Thorsten Husmann und Peter Jauch
Messe-Rückblick

BCB 2024: Ein Fazit von Thorsten Husmann und Peter Jauch

Der Bar Convent Berlin (BCB) war vom 14. bis 16. Oktober erneut unverzichtbarer Treffpunkt für die Akteure der globalen Getränkebranche. Thorsten Husmann, Liquid Consultant, und Peter Jauch, about-drinks Gastautor, Spirituosenexperte und Mitgründer von Brand Infused, haben sich den BCB angeschaut und schildern jeweils 4 Punkte, die ihnen dabei aufgefallen sind:

Auch in diesem Jahr fanden sich Fachleute, Marken und Influencer aus aller Welt zusammen, um Trends, Produkte und Innovationen zu erleben und zu diskutieren. Trotz der wirtschaftlich herausfordernden Lage war die Stimmung auf der Messe positiver als erwartet – ein Zeichen für die Resilienz und Innovationskraft der Branche.

Ein bemerkenswerter Aspekt war die veränderte Herangehensweise vieler Marken an das Thema Verkaufsförderung. Die Zeiten, in denen großzügige Gratisware im Übermaß verteilt wurde, scheinen vorbei zu sein. Mehr und mehr Unternehmen verstehen, dass Nachhaltigkeit und Markenloyalität nur durch echte Mehrwerte, Erlebnisse und Qualitätsprodukte geschaffen werden können. Verkaufsförderung allein durch Proben und Gratisware bietet keine langfristige Lösung und verfälscht eher den Markenwert, als dass sie eine treue Kundschaft aufbaut.

BCB 2024

© BCB / FRBMedia

Thorsten Husmanns 4 Punkte zum BCB 2024:

1. Der Mittwoch: Ein unentdecktes Juwel im Messekalender?

Der Mittwoch beim Bar Convent Berlin wirkt oft wie ein Schatten seiner selbst. Viele Fachleute und Key Player der Branche haben sich bereits verabschiedet, und die Atmosphäre in den Hallen sinkt merklich. Während ich die ruhige Zeit schätze, in der man tiefere Gespräche führen kann, ist der Mittwoch für die Aussteller oft eine Herausforderung. Um diesem Trend entgegenzuwirken, könnte eine Verlegung zentraler Events, wie der Mixology Award-Verleihung, auf Dienstag oder Mittwoch die Lösung sein. So würden die Stars der deutschen Bar-Szene an diesen Tagen länger bleiben, feiern und ein aktives Networking fördern. Fazit: Ein (leicht) neu gestalteter BCB bzw. eine bessere Absprache mit den anderen Gewerken könnte den Teilnehmern ein bereicherndes Erlebnis bieten.

2. Networking 2.0: Wie man aus Begegnungen echte Verbindungen schafft

Im dynamischen Umfeld des BCB steht nicht nur das Networking im Vordergrund, sondern auch die Frage nach dem eigentlichen Geschäftsmodell. Es ist entscheidend, die richtige Zielgruppe zu kennen, um die relevanten Personen an den Stand zu ziehen. Doch oft bleibt die Botschaft der Marken unklar oder hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Welche Auftritte sind ihnen in Erinnerung geblieben? Effektive Kommunikation und gezielte Ansprache sind der Schlüssel. Wenn Marken ihren Partnern echten Mehrwert bieten, können sie nachhaltige Verbindungen aufbauen und ihre Reichweite deutlich erweitern. Fazit: Ich brauche nicht alle Besucher, sondern nur meine Zielgruppe!

Thorsten Husmann

Thorsten Husmann

3. Ontrade im Umbruch: Auf der Suche nach Lösungen in stürmischen Zeiten

Der Ontrade-Sektor sieht sich derzeit mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, und die Zahlen sprechen für sich: 30-40% Absatzverluste werden in vielen Gesprächen genannt. Steigende Kosten, Inflation und der Rückgang der Ausgehbereitschaft der Konsumenten tragen dazu bei. Während alkoholfreie Produkte einen Aufschwung erleben, können sie den Umsatzrückgang im traditionellen Bereich nicht einmal annähernd ausgleichen. Innovative Ansätze sind dringend erforderlich, doch sowohl die Gastronomie als auch die Industrie bieten kaum Lösungen. Mein Fazit: Wenn der Preis für die Zielgruppe zu hoch ist, stimmt das Angebot nicht!

4. Distribution im Wandel: Die Geheimnisse erfolgreicher Partnerschaften

Die Distribution wird oft als die Lösung für die Herausforderungen im Ontrade-Segment angesehen, doch diese Sichtweise ist irreführend. Diese Märkte sind oftmals bereits gesättigt. Statt sich ausschließlich auf die Distribution zu verlassen, müssen Marken die gesamte Wertschöpfungskette neu denken und nachhaltige Strategien entwickeln, um im europäischen Ontrade erfolgreich zu sein. Ein zentrales Problem bleibt die fehlende Bereitschaft vieler Distributoren, neue Marken aufzubauen. Geringe Margen, Misstrauen in das Wachstum und die Angst vor Verlusten bei steigendem Absatz sind häufige Barrieren. Wenn Distributoren bereit sind, neue Marken zu unterstützen, sehen sie sich oft mit kurzen Verträgen konfrontiert, die als Zeichen mangelnden Vertrauens interpretiert werden. Hinzu kommen versteckte Kosten, die die ohnehin geringen Margen weiter belasten. Fazit: Um erfolgreiche Partnerschaften zu bilden, müssen Marken und Distributoren ein starkes Vertrauensverhältnis aufbauen und gemeinsame, langfristige Ziele verfolgen. Dabei ist die sorgfältige Auswahl der Distributoren und Marken entscheidend.

