Corona-Krise: Auch Teewirtschaft von Rohstoffengpässen betroffen
Die Stimmung bei den Mitgliedern des Deutschen Tee & Kräutertee Verbandes, dem hiesigem Branchenvertreter, ist eigentlich durchweg positiv. Anlass zur Freude gibt u. a. die Tatsache, dass laut aktuellem Tee Report in Deutschland noch nie so viel Tee getrunken wurde wie im letzten Jahr und dass immer mehr Menschen ganz bewusst während und wegen Corona Tees, Kräuter- und Früchtetees als natürliche und gesunde Lebensmittel für sich entdecken. Doch aktuelle Entwicklungen stellen die Branche jetzt vor ungewohnte Herausforderungen. Momentan ist es die Rohstoffknappheit in Folge von Corona, die zu Lieferengpässen bei einigen Lebensmitteln wie auch Tee, Kräuter- und Früchtetee führen kann.
Ernten. Alles zu seiner Zeit!
Die Auswirkungen der Pandemie werden gerade bei vielen Erzeugnissen spürbar, bei stark saisonabhängigen Kräutern und Früchten sind sie allerdings besonders tiefgreifend. So fielen 2020 Ernten in wichtigen Erzeugerländern einfach aus, da die Menschen wegen kompletter Lockdowns zum optimalen Erntezeitpunkt nicht auf die Felder gehen konnten. Beispielweise konnte die Ernte von Hagebutten in Chile, ein wichtiges Erzeugerland der beliebten Früchte, wegen eines mehrwöchigen Lockdowns nicht stattfinden und auch Brennnesseln aus Wildsammlungen sind aus dem gleichen Grund deutlich weniger verfügbar.
Maximilian Wittig, Geschäftsführer des Deutschen Tee & Kräutertee Verbands macht das Problem mit den sensiblen Natur-Rohstoffen deutlich: „Für Kräuter- und Früchtetees werden über 400 Pflanzen- und Pflanzenteile verarbeitet, die teilweise nur einmal jährlich zu ganz bestimmten Zeitpunkten geerntet werden können. Ist das Zeitfenster in einem Jahr erst einmal zu, ist eine Ernte zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr möglich. Damit sinkt die insgesamt auf dem Weltmarkt angebotene Menge an Kräutern und Früchten, die Preise können steigen und es wird deutlich schwieriger für die Hersteller, aus dem geringeren Angebot noch die gewünschten Qualitäten auszuwählen. Doch gerade bei der Qualität von Tee bzw. Kräuter- und Früchtetees wollen unsere Mitgliedsunternehmen ganz im Sinne der Verbraucher keine Kompromisse eingehen.”
Corona und Klima machen Indien zu schaffen
Als ob die durch Corona bedingte Lage für Indiens Tee-Erzeuger nicht schon widrig genug wäre, kam im Erntejahr 2021 in den wichtigen Anbaugebieten Assam und Darjeeling auch noch eine historische Trockenheit hinzu. Immerhin werden hier 13% des weltweiten Tees produziert und über 33% der deutschen Schwarztee-Importe stammen aus Assam bzw. Darjeeling. So fiel beispielsweise der Ertrag von First Flush-Tee, dieser ganz besonderen ersten Ernte nach dem Winter, um 48% geringer aus. Um Corona wirksam einzudämmen, darf zeitweise vor Ort lediglich die Hälfte der Arbeitskräfte in den Tee- Gärten arbeiten. Zu der geringer ausgefallenen Ernte kommen dann noch logistische Probleme hinzu. Die weltweiten Störungen in den Lieferketten erleben auch hierzulande Verbraucher und Händler gerade bei vielen Konsumgütern. Fehlende Container und Staus in den Häfen führen zu Verzögerungen und treiben auch die Kosten stetig nach oben. Dabei sind natürliche Rohstoffe wie Tees, Kräuter und Früchte besonders stark abhängig von einem reibungslosen Ablauf der globalen Logistik.
Tees aus Deutschland bleiben ein Genuss
Wie im vergangenen Jahr setzt die deutsche Teewirtschaft alles daran, dass der Einfluss der Pandemie weder in den Regalen noch in der Tasse spürbar wird. Tee soll als gesundes Lebensmittel und genussvolles Getränk in seiner ganzen Vielfalt und in der gewohnt hohen Qualität weiterhin zur Verfügung stehen. „Was nur wenige wissen, Deutschland ist auch eine Tee-Exportnation. Tee- Erzeugnisse und Veredelungen von deutschen Herstellern werden unter anderem insbesondere in Frankreich und den USA wegen ihrer hohen Qualität sehr geschätzt”, fasst Maximilian Wittig den hohen Anspruch zusammen. Auch wenn in Ausnahmefällen der Lieblingstee für kurze Zeit nicht verfügbar sein sollte und höhere Preise für die Rohstoffbeschaffung Auswirkungen bei der Preisentwicklung von fertigen Teemischungen haben können, bleiben die deutschen Teehersteller optimistisch und hoffen auf das Verständnis aller, die Tees lieben und schätzen.
Quelle: teeverband.de
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