Jurek Voelkel mit Sonnenmöhresaft
Tradition trifft Moderne

Die Natursaft-Pioniere – Jurek Voelkel im Interview

Leidenschaft für Bio-Säfte, die Natur und dabei immer die Trends der Branche im Blick – dafür steht die Natursafterei Voelkel seit 1936.

Hochwertige Bio-Säfte und nachhaltiges Wirtschaften – der Einklang zwischen Mensch und Natur steht bei Voelkel im Fokus. Gleichzeitig wird Innovation groß geschrieben und die Suche nach neuen, spannenden Kompositionen hört nie auf. Jurek Voelkel hat mit uns über frische Marktsegmente, Wettbewerber und die Zukunft der Stiftung gesprochen.

Herr Voelkel, während Voelkel von Anfang an auf Naturkostsäfte gesetzt hat, stellen jetzt nach und nach auch konventionelle Getränkehersteller auf Bio um. Haben Sie das Gefühl, dass die Konkurrenz in den letzten Jahren gewachsen ist?

Jurek Voelkel: Natürlich ist die Anzahl der im Markt sichtbaren Marken gewachsen. Darunter besonders zu erwähnen die vielen Handelsmarken. Marke heißt aber nicht gleich Hersteller, denn Säfte in Bio und Demeter Qualität herzustellen bedeutet nicht, einfach anderen Saft in die Tanks zu füllen. Man braucht nicht nur Erfahrung und die nötigen Zertifizierungen in der Produktion, sondern auch verlässliche Partner im Einkauf der Rohware. Da geht es um persönliche Beziehungen, die in unserem Segment häufig über Jahrzehnte gewachsen sind. Und das ist etwas, das man für kein Geld der Welt kaufen kann. Wir sind eins der letzten unabhängigen Familienunternehmen in der Branche. Unser Antrieb ist nicht Gewinn, sondern das ernst gemeinte Anliegen, die Anbaufläche für Bio in Deutschland – und damit Artenvielfalt, gesundes Wasser und klimaverträgliche Landwirtschaft voran zu bringen. Wir sehen darum neu auftauchende Bio-Marken weniger als Konkurrenz, sondern als neue Kräfte im Team, die gemeinsam mit uns einen großen Ball schneller zum Rollen bekommen.

 

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 Wie möchten Sie sich weiterhin vom Wettbewerb abgrenzen?

Jurek Voelkel: Mit 40 Prozent Anteil haben wir bereits jetzt den höchsten Demeter Anteil der Branche. Diesen wollen wir weiter kontant erhöhen, denn Bio ist nicht gleich Bio und die Verbraucher beginnen zunehmend die wichtigen Unterschiede der Siegel zum Beispiel in ihrer jeweiligen Auswirkung auf Gesundheit, Biodiversität oder Klima zu verstehen. Wir produzieren ca. 200 Produkte, kein deutscher Hersteller presst mehr Obst, Gemüse – und neuerdings auch Getreidesorten zu Saft wie Voelkel. Diese Vielfalt und vor allem die Geschwindigkeit der Produktinnovationen unterscheiden uns von großen Lebensmittelkonzernen. Ein neues Produkt wird bei uns im Familienrat entschieden und muss nicht monatelang Marktforschungen und Rentabilitätsprüfungen durchlaufen. Wir entscheiden mit der Erfahrung von vier Generationen. Dann wird in Zukunft die Frage „Warum kaufe ich eine Marke?“ noch mehr als jetzt an Bedeutung gewinnen. Mit einem Kauf eines Voelkel Produktes erhöht der Kunde nicht den imaginären Aktienwert eines globalen Unternehmens, sondern er/sie stellt unter anderem sicher, dass Landwirte ganz konkret und real faire Preise für ihre Ware bekommen, wodurch sie wiederum in die Lage versetzt werden, naturverträglich und enkeltauglich zu wirtschaften.

Voelkel ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition – welche Werte sind Ihnen heute für Ihre Firma wichtig?

Jurek Voelkel: „Verantwortung für Mensch und Natur“ ist das Leitbild der Voelkel Stiftung. Das beschreibt unser Wertesystem recht gut. Wir vier Söhne haben bereits 2011 auf unsere Erbansprüche verzichtet, um unserem Vater zu ermöglichen, die Firma in eine sogenannte Purpose-Stiftung zu überführen. Diese stellt unter anderem sicher, dass der Gewinn zu 90 Prozent ins Unternehmen zurückfließen muss. Davon profitieren unsere Mitarbeiter vor Ort (in einer sonst strukturarmen Region) und nicht irgendein Shareholder am anderen Ende der Welt. Die restlichen 10 Prozent müssen für gemeinwohlorientierte Projekte verwendet werden. Dazu zählt zum Beispiel die Förderung von Streuobstwiesen oder der Forschung für konzernunabhängiges ökologisches Saatgut.

Eine der Neuheiten 2020 ist Sonnenmöhre – ein Saft auf der Gochsheimer Gelben Möhre. Wie haben Sie diese alte Gemüsesorte (wieder) entdeckt?

