„Die Whiskywelt auf den Kopf stellen“ – Oskar Bruno über den schwedischen Agitator Whisky

In einer Branche, die von Tradition geprägt ist, geht Agitator neue Wege. Die schwedische Destillerie denkt die Herstellung von Whisky neu und bricht dabei mit Konventionen. Einige Whiskys reifen beispielsweise in Kastanienholzfässern. Produziert werden alle Produkte durch eine Vakuumdestillation, mit der Agitator eine außergewöhnliche Geschmacksvielfalt erzeugt und durch die niedrigeren Temperaturen gleichzeitig die Umwelt schon. Mit drei Produkten – Single Malt Whisky, Argument: Kastanj und Blended Whisky – ist Agitator jetzt auch auf dem deutschen Markt vertreten.

Wir haben mit Distillery Manager Oskar Bruno im Interview gesprochen – über die Whiskys, deren Unterschiede zu schottischem Whisky, die Herstellung und Besonderheiten sowie die Pläne für den deutschen Markt.

Oskar, wie sah Dein Weg in die Spirituosenbranche aus?

Oskar Bruno: Wie alle wichtigen Entscheidungen war auch diese eine Frage des Zufalls. Meine Ausbildung zum Elektroingenieur bot Anfang der 2010er Jahre nicht viel Arbeit, also fing ich als Fremdenführer in einer kleinen schwedischen Destillerie an. Als der Leiter der Brennerei plötzlich ging, wurde ich zum Manager befördert. Die Destillerie ging aber bald pleite, aber ich war sofort Feuer und Flamme, neue und „intelligentere” Wege zu finden, um besseren und interessanteren Whisky herzustellen. Als mich der andere Mitbegründer von Agitator anrief und mich bat, bei seinem Projekt mitzumachen, zögerte ich nicht.

Whisky und Schweden. Welche Rolle spielen Spirituosen in dem Land?

Oskar Bruno: Schweden hat eine lange Tradition in der Herstellung hochwertiger Spirituosen und im Konsum großer Mengen. Die schwedischen Hochprozentigen von einst sind noch heute für ihre Reinheit und ihre frischen Geschmacksnoten bekannt. In jüngerer Zeit hat sich diese Tradition mit einer anderen starken schwedischen Tradition vermischt: der des Ingenieurwesens, der Innovation und der Unternehmensgründung. Die Deregulierung der Produktion und der internationale Erfolg von Absolut Vodka haben den Weg für eine Vielzahl junger Gin-, Wodka- und Whiskyhersteller geebnet. In der Welt des Whiskys ist Schweden noch ein Neuling, aber wir haben bereits viele hochwertige Whiskys aus den Brennereien des Landes aufkommen sehen.

„Agitator Whisky stellt die Whiskywelt auf den Kopf“ – wie nähert sich Agitator dem Thema Whisky an?

Oskar Bruno: Wir glauben, dass der beste Whisky noch nicht gemacht wurde. Die älteren Hersteller von Whisky haben ihre Traditionen und ihre Art, Dinge umzusetzen, die zu gutem, aber vorhersehbarem Whisky führen. Aber um den besten Whisky herzustellen – den, der am besten schmeckt, der am besten zu Klima und Umwelt ist, der die interessantesten Geschmackserlebnisse bietet etc. – dafür, muss man ausgetretene Pfade verlassen und etwas Neues ausprobieren. Agitator ist immer bereit, anders zu denken, aber immer mit dem Ziel, die Dinge besser zu machen, und weil wir glauben, dass diese neue Art zu einem besseren Whisky führen wird.

Erzähle uns etwas über die Herstellung und Lagerung der Whiskys – und die Unterschiede zu z.B. schottischem Whisky!

Oskar Bruno: Da wir nicht an die schottischen Vorschriften zur Whiskyherstellung oder die schottischen Traditionen gebunden sind, können wir bei der Herstellung freier vorgehen. Und das tun wir auch, und zwar bei so ziemlich jedem Schritt des Prozesses. Angefangen bei der Art und Weise, wie wir das Malz in der Mühle mahlen (wir machen es nass, während die Schotten es trocken verarbeiten), über den Hefeprozess (ein langsamer und sorgfältiger 7-tägiger Prozess im Gegensatz zum schnellen 48-Stunden-Prozess bei einer traditionellen schottischen Herstellung), bis hin zur Destillation (Vakuumdruck für eine niedrigere Siedetemperatur, um mehr Aromen zu bewahren, im Gegensatz zu den hohen schottischen Temperaturen) und zur Wahl der Fässer (häufige Verwendung von aktiven Fässern wie neuer amerikanischer Eiche und Chestnut Cask, die viel Charakter und Aromen liefern, im Gegensatz zu den traditionellen und den genutzten Ex-Bourbon-Fässern).

Agitator engagiert sich für den Schutz der Umwelt bei der Produktion. Wie genau?

