Teaser Steve Beam Limestone Branch Distillery

Wenn Whiskeybrennen Familientradition ist: Steve Beam über die Limestone Branch Distillery

2010 gründeten Steve Beam und sein Bruder Paul Beam die Limestone Branch Distillery in Kentucky, USA. Steve war zuvor als Landschaftsarchitekt aktiv, Paul arbeitete in der Gastronomie. Die Verbindung zum Whiskeybrennen liegt den beiden allerdings im Blut: Ihre Wurzeln reichen auf beiden Seiten der Familie tief in die Bourbon-Industrie zurück. Ihr Ururgroßvater war Joseph Washington Dant, ein früher Bourbon-Pionier. Steve und Paul sind zudem die Urenkel von Minor Case Beam, der selbst der Urenkel von Jacob Beam war, dem Patriarchen der Beam-Familie und Begründer der Beam-Destillationstradition, die im Jahr 1795 ihren Lauf nahm. Mit der Limestone Branch Distillery leben sie also die Familientradition fort – und präsentieren mit Yellowstone Select und Minor Case 2 Years zwei ihrer Produkte auch in Deutschland.

about-drinks sprach mit Steve Beam über die Limestone Branch Distillery, die Produkte sowie die Bourbon-Tradition seiner Familie.

Seit wann sind Sie in der Spirituosenindustrie tätig? Wie sah Ihr Weg bis heute aus?
Steve Beam: Ich bin mit diesem Geschäft quasi aufgewachsen, habe jedoch aber nicht wirklich darin gearbeitet. Ich habe oft meine Großeltern besucht, die in einer Region von Kentucky lebten, die besonders reich an Destillationsgeschichte ist. Ich wollte dann immer so viel Wissen wie möglich aufsaugen – das war wirklich spannend für mich. Allerdings interessierte ich mich als junger Mann auch für den Gartenbau und so kam es, dass ich meinen Abschluss in Landschaftsarchitektur gemacht habe. Dieses Leben führte ich die nächsten etwa 20 glücklichen Jahre, doch mit dem Älterwerden meiner Eltern reifte in mir das Bedürfnis, zu meinen Wurzeln in Kentucky zurückzukehren.

Wir blicken immerhin auf eine sehr lange Familientradition zurück. Väterlicherseits und sieben Generationen zuvor, war es Jacob Beam, der 1795 seine ersten Bourbon-Fässer des „Old Jake Beam“ verkaufte und als Erster dem Ruf der Whiskeybrennerei folgte. Auf der mütterlichen Seite reichen die Wurzeln ebenfalls tief in die Geschichte der destillierenden Welt zurück. Mit unserem Ururgroßvater ist J.W. Dant, durch den wir nun in der vierten Generation mit dem Whiskeybrennen verbunden sind, nahm auf dieser Seite alles seinen Anfang. Übrigens war er es, der 1872 den ursprünglichen Yellowstone Whiskey herstellte – eine Marke, die wir fast 150 Jahre später zu neuem Leben erwecken würden.

Die Limestone Branch Distillery liegt in Lebanon, Kentucky, etwa eine halbe Stunde südöstlich von Bardstown – nur einen Steinwurf vom ursprünglichen Standort entfernt. Der Bau der Limestone Branch Distillery ging recht schnell – nach etwas mehr als sechs Monaten verließ die erste Abfüllung die Brennblase.

Bei dem Namen Beam und der Region Kentucky sei die Frage gestattet: Haben Sie eine Verbindung zu Jim Beam?
Steve Beam: Ja, es gibt sie. Die Verbindung liegt beim Beam-Patriarchen, dem am 9. Februar 1760 geborenen deutschstämmigen Johannes Jakob Böhm, der sich später in Jacob Beam umbenannte. Jim Beam und ich sind damit gleichermaßen Nachkommen der Beam-Familie.

2012 haben Sie mit Ihrem Bruder gemeinsam die Limestone Branch Distillery gegründet. Wie kam es dazu und was war/ist Ihr Ziel?
Steve Beam: Ich arbeitete lange Zeit als Landschaftsarchitekt und mein Bruder in der Gastronomie. Eines Tages kam ich zu ihm und erzählte von meinem Wunsch, wieder in die Fußstapfen unserer Vorfahren treten zu wollen. Er war begeistert und den Rest erleben wir gerade … Die Idee kam mir jedoch nicht einfach so und über Nacht, vielmehr war es ein immer stärker werdender Drang, dass sich unsere Familie wieder dem Brenngeschäft verschreiben und ihre Tradition fortsetzen sollte. Denn hätten wir das nicht getan, wären wir tatsächlich die erste von sieben Generationen seit 1795 gewesen, die nicht in irgendeiner Form mit dem Thema Whiskey zu tun hätten. Das würde einfach ein zu viel schlechtes Karma bedeuten. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass die Geschichte unserer Familie noch nicht vollständig geschrieben wurde. Also begann ich 2010 ich mit dem Aufbau der Limestone Branch Distillery, und im Dezember 2011 kamen schon die ersten Tropfen unseres Whiskeys dabei heraus.

Wir bleiben auch in Zukunft unserer Tradition treu und konzentrieren uns auf die Herstellung von Bourbon und Rye Whiskey. Auch wenn ich es liebe, herum zu experimentieren, so respektiere ich dennoch die Tradition. Unser Minor Case Sherry Cask Finished Rye ist sicherlich ein gutes Beispiel dafür. In seinem Fall habe ich mit dem Röstungsgrad des Getreides experimentiert, um dem Traditionspaket so etwas Spezielles bzw. Einzigartiges zu verleihen. Aber: Wie Sie sehen, werden wir uns immer an die Regeln für Bourbon und Rye halten, aber ich gehe eben gerne an ihre Grenze. Bei einigen Malts, mit denen ich experimentiert habe, habe ich mit Getreide gearbeitet, das zum Beispiel mit Karamell, Schokolade oder Kirschholz geräuchert wurde.

