Preisgekrönter Gin und Aquavit: Hauke Günther und Yuka Suzuki über Hamburg-Zanzibar
Die Idee zu Hamburg-Zanzibar entstand im Jahr 2017. Die ersten Versuche wurden mit einer Mini-Destille in der heimischen Küche durchgeführt. Damals dachten Yuka Suzuki und Hauke Günther nicht im Traum daran, dass ihr erstes Produkt, der Tumeric No.1 Gin, nur ein paar Jahre später bei den „World Gin Awards 2021“ als „World’s Best Flavoured Gin“ ausgezeichnet wird. Damit war auch die Frage, ob man das Brennen nebenberuflich oder hauptberuflich machen sollte, schnell geklärt. Mittlerweile haben die beiden die heimische Küche gegen ihre Destille am Hamburger Stadtrand getauscht. Und gebrannt wird auch nicht mehr nur ein Gin, sondern gleich mehrere Sorten, dazu Aquavite und Destillate mit gerösteter Gerste. Vor Kurzem haben die beiden mit ihrem Dropping Gin ein neues Produkt gelauncht.
Über dieses und die weiteren Produkte haben wir mit Yuka Suzuki und Hauke Günther im Interview gesprochen. Sie erzählen zudem von der Entstehung der Marke und ihren weiteren Plänen.
Seit wann gibt es Hamburg-Zanzibar? Und wie ist das Ganze entstanden?
Yuka Suzuki: Die Idee zu Hamburg-Zanzibar entstand 2017. Eigentlich begann es damals eher als Hobby. Wir waren in Elternzeit mit unserem vierten Kind und irgendwie brauchte Hauke wohl etwas, um seinen Kopf frei zu kriegen (lacht). Er hat sich eine Mini-Destille gekauft und angefangen, in unserer Küche damit zu werkeln.
Hauke Günther: Ja, so war’s (grinst). Ich hab mich einmal quer durch unser Gewürzregal destilliert und bin dann am Kurkuma hängen geblieben. Den hatten wir noch übrig von unserer fünf Jahre zurückliegenden Zanzibar-Reise und er war schon recht staubig. Nichtsdestotrotz landete er in der kleinen Destille und hat uns schon beim ersten Versuch ziemlich begeistert.
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich Yuka (die wohlgemerkt kein besonders großer Gin-Fan war) das Resultat unter die Nase gehalten habe. Peng! Sie war hin und weg und dann haben wir einfach weiter gemacht. Erst mal nur für Freunde und Bekannte. Dann nebenberuflich und schließlich mussten wir uns entscheiden. Nach dem Gewinn des World Gin Award war die Antwort allerdings klar – und daher sind wir nun hier.
Also hatten Sie auch vorher keinerlei Kontakt zur Spirituosenbranche?!
Yuka Suzuki: Für uns war es absolutes Neuland. Weder Spirituosen noch Lebensmittel oder Getränke und auch die Gastro waren bei uns beiden bis dato nie ein Thema. Ich habe Internationales Management studiert und dann in der Personalwirtschaft gearbeitet. Aber eigentlich schlug mein Herz eher für den Sport und so habe ich mich in den Jahren vor dem Gin mit Hot Yoga beschäftigt und hier als Lehrerin gearbeitet.
Hauke Günther: Und ich bin eigentlich Biologe und habe lange im Labor gearbeitet. Ich habe zwar immer gern mal etwas getrunken, aber sonst mit Spirituosen auch nichts weiter am Hut gehabt (schmunzelt).
Vor Kurzem haben Sie Ihren Dropping Gin gelauncht. Was ist das?
Hauke Günther: Der Dropping Gin, auch Droppies genannt, ist ein Konzentrat für einen fast alkoholfreien Gin Tonic. Die Idee dazu wurde eigentlich schon 2017 geboren. Damals haben wir angefangen, das Verfahren zu entwickeln und dann immer weiter optimiert.
Und wie sind Sie darauf gekommen?
Hauke Günther: Nun, Yuka mochte zwar ganz gerne etwas trinken, wollte aber keinen Kater bekommen. Und ich – nach 20 Jahren im Labor – habe mir immer wieder die Frage gestellt, wie man einen guten Kompromiss zum komplett alkoholfreien Gin finden kann. Denn die alkoholfreien Gins, die es gab, haben uns eigentlich nicht überzeugt. So wurden die Droppis geboren.
Hochkonzentrierte Aromen, ein angepasstes Gin-Rezept und ein paar technische Kniffe und wir haben es geschafft, in eine 30-Milliliter-Flasche so viel Gin-Aroma zu packen wie in eine Liter-Flasche Gin passt. Das heißt: Man braucht nur ein paar Hübe der Droppies in ein Tonic Water tropfen und erhält einen Gin Tonic mit zehn Mal weniger Alkohol als bei einem „echten“. Der Dropping Gin ermöglicht also je nach Lust und Laune 0,5 bis 1,5 Prozent Alkohol statt 10 bis 15 Prozent.
