“ zeichnet sich sowohl geschmacklich als auch handwerklich durch eine klare Besonderheit aus: Die bewusste Verwendung von Aromahopfen. Diese Zutat verleiht dem Bier ein einzigartiges Geruchs- und Geschmacksprofil, das eine fruchtige Note hervorbringt. Durch diese moderne Interpretation hebt sich das Exportbier deutlich von traditionellen Rezepturen ab.

Handwerklich setzt die Borussia Brauerei auf Qualität und Präzision. Das Bier wird in Zusammenarbeit mit BrewDog in Berlin gebraut, einem Pionier der Craft-Beer-Branche. Diese Kooperation garantiert eine exakte Umsetzung der Rezeptur und ermöglicht es, mit modernen Brauverfahren das Beste aus den Rohstoffen herauszuholen. Der Hopfen wird hierbei als „Gewürz des Bieres“ betrachtet und sorgfältig ausgewählt, um das gewünschte Aromaprofil zu erzielen.

Die Entscheidung, das Export ausschließlich in Dosen anzubieten, trägt ebenfalls zur besonderen Qualität bei. Dosen schützen das Bier optimal vor UV-Strahlen und Sauerstoff, was das Aroma des frischen Hopfens bewahrt. Gleichzeitig wird durch die leichten und transportfreundlichen Dosen eine ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit gefördert.

Insgesamt kombiniert das „Borsigplatz Style Export“ handwerkliche Braukunst mit einer innovativen Herangehensweise, wodurch es nicht nur geschmacklich überzeugt, sondern auch die Verbindung von Tradition und Moderne verkörpert.

Aktuell wird das Bier bei BrewDog in Berlin gebraut. Ist es geplant, die Produktion nach Dortmund zu verlagern?

Marc Diegmann: Die Borussia Brauerei hat klare Pläne, auch in Dortmund langfristig Bier zu produzieren, um die enge Verbindung zur Stadt weiter zu stärken. Der erste konkrete Schritt besteht in der Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort innerhalb der Stadt. Dieser Standort soll nicht nur die Brauerei beherbergen, sondern auch eine eigene Gastronomie ermöglichen, um ein direktes Erlebnis für die Kundschaft zu schaffen. Ziel ist es, die Brauerei zu einem Treffpunkt für Bierliebhaber und ein neues Aushängeschild der Dortmunder Bierkultur zu machen.

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Ein weiterer Meilenstein auf diesem Weg ist die Sicherstellung eines ausreichenden Produktionsvolumens. Die Brauerei strebt mittelfristig einen Ausstoß im mittleren vierstelligen Hektoliterbereich an, irgendwann vielleicht auch fünfstellig. Parallel dazu wird daran gearbeitet, die Bekanntheit der Marke weiter auszubauen und zusätzliche Käuferschichten für uns zu gewinnen.

Dieser Schritt verdeutlicht, dass die Borussia Brauerei entschlossen ist, ihre historische und kulturelle Verbindung zu Dortmund nachhaltig zu festigen.

Im Dezember habt Ihr das Sortiment um ein neues Pils erweitert. Was zeichnet dieses Bier aus und was dürfen Bierliebhaber geschmacklich erwarten?

Marc Diegmann: Das neue Pils der Dortmunder Borussia Brauerei erweitert das Sortiment um eine bewusst klassische, aber dennoch eigenständig interpretierte Biersorte. Geschmacklich zeichnet sich unser Pils durch eine unkomplizierte aber klassisch hopfenbetonte Eigenkreation aus, mit der wir die das traditionelle Pils um eine moderne Komponente erweitern wollten. Verwendet wird ausschließlich hochwertiger deutscher Aromahopfen, der dem Bier seinen unverkennbaren Charakter verleiht: frisch, herb und dennoch angenehm ausgewogen.

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Ein weiteres besonderes Merkmal ist die Entscheidung, das Pils ebenfalls – zumindest vorerst – ausschließlich in Dosen anzubieten. Die Dose sorgt einfach dafür, dass das volle Aroma bewahrt wird und sorgt für eine gleichbleibend hohe Qualität. Darüber hinaus vermittelt die Verpackung ein modernes und kultiges Image, mit der wir insbesondere die jüngere Zielgruppe ansprechen wollen.

