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Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels: Branche spürt leichten Aufwind

Die 520 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V. (BV GFGH) steigerten ihren Umsatz im Jahr 2016 um 1,2 Prozent auf 21,03 Mrd. Euro (Vorjahr 20,78 Mrd.) und erwirtschafteten damit über 80 Prozent des Gesamtumsatzes der rund 3.800 Betriebe zählenden Branche aller GFGH. So lautet das Ergebnis einer internen Konjunkturumfrage, an der sich repräsentative 21 Prozent der Mitglieder bzw. 109 Unternehmen beteiligten. Das Statistische Bundesamt verlautbarte demgegenüber für den GFGH ein nominales Plus von 0,7 Prozent. Die Ertragssituation blieb mit durchschnittlich minus 1,8 Prozent ähnlich schwierig wie in 2015, und die ursprünglichen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Die bei Bier seit 2008 mit immens steigenden Anteilen andauernde Daueraktionitis sowie das seit 2003 bestehende Preisniveau (19 Ct je 1,5-l-EW-Flasche) bei Discounter-Mineralwasser blieben nicht ohne Wirkung.

Bessere Nachrichten melden die Unternehmen bezüglich ihrer ca. 7.000 in Eigenregie betriebenen Getränkefachmärkte. Diese verzeichneten im Jahr 2016 ein durchschnittliches Umsatzplus von 2,2 Prozent (Vorjahr plus 0,8 Prozent). „Offensichtlich zahlen sich die Investitionen in die Personalausbildung und die verkaufsfördernde Ausstattung aus“, freut sich Günther Guder, geschäftsführender Vorstand des BV GFGH. Insgesamt sieht Guder die wirtschaftliche Lage der Unternehmen und der Getränkefachmärkte „in einem leichten Aufwind, wenngleich die Angaben nach wie vor stark zwischen zweistelligen Plus- und Minuswerten schwanken, die von sehr unterschiedlichen Firmenkonjunkturen zeugen“.

Optimistisch ins Jahr 2017 – notwendige Digitalisierungsprojekte
Für das laufende Geschäftsjahr äußern sich die Mitgliedsunternehmen optimistischer als zum gleichen Zeitpunkt der Umfrage im Vorjahr und erwarten steigende Umsätze und Erträge. Dazu passt auch, dass ein Fünftel der Mitgliedsunternehmen überplanmäßige Umsätze und Erträge aus dem ersten Quartal 2017 meldet. „Diese Mitgliedsunternehmen liegen damit deutlich über dem Branchenschnitt, den das Statistische Bundesamt mit einem Umsatzrückgang von 1,5 Prozent für diesen Zeitraum ausweist“, sagt Günther Guder.

Nachdenklich machen den Bundesverband indessen die Antworten auf die in einer Sonderumfrage gestellten Fragen nach dem Stand der Digitalisierung. „67 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen haben die Digitalisierungsaufgaben derzeit nicht organisatorisch verankert, über 90 Prozent weisen ihr sogar noch keine interne zentrale Rolle zu“, stellt Guder angesichts der rasant wachsenden Konkurrenz aus dem Onlinehandel des LEH und der Internet-Plattformen sowie neuer Lieferdienste (z. B. „Flaschenpost“) kritisch fest. Immerhin sehen 45 Prozent der teilnehmenden Mitgliedsbetriebe in den Plattformen eine Bedrohung ihres Geschäftsmodells, bei Lieferdiensten teilen diese Einschätzung ungefähr 60 Prozent. Als Gründe werden insbesondere die Preise (60 Prozent) und der Kundenzugang (40 Prozent) angegeben. 70 Prozent der 109 Umfrage-Teilnehmer verfügen auch über einen eigenen Liefer- und Heimdienst – meist auf Online-Basis. Nach Einschätzung des Bundesverbandes wird die schnell wachsende Bedeutung der Internet-Plattformen (z. B. Amazon) noch unterschätzt. Diese entwickeln und bauen in großem Stil auch den Onlinehandel mit Lebensmitteln und Getränken aus. „Die Entwicklung des Internetgeschäfts wird den Druck auf den stationären Handel sehr schnell verschärfen“, ist sich Günther Guder sicher.

