Ratsherrn Interview
Craft-Beer

„Ein Pionier der deutschen Craft-Beer-Bewegung“: Mariann von Redecker über Ratsherrn

[Advertorial] Echte Hamburger Tradition: Die Marke Ratsherrn besteht schon seit den 1950er Jahren. 2012 wurde die eigene Brauerei in den denkmalgeschützten Schanzenhöfen eröffnet. Seitdem ging es rasant bergauf: Nach dem erfolgreichen Relaunch wurde 2019 die Marke von 50.000 Hektolitern Bier erstmals übertroffen. Damit ist Ratsherrn die größte inhabergeführte Brauerei in der Hansestadt. Das knapp 50-köpfige Team, das zu den Pionieren der Craft-Beer-Bewegung in Deutschland zählt, hat eine einfache Mission: das frischeste Bier Hamburgs zu produzieren. Seit 7,5 Jahren gehört auch Mariann von Redecker zum Ratsherrn-Team und verantwortet seit drei Jahren als Vertriebsleiterin den Bereich Handel.

Mit ihr haben wir im Interview gesprochen – u.a. über die Pionierarbeit in der deutschen Craft-Beer-Bewegung, das neue Jubiläumsbier „Altes Mädchen Zwickel“ und den 10. Geburtstag des Braugasthauses. Zudem verrät sie, welche Innovationen Ratsherrn für dieses Jahr noch plant.

Wie sah Ihr Weg in die Bierbranche aus und wie viel „Ellbogeneinsatz“ war für Sie als Frau in der doch noch immer sehr männerlastigen Bierbranche nötig?

Mariann von Redecker: Witzigerweise war ich als ausgebildete Politologin und Kunsthistorikerin eine echte Quereinsteigerin, als mich vor 18 Jahren meine dann spätere Chefin zu SAB Miller holte. Damit verließ ich auch die spannende, aber leider strukturell unterbezahlte Kulturbranche. Es folgten zehn tolle Jahre im Markenaufbau für Pilsner Urquell und als Biersommelière in Hamburg, zudem meine ersten zwei Kinder und ein berufsbegleitender Master in Marketing & Kommunikation. Als dann der Merge von Anheuser Busch InBev und SAB Miller anstand, war ich froh, dass mich die Familie Nordmann abwarb, für ihr mittelständisches Unternehmen, die szenige Stadtbrauerei Ratsherrn im Schanzenviertel, zu arbeiten.

Damals war Ratsherrn noch voll im Start-up-Modus und intrinsisch motivierte Mitarbeitende, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen, gern gesehen. So war ich dann plötzlich auch Projektleiterin für den Bau unserer eigenen Abfüllanlage und konnte mich im „Stakeholder-Management“ mit hiesigem Bauamt, Architekten und Zuliefergewerbe beweisen. Nach verschiedenen anderen Verantwortlichkeiten, unter anderem im Marketing und PR-Bereich, und meinem dritten Kind, wechselte ich dann in der Hochphase von Covid in den Handel.

In den Bereich also, den wir bis dato eher stiefmütterlich behandelt hatten. Hier nun plötzlich mit meinen neuen Verhandlungspartnern rein auf Video-Calls als Kommunikationsmittel reduziert zu sein und dies als „Kind der Gastro“, war durchaus eine Herausforderung.

Klassischer Ellbogeneinsatz war nie notwendig, ich betrachte diesen auch nicht mehr als zeitgemäß, und ein relativ hoher Männeranteil hat mich noch nie gestört. Vielleicht von Vorteil, neun Cousins und zwei Brüder zu haben.

Ratsherrn wurde 2012 gegründet. Die Marke gibt es aber schon länger, oder?!

Mariann von Redecker: Ja genau: 2012 waren wir zwar vom Standort her eine Greenfield-Brauerei, also eine, die am Reißbrett geplant wurde. Die Marke Ratsherrn selbst war jedoch bereits seit den 1950er in Hamburg durch die Elbschlossbrauerei etabliert worden.

Inwiefern half dies beim Relaunch vor 10 Jahren?

Mariann von Redecker: Die Bekanntheit, Authentizität und die lokale Verankerung der Marke mit der Stadt Hamburg, mit nun über drei Generationen Verwenderschaft hinweg, spielte uns sehr in die Karten. Das heutige Standing von Ratsherrn in und um Hamburg ist beachtlich.

Inwieweit hat Ratsherrn das Craft-Bier-Segment in Deutschland mitbegründet und -bestimmt?

