Tim Müller von der Deutschen Spirituosen Manufaktur im Interview
Die Deutsche Spirituosen Manufaktur entwickelt und produziert Premium Spirituosen in kleinen Batches und in 100 % Handarbeit. Von der Verarbeitung der Rohstoffe, über das Mazerieren und Maischen, die sorgsame Destillation bis hin zur Verpackung – alles erfolgt rein händisch.
Im Interview sprach about-drinks mit Tim Müller, dem Geschäftsführer und Eigentümer, der Deutsche Spirituosen Manufaktur, über das Besondere an der Manufaktur, die Produkte, die Preise und die weiteren Pläne.
Wie entstand die Idee zur Deutschen Spirituosen Manufaktur?
Tim Müller: Das war ein sich über ein paar Jahre hinziehender Prozess, der seinen Ausgang nahm bei meinem ausgeprägten Interesse an guten Weinen. Um meine Kenntnisse hierüber zu vertiefen, habe ich die Cape Wine Academy in Kapstadt besucht. In den Kursen wurde über Wein, aber auch über Brandies und andere Spirituosen doziert. Daraus entwickelte sich letztlich die Neugier an dem deutschen Kulturgut der Herstellung von Obstbränden und -geisten. Aus der Befassung mit der Vielzahl an potenziellen Rohstoffen heraus und der Betrachtung der Marktgegebenheiten reifte schließlich die Gründungsidee. Denn der Spirituosenmarkt erschien mir von außen betrachtet nicht das gesamte Potenzial an Innovation zu nutzen, das hier vorhanden ist.
Was ist das besondere an der Deutschen Spirituosen Manufaktur?
Tim Müller: Die Deutsche Spirituosen Manufaktur entwickelt und produziert in Berlin Premium Spirituosen in kleinen Batches und in 100 % Handarbeit: von der Verarbeitung der ausgewählten vorwiegend Bio-Rohstoffe, über das Mazerieren bzw. Maischen, die sorgsame Destillation bis hin zur Verpackung – alles erfolgt rein händisch. Das tun auch einige Marktbegleiter, aber wo wir deutlich herausstechen, das ist die Breite und die Originalität unseres Produktportfolios. Denn bei uns gibt es innovative noch nie dagewesene Spirituosen – unsere Geiste z.B. von der Südafrikanischen Lakritzstrohblume, vom Deutschen Herbstlaub oder vom Indischen Patchouli sind einzigartig. Wir haben einen unbändigen Experimentiergeist und lassen ihm freien Lauf.
Welche Produkte haben Sie im Sortiment?
Tim Müller: Zu unserer schon stattlichen Produktpalette von 70 verschiedenen Bränden und Geisten sowie unserem Gin, Korn und Vodka werden sich schon in Kürze 30 weitere gesellen. Neben den schon genannten innovativen Produkten sind unter den 100 Destillaten Klassiker wie Orangen-, Himbeer- und Haselnussgeist oder z.B. ein Brand von der Williams Christbirne, aber eben auch außergewöhnliches wie Bärlauch, Spargel, Rote Bete, Kräuter und Pilze haben wir in unseren Destillaten eingefangen.
Ihre Geiste und Brände gibt es immer in Apothekerflaschen, wieso haben sie sich für diese Flaschenform entschieden?
Tim Müller: Der zweite Eigentümer ist Apotheker und somit lag es auf der Hand, dass wir diese grundsätzliche Optik haben wollten. Sie erinnern aber nur an die Form von Apothekerflaschen, in genau dieser Form dürften die Flaschen aber in keiner Apotheke stehen. Die Assoziation an Apothekerflaschen passt daneben auch gut zu dem Qualitätsanspruch, den wir an uns stellen.
Neben Apothekerflaschen haben Sie auch Sprühflakons, was hat es mit diesen auf sich?
Tim Müller: Köche, Barkeeper und Privatpersonen setzen den 50 ml Sprühflakon mit seinen 50 % Vol zum Besprühen von Speisen und Getränken sehr gerne ein. Die breite Produktpalette der DSM eröffnet hier neue, bisher ungeahnte Möglichkeiten.
Wird z.B. ein Champagner mit unserem Thymian-, Rosa Beeren- oder Grapefruitgeist besprüht, verleiht das dem noblen Getränk olfaktorisch eine ganz besondere Note, ohne den typischen Champagner-Geschmack zu verfälschen. Ein klassischer Martini oder eine Bloody Mary werden mit Steinpilz besprüht zu neuen Trendgetränken und statt eines Twists – dem Stück Zitrusschale, das als Finish über dem Cocktail ausgedrückt wird – wird einfach der Glasrand mit dem Bitterorangen- oder Zitronengeist der DSM benetzt. Und last but not least erheben ein paar Sprühstöße unseres Kardamom- oder Haselnussgeists Kaffee oder Espresso zum absoluten Hochgenuss.
Ihren Einzug in die Sterneküche haben unsere Destillat-Sprühflakons kürzlich bei der Vergabe der Michelin Sterne in Berlin gehalten, deren Gala-Abend die DSM als Spirituosenproduzent ausgestattet hat. Der mehrfach ausgezeichnete Berliner Sternekoch Markus Semmler hat zudem an diesem Abend ein exklusives Menü für die 450 geladenen Gäste kreiert. Dabei wurden z.B. Hasenrücken/Sellerie/Sauce Cumberland mit unserem Geist vom Deutschen Sellerie besprüht oder beim Flying Dessert der Geist von den Deutschen Lavendelblättern an Feige/Mohn/Holunder/Lavendel gegeben.