Thorsten’s Fazit: Auf der Suche nach innovativen Lösungen

Der Bar Convent Berlin bietet eine wertvolle Plattform für Diskussionen, Erkenntnisse und Innovationen. Die kritische Analyse der genannten Punkte zeigt, dass sowohl Herausforderungen und dementsprechend Chancen in der Getränkebranche vorhanden sind. Durch gezielte Maßnahmen und ein Umdenken können wir gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Wenn Sie einem Sparringspartner brauchen auf der Suche nach Lösungen und innovativen Ansätzen, freue ich mich auf eine Kontaktaufnahme.

Peter Jauch 4 Punkte zum BCB 2024:

1. Der Dienstag: Vom ruhigen Tag zum neuen Hotspot der Qualität

Der Dienstag als zweiter Messetag verlief in diesem Jahr ruhiger als in der Vergangenheit – eine Entwicklung, die jedoch keineswegs als Rückschritt zu deuten ist. Statt auf schiere Masse setzt der BCB zunehmend auf Qualität und hat sich aufs Vernetzen von Besuchenden und Aussteller verstärkt fokussiert. Dies spiegelten auch die Aussteller zurück, denn sie konnten sich am Dienstag vermehrt Zeit für interessante Gespräche nehmen ganz nach dem Motto Qualität vor Quantität. Montag war dafür noch voller als die Jahre davor.

2. Events neu definiert: Wie Erlebnisorientierung die Messelandschaft verändert

Dieser Trend spiegelt sich auch in den Events wider, die immer hochwertiger und professioneller gestaltet werden. Ein Beispiel hierfür ist das The Grand Campari Hotel im Soho House, das mit seiner liebevoll inszenierten Atmosphäre und einer umfangreichen, kreativ gestalteten Verkostung die Messlatte für künftige Events nochmals höher gelegt hat. Hier wurde nicht nur präsentiert, sondern ein Erlebnis geschaffen, das in Erinnerung bleibt.

Peter Jauch

Peter Jauch (© Anja Prestel)

3. BCB 2024: Die Networking-Oase in einer sich wandelnden Branche

Auch wenn sich das Spektrum der Teilnehmer in gewisser Weise konzentriert hat, bleibt der BCB für viele ein zentraler Anlaufpunkt für Networking und fachlichen Austausch. Dieses Jahr 2024 hat sich der BCB wieder zurück ins Zentrum der Industrie gespielt. Die Messe bietet die Möglichkeit, sich mit Branchenkollegen, Influencern und Fachleuten zu vernetzen, Synergien zu schaffen und Inspiration zu sammeln. Fürs Vernetzen sollten weitere Gefässe ausserhalb der Messe geschaffen werden. Das Husmann-Dinner am Sonntagabend im Amano-Hotel ist eine perfekte Gelegenheit, um sich übergreifend in der Industrie mit interessanten Personen zu vernetzen.

4. Positive Vibes: Warum die Branche trotz aller Herausforderungen optimistisch bleibt

Angesichts der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage ist die positive Resonanz auf den BCB 2024 bemerkenswert. Die Getränkebranche ist von den globalen wirtschaftlichen Herausforderungen nicht unberührt geblieben, doch die Innovationskraft und der Wille zur Weiterentwicklung bleiben ungebrochen. Die positive Stimmung auf der Messe zeigt, dass die Branche optimistisch in die Zukunft blickt und sich den Herausforderungen stellt.

Peter’s Fazit: Der BCB als Spiegelbild einer wandelnden Branche

Der BCB 2024 hat gezeigt, dass die Getränkebranche in einem dynamischen Wandel begriffen ist, bei dem Qualität und echte Werte zunehmend im Mittelpunkt stehen. Die Veranstaltung hat verdeutlicht, dass langfristiger Erfolg auf Nachhaltigkeit, Erlebnisqualität und echtem Mehrwert beruht – und weniger auf der klassischen Verkaufsförderung durch Gratisware. Die Branche erkennt zunehmend, dass sich Kundenbindung nur durch echte Markenwerte und emotionale Verbindungen erreichen lässt.

Insgesamt bleibt der Bar Convent Berlin ein fester Ankerpunkt in der Getränkebranche – und das, obwohl sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändert haben. Der BCB hat gezeigt, dass die Branche weiterhin innovationsbereit ist und auch in Zukunft auf Qualität und Authentizität setzt.

Quelle/Bildquelle: Thorsten Husmann / Peter Jauch

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