Brennerei Elmendorf: Kai und Judith Elmendorf über die älteste Brennerei in Hamburg
Die Geschichte der Brennerei Elmendorf geht zurück ins Jahr 1689. Damit ist die Brennerei nicht nur die älteste in Hamburg, sondern auch das fünftälteste Unternehmen der Stadt. Die Leidenschaft des Kornbrennens führen Kai und Judith Elmendorf mittlerweile in der 9. Generation fort. Sie brennen heute ausschließlich in Bio-Qualität mit regionalen Zutaten – und nicht mehr nur Korn, sondern auch Gin. Passend dazu haben sie Anfang des Jahres die erste Hamburger Gin-Schule eröffnet. Am 19. Juni dieses Jahres werden drei neue Jubiläumsprodukte vorgestellt, denn die Brennerei feiert ihren 333. Geburtstag. Dazu laden Kai und Judith Elmendorf herzlich ein.
Mit den beiden haben wir im Interview über das Jubiläum, die Historie der Brennerei sowie die Hamburger Gin-Schule gesprochen.
Stellen Sie sich bitte zuerst kurz vor!
Kai Elmendorf: Ich bin der Destillateur. Das heißt, ich kümmere mich darum, dass jeder einen tollen Bio-Schnaps im Glas hat.
Judith Elmendorf: Während Kai die Flaschen-Inhalte produziert, bin ich verantwortlich für alles, was außen an der Flasche ist, also für die Etiketten und Anhänger. Wenn es etwas zu texten gibt, ist das auch meine Baustelle – Flyer, Website-Texte, Messeschilder. Ich arbeite eng mit unserer Marketing-Fachfrau Lea De Ansah zusammen, wir sind ein gutes Team. Tolle Mitarbeiter:innen zu finden, ist auch meine Aufgabe.
Die älteste Brennerei in Hamburg. Und das fünftälteste Unternehmen der Stadt. Die Geschichte der Brennerei geht weit zurück. Erzählen Sie davon!
Kai Elmendorf: Mein Ur-ur-ur-ur-ur-ur-Großvater hat vor genau 333 Jahren angefangen, Schnaps zu brennen, damals noch in Westfalen. Diesen Schnapszahl-Geburtstag werden wir am 19. Juni groß feiern. Seit 1689 ist die Brennerei immer in Familienhand geblieben und hat sich natürlich weiterentwickelt.
Ich bin die 9. Generation und für mich gehört die Brennerei schon immer zum Leben dazu. Schon als Kind bin ich durch die Brennerei gestromert und habe in alten Büchern geschmökert. Ich fand es immer wahnsinnig spannend, wie es früher bei uns aussah und wie bei uns gebrannt wurde. Und noch heute greife ich auf alte Bücher und Aufzeichnungen zurück.
Wie haben Sie das Unternehmen verändert und die Marke reformiert?
Kai Elmendorf: Wenn man so lange am Markt sein will, muss man sich laufend neu erfinden. Wir haben unsere Produktion komplett umgestellt: weg von der Masse, hin zur Klasse. Mein Vater hatte die große Brennerei geführt, da rollten riesige Tankwagen mit Alkohol vom Hof.
Heute produzieren wir in Hamburg ausschließlich Bio-Schnäpse in kleinen Chargen. Da ist dann wieder sehr viel Handarbeit dabei, was uns besonders viel Spaß macht. Unsere Rohstoffe werden handverlesen eingesetzt und wir lassen unserem Korn in den alten Eichenfässern richtig Zeit zum Reifen.
Die Tradition spielt also nach wie vor eine große Rolle. Auch bei der Herstellung und Lagerung der Produkte?
Judith Elmendorf: Ja, wir haben Fässer aus der alten, nicht mehr bestehenden Brennerei retten können, die heute wieder im Einsatz sind und unseren leckeren Korn machen. Diese sechs Eichenfässer waren schon vor 150 Jahren im Einsatz.
Es gibt noch eindrucksvolle Fotos davon zu bestaunen. Diese Fässer geben dem Elmendorf Korn während der Reifung einen unverwechselbaren Geschmack, den man so nirgends bekommt. Wer hat schon so alte Fässer noch im Dienst?
Apropos Produkte: Welche stellen Sie her?
Kai Elmendorf: Ausschließlich Spirituosen. Wir haben eine sehr lange Tradition beim Korn. Das ist unser Ursprung. Aber unser Gin darf da nicht fehlen – zumal mein Ur-ur-ur-ur-Großvater der erste Wacholderbrenner in Deutschland war.
Pünktlich zur 333-jährigen Jubiläumsfeier im Sommer wird es neue Produkte geben. Welche?