Wie rechtfertigt sich der Preis der Spirituosen?
Tim Müller: Wir stellen Premiumspirituosen her, die diesen Namen auch verdienen. Das beginnt mit der Produktentwicklung: in aufwendigen Versuchsreihen und Verkostungen wird diejenige Rezeptur ermittelt welche die Essenz des jeweiligen Rohstoffs am besten widerspiegelt.
Die erlesenen, qualitativ hochwertigsten Rohstoffe, die wir größtenteils in Bio- oder Demeter-Qualität beziehen, sind der wichtigste Baustein unseres Konzepts. Denn nur aus einwandfreier, optimal geernteter, hocharomatischer und rohstoffgerecht verarbeiteter Ware kann am Ende ein edles Destillat entstehen. Um solche außergewöhnlichen Rohstoffe zu finden braucht man das nötige Wissen, Geduld, in jedem Fall ein gutes Netzwerk, manchmal auch Glück und zu guter Letzt hat Qualität bekanntlich auch ihren Preis. Dazu kommt, dass häufig ein sehr hoher Materialeinsatz erforderlich ist, um die von uns beanspruchte Qualität zu erreichen. Aus dem Gesagten dürfte es bereits klar geworden sein, aber ich will es noch einmal betonen: in unseren Produkten sind ausschließlich die natürlich in den Rohstoffen vorhandenen Aromen enthalten. Wenn wir den Begriff „Aroma“ verwenden, meinen wir genau diese. Und das unterscheidet uns eben auch von den meisten Marktbegleitern, denn mit den in unserer Industrie leider weit verbreiteten natürlichen, naturidentischen und künstlichen Aromen, die z.T. chemisch synthetisiert werden, kann man natürlich viel günstiger produzieren. Dies lehnen wir kategorisch ab. Und zum Glück schmeckt der bewusste Genießer auch den Unterschied, denn diese zugesetzten Aromen schmecken flach und fade, ihnen fehlt die Komplexität der in unseren hochwertigen Rohstoffen enthaltenen Aromenvielfalt.
Ein weiterer Teil unseres Konzepts ist, dass alles bei uns von einem kleinen Team per Handarbeit erledigt wird. Von der Verarbeitung der Rohstoffe, über das Destillieren und Herabsetzen, die Abfüllung, Etikettierung und den Versand. Wir produzieren nur in kleinen Chargen, es gibt keine Massenfertigung.
Man kann es vielleicht am besten mit diesem Bild erklären: Es ist ein bisschen wie der Unterschied zwischen einem Maßanzug vom Schneider und einem Anzug vom Kleidungsdiscounter: wir nehmen in der Produktentwicklung Maß, verwenden dann erlesenste Stoffe, verarbeiten diese selbst per Hand und am Ende passt das Produkt dann eben wie angegossen, hat aber auch seinen Preis.
Was halten Sie von einer Deklarationspflicht für Aromen?
Tim Müller: Ich vertrete die Ansicht, dass jeder das kaufen soll, was er will. Dazu gehört, dass er das informiert tun kann. Wem die Wirkung des Alkohols wichtiger ist, als sein Geschmack, der wird sich auch nicht an den deklarierten natürlichen, naturidentischen und künstlichen Aromen stören. Wer jedoch bewusst genießen will oder solche Inhaltsstoffe ablehnt, hat eben auch das Recht dazu. Ich begrüße daher eine Deklarationspflicht, da sich unsere Etiketten dadurch nicht ändern werden, denn wir nehmen sozusagen den grünen Ausgang beim Zoll: „Nothing to declare“.
Einige Bars tun sich schwer mit der Kalkulation ihrer Destillate – wie stehen Sie dazu?
Tim Müller: Ein Cocktail ist immer nur so gut, wie seine schlechteste Zutat. Warum also ein Produkt benutzen, welches minderwertig ist und das den Drink somit herunterzieht? Den Limetten- oder Zitronensaft sollte man frisch pressen, weil sonst die abgestandene Säure den Drink vermasselt. Genauso sollte man es auch mit den Destillaten halten. Gute Drinks brauchen gute Qualität. Unsere Produkte sind nicht nur hochqualitativ, sondern auch so ergiebig, dass man nur eine kleine Menge braucht, um einen klassischen Cocktail in eine andere Richtung zu lenken. Es reichen bei unseren Destillaten ½ bis 2 cl um den Cocktail zu verfeinern. Genauso ist es beim puren Genuss – unsere Trinkempfehlung ist 1,5 cl statt die altbewährten 2-4 cl. Mit diesen neuen niedrigen cl Angaben lässt es sich oftmals wesentlich leichter kalkulieren.
Wie und wo kann man in den Genuss von Ihren Produkten kommen?
Tim Müller: Etliche Restaurants, Hotelbars und klassische Bars in ganz Deutschland führen bereits unsere Produkte und in Kürze sind sie auch im Fachhandel zu haben. Und natürlich jederzeit online unter www.d-s-m.com.
Wie geht es mit der Deutschen Spirituosen Manufaktur weiter? Was sind die Pläne für die nächsten Monate?
Tim Müller: Unser Produktportfolio wird im Herbst dieses Jahres um 30 exklusive und neuartige Premium Destillate erweitert. Außerdem entwickeln wir derzeit unsere ersten Liköre.
Deutsche Spirituosen Manufaktur |https://d-s-m.com/
+++ Wir bedanken uns bei Tim Müller für das offene und sehr interessante Interview und wünschen der Deutschen Spirituosen Manufaktur weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++