Mariann von Redecker: Tatsächlich waren wir damals einer der Pioniere der deutschen Craft-Beer-Bewegung. Dies erklärt auch, dass wir weiterhin an tollen Sorten wie dem beliebten Matrosenschluck, einem Oat White IPA, unserem Küsten IPA oder auch dem Dry Hopped Pilsener festhalten. Auch wenn sich der Fokus nun seit rund drei Jahren gänzlich auf klassische deutsche Bierstile, wie unser „core product“ Pilsener, das Hamburg Hell oder auch das Ratsherrn Pilsener Alkoholfrei 0,0%, verlagert haben.

Als sich vor circa vier Jahren abzeichnete, dass der erhoffte Marktanteil von bis zu 5%, den Craft Beer einnehmen sollte, deutschlandweit nicht bewahrheitete, stellten wir schweren Herzens auch unser Schwester-Unternehmen, die Hamburg Beer Company, ein. Seitdem konzentrieren wir uns bei Ratsherrn ganz regional auf das sogenannte Zwiebel-Prinzip. So machen wir knapp 60% des Umsatzes im 10-km-Radius rund um den „Kirchturm“, unsere Brauerei.

Wie viel Marketing und PR war und ist immer noch nötig, um sich dann doch als deutschlandweit verhältnismäßig immer noch kleine Brauerei durchzusetzen?

Mariann von Redecker: Klassische Marketingtools wie Out-of-Home-Kampagnen oder prozentual auf den Absatz abgestimmte Marketing-Etats gab es bei uns bislang nicht. Uns hat der Aufbau der Marke über die Gastronomie (65% Gastro-Anteil vor Covid!) mit Bieren in höchster Qualität und Frische und damit eine tolle Mund-zu-Mund-Propaganda enormen Aufwind verschafft. Nichtsdestotrotz stehen wir jetzt vor der spannenden Übergangssituation, mit knapp 60.000 hl Jahresausstoß, „nicht Baum und nicht Borke zu sein“.

Heißt, zu klein, um in den Genuss von Fixkosten-Verflüssigung und Skaleneffekten zu kommen, und zu groß, um ohne die bekannten Konditionserwartungen in Gastro und Handel gelistet zu werden. Dieser derzeitigen Herausforderung stellen wir uns gerade unter tollem Einsatz des gesamten Teams. Für uns gibt es also nur den Blick nach vorne.

Dafür tun Sie bei allen Produkten einiges in puncto Qualität: Alle Biere werden zu 100% im Hamburg gebraut und abgefüllt?!

Mariann von Redecker: Ja, wir sind sehr stolz, dies seit der Eröffnung unserer eigenen Abfüllanlage im Hamburger Osten in 2019 so vermarkten zu können. Zudem sind wir das erste norddeutsche Mitglied von Slow Brewing: dem härtesten internationalen Siegel für Bier. Da hier neben zertifiziert herausragendem Geschmack auch das (gute Gewissen beim) Genießen im Vordergrund steht – und das nimmt man wirklich jedem der familiengeführten oder kommunalen Brauereien ab – bereitet es mir persönlich sehr viel Freude, mich als Vorstandsmitglied dieses Zusammenschlusses betätigen zu können.

Auch in Sachen Rohstoffe hat sich bei Ratsherrn seit Ende letzten Sommers etwas getan. Was?

Mariann von Redecker: Exakt, im September fand die erste große Ernte unserer eigenen, auf Rügen selbst angebauten Sommergerste statt. Seit Dezember können wir nun so in das in Hamburg weiter zu Malz verarbeitete Getreide als den Hauptrohstoff für unsere Bierproduktion nutzen. Dieses landwirtschaftliche Großprojekt verfolgte das gesamte Team, seit dem Drillen der Saat im Frühjahr bis zur Ernte mit dem eigens mit Ratsherrn gebrandeten Mähdrescher, voller Enthusiasmus und Leidenschaft. Es ist ein echtes Herzensthema. Und ein Riesenschritt für uns als Brauerei in Richtung Nachhaltigkeit und auch Transparenz.

Das Portfolio teilt sich in zwei unterschiedliche Linien auf. Welche sind das und welche Produkte umfassen diese?

Mariann von Redecker: Da wir mittlerweile als Hamburger Lokalbrauerei versuchen, englisch-sprachige Begriffe zu vermeiden, nennen wir unsere Bierspezialitäten nun „Kenner-Biere“ und für die typischen historischen deutschen Bierstile „Klassiker“.

| „Je komplexer und auch verstörender die Welt draußen wird, um so simpler und unkomplizierter dürfen die Biere werden. Ehrlicher Biergenuss ohne viel Chichi.“ Mariann von Redecker |

Aktuell kommt das „Altes Mädchen Zwickel“ auf den Markt. Was ist das Besondere daran?