Oskar Bruno: Wir haben nur einen Planeten, auf dem wir Whisky trinken können, also müssen wir alles tun, um ihn zu schützen. Die Überbleibsel bei der Herstellung werden von einem lokalen Bauern abgeholt und an seine Kühe verfüttert. Die Vakuumdestillation mit ihren niedrigen Temperaturen verbraucht viel weniger Energie als die normale Destillation. Das Gleiche gilt für die von uns entwickelte Wasserzufuhr, bei der das Wasser in den Kreislauf geführt wird, um es dort zu erwärmen oder zu kühlen, wo es gebraucht wird. Sogar das Design der Flaschen ist so ausgelegt, dass der Leerraum in den Verpackungsboxen minimiert wird, so dass bis zu 50 % mehr Flaschen auf eine Palette passen, was die Transportemissionen reduziert.

Ihr bringt drei Produkte in Deutschland auf den Markt. Der Agitator Single Malt Whisky ist das Vorzeigeprodukt. Erzähle uns mehr über den Whisky!

Oskar Bruno: Der Agitator Single Malt, der übrigens bald in The Swedish Malt umbenannt wird, ist das, wofür die Agitator-Destillerie gebaut wurde. Der Whisky wird, wie alle unsere Whiskys, unter Vakuum destilliert. Er reift in vier verschiedenen Fässern: Ex-Bourbon, Kastanienholz, neue amerikanische Eiche und Sherryfässer. Und dank einer effizienten Produktion konnten wir den Preis so gestalten, dass er für jeden erschwinglich ist. Es ist einfach ein ausgezeichneter Single Malt Whisky zu einem sehr guten Preis.

Was ist das Besondere an Agitator Argument: Kastanj?

Oskar Bruno: Kastanj bedeutet auf Schwedisch „Kastanie“, und das Kastanienfass ist so etwas wie das Markenzeichen von Agitator. In Schottland sind Kastanienfässer nicht erlaubt, dort dürfen nur Eichenfässer verwendet werden. In der EU hingegen dürfen alle Holzarten für Whisky verwendet werden. Kastanienfässer verleihen dem Whisky einen überraschend fruchtigen und nussigen Charakter. Agitator Argument Kastanj ist etwas anders, aber er ist schnell zu einem unserer beliebtesten Single Malt Whiskys in Schweden geworden.

Der meistverkaufte Whisky von Agitator in Schweden ist der Blended Whisky. Was macht ihn so erfolgreich?

Oskar Bruno: Wir sind angenehm überrascht, wie schnell der Agitator Blended Whisky von den schwedischen Whisky-Liebhaber:innen angenommen wurde. Er ist erst seit knapp zwei Jahren auf dem Markt. Die Basis des Blends ist unser Single Malt, aber wenn er mit einem sorgfältig hergestellten Grain Whisky geblendet wird, stellen wir fest, dass die Aromen noch zugänglicher und angenehmer werden – die leicht torfigen Töne werden milder, und Vanillenoten und exotische Früchte treten deutlicher hervor. Und ich denke, dass auch der Preis (39,90 Euro, 0,7 Liter) für diese Art von Whisky wichtig ist.

Was erhoffst Du Dir für Agitator auf dem deutschen Whiskymarkt?

Oskar Bruno: Wir sind gespannt, was deutsche Whisky-Liebhaber:innen zu Agitator sagen. Offensichtlich gibt es hier viele großartige Whiskys, und die Deutschen wissen, wie Qualität aussieht bzw. schmeckt und was sie wert ist. Aber wir glauben auch, dass deutsche Whiskytrinker:innen, genau wie ihre schwedischen Kolleg:innen, neugierig darauf sind, etwas Neues und Anderes zu probieren.

Über welche Vertriebswege werden die Produkte in Deutschland vermarktet? 

Oskar Bruno: Wir starten derzeit mit einem reinen Online-Verkauf über Amazon. Auf diese Weise können wir günstige Preise und einen bequemen Versand nach ganz Deutschland anbieten. Wir können auch neue Produkte einführen, sobald sie von deutschen Kund:innen nachgefragt werden. Im Moment sind drei Produkte erhältlich, aber wir planen, im Laufe des Jahres eine Handvoll weiterer Produkte auf den Markt zu bringen.

Was steht in diesem Jahr an? Gibt es besondere Pläne – international und für Deutschland?

Oskar Bruno: Wir werden neue, spannende Produkte – sowohl Whisky als auch andere Spirituosen – auf dem deutschen Markt einführen. Und wenn alles gut läuft, werden wir auch in andere Länder expandieren. Aber im Moment haben Deutschland und natürlich Schweden Priorität. Es ist ein großer Whisky-Ozean und wir sind immer noch ein kleiner schwedischer Fisch, der gegen den Strom schwimmt. Es benötigt sehr viel Zeit und kostet Anstrengungen, aber es ist unglaublich aufregend zu sehen, wie unser schwedischer Whisky in ganz Deutschland verkauft wird.

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+++ Wir bedanken uns bei Oskar Bruno für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++