Kolumne von Peter Jauch

Jauch’s 5: Meine Neuentdeckungen im Gin-Bereich 2023

Schon der neunte Monat des Jahres. Puuh, das geht mal wieder schnell. Höchste Zeit, um eine kleine Rückschau bezüglich meiner Gin-Entdeckungen zu halten. Haben Sie 2023 auch Gins neu oder wieder entdeckt?

Schauen Sie hier, diese 5 Produkte waren es bei mir in den ersten acht Monaten des Jahres 2023:

  1. The Gardener – French Riviera Gin
  2. Citadelle Rouge Gin
  3. Brockmans Orange Kiss Gin
  4. Windspiel Premium Gin Pink Grapefruit
  5. Reed Sylt Gin

Bilder von Peter Jauch: © Yusuf Evans

1. The Gardener – French Riviera Gin

Ein Gin ohne Ecken und Kanten ist der erste aus dem Gründer-Trio von Perrin | Pitt | Nichol. Natürlich ist das jetzt zugespitzt, denn die Kehrseite ist, dass The Gardener Gin ein Everybody’s Darling Gin sein wird. In Deutschland und der Schweiz sind bereits erste Masterclasses umgesetzt und dabei haben viele bereits positive Rückmeldungen dagelassen. Und auch in den Vereinigten Staaten sind die Schiffs-Container voller Gin angekommen. Jetzt geht es darum, dass die Amerikaner endlich auf den Gin-Geschmack kommen, und zwar so richtig. Die Ziele des Trios sind hoch, aber ehrlich, wenn man sich die drei im Detail ansieht, dann wäre alles andere quatsch. Die Familie Perrin gehört zu besten Weinmakers und stehen u.a. hinter dem Roséwein Miraval. Brad Pitt ist vermutlich einer der wenigen AAA-Promis auf diesem Globus und Tom Nichol arbeitete über 40 Jahre für die Tanqueray-Range. Heißt: destillieren kann er fix. Und mit Stranger & Stranger steht eine Design-Agentur für Flasche und Verpackung hinter dem Projekt, die bereits unzählige Male bewiesen hat, dass sie zu den Besten gehört.

© The Gardener Gin

Aber warum gehört dieser Gin zu jenen, die mich 2023 überzeugt haben? Er ist einerseits sauber hergestellt, und so, dass jedermann Gin nochmal neu für sich entdecken kann. Im Gin Tonic harmonieren mediterrane Tonic Water, wie das von Fever Tree, am besten. Auch für feine, leichte Sommercocktails ein perfekter Gin, im Gimlet oder Basil Smash ganz wunderbar. Was aus meiner Sicht nicht funktioniert, sind klassische Martini-Varianten oder Negronis, denn der Wacholder ist nur als Hauch zu schmecken.

2. Citadelle Rouge Gin

Alexandre Gabriel ist seit vielen Jahren im Gin-Business. Er hat schon Gin destilliert, als es noch keine Aufregung um die Spirituose gab. Er erzählte mir in einem der Gespräche, dass er einfach Lust drauf hatte, seine Destillerie übers Jahr auszulasten und Gin dafür das beste Produkt war. Erst als er die Bewilligung hatte und das Produkt fertiggestellt war, suchte er seinen Absatzmarkt. Er fand ihn schon bald: Erst verzauberte er die Spanier:innen mit seinem klassisch-frischen Citadelle Gin. Heute gibt es den Gin de France in über 100 Ländern zu kaufen. Seit einiger Zeit lancieren er und sein Team auch neue Produkte in größeren Mengen.

© Citadelle Gin

Dieses Jahr nehmen sie sich der roten Früchte an. Aber nicht, wie viele andere Hersteller, mit Farbe, Nachbearbeitungen und reduziertem Alkoholgehalt. Citadelle Rouge steht für volle Fruchtnoten und dabei muss man nicht aufs Gin-Erlebnis verzichten. Zum klassischen Citadelle Gin kommen neben Rhabarber vier weitere beerige Botanicals. Diese verleihen dem neuen fixen Produkt in der Range seine fruchtige Grundnote in der Nase und am Gaumen. Wenn Sie also auf der Suche nach einem fruchtigen Gin Tonic sind, dann bestellen Sie beim nächsten Barbesuch am besten mal Citadelle Rouge mit einem klassischen Indian Tonic Water.

3. Brockmans Orange Kiss Gin

Die Londoner haben ihr zweites Produkt lanciert – nach 14 Jahren seit ihrem Start. Der klassische beerige Brockmans Gin ist ein Klassiker, und ich glaube jeder, der sich für Gin interessiert, hat dieses Produkt schon mindestens einmal getrunken. Und wie hat er Ihnen geschmeckt? Ein Produkt, das polarisiert, da gibt es nur weiß und schwarz, keine Grautöne. Entweder man liebt ihn oder man bevorzugt andere Produkte. Gut, ich habe den Gin in all den Jahren mindestens zehnmal genossen ohne ein Riesenfan davon zu werden. Es ist ein Produkt, das ich bei Tastings mit Gin-Einsteigern gerne mitnehme. Auch da findet der Brockmans Gin immer guten Anklang. Mit einem klassischen Tonic Water und ein paar Beeren als Garnitur im Glas …

