Aus Liebe zur Stadt und aus Liebe zum Gin: Jochen Zeyher über MUNiG
Er gilt als der Geheimtipp unter den Münchner Gins: der MUNiG aus dem kultigen Glockenbachviertel. Obwohl, wenn man ganz ehrlich ist: So geheim ist der Tipp nicht mehr. Immerhin wurde der Gin mehrfach ausgezeichnet. Zudem arbeiten die beiden Gründer Jochen Zeyher und Thomas Kurzenberger bereits mit renommierten Münchner Unternehmen zusammen und planen die Expansion – in Deutschland und sogar international. Dass trotz dieser Pläne aber immer noch echter Start-up-Charakter im Unternehmen steckt, zeigt, dass die beiden Gründer bei der Herstellung noch immer mit anpacken. Sie füllen in einer kleinen Hofbrennerei im bayerischen Alpenvorland bei Rosenheim selbst ab und haben jede Flasche dabei bestimmt 20 Mal in der Hand. Auch die Botanicals bauen die beiden noch selbst an – und zwar mitten in München.
Wo dieser Anbau stattfindet, verrät Gründer Jochen Zeyher im Interview mit about-drinks. Er spricht er über die Entstehung des Gins, die Kooperation mit Münchner Unternehmen und die letzte Sonderedition. Zudem verrät er, was als nächstes geplant ist.
Herr Zeyher, MUNiG ist eine Selfmade-Geschichte. Wie fing alles an?
Jochen Zeyher: Ich habe von meiner Freundin zu Weihnachten 2018 eine 2-Liter-Distille geschenkt bekommen. Neun Monate später, pünktlich zum Wiesn-Anstich 2019, hatten wir die ersten Flaschen MUNiG abgefüllt. Bei mir daheim haben mein Partner Thomas Kurzenberger und ich 50 Rezepturen entwickelt und uns dann für diejenige entschieden, von der wir am meisten überzeugt waren. Der Wiesn-Anstich auf dem Oktoberfest war für uns der Zeitpunkt, auf eine große Anlage zu gehen.
Zuhause wird mittlerweile nicht mehr gebrannt. Wo werden die Spirituosen hergestellt?
Jochen Zeyher: In einer kleinen Hofbrennerei im bayerischen Alpenvorland bei Rosenheim. Dort werden unser Gin und unsere Brände stets nach unserer einzigartigen Rezeptur hergestellt. Wir sind aber immer selbst mit vor Ort.
Immer vor Ort – damit am Ende alles echte Handarbeit der Chefs ist? ;-)
Jochen Zeyher: Wir füllen selbst ab, haben jede Flasche bestimmt 20 Mal in der Hand. Dort verarbeiten wir Massen an Botanicals, die wir erstmal abwiegen. Nach unserer geheimen Rezeptur kommen diese in den Brennkessel, in dem die Zutaten für 24 bis 48 Stunden eingelegt werden. Erst dann wird destilliert. Da ist man dann der „Qualitäter“. Das ist ein erfühlendes Gefühl. :-)
Tatsächlich finden sich auf Instagram, wie Herr Kurzenberger und Sie Botanicals anbauen. Mit Spaten und Schaufel. Mitten in München?
Jochen Zeyher: Ich bin auf einem schwäbischen Bauernhof aufgewachsen, meine Eltern hatten einen Weinberg. Meine Mutter hat mich notfalls früh morgens aus dem Bett geschmissen, wenn ich am Abend davor mit Freunden unterwegs war. Dann ging es in den Weinberg oder auf das Feld. Wir haben mit dem Sofitel-Hotel eine sehr gute Kooperation, bauen Teile unserer Botanicals auf ihrem Dachgarten an – mitten in der Stadt. Zudem stehen wir in Gesprächen, um in ihrer stylischen Hotel-Bar kleine Fässer Gin reifen zu lassen.
Das Sofitel, Giesinger Bräu, der „Schlegel-Stand“ auf dem Viktualienmarkt: MUNiG arbeitet mit renommierten Partnern zusammen. Da kann man auch mal morgens um 05:00 Uhr in der Großmarkthalle stehen, oder?
