Stork Club Rye Whiskey Interview
Interview

Bastian Heuser (Stork Club) über das Verbot der Bezeichnung Rye Whiskey in Europa

Stork Club ist Deutschlands einzige reine Rye Whiskey-Destillerie und hat die Kategorie des Rye Whiskeys hierzulande in den letzten Jahren mit aufgebaut und etabliert. Umso größer ist derzeit die Aufregung über ein 20 Jahre altes Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada. Es verbietet europäischen Produzenten, die Bezeichnung „Rye Whiskey“ zu verwenden. Das sorgt bei Stork Club und anderen EU-Produzenten und -marken wie z.B. Waldviertler, KYRÖ, Ruotker’s oder SLYRS für Unverständnis, jede Menge Aufwand und erhebliche Mehrkosten.

Was es mit dem Handelsabkommen eigentlich auf sich hat und warum das Verbot gerade jetzt kommt, erklärt Bastian Heuser, Co-Founder von Stork Club Rye Whiskey, im Interview. Zudem erzählt er, was die Produzenten gegen das Verbot tun und warum die Politik längst hätte einschreiten müssen.

Stork Club ist Deutschlands erste Roggen-Whiskey-Destillerie. Roggen gehört also fest zu Eurer DNA …

Bastian Heuser: Das ist richtig. Wir sind die einzige reine Rye Whiskey-Destillerie in Deutschland und verarbeiten tatsächlich auch keine anderen Getreide bei uns. Der Roggen ist das Urgetreide Brandenburgs, jedes 3. Roggenkorn in Deutschland kommt aus unserem Bundesland und da lag es einfach nahe, sich darauf zu fokussieren.

Stork Club Rye Whiskey

Stork Club ist Deutschlands einzige reine Rye Whiskey-Destillerie und hat die Kategorie hierzulande in den letzten Jahren mit aufgebaut und etabliert. (Bildcredit: Stork Club)

Wie sieht der Rye Whiskey-Markt in Deutschland aktuell aus?

Bastian Heuser: Also ich glaube man muss den Gesamtmarkt für Whiskey im Auge behalten und in diesem großen Markt ist Rye Whiskey natürlich eine Nische. Deutlich populärer und bekannter sind die großen Kategorien Scotch Single Malt Whisky oder Irish Whiskey. Aber Rye Whiskey – ursprünglich aus den USA bekannt – hat während der letzten Jahre durch eine Handvoll europäischer Rye Whiskey-Produzenten (zu denen wir uns auch zählen) einen enormen Schub verzeichnen können.

Der Begriff Rye Whisky ist also auch hierzulande etabliert. Und nun kommt ein 20 Jahre altes, vergessenes Handelsabkommen daher und verbietet diese Bezeichnung in der EU. Erkläre bitte, wie es dazu kam!

Bastian Heuser: Ja, der Begriff und die Kategorie als solches hat sich insbesondere unter den Whiskey-Connaisseuren etabliert. Gerade deswegen tut uns europäischen Rye Whiskey-Produzenten die aktive Durchsetzung dieses Handelsabkommens aktuell so weh. Man hatte die Kategorie gerade etabliert und nun wird sie einem mehr oder weniger wieder weggenommen.

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Neben Stork Club sind auch anderen EU-Produzenten und -Marken wie z.B. Waldviertler, KYRÖ, Ruotker’s oder SLYRS betroffen. (Bildcredit: David Gölles)

Warum gerade jetzt? Das Abkommen hat ja 20 Jahre auch niemanden interessiert …

Bastian Heuser: Das besagte Handelsabkommen zwischen Kanada und der EU wurde zum ersten Mal in dieser Form im Jahr 2004 geschlossen. Es sollte europäische Herkunftsbezeichnungen schützen, wie z.B. Cognac, Champagner, Ouzo usw. Kanada ließ sich im Gegenzug nicht „Canadian Rye Whiskey“ schützen, sondern „Rye Whiskey“. Ein klarer Verhandlungsfehler auf Seiten der EU. Denn anstelle einer Ursprungsbezeichnung wird hier auf einmal der englische Begriff für Roggen zum Trademark. Versuchen sie mal als Firma, eine Getreidebezeichnung als Marke anzumelden … das ist aus gutem Grunde nicht möglich! Aber genau das ist damals passiert.