Insofern ermuntert der Bundesverband seine Mitgliedsunternehmen zu intensiveren Maßnahmen, um bei der rasanten Entwicklung der Digitalisierung nicht ins Hintertreffen zu geraten. „Seit zwei Jahren befassen wir uns besonders auf unseren Regionalversammlungen mit der Digitalisierung“, erläutert Guder. Ein dazu passendes Ergebnis kann der Bundesverband vermelden: Über 42 Prozent der Investitionen im Jahr 2017 möchten die Unternehmen in den IT-Bereich stecken. 2016 waren es nur noch acht Prozent. Analog dazu ergreifen in diesem Jahr 51 Prozent der teilnehmenden Unternehmen IT-Infrastrukturmaßnahmen. „Wir werden für unsere Mitglieder noch in diesem Jahr eine Reihe von Projekten und Expertenforen auflegen“, kündigt Günther Guder an. Die Unternehmen täten jedoch gut daran, der Digitalisierung und den Marktchancen im Internet mehr Priorität einzuräumen und diese Aufgaben auch im Management zu verankern, mahnt Guder. Es gehe nicht nur um den reinen Online-Bestellvorgang, sondern vor allem auch um die immer intensivere Nutzung von Smartphones, Tablets und der Internetsuche am heimischen PC für die Einkaufsentscheidungen. Deshalb ist die direkte Ansprache des potenziellen Konsumenten schwieriger, sodass eine Verzahnung der stationären Produktpräsentation mit der Onlinedarstellung und den Onlineangeboten dringend geboten erscheint.

Die gute Botschaft ist jedoch, dass sich mittlerweile Einzelbetriebe, aber insbesondere auch die wirtschaftlichen Kooperationen des Getränkefachgroßhandels, mit dem Thema „Digitalisierung“ befassen und entsprechende Einbindungs- und Anwendungsmöglichkeiten anbieten. Es wird auch bereits an der Fertigstellung einer digitalen Plattform gearbeitet.

GFGH steckt im Schraubstock zwischen Herstellern und Handel
Der seit Jahren anhaltende Aktionsanteil namhafter nationaler Pilsmarken über der 70-Prozent-Quote schwappt inzwischen sogar auf das Segment der bisher preisstabilen Weizenbiere über. Und ein Ende ist leider nicht abzusehen. Die andauernden Promotionaktionen im LEH mit Kastenpreisen unter zehn Euro bei Markenbieren sowie die vermehrte Listung nationaler Biere in Dosengebinden im Discounter beeinträchtigen die Umsatz- und Ertragschancen des GFGH und besonders der eigenen Getränkefachmärkte. Preiserhöhungen der Hersteller, die in Kombination mit der Weitergabe der gestiegenen Kosten im GFGH zur Entspannung der Ertragssituation beitragen könnten, gehen meist ins Leere. Als Beispiel führt Guder die ab Oktober geplante Preisanpassung einer großen deutschen Pilsmarke an, der vermutlich weitere folgen werden. „Wenn die Brauerei 60 Cent mehr für den Kasten erlösen möchte und gleichzeitig verlautbart wird, der Kasten für den Konsumenten werde voraussichtlich einen Euro teurer, bleibt nach Abzug der Mehrwertsteuer lediglich eine Ertragsspanne von 21 Cent, die sich dann Einzel- und Großhandel großzügig aufteilen dürfen“, rechnet er vor und sieht den GFGH zunehmend im Schraubstock eingeklemmt zwischen Herstellern einerseits und großen Lebensmittelketten und Discountern andererseits.

Wachsende Herausforderungen für Handel und Industrie
Ähnlich wie die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) sieht der Bundesverband eine Reihe wachsender Herausforderungen für den Getränkehandel und die Getränkehersteller, weil sie weniger von der höheren Ausgaben- und Konsumbereitschaft der Verbraucher profitieren als die Immobilien-, Haushalts-, Reise- oder Textilbranchen. 80 Prozent aller Haushalte werden laut GfK-Prognosen im Jahr 2025 Single- und Zwei-Personen-Haushalte sein, sodass der Fokus mehr auf der Wertschöpfung als auf der Mengenausweitung liegen müsse. Gegenüber dem Jahr 2004 gingen die Einkaufsfahrten pro Jahr und Haushalt um rd. 50 auf durchschnittlich 223 zurück. In den sogenannten „jungen Lebenswelten“ finden sogar nur durchschnittlich 171 Einkaufsfahrten pro Jahr statt. Der Endverbraucher ist zunehmend bestrebt, möglichst wenige Einkaufsstellen aufzusuchen, Großeinkäufe zu tätigen und sich zu bevorraten. Als Gründe ermittelte die GfK die steigende Beschäftigungsquote, einen empfundenen Zeitdruck und damit einhergehende Einkaufsunlust. Insofern müsse der Handel, namentlich der Getränkefachmarkt, auch hier höhere Einkaufsbons anstreben.

