Vins de Bordeaux

BORDEAUX: Verantwortungsvoll in die Zukunft

Zwei der wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahre für die Bordelaiser Weinwirtschaft sind die Themen „Klimawandel“ und „Nachhaltigkeit“. Ziel bis 2020 ist die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks der Weinbranche um 20 %. Auch um auf die Klimaveränderungen und steigende Temperaturen reagieren zu können, sind die Winzer gut vorbereitet.

Als einer der Vorreiter hat sich die Bordelaiser Weinbranche schon vor über 25 Jahren der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. Die Winzerinnen und Winzer wollten Qualitätsweine produzieren und dabei das Gleichgewicht zwischen dem Weinberg und seiner Umwelt gewährleisten – eine unverzichtbare Grundlage um das Terroir und die Typizität von Bordeaux zu erhalten. Eine der wichtigsten Maßnahmen des CIVB ist die Initiierung des Umwelt-Management-Systems SME. Es wurde 2010 als freiwilliges und gemeinschaftliches Umwelttool für alle Bordelaiser Betriebe ins Leben gerufen. Innerhalb des vergangenen Jahres hat sich die Zahl der Mitgliedsbetriebe mit nachhaltigem Engagement vervielfacht. Im Januar 2017 sind es 680 Mitglieder, vom Winzer über Handelshäuser bis zu Genossenschaften. Zusammen repräsentieren sie mehr als 55 % der Bordelaiser Rebfläche. Ein Großteil der Weinregion ist bereits zertifiziert: vom ökologischen über biodynamischen und integrierten bis hin zu nachhaltigem Weinbau.

Die 4 grundlegenden Maßnahmen des Nachhaltigkeitskonzepts:
I: Kompetenzen, Lebens- und Arbeitsräume bewahren
II: Der Zukunft durch Forschung voraus sein
III: Den ökologischen Fußabdruck minimieren
IV: Die nachhaltige Bewirtschaftung der Rebfläche fördern

Frauen auf dem Vormarsch
In den vergangenen Jahren und Jahrzehten ist die Zahl der Frauen im Weinbau stetig gestiegen. Ob Winzerin, Salesmanagerin oder Önologin – das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt Sie alle. Wir haben mit drei von Ihnen gesprochen:

Was war für Sie der Grund für Sie am SME teilzunehmen?
Estelle Roumage (Château Lestrille): Das Umwelt-Management-Systems SME dient allen Bordelaiser Betrieben, die sich in der nachhaltigen Entwicklung engagieren wollen. Davon abgesehen, dass es für kleinere Unternehmen eine gute Möglichkeit ist, sich gemäß ISO 14001 zertifizieren zu lassen, ist das SME auch eine großartige Plattform für den Ideenaustausch. Wir arbeiten in kleinen Gruppen, veranstalten Trainingseinheiten und Brainstormings. Das hilft jedem – ganz egal wie groß die Firma oder wie hoch das Level beim Pflanzenschutz ist.

Sie schreiben auf Ihrer Internetseite, dass sie „das Gleichgewicht der Pflanzen und der Böden respektieren“. Können Sie uns beschreiben, wie genau Sie das meinen.
Estelle Roumage: Der beste Weg die Weinreben zu respektieren besteht darin, sie genau zu beobachten. Das nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch, aber so schaffen wir es, mit einem Mindestmaß an chemischer oder mechanischer Intervention auszukommen. So lang die Qualität der Trauben nicht auf dem Spiel steht, greifen wir nicht ein. Anhand von Bodenanalysen und der Untersuchung der Pflanzen stellen wir fest, was genau die Pflanze benötigt – und nur das geben wir ihr.

Wann und wie haben Sie im Wein-Business angefangen?
Elsa Menard (SCEA Vignobles Ménard – Château Mémoires): Nach der Schule habe ich Agrarökonomie studiert und nach meinem Abschluss als Finanzanalystin für die französische Bank Crédit Agricole gearbeitet. Nach anderthalb Jahren in der Bank habe ich beschlossen, mein Leben zu ändern um bin zurück auf unser Familienweingut gekehrt, wo ich seit 2012 den Bereich Werbung und Kommunikation verantworte. Ich habe mich zu diesem Schritt entschieden, weil ich gemerkt habe, dass mein Platz im Weingut und im Kreis der Familie ist.

Warum war eine Ihrer ersten „Amtshandlungen“ die Umstellung auf organic?
Elsa Menard: Im Jahr 2012 haben wir die Entscheidung getroffen, auf nachhaltigen Weinbau umzustellen. Zum einen für unsere eigene Gesundheit aber natürlich auch für die Umwelt und nicht zuletzt für unsere Kunden. Heute produzieren wir Bio-Wein, unser Ziel ist es, in einigen Jahren komplett auf bio-dynamischen Weinbau umzustellen. Zum Teil arbeiten wir ein wenig wie unsere Großeltern. Wir verzichten auf chemische Produkte und Dünger und stellen immer wieder fest, welchen großen Einfluss z.B. der Mond oder andere kosmische Kräfte haben.

Was ist die größte Herausforderung im Wein-Business für Sie in den nächsten 20 Jahren?
Veronique Barthe (Château d`Arcole): Die größte Herausforderung für uns ist auch weiterhin jedes Jahr eine entsprechende Menge an qualitativ hochwertigen Trauben zu produzieren, dabei müssen wir uns den klimatischen Veränderungen immer wieder stellen.

Frühes Reifen der Trauben, zeitigere Ernten, andere Rebsorten … hatte der Klimawandel schon einen Einfluss auf Ihre Arbeit und glauben Sie, dass der Klimawandel ihre zukünftige Arbeit verändern wird?
Veronique Barthe: Dem Klimawandel können wir nicht ausweichen, das einzige was wir tun können um ihm zu begegnen, ist flexibel zu sein. Wir verändern unsere Anbauweise und reagieren damit tagtäglich auf die neuen Gegebenheiten. Zum Beispiel pflücken wir Blätter von den Rebstöcken, damit damit das Sonnenlicht die Trauben erreicht. Dabei müssen wir natürlich vorsichtig vorgehen: Wenn wir zu viele Blätter pflücken, kann die Sonne die Trauben austrocknen oder verbrennen.

Quelle/Bildquelle: Fachverband der Bordeaux-Weine CIVB | bordeaux.com

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