„Wenige Dinge, die wir nicht digital tun“ – CFO Nicolai Füller über VRANKEN-POMMERY
Die VRANKEN-POMMERY Deutschland und Österreich GmbH (VPDÖ) ist eine Tochtergesellschaft der VRANKEN-POMMERY MONOPOLE Gruppe. Diese ist eine größten Champagnergruppen, zu der eine Vielzahl von Champagnerhäusern gehören. Die französische Gruppe firmiert seit 2021 unter der Unternehmensform „Société à Mission“. Damit hat man sich als Erste dazu verpflichtet, alle Unternehmensbereiche nachhaltig aufzustellen. Das beeinflusst auch die Arbeit in der deutschen Tochtergesellschaft auf allen Ebenen – so wie im HR-Bereich. Seit vielen Jahren nutzt VPDÖ eine HR Management Software, bildet damit sowohl tägliche To-Do‘s im Personalbereich als auch das Recruiting ab. So gibt nur noch wenige Dinge, die man hier nicht digital tut.
Über das Thema der Digitalisierung, das Recruiting und die Mitarbeiterentwicklung haben wir mit Nicolai Füller, CFO der VRANKEN-POMMERY Deutschland und Österreich GmbH, im HR-Interview gesprochen. Zudem erzählt er von den umfangreichen Benefits für die Mitarbeitenden und das Programm „Société à Mission“.
Herr Füller, erzählen Sie von Ihrem Werdegang: Was waren Ihre Stationen und wann sind Sie zum CFO Vranken-Pommery Deutschland & Österreich (VPDÖ) ernannt geworden?
Nicolai Füller: Ich bin seit Juni 2016 bei VPDÖ. Zunächst befristet als Interimsmanager für eine Elternzeitvertretung. Daraus sind dann jetzt fast 8 Jahre geworden und jeder Tag ist von Neuem spannend. Ursprünglich komme ich aber aus der Finanzdienstleistungsbranche. Ich habe lange im Investmentbereich bei Banken und Versicherungen gearbeitet. Erst im Investment Back Office, dann in der Analyse und im Bereich Reporting. Mit der Bankenkrise 2008/09 eröffnete sich für mich die Möglichkeit in einer Beratungsfirma für in Schieflage geratene Banken zu arbeiten. Ein sehr interessantes Feld, in dem ich tiefe Einblicke in die Strukturen der Banken bzw. deren Kreditvergabe bekommen habe. Unmittelbar vor VPDÖ war ich ungefähr ein Jahr in einem Berliner Start Up für Peer-to-Peer-Finanzierung.
Welche Werte verkörpert Vranken-Pommery als Arbeitgeber und wie werden diese im täglichen Arbeitsalltag umgesetzt?
Nicolai Füller: Wir haben eine offene Unternehmenskultur, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basiert. Uns ist die intrinsische Motivation unserer KollegInnen wichtig. Dabei üben wir als Unternehmen natürlich eine steuernde und leitende Funktion aus. Wir haben als Unternehmen Ziele, die wir erreichen möchten. Diese Ziele sind nicht nur quantitativ, sondern, wie zum Beispiel mit dem Programm „Societé en Mission“, auch qualitativ.
Sie haben das Nachhaltigkeitsprogramm „Société à Mission“ bereits angesprochen. Worum geht es dabei?
Nicolai Füller: Seit 2021 hat unsere Muttergesellschaft in Reims ihre Unternehmensform umfirmiert. Der Wechsel der Unternehmensform in eine „Société à Mission“ ist eine weitreichende strukturelle Änderung in allen Teilbereichen. Ziel dabei ist es alle Unternehmensbereiche nachhaltig aufzustellen. Dabei zieht sich der Prozess der Umstrukturierung durch alle Unternehmensbereiche. So ist die Umstellung all unserer Weinberge (über 2.800 ha) auf ökologische Bewirtschaftung schon zu 80% abgeschlossen. Bis 2027 soll die Umstellung auf 100% Bio vollständig abgeschlossen sein. Weiter geht es in der ressourcenschonenden Bewirtschaftung der Weinberge. Jährlich veranstalten wir Summits zu bestimmten Themen, bei denen wir auch unsere Vertragswinzer einbinden. Im vergangenen Jahr gab es 1/4 jährliche Summits zum Thema „Wassermanagement im Weinberg“ in diesem Jahr geht es darum, biologische Ausgleichsflächen in den Weinbergen zu schaffen und somit Erosion vorzubeugen und auch der Fauna einen Rückzugsort zu bieten.
Weiter geht es im Weingut selbst. Die Weinherstellung soll nur unter dem Einsatz von erneuerbaren Energien erfolgen. So haben wir bspw. bei den Weingütern im Süden Frankreichs große Photovoltaik Anlagen geschaffen, die einen Großteil unseres Energiebedarfs decken. Auch arbeiten wir ressourcenschonend bei Feststoffen wie Flaschen, Agraffen und Verpackungen. Weißglasflaschen wurden bis auf Kleinstabfüllungen und limitierte Editionen aus dem Sortiment verbannt, die Flaschen werden vom Gewicht leichter und die Verpackungsmaterialien sind zu 100% recyclebar.