Mariann von Redecker: Mit diesem Jubiläumsbier wird auf den 10. Geburtstag des Ratsherrn-Braugasthauses „Altes Mädchen“ direkt bei uns im Brauquartier in den Schanzenhöfen angestoßen. Es ist das unfiltrierte und unpasteurisierte Kellerbier, das es bisher nur exklusiv vom Fass gab. Abgefüllt in der beliebten Retro-Flasche, welche wir auch für unser Hamburg Hell nutzen. Neue Trinkgewohnheiten entstehen: So ist es nun möglich, das „Gastro-Feeling“ nach Hause an den eigenen Küchentisch oder ins Wohnzimmer zu transportieren. Und na klar, auch für Ratsherrn nun im Handel eine tolle Möglichkeit, mit einer erneuten Kategorie-Erweiterung zu punkten.

Beschreiben Sie das Konzept des Braugasthauses „Altes Mädchen“!

Mariann von Redecker: Das „Alte Mädchen“ ist gewissermaßen die Schankwirtschaft der Ratsherrn Brauerei, hat mittlerweile jedoch zahlreiche eigene USPs und eine starke Markenbekanntheit entwickelt. Im Sommer birst der sonnendurchflutete Biergarten mit direktem Blick ins gläserne Sudhaus der dazugehörigen Ratsherrn Brauerei aus allen Nähten.

Bereits 2013 gewann das „Alte Mädchen“ den fizzz Award für das beste Trendkonzept sowie die Silberne Palme des Leaders Club Awards. Seitdem erfindet sich das stylische Braugasthaus immer wieder neu. So ist das Food & Beverage-Konzept auf regionale Partnerschaften und Wertschöpfung ausgelegt: Mit den greifbaren Stories „Vom Acker auf den Teller“ und „Vom Halm ins Glas“ beweist die Inhaberfamilie Nordmann gelebte Transparenz.

Die Gäste können sich im „Alten Mädchen“ auf rund 60 verschiedene Biersorten freuen, die die ausgebildeten Beerkeeper und Barkeeperinnen jederzeit gerne erklären.

Hätte man vor zehn Jahren gedacht, dass das Konzept so ein großer Erfolg wird?

Mariann von Redecker: Ehrlich gesagt: ja! Mittlerweile gibt es schon fünf weitere ähnliche Konzepte, die unter den Namen „Dolden Mädel“ oder „Ratsherrn Bar“, von Stralsund über Binz bis Leipzig (in Lizenz) und Hamburg von uns bzw. der Nordmann Food & Beverage GmbH betrieben werden. Und es werden viele weitere folgen.

Was steht bei Ratsherrn – neben dem Jubiläum des „Alten Mädchens“ in diesem Jahr auf dem Plan?

Mariann von Redecker: Nachdem wir letztes Jahr unser 10-jähriges Brauerei-Jubiläum mit einem großen Fest und einer eigenen Stadtteiledition für den Handel gefeiert haben, steht in diesem Jahr „Fokus“ auf der Agenda: Fokus im Kostentracking und -reduzieren. Fokus beim Launch unserer zwei Innovationen. Fokus auf interne Prozesse: So hat Niklas Nordmann, 30 Jahre jung, Anfang des Jahres als geschäftsführender Gesellschafter das Ruder von seinem Vater übernommen. Hiermit beginnt auch für Ratsherrn eine neue Ära.

Ihr Blick in die Innovations-Glaskugel: Wo sehen Sie im Craft-Bier-Bereich die nächsten Trends?

Mariann von Redecker: Unser nächster Launch, der im Mai dieses Jahres ansteht, ist unser neues „Gen Z“-Bier – wie ich es liebevoll nenne: ein straightes Bier, angelehnt an den Trend internationaler Lager, mit nur 4% Alkohol, abgefüllt in einer Klarglasflasche. Ein tolles mildes Sommerbier mit hoher Drinkability. Hier hat unser amerikanischer Braumeister Ian Pyle mal wieder sein ganzes Können unter Beweis gestellt.

Weiterhin mit guten Wachstumsquoten unterwegs ist die Kategorie der alkoholfreien Biere. Hier hat in 2022 auch das Ratsherrn Alkoholfrei 0,0% unsere selbst definierten Planwerte erfreulicher Weise übertroffen. Fast lässt sich somit vermuten: Je komplexer und auch verstörender die Welt draußen wird, um so simpler und unkomplizierter dürfen die Biere werden. Ehrlicher Biergenuss ohne viel Chichi.

Ratsherrn Brauerei | Website | Instagram | Facebook

+++ Wir bedanken uns bei Mariann von Redecker für das offene und sehr interessante Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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