BV GFGH: Getränkefachgroßhandel mit positivem Halbjahresergebnis
Der zarte Aufschwung im Getränkefachgroßhandel und der Getränkefachmärkte hat sich im ersten Halbjahr 2012 zwar etwas abgeschwächt, und die Aussichten für das zweite Halbjahr sind verhalten optimistisch, aber dennoch haben die Mitgliedsbetriebe des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels erfolgreich gewirtschaftet.
In einer Konjunkturumfrage des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH) bei seinen 620 Mitgliedern, an der sich über 20 Prozent quer durch alle Betriebsgrößen beteiligten, melden die Unternehmen für das erste Halbjahr 2012 noch ein Plus von 1,88 Prozent gegenüber einem Plus von 2,28 Prozent im ersten Halbjahr 2011 und sogar 3,95 Prozent im Gesamtjahr 2011. Mit diesem Ergebnis schneiden sie besser ab als alle Getränkefachgroßhandelsbetriebe, für die das Statistische Bundesamt im gleichen Zeitraum 2012 ein Plus von 1,43 Prozent und preisbereinigt ein Minus von 0,85 Prozent ermittelt.
Offensichtlich greifen die Modernisierungs- und Rationalisierungsbemühungen in den Firmen. Denn die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes melden ein Gewinnplus von 2,08 Prozent, nachdem sie für den Vorjahreszeitraum ein Plus von 1,91 Prozent und für das Jahr 2011 kumuliert von 2,04 Prozent erwirtschaftet hatten. Allerdings gebe es nach wie vor sehr unterschiedliche Firmenkonjunkturen, erläutert Günther Guder. Rund 37 Prozent der Getränkefachgroßhändler melden nach wie vor negative Ertragsentwicklungen. Der Optimismus für die weitere Entwicklung belebt sich insgesamt ein wenig. Zwar gehen mit 30 Prozent der Unternehmer (Vorjahr: 31,43 Prozent) geringfügig weniger von besseren Umsätzen aus für das zweite Halbjahr. Aber mit immerhin 53,62 Prozent rechnen über die Hälfte der Betriebe mit eher gleich bleibenden Umsätzen (Vorjahr: 46,43 Prozent), und nur 15,94 Prozent gehen von einer sich verschlechternden Entwicklung aus (Vorjahr: 22,14 Prozent). Ähnlich liegen die Gewinnerwartungen für das zweite Halbjahr: 74,29 Prozent der Unternehmen gehen von besseren oder gleich bleibenden Erträgen aus, wogegen es im Vorjahreszeitraum noch 66,16 Prozent waren.
GFGH fordert „Politik mit Augenmaß“ im Fall der Insolvenz des Getränke-Rings
Wellen schlägt aktuell die Insolvenz des Getränke-Rings, die auch „für den Verband völlig überraschend kam“. In dieser rechtlich noch nicht abschließend geklärten Situation werde teilweise auf Mitglieder des Verbandes immenser Druck ausgeübt, Rechnungen direkt zu bezahlen, die in die Insolvenz fallen, obwohl die Rechnungsbeträge bereits zentral vom Getränke-Ring eingezogen worden seien. „Firmen laufen so Gefahr, doppelt zur Kasse gebeten zu werden“, warnt Guder. Insofern sei zurzeit eine Politik mit Augenmaß auf beiden Seiten gefragt. „Eigentlich sollte kein Hersteller Interesse daran haben, Getränkefachgroßhändler zusätzlich in Schwierigkeiten zu bringen durch sofortige Fälligstellung der vom Zentralregulierer nicht oder noch nicht bezahlten Rechnungen.“ Im Rahmen einer Jubiläumsfeier eines Verbandsmitglieds appellierte Günther Guder direkt an die zahl reich anwesenden Repräsentanten der Getränkeindustrie, „mit einer umsichtigen und respektvollen Herangehensweise an das Insolvenzthema die Jahrzehnte währende Markenaufbauarbeit des GFGH und seine Loyalität als Marktpartner wertzuschätzen“.