Bei der Logistik versuchen wir Kilometer zu sparen, weswegen die Lagerorte in vielen Ländern verlegt worden sind, um so Logistikwege zu verkürzen. Auch wurde die eigne PKW-Flotte komplett auf E-Mobilität umgestellt. All diese Schritte werden durch zwei abgesandte Kommissare, die durch die Regierung entsendet werden, kontrolliert. Der Fortschritt der Umstellungsprozesse wird engmaschig dokumentiert und ggf. wird hier interveniert, um Prozesse in die geforderte Richtung zu bewegen.
Können Sie uns mehr über die Identifikation und Einbindung der Mitarbeiter mit den Zielen des Programms „Société à Mission“ erzählen? Wie fördert dies Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung innerhalb Ihres Teams?
Nicolai Füller:
Zunächst achten wir in unserem täglichen Tun, dass wir die knappen Ressourcen, die wir haben, sinnvoll einsetzen. Das betrifft alle Ebenen. Ob es um Reisekosten oder Anschaffungen geht, ums Ausdrucken von Dateien, Kaffee in Kapseln oder doch lieber mit einer Pulvermaschine. E-Autos statt Diesel. Oder auch Lieferwege. Wir versuchen, unser unternehmerisches Handeln nachhaltig zu gestalten. Balanciert und idealerweise zum Vorteil aller. Das wirkt sich auch auf das Team aus.
Dazu haben wir ein umfangreiches Benefitsprogramm, das durchaus über das hinaus geht, was in der Branche üblich ist. Wir schätzen unsere KollegInnen sehr und möchten, dass jeder täglich volles Engagement zeigt. Trotzdem wissen wir, dass es Phasen im Leben gibt, in denen manchmal Situationen im nichtberuflichen Alltag den beruflichen Alltag beeinflussen. In solchen Situationen ist es uns wichtig, unsere KollegInnen zu unterstützen, diese Phasen mit möglichst wenig Reibung zu meistern.
Welche spezifischen Benefits bieten Sie der Belegschaft an?
Nicolai Füller: Wir haben sehr viele quantitative Benfits, die neben der Gehaltszahlung zu einem höheren Zufriedenheitsgrad beitragen. So übernehmen wir z.B. die Kosten für den Weg zur Arbeit (je nach Funktion Deutschlandticket oder E-Auto), wer lieber mit dem Fahrrad kommt, bekommt eine Sachzuwendung. Vermögenswirksame Leistungen (in max. Höhe) und betriebliche Altersvorsorge (50 EUR mtl. plus Zuzahlung, wenn der/die MitarbeiterIn zusätzlich Gehalt umwandelt) gehören auch dazu. Es gibt eine flexible Homeoffice-Regelung und flexible Arbeitszeiten für die nicht-Vertriebspositionen. Zusammen mit der Internetpauschale für zuhause und guten mobilen Arbeitsgeräten schaffen wir so ein leistungsfähiges Arbeitsumfeld.
Dazu kommen unentgeltliche Leistungen, die zusätzlich die Zufriedenheit und die Identifikation mit VPDÖ steigern. So erhält nicht nur jede/r MitarbeiterInnen zweimal im Jahr ein Deputat, es gibt eine Sonderurlaubsregelung und auch für Notfälle haben wir immer eine Lösung parat. Dazu haben wir 2-3 im Jahr Events, bei denen der ganze Kollegenkreis zusammenkommt. Dieses Jahr werden wir zudem mit dem Nicht-Vertriebspositionen unsere Domaine in Frankreich besuchen. Etwas, worauf sich viele KollegInnen sehr freuen und was wir wegen Corona nun einige Jahre aufgeschoben haben.
Es gibt viele unterschiedliche Wege und Plattformen, um neue Talente zu erreichen. Welche nutzen Sie, und welche Rolle spielt dabei Social Media?
Nicolai Füller: Wir haben seit einigen Jahren eine HR Management Software, die uns Vieles erleichtert. Mit Personio sind sowohl tägliche To-Do‘s im Personalbereich (Personalakten, Urlaub, Zeiterfassung Abwesenheiten und Training) als auch das Recruiting leicht handhabbar. Im Recruiting versuchen wir der Position entsprechend die Plattformen/Kanäle zu nutzen, bei denen wir denken, die interessantesten KandidatInnen zu finden. Oft sind es die klassischen Jobportale. Vielfach aber auch der Empfehlungsweg. In den letzten 8 Jahren haben wir auch immer wieder neue KollegInnen gefunden, die ursprünglich nur ein paar Monate im Rahmen einer Saison- oder Elternzeitunterstützung bleiben wollten und jetzt immer noch da sind. Oder Personen, die wieder gekommen sind bzw. schon sehr lange auch im Unternehmen sind. Ich finde, das sagt auch viel über die Kultur im Unternehmen und den respektvollen Umgang untereinander aus.
Inwiefern hat die Digitalisierung den HR-Bereich bei Vranken-Pommery verändert, insbesondere im Hinblick auf Recruiting, Mitarbeiterengagement und -entwicklung?