Jurek Voelkel: Entdeckt hat die „Sonnenmöhre“, wie wir sie wegen ihrer kräftigen Farbe nennen, die „real food foundation“. Das ist eine Stiftung, die sich der Forschung im Bereich der erweiterten Lebensmittelqualität verschrieben hat und im Zuge dessen diese alte, besonders wertvolle Urmöhre wiederentdeckt hat. Diese engagierten Menschen haben auch dafür gesorgt, dass jetzt der Demeter-Landwirt Friedhard Bühler die gelbe Rübe in einer marktfähigen Dimension anbaut. Die Stiftung hat auch den Kontakt zu uns hergestellt. Denn hier haben wir es mit einem wichtigen Thema unserer Zeit zu tun. Besonders hochwertige Lebensmittel herzustellen ist das eine, für diese jedoch Kunden zu finden, die bereit sind, für diesen Mehrwert für Mensch und Natur einen für alle fairen Preis zu bezahlen das andere. Und da kommen wir ins Spiel.

 

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Was macht die Gelbe Möhre und ihren Saft so besonders?

Jurek Voelkel: Während unser Feldfrischer Möhrensaft (Demeter-Produkt des Jahres 2019) eher als süß und buttrig zu beschreiben ist, hat die Sonnenmöhre eine erfrischende Zitrusnote. Verantwortlich für die kräftige gelbe Farbe der Gochsheimer Gelben Rübe ist unter anderem das Carotinoid Lutein, das sonst in Gemüse wie Spinat, Grünkohl, Brokkoli, Paprika und Erbsen, aber auch Mais enthalten ist. Ich trinke die Sonnenmöhre gern im Büro. Sie vitalisiert mich und hilft mir, mich zu fokussieren. Da geht mir quasi im Kopf die Sonne auf. Ein echtes Erfrischungsgetränk für den Kopf. Man sagt ja nicht ohne Grund, Möhren seien gut für die Augen.

Die Goschheimer Gelbe Möhre ist eine „samenfeste“ Sorte – was bedeutet das?

Jurek Voelkel: Wir haben seit mehreren Jahren unsere Gemüsesäfte konsequent auf samenfeste Sorten umgestellt. Denn samenfeste Sorten stellen ein Gegenmodell dar zu den von Großkonzernen unter den Gesichtspunkten Homogenität und Masse in den Markt gepressten Hybridsorten. Diese führen nicht nur zu einer dramatischen Reduzierung der Sortenvielfalt auf den Äckern, sondern auch zu geschmacklich und ernährungsphysiologisch weniger wertvollen Produkten. Die Sonnenmöhre steht exemplarisch für unser Leitmotiv ‚Gesunde Lebensmittel aus gesunden Strukturen‘. Sie hat eine Qualität, die über guten Geschmack und Charakter weit hinausgeht.

Welche neuen Produkte wird es 2020 noch von Voelkel geben?

Jurek Voelkel: Sehr interessant, weil er für uns ein komplett neues Marktsegment erschließt, ist unser Haferdrink. Die glutenfreie und vegane Alternative zu Milch bringen wir als einer der ersten Hersteller endlich in der Mehrwegflasche. Das erste Feedback aus dem Markt zeigt uns, dass wir damit ein echtes Marktbedürfnis abholen. Dann erweitern wir unsere BioZisch Limonaden Range um das äußerst perspektivvolle Thema Sirup. Denn bald werden in jedem dritten Haushalt Wassersprudler stehen. Unsere BioZisch Sirupe sind ein leckerer Weg, um Kistenschleppen, Co2, Geld und – falls gewünscht – auch Zucker einzusparen. Denn ich kann mir meine Limo so mixen, wie ich es möchte. Wer Zucker sparen möchte, aber nicht selbst mixen möchte, für den/die bringen wir jetzt dauerhafte eine Linie mit kalorienreduzierten BioZisch heraus. Ebenfalls kalorienarm und frisch ist unser neuer Maracuja & Hanf Kombucha. Hanf ist ein bei uns in der Region angebautes Produkt, dem wir größere Absatzmöglichkeiten erschließen wollen. Hanf bindet auf gleicher Fläche viermal soviel C02 wie ein Wald und liefert 100% vegane Proteine. Darum haben wir gleich auch noch einen Hanf-Smoothie gemacht. Gesundheit ist natürlich auch in diesem Jahr Trend: Und die ist häufig eine Bauchentscheidung. Wir haben darum unsere funktionale Linie „Voelkel Care“ um gleich zwei Produkte erweitert. Einmal „Voelkel Care Darmwohl“ mit wertvollem Saft aus Artischocken, Löwenzahn, Kartoffeln sowie Kurkuma und Roggenkleie. Und einmal „Voelkel Care Stangensellerie“. Saft aus Stangensellerie geht in den USA gerade richtig ab, denn er ist reich an Kalium, ist kalorienarm und ideal zum Saftfasten. Last but not least kommt der „Faire Eistee Pfirsich Zitrone“. Den wird man mit Sicherheit bald sehr viel in den Straßen Berlins sehen.

 

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 Wie sehen die weiteren Pläne für die Zukunft aus?

Jurek Voelkel: Aktuell möchten wir mit einer Informationskampagne für „Samenfestes Saatgut“ über dieses so wichtige Thema für die Zukunft unserer Ernährung aufklären. Im Sommer folgt eine Kampagne für Biodiversität auf Wiesen und in den Gärten. Als Stiftung, die nicht dem Profit verpflichtet ist, können wir es uns erlauben, Zeit und Geld in Projekte zu investieren, die langfristig wirken. Und die übrigens auch glücklich machen. Mich auf jeden Fall!

Voelkel | voelkeljuice.de | facebook.com/Voelkel-Naturkostsäfte | instagram.com/voelkel/

+++ Wir bedanken uns bei Jurek Voelkel für das offene und sehr interessante Interview und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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