„Bier trinken – Gutes tun!“: Quartiermeister – Bier für den Kiez
„Bier ist der überzeugendste Beweis dafür, dass Gott den Menschen liebt und ihn glücklich sehen will“, sagte einst Benjamin Franklin. Dass aber auch der Mensch die Menschen liebt und seinesgleichen glücklich sehen will, beweist die soziale Biermarke Quartiermeister. Getreu dem Motto „Bier trinken – Gutes tun!“ hat Quartiermeister ein einzigartiges, karitatives Konzept auf die Beine gestellt, das zur Nächstenliebe 2.0 aufruft. Mit jedem verkauften Quartiermeister unterstützen Konsumenten lokale Projekte, die dem Kiez und seinen Menschen Gutes tun.
David Griedelbach, einer der beiden Geschäftsführer von Quartiermeister – Bier für den Kiez, stand about-drinks im Interview Rede und Antwort und erklärt den Grundgedanken der sozialen Biermarke und des „korrekten Konsums“, die sozialen Projekte, die unterstützt werden und gibt einen Ausblick auf das Jahr 2015.
Bitte stellen Sie uns Ihr Produkt vor, Herr Griedelbach – was genau ist Quartiermeister?
Griedelbach: Quartiermeister ist das erste, dem Wohl lokaler Nachbarschaften verpflichtete Bier. In Berlin, Leipzig und Dresden ist es das Bier für den Kiez. Für den Kiez deshalb, weil wir mit unseren Gewinnen soziale und kulturelle Projekte in den Nachbarschaften vor Ort fördern. Der Konsument bzw. die Konsumentin kann Bier trinken und dabei gleichzeitig etwas Gutes für die Gemeinschaft tun. Quartalsweise schütten wir unsere Gelder aus, jede/r kann dabei online mitbestimmen, wohin das Geld fließt. Dabei ist Quartiermeister immer ein regionales Produkt. Das Pils für die Region Ost kommt aus der familiengeführten Stadtbrauerei Wittichenau in der Lausitz und für Quartiermeister München stellt das helle Export die Genossenschaftsbrauerei Gut Forsting her. Mit dem dortigen Verkauf werden Münchener Nachbarschaftsprojekte gefördert. Allen Standorten liegen unsere Quartiermeister-Prinzipien des korrekten Wirtschaftens zugrunde. Wir ermöglichen Teilhabe, sind transparent in unseren Zahlen und arbeiten möglichst sozial und ökologisch nachhaltig.
Erzählen Sie uns etwas zur Entstehungsgeschichte von Quartiermeister.
Griedelbach: Der Gründer Sebastian Jacob hatte die Idee vor vier Jahren. Er war auf der Suche nach einem Konzept, das soziales Engagement so einfach wie möglich gestaltet. Ihm kam der Gedanke, den Konsum eines Produktes mit einem gesellschaftlichen Mehrwert zu verknüpfen, einem Mehrwert der direkt vor Ort sichtbar ist. An einem Kneipenabend mit Freunden stieß er auf das Produkt Bier. Bier konsumiert man meistens mit Freunden, es ist ein soziales Produkt, man unterhält sich gern darüber, es ist mit Emotionen aufgeladen. Bier trinken, Spaß haben und damit Gutes tun – eine nahezu perfekte Kombination. Kurzerhand hat Sebastian eine Brauerei gesucht und das Bier in Berlin vertrieben. Nach zwei Jahren ging die Brauerei allerdings insolvent und wir wagten einen Neuanfang, als soziales Unternehmen und mit der neuen Brauerei in Wittichenau.
Was können Sie uns zu den Themen „Korrekter Konsum“ und „Social Business“ sagen?
Griedelbach: Wir bei Quartiermeister verfolgen einen eigenen Ansatz des korrekten Wirtschaftens, aber verstehen uns als Social Business im weiteren Sinne nach Mohammed Yunus, Gründer der Mikrokreditbank Grameen und Friedensnobelpreisträger 2006. Unser Geschäftszweck ist auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme ausgerichtet und wir wollen aufzeigen, dass es funktionierende Alternativen zu den bestehenden Unternehmen der alten Wirtschaft gibt. Denn die Transformation zu einer nachhaltig funktionierenden Gesellschaft (im Sinne der triple bottom line) ist im vollen Gange.
