Veltins-Lokalsportpreis 2022
Medienpreis

Der Veltins-Lokalsportpreis 2022 würdigt das journalistische Engagement im nationalen Lokalsport

Die Sieger des Veltins-Lokalsportpreis 2022 stehen fest: In der Kategorie „Wort“ überzeugten Daniel Niebuhr (Delmenhorster Kreisblatt) und Lars Möller (Emder Zeitung/Nordwest-Zeitung). David Nicolas Döring und Sascha Staat (beide Ruhr Nachrichten) sowie Thomas Reibetanz (Freie Presse) setzten sich in der Kategorie „Online“ durch. In der Kategorie „Bild“ belegen Jens Dünhölter (Neue Westfälische) und Sarah Herpertz (Kölnische Rundschau/Kölner Stadtanzeigen, Lokalredaktion Euskirchen-Eifel) die Plätze eins und zwei.

Damit würdigte der einzige, vom Verband Deutscher Lokalzeitungen (VDL) und der Brauerei C. & A. Veltins initiierte Medienpreis, zum inzwischen 19. Mal das journalistische Engagement im nationalen Lokalsport. Die Preisträger wurden im Rahmen des VDL-Kongresses 2022 geehrt. Es werden 6.750 Euro an die Preisträger ausgeschüttet. Für die Bewertung und Auszeichnung sichtete die Jury in diesem Jahr zahlreiche Beiträge aus zahlreichen Lokalsportredaktionen in ganz Deutschland.

„Auch im zweiten Jahr hat die Pandemie den Lokalsport beeinträchtigt. Hinzu kam die Hochwasserkatastrophe, die Sportstätten unbespielbar machte und den Lokalsport teils in den Hintergrund rücken ließ. Trotz alle dem, ist es den Redaktionen gelungen, sehr wertvolle und kreative Beiträge zu schaffen, zur nachhaltigen Leser-Blatt-Bindung beitragen“, sagt Ulrich Biene, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Brauerei C. & A. Veltins. So hat es sich die Jury nicht leichtgemacht, die Preisträger 2022 auszuwählen. „Die Gewinnerbeiträge zeigen, dass die Lokalsportberichterstattung viel Potenzial hat. Es sind nicht nur Spielberichte, die den Lokalsport ausmachen, sondern vielmehr die Hintergründe, besondere Persönlichkeiten und Akteure, emotionale Schicksale und auch das persönliche Engagement der Journalisten, die den Lesern das Geschehen vielseitig und spannend aufbereiten“, so Martin Wieske, Geschäftsführer des Verbandes der Lokalzeitungen.

Authentischer Selbstversuch und geschickte Dramaturgie überzeugen

Mit dem Beitrag von Daniel Niebuhr im Delmenhorster Kreisblatt, der den ersten Platz in der Kategorie „Wort“ belegt, offenbart sich pures lokalsportliches Journalistenengagement. Der Autor unternimmt in seinem Beitrag „Einsam in Düsternort“ im Selbstversuch einen Besuch im Delmenhorster Stadion, das seit Monaten durch den Corona-Lockdown verwaist ist und den Besucher spürbar vereinsamen lässt. Der Leser wird in die facettenreiche Gedankenwelt eines durch die Pandemie-Auswirkungen wankelmütig gewordenen Journalisten hereingeholt. In der Rückschau erscheint dieses auf Fußball-Spielzeit angelegte Stück wie ein Zeitdokument, das noch in vielen Jahren Seele und Leidenschaft eines Lokalsportjournalisten während der Covid-Pandemie verdeutlichen kann.