Für Bierliebhaber bedeutet das Pils, eine Brücke zwischen traditioneller Braukunst und zeitgemäßem Geschmack. Es ist ein Bier, das sowohl Puristen als auch neugierige Genießer anspricht, die Wert auf Qualität und einen unverfälschten, klaren Pilsgeschmack legen.

Dortmund war einst eine Hochburg des Bierbrauens. Wie beurteilst Du die aktuelle Bierlandschaft der Region, und welche Rolle kann die Borussia Brauerei Deiner Meinung nach darin einnehmen?

Marc Diegmann: Die aktuelle Bierlandschaft in Dortmund hat sich im Vergleich zu ihrer glanzvollen Vergangenheit stark verändert. Einst galt Dortmund als Hochburg des Bierbrauens, geprägt von großen Brauereien und einem erheblichen Bierausstoß. Heute ist der Markt konsolidierter und der Bierkonsum in Deutschland insgesamt rückläufig. Dennoch gibt es in der Region weiterhin eine lebendige Bierkultur, die zunehmend durch kleinere, handwerklich arbeitende Brauereien geprägt wird. Konsument:innen legen vermehrt Wert auf Qualität, Individualität und authentische Geschichten hinter den Produkten.

Die Borussia Brauerei kann in diesem veränderten Marktumfeld eine Schlüsselrolle einnehmen, indem sie Tradition und Moderne verbindet. Unser Ziel ist es, die lokale Bierkultur mit hochwertigen, handwerklich gebrauten Bieren zu bereichern, die sowohl geschmacklich als auch in ihrer Geschichte überzeugen. Dabei setzen wir bewusst auf eine enge Verbindung zur Stadt Dortmund, insbesondere zum Borsigplatz, der ein zentrales Symbol unserer Marke ist.

Darüber hinaus sehen wir uns als Botschafter für eine neue Generation von Dortmunder Bieren, die sich durch kreative Ansätze und eine starke lokale Identität auszeichnen. Mit unserer flexiblen und innovativen Herangehensweise können wir gezielt auf aktuelle Branchentrends wie den wachsenden Markt für alkoholfreie und aromabetonte Biere reagieren. So möchten wir die Tradition in Dortmund nicht nur fortführen, sondern aktiv mitgestalten und die Stadt wieder stärker als Bierstandort etablieren.

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wo siehst Du die Borussia Brauerei in fünf Jahren? Welche langfristigen Ziele verfolgt Ihr für die Marke und das Unternehmen?

Marc Diegmann: In fünf Jahren sehe ich die Borussia Brauerei als eine fest etablierte Größe in der Dortmunder Bierlandschaft und darüber hinaus. Unser Ziel ist es, eine moderne Brauerei mit starker lokaler Verankerung und internationalem Ansehen zu schaffen. Dabei wollen wir die Tradition des Dortmunder Bierbrauens fortführen und gleichzeitig innovative Akzente setzen. Ein zentraler Meilenstein wird die Errichtung eines eigenen Produktionsstandorts in Dortmund sein, der nicht nur die Verbundenheit zur Stadt weiter stärkt, sondern auch Raum für eine eigene Gastronomie bietet. Dadurch schaffen wir ein Erlebnis, das die Marke für Konsument:innen greifbarer und authentischer macht.

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Langfristig streben wir eine Erweiterung unseres Sortiments an, einschließlich alkoholfreier Biere, die stark nachgefragt werden. Zudem planen wir, mit einer eigenen Bierbar in Dortmund neue Begegnungsorte für Bierliebhaber zu schaffen, in denen nicht nur unsere eigenen Biere, sondern auch Produkte befreundeter Brauereien angeboten werden.

Unser Fokus wird weiterhin auf Qualität und handwerklicher Braukunst liegen, kombiniert mit einem klaren Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, etwa durch umweltfreundliche Verpackungen wie Dosen. Wir möchten die Borussia Brauerei zu einer Marke entwickeln, die sowohl für ihre Geschichte als auch für ihre Innovation geschätzt wird. In fünf Jahren wollen wir nicht nur die regionale Präsenz stärken, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sein – als Symbol für die Dortmunder Bierkultur.

Dortmunder Borussia Brauerei | Website | Instagram | Facebook | LinkedIn

+++ Wir bedanken uns bei Marc Diegmann für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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