Sie haben den Yellowstone Bourbon wiederbelebt. Warum?
Steve Beam: Der Grund für die Wiederbelebung des Yellowstone Bourbon verbirgt sich natürlich in unserer Familiengeschichte: J.W. Dant ist mein Ururgroßvater und hat 1872 begonnen, den Yellowstone Whiskey herzustellen. Man kann also sagen, dass unser Yellowstone Bourbon eine echte Familienangelegenheit ist.

Es heißt, Sie würden sogar über das Yellowstone-Originalrezept verfügen. Stimmt das? Von wann ist es?
Steve Beam: Ja, dass stimmt. Das Rezept für unseren Bourbon, mit Roggen als Aromastoff, wurde Generation für Generation weitergegeben. Ich erhielt es von meinem Großvater, der es von seinem Großvater bekommen hatte. Wir produzieren einen 28% Wheat Bourbon, der aus den Notizen von Mike Dant (bis 1944 Präsident von Yellowstone) aus dem Jahre 1936 stammt – eben nach diesem alten Familienrezept.

In den 60er-Jahren zählte Yellowstone zu den beliebtesten Bourbons in den USA. Wollen Sie die Marke wieder zu einer der erfolgreichsten machen?
Steve Beam: Ich finde, wir leben in sehr aufregenden Zeiten. In Amerika entstehen immer mehr kleine Destillerien und mittlerweile stammen immerhin 95%* aller amerikanischen Whiskeys aus Kentucky. Ich habe allerdings nicht den unbedingten Drang, den „alten“ Titel erneut für uns beanspruchen zu müssen. Uns ist es viel wichtiger, die alten Traditionen neu aufleben zu lassen, sich der Kunst des Destillierens vollkommen hinzugeben und dabei die Techniken immer weiter zu entwickeln, so dass am Ende der pure Genuss dabei herauskommt. Auch wenn der Markt weiterwächst, wir lassen uns nicht hetzen – denn jeder gute Whiskey braucht eben seine Zeit.

Uns ist es wichtiger, ein authentisches Produkt herzustellen, wie es zum Glück die meisten handwerklich hergestellten Borboun oder Rye Whiskeys sind. Den gewissen Unterschied macht am Ende die Entscheidung des Master Destillers in puncto Verwendung von Getreide, Brennblase, Klima und Holz. Gerade diese Langsamkeit, die sich einfach nicht verändern bzw. beschleunigen lässt, macht die Menschen glücklich und daher respektieren sie auch das langsame Tempo.

Welche verschiedenen Yellowstone-Produkte gibt es in Deutschland?
Steve Beam: In Deutschland betreten wir den Markt gerade und wir beginnen mit der Einführung des Yellowstone Select, der sich bereits über einige Auszeichnungen freuen kann, worüber wir uns sehr freuen. Eine weitere spannende Abfüllung aus der Limestone Branch Distillery ist unser Minor Case 2 Years, auch er begleitet den Einstieg auf den deutschen Markt.

Der Unterschied zwischen den beiden: Yellowstone Select ist ein Kentucky Straight Bourbon und Minor Case ein Rye Whiskey. Der Yellowstone ist daher etwas würziger, jedoch mit einer leichten Noten von gelederten Kirschen und einem entfernten zart-rauchigen Karamellaroma, das am Ende von einer Spur rauchiger Eiche und braunem Zucker abgerundet wird. Der Minor Case hingegen ist ein besonders warmer Rye Whiskey, der durch seine Lagerung in Sherryfässern eine intensive süße Note von dunklen Früchten und somit seine typische Sherry-Note erhält.

Der kleine Unterschied liegt auch im Alkoholanteil: 46.5% Vol. weist der Yellowstone Select auf und 45% Alc. der Minor Case.

Wie soll es im Jahr 2019 weitergehen? Was steht auf Ihrer Agenda?
Steve Beam: Als leidenschaftlicher Master Distiller kann ich behaupten, den besten Job der Welt zu haben. Egal, ob Bourbon und Rye Whiskey, aus der Mode gekommen oder nicht, ich werde Whiskey herstellen. Und der Erfolg gibt mir recht, denn ich habe bereits einige Fässer unseres Standard-Bourbons mit 75% Weißmais, 13% Roggen und 12% Karamellmalz in die Freiheit entlassen können. Der Yellowstone Limited Edition ist der erste „experimentelle“ Bourbon, der aus einem 53-Gallonen-Fass aus unserem Hause abgefüllt wurde.

2023 werden wir einen Weizen-Bourbon auf den Markt bringen. Er basiert auf einem historischen Rezept und wird mit einem Anteil von 28% Weizen, meines Wissens nach ein Bourbon mit dem höchsten Weizenanteil sein. Meine Liebe zum Gartenbau ist übrigens der Grund, warum ich es nicht lassen kann mit dem Thema Gin zu liebäugeln, aber er wird es wahrscheinlich nie vom Destilleriegelände schaffen.

*Quelle: The Economic and Fiscal Impacts of the Distilling Industry in Kentucky, January 2017, Urban Studies Institute, University of Louisville.

Limestone Branch Distillery | limestonebranch.com | facebook.com/limestonebranchdistillery

+++ Wir bedanken uns bei Steve Beam für das offene und sehr interessante Interview und wünschen der Limestone Branch Distillery weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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