Jauch’s 5: Meine liebsten Tonic Water aus Deutschland
Sommerzeit ist irgendwie auch Tonic-Zeit, denn was wären Spirituosen wie Gin, Wermut, Portwein und andere ohne Tonic Water? Bei meinen Tastings berichten viele Teilnehmer*innen immer wieder, dass sie den Gin stets mit Tonic Water genießen. Also wird es höchste Zeit, dass wir den bitteren, kohlensäurehaltigen Fillern jetzt einmal die Hauptrolle zugestehen, die sie eigentlich innehaben.
Nach dem Gin-Boom kam der Tonic-Water-Boom. Nicht ganz im gleichen Umfang, und doch ist es heute nicht immer einfach, den kompletten Überblick zu behalten. Um die Produkte für den deutschen Markt einzugrenzen, habe ich mich auf Produkte fokussiert, die auch in Deutschland hergestellt werden (ja, auch Fever-Tree lässt die Produkte für den deutschen Markt in Deutschland herstellen). Heutzutage bemühen sich viele, einerseits lokale Hersteller zu unterstützen und andererseits unnötige Transporte zu vermeiden.
Für meinen Gin bevorzuge ich klassische Tonic-Varianten, für den puren Genuss auf Eis schaffen es fruchtige, beerige oder wenig bittere Tonics ins Glas. In „Jauch’s 5“ stehen heute Produkte im Vordergrund, die den Gin ergänzen:
- Aqua Monaco – Tonic Water
- Thomas Henry – Botanical Tonic Water
- Schweppes – Dry Tonic Water
- Doctor Polidori – Dry Tonic Water
- Fever-Tree – Mediterranean Tonic Water
Das sind sie – meine 5 liebsten Tonic Water aus Deutschland. Warum, das verrate ich jetzt!
1. Aqua Monaco – Tonic Water
Die Gründer von Aqua Monaco gewinnen mit ihrem klassischen Tonic Water immer wieder Wettbewerbe, in denen Blindverkostungen stattfinden. Sie gehören zu München wie der FC Bayern oder 1860. 2019 wurden sie vom Magazin Mixology – ähnlich einer deutschen Tonic-Meisterschaft – als bestes Tonic Water ausgezeichnet. Was hatte die Juroren überzeugt? In die Nase strömen Zitrusaromen, die auf einen erfrischenden Genuss vorbereiten. Am Gaumen kommt das bittere Aroma des Chinins mit den Zitrusnoten zusammen und wird mit einer feinperligen Kohlensäure abgerundet.
Hinter dem Produkt stehen die drei Gründer Timo Thurner, Florian Breimesser und Robert Graenitz mit ihrem Team. Seit 2011 betreiben sie das Unternehmen – sie begannen mit Mineralwasser und ab 2012 mit ersten Fillern. Zuletzt launchten sie mit La Toronja einen Pink-Grapefruit-Mixer. Sie haben die Corona-Zeit gut genutzt und ließen ihr Team in München-Haidhausen wachsen. Aber nicht nur die Mitarbeiterzahlen stiegen an, die Umsätze zogen nach. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie bald 50 Mio. Flaschen pro Jahr verkaufen.
Das klassische Tonic Water von Aqua Monaco schmeckt sehr gut auf Eis, einfach mit einer Zitronenscheibe dazu. Und auch für klassische Gin-Varianten ist das Tonic Water ein perfekter Begleiter.
Für mich ideal zu Gins wie Reisetbauer Blue Gin, Plymouth, Sipsmith, Juniper Jack, The Duke oder The Alpinist und natürlich viele mehr.
2. Thomas Henry – Botanical Tonic Water
Die Geschichte von Thomas Henry begann 2010 mit Sebastian Brack und Norman Sievert. Die beiden umtriebigen und kreativen Köpfe standen am Anfang des Tonic-Water-Booms in Deutschland. Zeitgleich startete der Gin Monkey 47 seine Erfolgsgeschichte im Schwarzwald.
Beide Firmen wurden von der gleichen Vertriebsagentur vermarktet. So sind auch ihre anfänglichen Erfolge eng miteinander verbunden. Heute ist Thomas Henry zu einem Unternehmen gewachsen, das mit seinen Fillern in über 50 Ländern weltweit vertreten ist. Die beiden Gründer verließen Thomas Henry drei Jahre nach dem Start. Während Sebastian Brack weitere Getränke-Startups gründete, ist Norman Sievert heute in der Pharma-Branche tätig.
Der Name „Thomas Henry“ ist eine Hommage an einen berühmten englischen Apotheker und Chemiker aus dem 18. Jahrhundert. Er experimentierte als einer der Ersten mit einem Sodawasser als eine Form der Haltbarmachung von Trinkwasser.
Eine der neusten Tonic-Kreation aus dem Hause von Thomas Henry nimmt den Genießer mit in den Garten. In der Botanical-Komposition treffen sich mediterrane und heimische Kräuteraromen. Mediterrane Noten von Rosmarin, Wacholder, Lorbeer und Estragon werden mit heimischen Aromen von Schlehe, Holunder und Fichtennadeln kombiniert. Ausgewogen und harmonisch kommt es daher, die Blüten-, Kräuter- und Fruchtnoten sind eine ideale Ergänzung der leichten Bitterkeit des Chinins.
