Pompaelo
Interview

„Ein Wein, den es eigentlich nicht geben dürfte“ – Björn Steinemann über POMPAELO

In der Weinwelt gibt es immer wieder Innovationen, mutige Entscheidungen und ungewöhnliche Geschichten. Doch nur selten trifft man auf ein Projekt, das mit eigentlich bestehenden Regeln bricht. Björn Steinemann ist genau diesen Weg gegangen: Mit POMPAELO hat er es geschafft, den ersten Blanc de Noir in der spanischen Region Navarra herzustellen – einen Wein, den es laut Vorschriften eigentlich gar nicht geben dürfte.

Im Interview haben wir mit Björn Steinemann darüber gesprochen. Er erzählt, wie er es trotz allem geschafft hat, den Wein anzubauen, welche Herausforderungen es bei der Genehmigung gab und was den Blanc de Noirs so besonders macht.

Bitte stell Dich zuerst kurz vor: Seit wann bist Du in der Branche aktiv? Wie sah Dein Werdegang aus?

Björn Steinemann: Mit der Übernahme eines Weinimportes für Überseeweine 1998 begann alles. Es folgten Stationen als Key-Accounter eines deutschen Importeurs, Geschäftsführer eines Weinmarketingunternehmens und schließlich die Berufung zum Area Manager für ein spanisch-argentinisches Konsortium in Navarra.

Du hast dann Invisus Wines gegründet. Erzähle uns davon!

Björn Steinemann: Die Funktionen in diesem Konsortium waren für meine Freunde und mich zutiefst desillusionierend, so dass wir nach einem Jahr alle raus waren und uns mit dem Gedanken anfreundeten, das Thema Produktion selber in die Hand zu nehmen und Weine nach unseren Vorstellungen zu vermarkten.

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Björn Steinemann (r.) und Alberto Flamarique

2008 hast Du mit zwei Freunden in Olite/Navarra (Spanien) begonnen, unter dem Namen POMPAELO Wein zu machen. Wer sind die beiden Freunde und wie kamst Du genau dorthin?

Björn Steinemann: Eine Geschichte der Freundschaft und des regen Austausches. Cristian Munafo als Exportleiter und Alberto Flamarique als Winemaker kannte ich schon seit ein paar Jahren. Beide arbeiteten damals für eine andere Bodega, aber der Traum gemeinsam eigene Weine zu kreieren und zu vermarkten hat uns dann noch enger zusammengebracht. Cristian ist mittlerweile wieder in Argentinien.

Welche Weine produziert Ihr dort?

Björn Steinemann: Wir haben mit einem Crianza angefangen, unser Baby. Schon im nächsten Jahr kamen ein Roble hinzu, es folgten logischerweise ein Blanco und ein Rosado. 2020, direkt vor der Pandemie, haben wir dann eine Cuvee aus heute 63 Jahre alten Garnacha-Reben und einem Hauch von Cabernet gemacht, eine Kleinserie von 3.000 Flaschen.

Zuletzt habt Ihr Euren Blanc de Noir auf den Markt gebracht – einen „Wein, den es eigentlich nicht geben dürfte“. Warum nicht?

Björn Steinemann: In den meisten Regionen Spaniens gibt es das Weingesetz einfach nicht her, es ist schlichtweg verboten. Auch eine Deklassifizierung als Landwein/Tischwein kam nicht in Frage. Der Consejo (Kontrollrat) in Olite hat 2017 mit seinem entschiedenen „Nein“ den status quo geschaffen.

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Wie habt Ihr es dennoch geschafft, den Blanc de Noir als ersten und einzigen in der Region Navarra dann doch auf den Markt bringen zu dürfen?

Björn Steinemann: Seit 2008 wurde im Herzen Navarras an einer sogenannten IGP (Indicación Geográfica Protegida) gefeilt, um etwas mehr Flexibilität in den Markt zu bekommen. Diese kleine Subregion namens „3 Riberas“ hat allerdings erst 2018 den vollen Status erlangt. Nach einigen Sondierungsgesprächen mit dem Consejo dieser IGP wurden wir also zertifiziert und können seit 2024 Weine als Blanc de Noir ausbauen.