© Brockmans Gin

Aber sprechen wir heute über die Neulancierung des Orange Kiss Gins in diesem Jahr. Als das Produkt bei mir zu Hause stand, war ich ehrlich gesagt sehr skeptisch. Aber es hat mich voll und ganz überzeugt. Als Basis des Orange Kiss wird der klassische Brockmans genutzt. Valencia-Orangen geben dem Gin eine zitrisch-süßliche Kopfnote mit. An der Nase sind diese wunderbar erkennbar. Auch am Gaumen überzeugen die spanischen Orangen. Der Abgang wird angenehm von den leicht bitteren Triple-Sec-Aromen begleitet. Beim puren Genuss kommt auf jeden Fall das Geschmacksprofil so auf, dass man sich in Spanien in einem Orangenhain wähnt. Passt wunderbar in einen Negroni, neben der Orangenote ist auch der Alkoholgehalt mit 40% sehr angenehm. Um als Gin Tonic zur Geltung zu kommen, empfehle ich zwei unterschiedliche Tonic Waters. Beide stammen aus dem Hause von Fever-Tree. Einerseits das klassische Indian Tonic Water und die trockene Variante Refreshing Light. Als Garnitur jeweils – wie beim Negroni – eine Orangenzeste.

4. Windspiel Premium Gin Pink Grapefruit

Wer mag keine Pink Grapefruit? Ehrlich glaube ich, dass ich aus meinem Bekanntenkreis keine einzige Person aufzählen kann. Heißt, die frisch-süssliche Zitrus muss ein Everbodies Darling sein. So wie einige Produkte aus dem Hause Windspiel. Erinnern Sie sich noch an die Collab mit dem Weingut Van Volxem, die die Styler aus der Eifel vor einiger Zeit umsetzten? Oder was denken Sie über ihren Sloe Gin? Eine Wucht, ist bei beiden Produkten meine persönliche Einschätzung. Die Van Volxem-Edition ist ein richtig cooles Produkt, smooth und hat trotzdem alles dabei, was man von einem Gin erwartet.

© Windspiel Manufaktur

Die umtriebigen Gründer, Sandra Wimmeler und Denis Lönnendonker, haben in diesem Sommer – auch wenn es bisher nicht der beste Sommer war – einen neuen Gin lanciert: Windspiel Premium Gin Pink Grapefruit. Um allfälligen hohen Außentemperaturen im Sommer entgegenzuwirken, haben sie den Alkoholgehalt auf 37,5% gesenkt. Dies tut dem Gin-Genuss überhaupt keinen Abbruch. Ein perfekter Gin mit frischen, herben Noten, die jedem Sommer-Cocktail eine gute Basis geben. Natürlich schmeckt er auch perfekt im Gin Tonic. Dazu passt entwender das hauseigene klassische Tonic Water von Windspiel oder aber ein klassisches Indian Tonic Water mit einer halben Grapefruit-Scheibe als Garnitur.

5. Reed Sylt Gin

Diesen Sommer habe ich zum ersten Mal Sylt besucht. Und wie es sich gehört, holt sich der Schweizer Touri erstmal ein Fahrrad, um auf der Insel mobil zu sein. Natürlich war es eines mit Unterstützung. 😉 Und auf einer dieser Radtouren standen wir plötzlich vor dem Gebäude der Sylt Distillers. Ach, wie großartig, habe ich mir gedacht. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Und da die Tür zum Laden offen war, sind wir rein.

© Sylt Distillers

Der Gin hat bei 43% Vol., am Gaumen ist er dennoch sehr ausgewogen, den Alkoholgehalt merkt man dem Gin nicht an. Schon in der Nase merkt man, dass der Distiller versteht, was er tut. Feine und ausgewogene Aromen harmonieren von der Nase über den Gaumen bis zum Abgang. Die leicht salzigen Noten vom Queller schmiegen sich an einige Insel-Botanicals (u.a. Hagebutte). Beim Abgang merkt man, dass norddeutsche Bewohner dem Lakritz zugetan sind – die sehr ausgeprägte Süßholz-Note klingt angenehm nach. Der Reed Sylt Gin ist eine wunderbare Basis für einen Gin Tonic. Mit einem klassischen Indian Tonic Water und einer Zitronenzeste – ein Traum, nicht nur auf der Insel.

Ist was dabei, was Sie bisher noch nicht verkostet haben? Welches waren die Gins, die Sie 2023 überrascht und überzeugt haben? Schreiben Sie mir doch eine E-Mail an info@peterjauch.com.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachverkosten und freue mich, von Ihnen zu lesen und Sie bald auf einem Event zu treffen.

Cheers!
Ihr Peter Jauch

„Jauch’s 5“ ist die Kolumne auf about-drinks. Peter Jauch rückt in jedem Artikel 5 Hauptdarsteller in den Fokus – mal sind es Gins, mal Drinks, Bars, Restaurants, Events oder andere Spirituosen. Peter Jauch ist Autor von „GIN – Das Buch“ und Gründer von about GIN TONIC. Er ist Speaker und Host verschiedener Gin-Erlebnisse (Tastings, Festivals, Dinners). Zudem gründete er das „GIN Erlebnis Festival“, das „about spirits Festival“ und schrieb das Konzept für die „GIN church“ Zürich. Weitere Infos über ihn gibt’s unter aboutgintonic.com. Das Video-Interview mit ihm findet man hier.

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