Jochen Zeyher: Die Großmarkthalle ist ein Highlight. Wenn ich morgens um 04:00 Uhr dorthin fahre, schläft die Stadt noch. Alles ist dunkel. Doch in der Großmarkthalle tobt das Leben. Dort ist man wie in einer anderen Welt. Die Gabelstapler kommen dir entgegengerattert. Die Menschen tummeln sich nur so zwischen den Regalen und Auslagen. Das Hemdsärmelige, die Atmosphäre, die Gerüche der frischen Früchte – das ist schön.
In diesem Getümmel stehen Sie dann meist fokussiert vor den Fruchtregalen?
Jochen Zeyher: Man muss schon ein bisschen Zeit und Geduld einplanen. Wir kaufen nicht immer beim selben Händler ein. Es hängt auch von der Jahreszeit ab. Im Winter gibt es die besten Orangen und Zitronen aus Sizilien. Deswegen kaufen wir dann mehr ein und destillieren mehr mit Blick auf den Sommer. Denn: Wir arbeiten nicht mit Aromen, bei uns sind alle Zutaten natürlich.
MUNiG hat zuletzt eine Sonderedition auf den Markt gebracht – einen Gin, der in einem Sherryfass gereift ist. Die nächsten Ideen sind aber auch schon da …
Jochen Zeyher: Wir haben noch viel vor, sind als Start-up erst am Anfang unseres Unternehmens. Dieses Jahr wollen wir unter anderem eine weitere fassgelagerte Spirituose entwickeln. Dieser Rum soll in München reifen. Wie schon beim „Münchner Gindl“ sollen ein, zwei Fässer auf dem Viktualienmarkt stehen, in denen die Spirituose reift.
Welche Pläne gehen Sie konkret an?
Jochen Zeyher: Eine Idee ist, in Richtung Spezialitäten zu gehen. Für Weihnachten hatten wir eine Gin-Marmelade entwickelt, wofür wir mit einem Münchner Unternehmen zusammengearbeitet haben. Unser Gin hat eine schöne Zitrus- und Orangennote. Das schmeckt man in der Marmelade, ebenso den typischen Wacholder. Der Alkohol verkocht dabei, die Marmelade können Sie also ohne Bedenken zum Frühstück auf das Brot schmieren. :-)
Was man alles mit Gin machen kann. Sie haben bei Social Media Fotos einer Gin-Salami gepostet.
Jochen Zeyher: Richtig, eine Metzgerei aus Poing hat mehrere Liter unseres Gins in Salami verarbeitet. In und um München lernt man interessante Leute kennen. Beim Metzger handelt es sich um einen Burschen mit gerade mal Anfang 20. Er hat den Familienbetrieb übernommen, ist offen für Ideen und gibt richtig Gas.
Apropos Instagram: Was machen Sie Social Media? Wie kommunizieren Sie die Ideen und Produkte?
Jochen Zeyher: Wenn Messen und Straßenfeste jetzt langsam wieder möglich sind, wollen wir darauf den Fokus legen. Und wir wollen künftig sowohl online als auch vor Ort vermehrt Tastings anbieten. Social Media ist auch ein wichtiger Bestandteil unserer Kommunikationsstrategie, ersetzt aber kein Face-to-Face-Event.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihrem Gin denn an?
Jochen Zeyher: Spirituosen-Liebhaber, die gerne einen oder zwei Euro mehr für hochwertige, regionale und nachhaltige Produkte ausgeben. In unserer Flasche steckt schließlich ganz viel München. Und: Ende 2021 wurden wir als klimaneutrales Unternehmen zertifiziert.
Über welche Distributionswege werden eure Produkte vermarktet?
Jochen Zeyher: Aktuell legen wir den Fokus noch auf Liquor-Stores und Genussmärkte in Bayern. Schon bald wollen wir aber auch international im deutschsprachigen Raum vermarkten.
Und Sie und Ihr Partner Thomas Kurzenberger wollen künftig auch expandieren?
Jochen Zeyher: Die Herkunft des MUNiG liegt in München. Aber: München ist eine Weltstadt, überall in der Welt bekannt. Nehmen wir das Oktoberfest als Beispiel. Auch wir wollen weit über München hinaus bekannt werden. Dazu haben wir Kontakte in die Schweiz geknüpft. Auch in Österreich planen wir eine Zusammenarbeit. Mit unserem Gin vertreten wir unser geliebtes München andernorts.
MUNiG | munichpremiumgin.de | instagram.com/munichpremiumgin | facebook.com/munichpremiumgin
+++ Wir bedanken uns bei Jochen Zeyher für das offene und sehr interessante Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++