Für mich ein perfektes Tonic Water zu Gins wie The Botanist, Gin 27, Deux Frères oder Mistral Gin und einigen mehr.
3. Schweppes – Dry Tonic Water
Den Grundstein für die heute größte Filler-Marke legte Jacob J. Schweppe 1783 in Genf – er ist der Gründer der Firma. Der Deutsche war gelernter Juwelier und Uhrenhersteller und außerdem ein Tüftler. Er schaffte es als einer der Ersten, Kohlensäure in der Flasche zu halten. Bis heute sind die Schweppes-Filler weltweit die meistverkauften ihrer Gattung. In Deutschland haben sie einen Marktanteil von weit über 60%.
Verschiedene Länder haben unterschiedliche Schweppes Lizenznehmer, Krombacher mit ihrer Tochterfirma Drinks & More z.B. ist für Deutschland und Österreich verantwortlich. Dem Lizenznehmer steht es frei, das Portfolio zu entwickeln.
Als sich der Filler-Markt in Deutschland zu entwickeln begann, war das Dry Tonic Water die Antwort von Schweppes Deutschland/Österreich. Es ist bis heute eines der beliebtesten Tonic Waters in der deutschen Gastronomie. Das Produkt ist zeitlos und hebt aus jedem Gin die Zitrusnoten hervor.
Für mich das perfekte Tonic Water für Gins wie Sipsmith Lemon Drizzle, Mandarina Gin, Malfy Rosa, Cloudy Calamansi, Yuzilla Gin und viele mehr.
4. Doctor Polidori – Dry Tonic Water
Der Name „Doctor Polidori“ ist eine Hommage an den bekannten Schriftsteller und Arzt John Polidori. Als Leibarzt des legendären Lebemanns Lord Byron wurde besagter Polidori nicht nur als Reisebegleiter und enger Vertrauter geschätzt, sondern auch als Entwickler alchemistischer Tinkturen, die das eine oder andere Abenteuer glimpflich enden ließen.
Des Meisters alte Aufzeichnungen legten den Grundstein für eine moderne Interpretation eines Tonikums. Hinter dem Brand stehen die findigen Gründer Denis S. Reinhardt und Erik J. Wimmers von Capulet and Montague, die mit weiteren Personen den beliebten Ferdinands Gin entwickelten.
Beim Dry Tonic gelang den kreativen Köpfen eine spannende Kreation. Mit Aromen von Basilikum, Thymian und erfrischenden Zitrusfrüchten überrascht das Tonic am Gaumen mit einer frischen und leicht bitteren Note. Es eignet sich gut für den puren Genuss. Aber auch im Gin Tonic bekommt der Gin genügend Platz, sich geschmacklich zu entfalten.
Für mich ist das Dr. Polidori Dry Tonic Water ein perfekter Begleiter für Gins wie z.B. den Umami Gin, Hayman’s Old Tom Gin, Hendrick’s Gin und natürlich Ferdinands Gin.
5. Fever-Tree – Mediterranean Tonic Water
Die Gründer von Fever-Tree, Charles Rolls und Tim Warrilow, haben früh die Gin-Entwicklung vorhergesehen. Beide stammen ursprünglich aus der Spirituosenwelt. Sie gründeten das Unternehmen 2004 mit dem Ziel, die Welt der Mixgetränke mit einem hochwertigen Tonic Water aufzuwerten.
Sie durchforsteten Bibliotheken, um herauszufinden, wo seit 1620 Chinin-Quellen beschrieben waren. Sie begaben sich auf Reisen und entdeckten ihren Rohstoff im Grenzgebiet zwischen dem Kongo und Ruanda.
Ihnen ist gelungen, den Filler-Markt so zu revolutionieren, dass die englische Brand heute Nummer 1 in den USA ist.
Mit dem Mediterranean Tonic Water veränderten die Engländer den Filler-Markt nachhaltig. Waren bei der Lancierung des Produktes noch vorwiegend klassische Indian Tonic Waters erhältlich, löste die neue Rezeptur einen Boom aus. Schließlich wurde weniger Chinin verarbeitet, was es weniger bitter schmecken lässt, und die mediterranen Kräuternoten von Rosmarin und Zitronenthymian sowie ätherische Öle harmonierten perfekt.
Ein mildes Tonic Water für Gins mit Botanicals aus südlichen Gefilden, wie Gin Mare, Portofino Gin, Adamus Dry Gin, BCN Gin, Bombay Pressé, Gin Hude, Grace Gin, Palma Gin oder Gin Eva etc.
Cheers!
Ihr Peter Jauch
„Jauch’s 5“ ist die neue Kolumne auf about-drinks. Peter Jauch rückt in jedem Artikel 5 Hauptdarsteller in den Fokus – mal sind es Gins, mal Drinks, Bars, Restaurants, Events oder andere Spirituosen. Peter Jauch ist Autor von „GIN – Das Buch“ und Gründer von about GIN TONIC. Er ist Speaker und Host verschiedener Gin-Erlebnisse (Tastings, Festivals, Dinners). Zudem gründete er das „GIN Erlebnis Festival“, das „about spirits Festival“ und schrieb das Konzept für die „GIN church“ Zürich. Weitere Infos über ihn gibt’s unter aboutgintonic.com. Das Video-Interview mit ihm findet man hier.