Mehrweg ist Klimaschutz
Eine weitere Herausforderung für die GFGH und ihre Getränkefachmärkte liegt im Kampf für das Getränke-Mehrwegsystem, das wegen des Vormarsches unökologischer Einwegflaschen immer weiter unter Druck gerät – nicht zuletzt aufgrund des derzeit noch partiellen Ausstiegs von Coca-Cola aus dem deutschen Mehrwegsystem sowie des wachsenden Dosenanteils. „Das Handling von Mehrweg, die Sortimentsbreite und -tiefe sowie qualifizierte Beratung gehören zu den Kernkompetenzen unserer Mitgliedsunternehmen und ihrer Märkte“, betont Günther Guder. Angesichts des jährlichen Verbrauchs von mehr als 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen und 2,9 Milliarden Dosen seien weitere politische Maßnahmen zum Schutz des Mehrwegsystems dringend nötig. Die Mehrwegquote beträgt derzeit nur noch 42 Prozent, über alle Getränkesegmente betrachtet. Bei Bier liegt sie sogar noch knapp unter 80 Prozent.

Mehrwegflaschen schonen demgegenüber natürliche Ressourcen, vermeiden Verpackungsmüll und tragen zum Klima- und Umweltschutz bei. Deutschland verfügt im Getränkebereich (noch) über das größte und vielfältigste Mehrwegsystem der Welt. Das sind die Kernbotschaften der Mitte Juni 2017 in Berlin vorgestellten Kampagne „Mehrweg ist Klimaschutz“. Gemeinsam mit mehr als 5 000 teilnehmenden Partnern informiert die aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), dem Verband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, dem Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (EHV) und dem Verband Privater Brauereien Deutschlands bestehende „Mehrweg-Allianz“ Verbraucher über die umweltschonenden Eigenschaften von Mehrwegflaschen. Ziel der Initiative ist es, Kunden zu einem umweltbewussten Kauf von Mehrwegflaschen und zum Verzicht auf umweltschädliche Getränkedosen und Einweg-Plastikflaschen zu bewegen. Die kürzlich im Verpackungsgesetz erst gegen den ausdrücklichen Wunsch des Umweltministeriums verabschiedete Ziel-Mehrwegquote von 70 Prozent ohne jeglichen Sanktionsmechanismus sei ein weiterer Ausdruck der wenig ambitionierten Umweltpolitik der aktuellen Ministerin. Zudem weisen die neuen Regelungen zu Getränkeverpackungen nach Einschätzung der „Mehrweg-Allianz“ noch erhebliche Fehler auf.

Für eine Entscheidung am Verkaufsregal sei es notwendig, dass Verbraucher Mehrweg und Einweg eindeutig unterscheiden können, erläutert Guder. Deshalb legte die Bundesregierung im neuen Verpackungsgesetz eine Kennzeichnung am Verkaufsort in unmittelbarer Nähe zum Produkt fest. Eine Kennzeichnung auf dem Produkt wäre im Vergleich zur Kennzeichnung am Regal nach Einschätzung der „Mehrweg-Allianz“ die deutlich wirksamere und auch effizientere Alternative. Zudem ermöglicht die neue gesetzliche Regelung den ausschließlich auf Einweg setzenden Discountern (z. B. Aldi und Lidl), mit nur einem einzigen Hinweisschild das gesamte Getränkegeschäft zu kennzeichnen. Der Getränkeeinzelhandel mit seinem vielfältigen Sortiment muss hingegen deutlich höhere Kosten für die Kennzeichnung in den Märkten verkraften. „Auf diese Weise wird eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Getränkeverpackungen ausgehebelt und die, die überwiegend Mehrweg anbieten, werden finanziell zusätzlich belastet“, reklamiert der Bundesverband. Die Mehrweg abfüllende Industrie könnte mit einer offensiveren Deklaration inklusive der Einbindung des Mehrwegzeichens diese Gebindeform unterstützen. Einige sehr positive Beispiele gibt es bereits. „Es wäre schön, wenn dies Schule machen würde“, so Guder.

Dass sich dennoch immer wieder neue und aussichtsreiche Chancen gegen den Preis- und Wettbewerbsdruck von LEH und Discountern bieten, beweisen die ausgezeichneten Betriebe des vom Bundesverband und von Fachzeitschriften jährlich ausgerichteten Wettbewerbs „Deutschlands beste Getränkehändler“. Die individuellen Beratungs- und Sortimentsmöglichkeiten aufgrund der Fachkompetenz und der tiefen Produktkenntnisse der GFGH und ihrer Kundenbetreuer beflügele den Trend zu regionalen Marken und sogenannten Craft-Bieren, betont Verbandsvorstand Günther Guder die Chancen, dem LEH und vor allem den Discountern im Wettbewerb um die Gunst der Konsumenten „Paroli zu bieten“.

Quelle/Bildquelle: Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V. | bv-gfgh.de

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