Nun gab es aber bereits vor 20 Jahren Destillerien (Destillerie Haider, Waldviertler Whisky), die in Europa Rye Whiskey produzierten und viele andere wie wir sind über die Jahre dazugekommen. In einer Neufassung des Abkommens 2024 wurde dieser „Fehler“ leider aber nicht behoben, obwohl es sicherlich ein leichtes gewesen wäre. Anstelle dessen haben nun die Landesbehörden einzelner europäischer Länder mit der Neufassung des Abkommens auch mit dem Vollzug begonnen und mahnen die Umsetzung bei den Produzenten in ihren eigenen Ländern an.

Wie hat man Euch darüber informiert?

Bastian Heuser: Wir wurden vom BSI (Bund der deutschen Spirituosenindustrie) darauf aufmerksam gemacht, dass wir die Bezeichnung Rye Whiskey nicht mehr verwenden dürfen.

Was bedeutet das jetzt konkret für Euch – und natürlich auch für alle anderen EU-Hersteller?

Bastian Heuser: Ganz praktisch erstmal, dass wir unsere Whiskeys in Zukunft nicht mehr Rye Whiskey nennen dürfen. In welcher Ausprägung, unterscheidet sich dann wiederum von Land zu Land. Fakt ist aber, dass die Begriffe „Rye“ und „Whiskey“ nicht mehr zusammen und nicht mehr in einer Zeile verwendet werden dürfen. Wir dürfen in der eigenen Landessprache auszeichnen (was aber auf einem Export-orientierten europäischen Markt nicht umsetzbar ist) oder müssen uns etwas anderes überlegen.

Stork Club Rye Whiskey Interview

Die Begriffe „Rye“ und „Whiskey“ dürfen nicht mehr zusammen und nicht mehr in einer Zeile verwendet werden. (Bildcredit: Stork Club)

Dadurch entstehen Euch sicher auch Mehrkosten, oder?

Bastian Heuser: Absolut. Wir müssen jedes Etikett neu gestalten, neue Stanzformen müssen gekauft werden, Marketingmaterialien müssen überarbeitet werden und und und. Wir können uns nur glücklich schätzen, dass wir Rye Whiskey nicht auch noch als Embossing in unsere eigenen Flasche haben prägen lassen. Dann hätten wir ein großes Problem.

Hätte die Politik nicht in irgendeiner Form einschreiten müssen?

Bastian Heuser: Absolut. Wer auch immer das damals verhandelt hat, scheint in dem Teil nicht mit den entsprechenden Verbänden wie dem BSI Rücksprache gehalten zu haben. Das Absurde ist ja, dass wir mit der Bezeichnung Rye Whiskey grundsätzlich voll und ganz dem europäischem Auszeichnungsrecht entsprechen. Das ist dort ja alles haarklein geregelt. Aber dieses Abkommen „schlägt“ sozusagen in diesem Fall das EU-Recht.

Noch absurder ist es, wenn man mal tiefer in die Materie eindringt. Kanadischer Rye Whiskey muss nämlich noch nicht mal Rye, also Roggen, enthalten. Rye Whiskey ist in Kanada synonym für Whiskey. Da kann man doch nicht wirklich von Verbraucherschutz sprechen, oder?!

Stork Club Rye Whiskey Interview

Bastian Heuser hofft auf eine friedliche Koexistenz von European Rye Whiskey und Canadian Rye Whiskey. (Bildcredit: Katja Hiendlmayer)

Was tut Ihr nun dagegen? Und welche Aussichten auf Erfolg haben die Bemühungen?

Bastian Heuser: Dieses besagte Abkommen wird 2026 neu verhandelt. Daher haben wir europäischen Produzenten uns formiert und fordern die Neuformulierung und den sinnvollen Schutz der geografischen Herkunftsbezeichnung Canadian Rye Whiskey als das, was es ist, und die Klarstellung, dass Rye Whiskey aber eben auch in anderen Ländern – insbesondere Europa – hergestellt werden darf.

Erste Behörden/Regierungen in europäischen Ländern sind auf den Fehler bereits aufmerksam geworden und haben mit Produzenten schon Kontakt aufgenommen.

Was wünscht Du Dir in diesem Fall im Optimalfall für die Zukunft? 

Bastian Heuser: Eine friedliche Koexistenz von European Rye Whiskey und Canadian Rye Whiskey! Beides hat seine Daseinsberechtigung und je mehr Vielfalt die Kategorie Rye Whiskey zu bieten hat, desto mehr Konsumenten werden in Zukunft mit Rye Whiskey anstoßen!

Stork Club | Website | Instagram | Facebook | LinkedIn

+++ Wir bedanken uns bei Bastian Heuser für das offene Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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