Kommen wir zum Produkt: Was ist das Besondere? Wie unterscheidet es sich von anderen Blanc de Noirs?

Björn Steinemann: Im Grunde ist es egal, aus welchen Rebsorten ein Blanc de Noir(s) gemacht wird. Hier in Navarra bietet sich Garnacha aber als besonders interessant an, was Struktur und Aromatik angeht. Anders als in Deutschland können wir uns auch einen Hauch von Farbe leisten, der den Wein schon im Glas zu einem charmanten, eleganten Verführer macht.

Welche Rolle spielt Blanc de Noir in der Region? Welche Ziele habt Ihr mit Eurem Wein?

Björn Steinemann: Für mich ist das Thema Blanc de Noir einfach ein Teil des „future winemaking“. Vor dem Hintergrund zunehmender Extremhitzesituationen und durch den sozial, kulturell und demographisch bedingten Wandel der Trinkgewohnheiten in Spanien ist dies ein Weg aus dem Dilemma. Treten kurz vor der Weissweinernte Hitzepeaks über mehrere Tage auf, machen die Reben dicht und versorgen das Traubengut nicht mehr. Was danach als erstes veratmet wird, ist die dringend benötigte Säure. Kann man bei roten Sorten jedoch bis zur physiologischen Reife warten und dann nachts Ernten sieht das Szenario für die Produktion schon anders aus.

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Das Packaging ist sehr hochwertig. Woher kommt es, welche Dinge habt Ihr einfließen lassen?

Björn Steinemann: Zwei Punkte, die uns auf unserer Reise immer begleitet haben: das sogenannte CI und Elemente aus unserem Arbeitsumfeld im Labeldesign. Gestartet sind wir schon mit etwas moderneren Labels, in dem sich Fragmente einer „Column“, also Reste einer Säule wiederfanden. Architektonische Hinterlassenschaften der Römer, die Pamplona 76 n.Ch. gründeten. Genauso wie der Name POMPAELO, der sich aus civis pompaloensis ableitet, dem Namen des heutigen Pamplonas, ist dies eine Hommage an die Gestalter dieser Kulturlandschaft.

Wer hochwertige Weine herstellt, sollte sich auch auf das Zusammenspiel von Inhalt und äußerer Erscheinung- in diesem Fall der Umkarton als Markenbotschafter- konzentrieren. Im Fall unseres Garnachas haben wir dieses Element der Säule nochmal fragmentiert und gepixelt. Und wenn man dann einzelne Pixel nochmal untersucht, kann man auf tolle Strukturen stossen. Zuerst die totale Auflösung und danach die Überführung in eine neue Ordnung. Daraus ist dann die Idee des neuen Labels und das Packaging für den Blanc de Noir entstanden.

Welche Pläne hast Du für dieses Jahr? Was steht noch alles an?

Björn Steinemann: Zuerst einmal wollen wir sehen, wie unsere Kunden auf den Blanc de Noir reagieren. Da werden noch einige Tastings und Präsentationen ins Land gehen. Dann gibt es noch eine weitere Produktion in Terra Alta (Katalonien)- dort realisiere ich das Thema Blanc de Noir jetzt schon im dritten Jahr mit einer kleinen Produktion unter dem Label MARAL auf einer Cooperative. Und in Deutschland habe ich an der Mosel meinen ersten Blanc de Noir als Cuvee von Merlot und Spätburgunder auf die Flasche gebracht, der Shades of Blush.

All diese kleinen Projekte wachsen und kosten Zeit, bringen mir aber auch jede Menge neuer Erfahrungen. Es gibt noch ein weiteres Label, welches auf einen Relaunch wartet, da muss noch einiges am Design hinsichtlich neuer Qualitäten, Herkünfte und Rebsorten gearbeitet werden.

Interessierte Händler dürfen sich gerne direkt an mich wenden.

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+++ Wir bedanken uns bei Björn Steinemann für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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