Der Weinjahrgang 2018: Die Hitze gemeistert
Die früheste Weinlese der weinbaulichen Neuzeit übertraf mit 2,75 Mio. hl das mengenmäßig überdurchschnittliche Jahr 2017 noch einmal, wobei erneut Weine sehr guter bis ausgezeichneter Qualität möglich sind.
Ein Weinjahr der Herausforderungen
Nach einem warmen Jänner waren Februar und März sehr kühl, was einen späten Austrieb der Reben zur Folge hatte. Nicht zuletzt deshalb blieben die in den Vorjahren aufgetretenen Spätfrostschäden diesmal glücklicherweise aus. Das zweitwärmste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen führte bereits Mitte bis Ende Mai zu einer enorm frühen Blüte. Dieser früh erworbene Vegetationsvorsprung blieb über den gesamten heißen Sommer erhalten. Abgesehen von einigen wenigen Schauern im Juni und Gewittern Mitte Juli verlief der Sommer auch sehr trocken. Ebendiese Trockenheit und Hitzeperioden führten vor allem in Terrassenlagen und Jungweingärten, welche nicht bewässert werden konnten, zu einer erheblichen Stressbelastung.
Dieser Witterungsverlauf führte in der Folge auch zur frühesten Lese seit Menschengedenken: So wurde im Burgenland der erste Qualitätswein schon am 2. August zur Prüfnummer eingereicht. Gleich zu Beginn des meteorologischen Herbstes hatten zahlreiche österreichische Weinbaugebiete relativ ergiebige Niederschläge zu verzeichnen, die den Winzern insbesondere entlang der Donau und in der Steiermark Sorgen bereiteten. Glücklicherweise verliefen der restliche September und der Oktober zum Großteil mild und sonnig, sodass die Lese zügig voranschreiten konnte. Manche Winzer entschieden sich angesichts der Temperaturen und des zuvor erwähnten September-Regens für eine sehr frühzeitige Ernte, während andere Produzenten noch zuwarteten und einen späteren Lesetermin bevorzugten. In beiden Fällen musste jedoch dort, wo frühzeitig Botrytis entstanden war, penibel selektioniert werden, was etwa in vielen niederösterreichischen Riesling-Lagen zu deutlichen Ernteeinbußen führte.
Weißweine 2018: reif und charakteristisch
Generell betrachtet besitzen die 2018er-Weißweine hohe Reife, die Erntemenge liegt insgesamt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Mostgewichte bewegen sich etwa im gleichen Bereich wie 2017 oder liegen sogar ein wenig darüber, auch sonst sind gewisse Parallelen zum Vorjahr oder auch zum ähnlich gearteten Jahrgang 2015 nicht zu übersehen. Bereits jetzt kann erfreulicherweise prognostiziert werden, dass die großen Weißweine trotz der ungewöhnlichen warmen Jahreshälfte keinen „Hitzecharakter“ besitzen werden. Nach den Erfahrungen vergangener Extremjahre konnten Österreichs Top-Winzer durch sorgfältige Weingartenarbeit den gefürchteten Sonnenbrand und daraus resultierende Gerbstoff-Belastungen hintanhalten. Die Säurewerte liegen grundsätzlich etwas unter 2017, was aber weder bei den Grünen Veltlinern noch bei den Rieslingen sensorisch stark wahrnehmbar wäre.
In beiden Sortengruppen wird es zweifellos Gewächse geben, die das Niveau des Vorjahres erreichen und in puncto Sortentypizität und Aromenspiel keine Wünsche übriglassen. Sehr charakteristisch sind auch die Bukettsorten wie Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller geraten, die in der Steiermark aufgrund der reichlichen Niederschläge allerdings etwas leichter als im Vorjahr ausgefallen sind und somit eine gewisse Ausnahme von der Regel darstellen. Die Weine der Burgundergruppe sind ebenfalls sehr gut gelungen und weisen viel Schmelz und frühe Balance auf. Auch die „Exoten“ in der österreichischen Reblandschaft sind offenbar sehr gut geraten, wobei Sorten wie der Rote Veltliner ihrer dunklen Pigmentierung wegen quasi von vornherein einen gewissen Sonnenschutz aufweisen; ähnlich Positives hört man über die Thermenregion-Raritäten Zierfandler und Rotgipfler.
Herausragender Rotwein-Jahrgang
Allenthalben Euphorie herrscht bei den österreichischen Rotweinerzeugern: Diese Hochstimmung gilt einerseits für alle bekannten Rotweinzentren und andererseits auch für alle in Österreich zugelassenen Rotwein-Rebsorten. Allgemein kann von einer sehr hohen Traubenreife ausgegangen werden: Die Weine sind tiefdunkel – sogar noch dunkler als die 2017er –, sehr kraftvoll und dicht ausgefallen, besitzen aber auch einen samtigen Tanninhintergrund und adäquaten Säuregehalt, die ihnen entsprechendes Rückgrat und auch frühzeitige Balance verleihen. Sowohl für die urösterreichischen Rotweinsorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent als auch für die französischen Globetrotter Cabernet, Merlot und Syrah können somit hervorragende Ergebnisse prognostiziert werden. Mit den fraglos ebenfalls exzellenten Rotweinjahren 2015 und 2017 sowie dem etwas kühleren, doch bei den Premiumrotweinen ebenfalls sehr beachtlichen 2016ern gibt es damit erstmals sogar ein Quartett überaus vielversprechender Jahrgänge.
Für die Dessertweine kommt die Prognose noch etwas zu früh, doch konnten im Bereich der edelsüßen Weine sowohl kraftvolle Beerenauslesen, Ausbrüche und Trockenbeerenauslesen als auch rassige Eisweine gekeltert werden.
Quelle: Österreich Wein Marketing GmbH | oesterreichwein.at
Bildquelle: ÖWM/Marcus Wiesner