Unter korrektem Konsum verstehen wir die Möglichkeit ohne Einbußen oder schlechtes Gewissen konsumieren zu können, weil man weiß, dass das Konsumgut ohne teurer oder „öko“ zu sein, durch eine korrekte Wertschöpfungskette gegangen ist und gleichzeitig positive Auswirkungen auf mein Umfeld hat.
Ist Quartiermeister denn wirklich komplett non-profit-orientiert? Wohin geht das Geld, was Sie einnehmen?
Griedelbach: Non-profit ist der gängige Terminus. Man könnte auch social- oder all-profit sagen. Vom Verkauf von Quartiermeister sollen alle in der Wertschöpfungskette profitieren: der Brauer, der Lieferant, die für Quartiermeister arbeitenden Personen, aber auch der Konsument und die Gesellschaft. Quartiermeister macht Gewinne, diese sollen allerdings möglichst nicht auf Kosten von Mensch und Natur erzielt werden. Da kann es schon mal sein, dass man die Anfrage einer großen Einzelhandelskette ausschlägt, weil diese mit Lieferanten arbeitet, die nicht unseren Vorstellungen von korrekt entsprechen. Darüber hinaus stecken wir die Gewinne nicht in unsere eigenen Taschen, sondern geben sie zurück in die Gesellschaft. Wir wollen gut von Quartiermeister leben können und müssen natürlich auch ordentlich wirtschaften, beispielsweise Rücklagen für Investitionen bilden, aber die Profitgier und der Wachstumszwang machen in unserer Gesellschaft viel kaputt. Dafür wollen wir ein gutes Beispiel sein.
Wer entscheidet, welche sozialen Projekte von Ihren Einnahmen gefördert werden?
Griedelbach: Unser Berliner Verein hat einen möglichst offenen und fairen Förderprozess entwickelt. Alle drei Monate rufen wir zu Bewerbungen und Vorschlägen von guten Nachbarschaftsprojekten auf. Zunächst wertet der Verein anhand von transparenten Förderrichtlinien die eingegangen Förderanträge aus und entscheidet, welche fünf Projekte für die Onlineabstimmung freigegeben werden. In der zweiten Runde hat dann jede/r die Möglichkeit selbst online auf unserer Webseite zu entscheiden, welche Projekte von uns gefördert werden. Die Onlineabstimmung dauert drei Wochen und jede/r Wählende hat zwei Stimmen. Auf unserer Homepage werden die Projekte einzeln mit ihrem Konzept und ihrer Mittelverwendung vorgestellt.
Ab dem nächsten Quartal möchten wir die Abstimmung noch näher mit dem Konsum verbinden und ermöglichen, dass zu jeder Zeit für Projekte abgestimmt werden kann. So kann beim Genießen in der Bar direkt entschieden werden, welcher soziale Zweck damit gefördert werden soll. Das gefällt uns!
Wie ist die Resonanz auf Ihr „soziales Bier“?
Griedelbach: Viele Menschen sind von der Idee begeistert. Die Resonanz in der Presse ist recht hoch. Trotzdem ist unsere Sichtbarkeit in der Stadt noch niedrig. Da wir im Gegensatz zu anderen Biermarken kein Geld für Werbung ausgeben, damit die Gemeinschaft mehr profitieren kann, setzen wir hauptsächlich auf Mundpropaganda und soziale Medien. Viele sind überrascht, dass Quartiermeister nicht teurer ist als andere Biere. Das liegt eben daran, dass das Geld, das große Getränkemarken für Werbezwecke ausgeben, bei uns in die Gemeinschaft fließt. Unser Ziel ist es, in Zukunft in der Stadt noch präsenter zu werden.
Können Sie unseren Lesern etwas zu den verwendeten Zutaten und dem Herstellungsverfahren von Quartiermeister erzählen?