Getränkefachmärkte geraten unter Druck
Im Vergleich zum Kerngeschäft des Großhandels geraten die rund 7.000 in Eigenregie betriebenen Getränkefachmärkte (GFM) offensichtlich wieder unter Druck, nachdem die Umsätze per Jahresende 2011 noch mit 3,99 Prozent deutlich im Plus lagen. Die Umsätze gingen im ersten Halbjahr um 1,56 Prozent zurück, und auch die Umsatzerwartungen für das zweite Halbjahr lassen keine großen Hoffnungen zu: 26,6 Prozent erwarten weniger Umsatz als im ersten Halbjahr. Dennoch hofft der Bundesverband ebenso wie im vergangenen Jahr noch auf eine Umsatzbelebung, weil sich die Daten im vergangenen Jahr ähnlich darstellten und sich der Umsatz gegen Jahresende dann doch erholte.
„Das deutliche Übergewicht der erfolgreicheren, meist filialisierten oder kooperierenden GFM, die unter einem Dach Marketing, Beschaffung und Logistik koordiniert haben, hält an“, beobachtet Guder das gleiche Phänomen von Firmenkonjunkturen wie bei den Großhandelsbetrieben. In seiner Einschätzung baut er auf die Aktivitäten und Investitionen in die Getränkefachmärkte, die den Einkauf für den Konsumenten dank Erlebniswelten, fachkundigem Personal, großer Sortimentsvielfalt und regionaler Spezialitäten auch gegen den preisaggressiven Lebensmitteleinzelhandel und Discounter attraktiv machen. Dafür spricht auch die Investition in qualifiziertes Fachpersonal. 16,20 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 12,77 Prozent) wollen ihr Personal verstärken.
Promotion ruiniert Wertschöpfung und Markenimage
Die wesentliche Ursache für die insgesamt anhaltend angespannte Umsatz- und Ertragssituation in den Getränkefachmärkten sieht der Bundesverband in der sich weiter verstärkenden aggressiven Preispolitik der großen Brauereien. „Waren es im ersten Halbjahr 2011 noch rund 60 Prozent der zehn großen TV-Biermarken, die für Aktionen genutzt wurden, stieg der Anteil laut GfK Konsumentenpanel im ersten Halbjahr 2012 nunmehr auf über 70 Prozent“, mahnt Günther Guder. „Diese Preispolitik ruiniert die Markenstärken und die notwendigen Erträge bei allen Marktbeteiligten.“ Als eines der vielen Beispiele nennt er die Aktion einer großen Verbrauchermarktkette, die einen Kasten Markenbier in Kombination mit einem Kasten Marken-Mineralwasser zum Gesamtpreis von 10,00 Euro anbiete und damit rund zur Hälfte des normalen Marktpreises. Auch die Rückmeldungen aus der Umfrage bei den Betrieben spiegelt dieses Problem wider: Konstant über 90 Prozent sehen wie im vergangenen Jahr die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels und der Discounter als größte Herausforderung in der Zusammenarbeit mit der Getränkeindustrie, die „deren aggressive Angebotsstrategie entweder mit Blick auf das Kartellamt stillschweigend duldet oder sogar über Vergütungen stützt“, mutmaßt Guder. „Wir sind zurzeit auf einem Preisniveau wie vor rund 15 Jahren, weil diese Wertevernichtung seit vielen Jahren anhält“, ergänzt er.
Angesichts der ausbleibenden beziehungsweise zurückgezogenen Preisanpassungen bei Bier, die der Bundesverband schon allein aufgrund immens gestiegener Rohstoffkosten für überfällig hält, fragte er bei seinen Mitgliedern nach, inwieweit sie Preisanpassungen oder Logistikaufschläge planen, um ihre eigenen gestiegenen Personal-, Energie- und Mautkosten aufzufangen. 15,49 Prozent der antwortenden Unternehmer geben einem solchen Plan keine Chance. Fast 24 Prozent beabsichtigen Preisanpassungen oder Aufschläge, 28,87 Prozent lehnen sie ab, und 31,69 Prozent rechnen noch.
„Die Firmen sind gut beraten, wenn sie noch intensiver ihre eigene Wirtschaftlichkeit sichern und souverän kalkulieren“, kommentiert Guder das Ergebnis und erinnert an die These des Grandseigneurs der Branche Jakob Harzheim, der die „Preishoheit des Getränkefachgroßhandels“ forderte und die Notwendigkeit einer gesunden Wertschöpfung unterstrich. Erträge seien gerade in der arbeitsintensiven Branche des Getränkefachgroßhandels und der Getränkefachmärkte essenziell wichtig, die allein in den Mitgliedsbetrieben des Bundesverbandes rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Quelle: Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH) | www.bv-gfgh.de