Den zweiten Platz belegt Lars Möller und zeigt mit seiner Einreichung „Wenn Oma viermal im Jahr Geburtstag hat“, dass es manchmal besonderer Darstellungsformen bedarf, um ein Alltagsproblem augenfällig zu machen. Lars Möller von der Emder Zeitung ist das in einer Mischung aus Blickfang-Layout und virtuos zusammengeführter Gesprächszitate gelungen. Tatsächlich nimmt sich Möller eines gerade in den letzten Jahren immer größer gewordenen Problems im lokalen Fußball an, weil es im Trainingsbetrieb immer öfter kurzfristige Absagen hagelt. Die Begründungen lassen sich von fadenscheinig bis hanebüchen charakterisieren – in jedem Fall ist die Distanz einer Whatsapp-Nachricht der Auslöser, dass sich die Spieler beim Trainer mit wenigen Worten aus dem regelmäßigen Trainingsbetrieb ausklinken können. Der Leser spürt regelrecht die Authentizität des Spieler-Trainer-Dialogs im üblichen Stakato-Stil eines Messenger-Dienstes. Bei dem einen sind es die plötzlich verbrühten Füße, bei dem anderen ist es Omas Geburtstag. Letzter entlarvt von allein, weil es die vierte gleichlautende Begründung innerhalb Jahresfrist ist. Beim Nächsten antwortet der Trainer mit einem Jubiläumsglückwunsch, weil ein und derselbe Spieler in der laufenden Saison die 25. Erkältung als Entschuldigungsgrund nennt. Für den Leser wird ebenso eindrucks- wie humorvoll deutlich, wie sich die Rahmenbedingungen im Trainingsbetrieb zu Ungunsten des Mannschaftsgedankens entwickelt haben.

Liveticker mit großem Unterhaltungswert

Gerade die Crossmedia-Vernetzung von Content hat in den letzten Jahren im Lokalsport ein besonderes Gewicht bekommen und verlangt nach innovativen Lösungen. Den großen Aufwand, den eine Redaktion betreiben kann, haben die Ruhr Nachrichten mit der Einreichung „Dramatisch. Historisch. Bittersüß.“ unter Beweis gestellt. Mit dem Titelgewinn der Deutschen Meisterschaft ihrer Handballer haben die beiden Journalisten David Nicolas Döring und Sascha Staat aus den Vollen geschöpft und somit den ersten Platz in der Kategorie „Online“ gewonnen. Dokumentiert wird, flankierend zur Printberichterstattung, in einer aufwendig inszenierten Multi-Media-Story der lange Weg der BVB-Handball-Abteilung zum Meistertitel. Die Dokumentation im Chronisten-Stil beginnt bereits 2019 mit der Verpflichtung der ersten Weltklassespielerin. Danach schreiben die Autoren die Timeline bis zum Meisterschaftserfolg präzise und pointiert fort. Der animierte Verlauf von Text und Bildern, Einklinkern und Overlays, garniert mit ausdrucksstarken Zitaten und aktivierten Social-Media-Side-Links, macht die Multi-Media-Story zu einer regelrechten Content-Spielwiese. Solche dramaturgisch geschickten Aufbereitungen wünscht man sich öfter.

Der zweite Platz der Online-Kategorie geht an Thomas Reibetanz mit dem „Liveticker Basketball Niners Chemnitz“ und zeigt damit, dass sich Liveticker auch unterhaltsam gestalten lassen, ohne den Nachrichtenwert zu verlassen. Thomas Reibetanz von der Freien Presse in Chemnitz hat die Begegnung seines Basketballclubs „Niners“ Chemnitz geschickt genutzt, um auf der Webseite der Freien Presse, aber auch auf dem aktiven Instagram-Kanal die gesamte Breite journalistischer Darstellung zum Ausdruck zu bringen. Der Newsletter vermittelt dabei auf „humorvolle Weise“, wie es Thomas Reibetanz formuliert, was seinerzeit in fast menschenleeren Hallen geschah. Die Freie Presse fixte die Leser schon auf der Seite eins an, um dem lokalsportlichen Thema zu folgen. Ein QR-Code macht dort den Zugriff mit einem Smartphone-Click möglich. Thomas Reibetanz bewies, dass er in seinem Newsticker schneller schreiben, als manche sprechen können. Und das ganze ziemlich pointiert: Noch bevor der Ball durch den Korb ist, hat er sich bereits über die Wurftechnik des Schützen mokiert. Mehr noch: Reibetanz beschreibt die Tattoos, kritisiert den Schiedsrichter, weil er trotz klarer Berührung am Arm kein Foul gegen den Verteidiger gepfiffen hat. „Reibe“, so sein Spitzname in der Redaktion, bringt sich auf beste journalistische Art und Weise ein: Er schreibt, stellt fest, kommentiert, was das Zeug hält.