Nicolai Füller: Wie schon erwähnt setzen wir seit einigen Jahren voll auf Digitalisierung. Aus meiner Sicht ist das der einzige Weg mit knappen Ressourcen den gestiegenen Arbeitsaufwand durch höhere und umfangreichere Regulierung und einem gestiegenen Anspruch in der Qualität zu meistern, die für uns Maßstab ist. Unser Produkt ist in der Branche vermutlich das qualitativ Höchstwertigste. Diesen Maßstab wollen wir in allen Bereichen des Unternehmens umsetzen. Es gibt nur noch wenige Dinge, die wir nicht digital tun. Dadurch sind wir oft flexibel und schnell, was uns gerade im Bereich HR – vielleicht insbesondere im Recruiting – Vorteile gegenüber unseren Wettbewerbern verschafft.
Wie unterstützt Vranken-Pommery die kontinuierliche Entwicklung und Förderung seiner Mitarbeiter?
Nicolai Füller: Wir haben kein pauschales Förderprogramm, weil wir das bei unserer Unternehmensgröße (wenn wir mal nur die deutsche Vertriebsgesellschaft betrachten) nicht für sinnvoll erachten. Gießkanne ist nicht immer das effektivste und zielführendste Prinzip. Besser ist es aus unserer Sicht, individuell auf die einzelnen KollegInnen zugeschnittene Trainings zu organisieren. Auch hier setzen wir auf den intrinsischen Antrieb, sich weiterbilden zu wollen. Weiterbildung bedeutet für uns hier nicht zentral verordnete zweitägige Excel-Seminare, sondern eben auf den Bedarf zugeschnittene Trainings.
Dazu kommen produktbezogene Trainings wie z.B. Verkostungen mit den Chefs de Cave – und das nicht nur für Vertriebs- oder Führungspositionen.
Vor welche Herausforderungen stellt die aktuelle Marktsituation den HR-Bereich bei Vranken-Pommery, und welche innovativen Lösungen setzen Sie ein, um diese zu bewältigen?
Nicolai Füller: Ich denke, dass Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten nie ein Problem haben werden, diese auch dem Konsumenten „schmackhaft“ zu machen. Am Ende zählt die Qualität. Da sind wir nicht nur bei unseren Produkten weit vorne. Wer die (Fach-)Presse verfolgt hat, weiß, dass wir kürzlich den Off-Trade Bereich mit einem Neuzugang verstärkt haben. Solche Neueinstellungen sind nur möglich, wenn man mit Qualität überzeugen kann. Das sieht man auch in den Bewerbungen, die wir auf unsere offenen Stellen erhalten, die sehr oft von sehr hoher Qualität sind. Die potenziellen neuen Kolleginnen und Kollegen haben vielfach hervorragende Qualifikationen und umfangreiche Erfahrungen.
Jeder kennt die Maslowsche Bedürfnispyramide. Natürlich müssen die monetären Voraussetzungen passen. Aber langfristige Bindung und Identifikation erreicht man dadurch nicht. Und all das bieten wir bei VPDÖ. Auch als Arbeitgeber setzen wir auf Qualität, ohne jedem Trend hinterher zu hecheln. Tischtennisplatten und Kickertische sucht man in unserem Büro vergebens. Dafür passt das soziale Umfeld und wir gehen individuell auf die Bedürfnisse unserer KollegInnen ein. Etwas, was in vielen anderen Unternehmen (großen wie kleinen) oft vernachlässigt wird.
Abschließend: Welche Pläne hat Vranken-Pommery für die Zukunft im HR-Bereich?
Nicolai Füller: Ich würde von uns behaupten, dass wir gerade im Recruiting und auch im Onboarding bereits sehr gut sind. Dennoch hinterfragen wir immer wieder unsere Prozesse und Angebote und prüfen, wie sich die HR-Welt weiterentwickelt. Die Digitalisierung ist noch nicht abgeschlossen. Hier wird es zukünftig darauf ankommen, möglichst ohne Medienbrüche (von Papier zu digital) zu arbeiten. Dabei ist PDF eben oft nur eine Zwischenlösung. Ein aus meiner Sicht weiterer wichtiger Punkt ist es, auch für BewerberInnen jenseits der 50 attraktiv zu sein. Oft wird dieses Bewerbersegment in Unternehmen vernachlässigt. Dabei verfügt diese Bewerbergruppe oft über hohes Fachwissen und hohes Engagement. Gleichzeitig möchten wir für die „Digital Natives“ der Generation Z als Arbeitgeber attraktiv sein. Dieser Herausforderung werden wir uns stellen und den für uns passenden Weg finden.
Vranken Pommery | Website | LinkedIn
+++ Wir bedanken uns bei Nicolai Füller für das offene und sehr interessante Interview! Was zeichnet Sie als Arbeitgeber aus? Wo liegen Ihre Stärken? Welche zeitgemäßen HR-Prozesse bieten Sie? Wenn auch Sie Ihre Konzepte und Maßnahmen vorstellen möchten, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „HR-Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++