Griedelbach: Unser Quartiermeister – Bier für den Kiez ist ein handwerklich, untergärig gebrautes Pils mit einer Stammwürze von 11,5° und einem Alkoholanteil von 5,0%. Nach dem deutschen Reinheitsgebot in einem 7.000 Liter Sudkessel gebraut, wird Quartiermeister jedoch nicht pasteurisiert, sondern membranfiltriert. Dadurch erhält es seinen milden, frischen und süffigen Geschmack. Unsere Brauerei verwendet vorwiegend regionale Zutaten. So kommen das Malz aus Heidenau bei Dresden und die Braugerste aus Sachsen und Thüringen. Der Hopfen wird derzeit noch aus dem Anbaugebiet SPALT bei Nürnberg gewonnen, es ist jedoch eine Umstellung auf das Elbe-Saale-Gebiet bei Dresden im Gespräch.
Wo gibt es Quartiermeister zu kaufen?
Griedelbach: Quartiermeister gibt es in einigen Bars, Spätis und Clubs überall in Berlin, verstärkt in Kreuzberg und Neukölln und auch in Leipzig, Dresden und München. Auf der Karte auf unserer Homepage kann man einsehen, wo es Quartiermeister gibt. Dort werden auch Märkte angezeigt, bei denen man Quartiermeister abholen kann. Bestellungen können gerne bei uns angefragt werden und sind ab 2 Kisten Abnahme möglich.
Wissen Sie bereits, welche Projekte sie als nächstes unterstützen wollen? Gibt es Projekte, die Ihnen (persönlich) besonders am Herzen liegen?
Griedelbach: Die jetzige Förderrunde ist in vollem Gange. Der Verein entscheidet gerade, welche Projekte für die Onlineabstimmung zugelassen werden. Es steht also noch nicht fest, wer unser nächstes Geld erhält. Derzeit schütten wir noch Gelder an die Gewinner der letzten Runde aus. Dazu gehört bspw. die Nachbarschaftsinitiative „Neue Nachbarschaft // Moabit“, die sich aktiv für die Begegnung von Flüchtlingen und der Nachbarschaft einsetzt. Sie organisiert Integrationsküchen, erfüllt solidarisch Wunschlisten für Flüchtlingskinder und betreut Fotoprojekte. Leider versuchte die Behörde zuletzt die Organisation vor die Tür zu setzen, weswegen uns das Projekt besonders am Herzen liegt. Wir finden die Initiative zu 100% unterstützenswert und hoffen, dass sie ihre Arbeit fortsetzen kann.
Bitte geben Sie unseren Lesern einen Ausblick auf das Jahr 2015 – was ist im Hause Quartiermeister geplant?
Griedelbach: Für das neue Jahr haben wir uns einiges vorgenommen. Unser Ziel ist es zunächst einmal, organisch weiter zu wachsen und bekannter zu werden. Wir werden in Berlin noch mehr den Spätverkaufsmarkt erschließen, sodass jede/r Quartiermeister auch auf dem Weg oder zuhause trinken kann. Außerdem werden wir nach anderen Städten Ausschau halten, in denen unser Konzept umsetzbar ist, dazu gehört beispielsweise Hamburg. Und es wird höchstwahrscheinlich die eine oder andere Sortimentserweiterung geben. Es wird auf jeden Fall spannend dieses Jahr! Wer nah dran bleiben möchte, kann uns gerne auf Facebook folgen.
Unser Verein ist offen für alle und freut sich über jedes neue Gesicht. Wir organisieren Kneipenabende, betreuen aktiv die Förderung, organisieren Events und Flashmobs. Wer mitmachen möchte, kann sich unter mitmachen@quartiermeister.org melden.
Quartiermeister – Korrekter Konsum GbR | quartiermeister.org
[vc_row][vc_column width=”1/1″][vc_cta_button2 style=”rounded” txt_align=”left” title=”Text auf der Schaltfläche” btn_style=”rounded” color=”blue” size=”md” position=”right”]Wir bedanken uns bei David Griedelbach für das offene und sehr interessante Interview und wünschen Quartiermeister weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt![/vc_cta_button2][/vc_column][/vc_row]