Zum richtigen Moment den Auslöser gefunden

Es ist genau der Hundertstel-Sekunden-Moment, den Jens Dünhölter von der Neuen Westfälischen in Gütersloh eingefangen hat. Seine Einreichung „Fallrückzieher“ beschert ihm nicht ohne Grund den ersten Platz in der Kategorie „Bild“. Beim Spiel des SC Verl hat sich Kasim Rabihic gegen den VfL Osnabrück mit einem kraftvollen Fallrückzieher durchgesetzt. Es ist exakt die Szene, die die ganze Dynamik lokalsportlichen Fußballs eindrucksvoll deutlich macht. Der Ball auf der Fußspitze in einer athletischen Rückwärtsbewegung – und dann noch der unangestrengte Gesichtsausdruck von Rahibic. Mit genau der notwendigen Schärfe auf der Person. Dünhölter ist es gelungen, einen großartigen Moment in Szene zu setzen. Ein üblicher Fallrückzieher wird damit zum optischen Bildgenuss, der dem Aufmacher-Charakter auf der Lokalsportseite zur Ehre gereicht wird.

Den zweiten Platz unter allen Bild-Einreichungen hat die Jury an Sarah Herpertz (Kölnische Rundschau / Kölner Stadtanzeiger) vergeben. Ihr Foto, das in einer Zusammenarbeit mit der Lokalredaktion Euskirchen-Eifel der rheinischen Redaktionsgemeinschaft veröffentlicht wurde, hat die lokalsportliche Realität des Sommers 2021 in der Gemeinde Weilerswist eingefangen. Dort wurde in der Not der Flutkatastrophe der Sportplatz des SSV Weilerswist zwangsweise zum Schrottplatz umfunktioniert. Angesichts der Flutkatastrophe geriet das lokalsportliche Engagement des Vereins in den Hintergrund und wurde fotografisch dokumentiert. Entstanden ist eine puristische Aufnahme für die Kölnische Rundschau, die auf alle Zeit dokumentarischen Wert besitzt, weil sie ernüchternd die damalige Lage der Menschen festgehalten hat. Der Verein selbst musste damals zum Training und für die anstehenden Heimspiele in den benachbarten Rhein-Erft-Kreis ausweichen.

Seit 19 Jahren ein etablierter Preis für lokalsportlichen Journalismus

Seit nunmehr 19 Jahren zeichnet der Veltins-Lokalsportpreis deutschlandweit Lokalsportredaktionen für herausragende journalistische, fotografische und strategische Arbeiten aus. Um derartige Konzepte, Serien und Beiträge zu unterstützen und das Engagement der Lokalsport-Journalisten zu würdigen, schreibt der Verband Deutscher Lokalzeitungen e.V. in Zusammenarbeit mit der Brauerei C. & A. Veltins alljährlich den Veltins-Lokalsportpreis aus. Mehr als 2.300 Einreichungen erhielt die Jury seit der Erstausschreibung im Jahr 2004. Der Jury des Veltins-Lokalsportpreises 2022 gehören Ralf Leineweber, Chefredakteur Cellesche Zeitung, Alfred Büllesbach, M.A., VISUM Agentur für Bildjournalismus und Fotodesign, Andreas Dach, Ressortleiter Lokalsport des Remscheider General-Anzeigers, Ulrich Biene, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Brauerei C. & A. Veltins, und erstmals Professor Christof Seeger, Studiendekan Master Crossmedia Publishing & Management / Vertiefungsrichtung Sportkommunikation von der Hochschule der Medien in Stuttgart, an.

Bildzeile: Ulrich Biene (Brauerei C. & A. Veltins und Prof. Dr. Jens Große (rechts außen, 2. v.l.)) überreichten die diesjährigen Preise an (v.l.n.r): Sarah Herpertz (Uerlichs) und Thomas Schmitz (Kölnische Rundschau, Kölner Stadt-Anzeiger), Daniel Niebuhr (Delmenhorster Kreisblatt), Thomas Reibetanz (Freie Presse), Lars Möller, (Emder Zeitung), David Nicolas Döring und Sascha Staat (beide Ruhr Nachrichten). Foto: Frank Nürnberger / VDL

Quelle/Bildquelle: Brauerei C. & A. Veltins

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