Kai Elmendorf: Zum einen natürlich einen ganz besonderen Korn, der zwei Jahre in einem alten, kleinen Holzfass gelagert wurde. Für etwas Sommerfrische wird unser Limetten-Geist sorgen. Ein echter Hamburger Bio-Kümmel rundet das Ganze ab.
Judith Elmendorf: Genau, die drei neuen Jubiläums-Produkte gibt es also dieses Jahr, passend zur großen Schnapszahl. Die Neuheiten stellen wir dann auf unserem Brennerei-Geburtstag am 19. Juni vor. Wir freuen uns übrigens über alle, die vorbeikommen und mit uns feiern.
Woher beziehen Sie die Rohstoffe für die Produktion?
Kai Elmendorf: Wir haben ausgesuchte Bio-Fachhändler, die uns beliefern. Wenn wir aber frische Kräuter und Früchte brauchen, gehen wir auf den Markt oder zum Bio-Händler vor Ort. Dort suchen wir uns direkt die Zutaten aus. Nur so können wir die Qualität garantieren.
Welche Besonderheiten gibt es bei der Produktion?
Judith Elmendorf: Wir produzieren ausschließlich in Bio-Qualität. Zudem wird Handarbeit bei uns groß geschrieben. Allein jede Flasche geht mindestens achtmal durch unsere Hände bis sie fertig für den Kunden ist.
Und das ist nur der Weg der Flasche – vorher werden noch Rezepte erdacht, ausprobiert und natürlich destilliert. Wir machen fast alles noch selbst, so können wir unsere hohe Qualität garantieren.
Bei Ihnen kann man einiges erleben: Anfang des Jahres haben Sie die Gin-Schule Hamburg eröffnet. Woher kam die Idee dazu?
Kai Elmendorf: Schon immer konnte man unsere Brennerei und unsere Destille „Henriette“ besichtigen. Dabei kam oft der Wunsch bei unseren Besucher:innen auf, dass sie das Ganze am liebsten auch mal selber ausprobieren möchten.
Das habe ich mir zu Herzen genommen. In kleiner Runde wird in der Gin-Schule Hamburg nun nach individuellen Rezepturen destilliert und das macht uns allen sehr großen Spaß.
Wer kann alles die „Gin-Schulbank“ drücken? Wie läuft das Ganze ab?
Judith Elmendorf: Alle, die alles über Gin und das Brennen wissen wollen und endlich mal ihren eigenen Gin brennen möchten. Dazu haben wir vier Mini-Destillen angeschafft, so dass jede:r an seiner eigenen Anlage arbeiten kann. In den vier Stunden werden viele Botanicals probiert und miteinander abgestimmt, so dass jeder sein eigenes Rezept kreiert.
Das hat bisher wirklich jeden begeistert. Dann destilliert jede:r selbst und kann am Ende stolz und glücklich zwei Flaschen selbst gebrannten Gin mit nach Hause nehmen. Zwischendurch wird natürlich auch viel Gin mit verschiedenen Tonics verkostet, um auch da nochmal die Unterschiede zu erschmecken.
In der Gin-Schule erhält man also sein ganz eigenes Produkt. Wo kann man die restlichen Produkte der Brennerei kaufen?
Kai Elmendorf: Das geht auf vielen Wegen: Am schönsten natürlich direkt hier in der Brennerei, aber auch online über unsere Webseite und im Getränkefachhandel.
Sie haben es eben schon angesprochen: Am 19. Juni steht das 333. Jubiläum an. Gibt es sonst noch Pläne für dieses Jahr?
Judith Elmendorf: Im Mittelpunkt steht vor allem unsere Geburtstagsfeier mit der Vorstellung der drei Jubiläumssorten. Darüber hinaus suchen wir für die Brennerei ein größeres neues Zuhause in Hamburg, da wir hier schon aus allen Nähten platzen.
Wir würden gern noch mehr Besucher:innen empfangen können und haben tatsächlich auch noch weitere historische Schätze zu präsentieren, die bisher aus Platzgründen unter Verschluss geblieben sind.
Zum Schluss noch eine Frage: Um abzuschalten, pflanzen Sie in Ihrer Freizeit einen Wald. Was hat es damit auf sich?
Kai Elmendorf: Weniger, um abzuschalten, denn viele Bäume zu pflanzen ist auch ganz schön anstrengend. Uns war es aber sehr wichtig, auch einen kleinen Beitrag zur Klimarettung beizutragen. In unserer Heimat in Westfalen wächst jetzt ein kleiner Wald, vorwiegend aus Herznuss-Bäumen, die gut mit einem wärmeren Klima zurechtkommen sollen.
Wenn alles gut geht, können wir die Nüsse in ein paar Jahren vielleicht auch noch für unseren Schnaps verwenden. Das wäre ein schöner Nebeneffekt. Drücken wir mal die Daumen!
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+++ Wir bedanken uns bei Kai und Judith Elmendorf für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++