Wie genau verwendet man die „Droppies“?
Yuka Suzuki: Das geht ganz einfach: Man füllt kaltes Tonic Water in ein Glas, gibt Eiswürfel dazu und tropft die Droppies aus einer beiliegenden Pipette hinein. Wir empfehlen drei Hübe auf 100 Milliliter Flüssigkeit. Aber wer gerne einen stärkeren Gin-Geschmack haben möchte, kann ganz nach Gusto auch mehr nehmen.
Und das Ganze schmeckt dann tatsächlich wie ein „echter“ Gin & Tonic?
Hauke Günther: Genauso ist es. Der Geschmack ist schwer zu beschreiben. Aber wir haben in mehreren Blindverkostungen gesehen, dass selbst erfahrene Gintrinker keinen Unterschied schmecken und nicht nur das: Es ist sogar ein ungewöhnlich guter Gin Tonic.
… mit Gin kennen Sie sich schließlich aus: Wie oben schon angedeutet, wurde Ihr Hamburg-Zanzibar Tumeric No.1 bei den „World Gin Awards 2021“ zum „World’s Best Flavoured Gin“ gewählt. Das kam überraschend, oder?!
Hauke Günther: Überraschend ist noch untertrieben. Wir hatten noch nicht einmal mit einer Erwähnung gerechnet, schon gar nicht mit einer Auszeichnung und schon erst recht nicht mit der bestmöglichen. Wir waren und sind bis heute noch völlig aus dem Häuschen.
Wie wird der Gin hergestellt, wie schmeckt er?
Yuka Suzuki: Wir brennen nach dem Prinzip eines London Dry Gins mit unserer sehr speziellen Rezeptur. Wacholder, roter Pfeffer und natürlich Kurkuma. Dazu kommen noch eine Reihe weiterer Botanicals wie Mandeln, süß und bitter, Fichtennadeln, Rosmarin und und und …
Nach dem Destillieren kommt aber ein Schritt, in dem wir erneut frischen Kurkuma einsetzen und damit den Gin quasi „veredeln“. Dadurch wird er so unvergleichlich mild, aromatisch, intensiv und einfach irre gut (lacht).
Neben dem Tumeric No.1 haben Sie noch weitere Produkte im Portfolio. Welche sind das?
Hauke Günther: Unsere zweite Leidenschaft neben dem Gin ist der Aquavit. Wir haben zwei superleckere Varianten kreiert, die tatsächlich auch schon diverse Preise abgeräumt haben. Leider ist Aquavit noch nicht so „en vogue“ wie Gin. Einen sehr leckeren Vodka haben wir auch im Programm … naja und Gin.
Neben dem Tumeric No.1 gibt es noch seinen rüpelhaften Bruder, den Tumeric Raw Gin. Auch ziemlich würzig, eine gute Kante und nicht so weich und tief wie der No.1, dafür mit gut eingebundenem vordergründigem Wacholder. Außerdem haben wir den SKY Gin kreiert, eine sommerliche Variante mit Grapefruit und Paradieskörnern.
Für Besucher unserer Hamburger Destille in Poppenbüttel gibt es sogar noch deutlich mehr zu entdecken. Wir experimentieren gern und legen dann auch Gin in kleinen oder kleinsten Auflagen auf, die es nur bei uns im Laden gibt.
Die Destille – die kleinste in Hamburg. Seit wann gibt es sie und wie sieht es dort aus?
Yuka Suzuki: 2020 sind wir in unsere Destille am Hamburger Stadtrand eingezogen. Sie ist wirklich sehr klein und kuschelig. Wir hatten das Glück, einen Raum mit ein paar Quadratmetern in einer alten Scheune zu ergattern. Das steht nun unsere Destille. Noch mehr Glück hatten wir, dass wir in diesem Sommer noch ein paar weitere Quadratmeter der Scheune dazu bekommen konnten. Hier haben wir jetzt einen kleinen Laden und eine gar nicht so kleine Location für Gin Tastings und Events eingerichtet.
Liegen die Pläne für die nächsten Produkte schon in der Schublade? Whisky oder Rum wären doch mal was … ;-)
Hauke Günther: Na klar! Wir haben hunderte von Ideen. Zum einen machen wir gerade individuelle Gins für Kunden mit Batchgrößen von 30 bis 50 Flaschen. Das macht uns mega viel Spaß. Häufig kommen unsere Kunden mit einem Korb voll Obst oder einem abgefahrenen Kraut oder Gewürz und wollen daraus einen Gin kreiert haben. Dann entwickeln wir ein individuelles Rezept auf Grundlage der Kundenwünsche, destillieren und freuen uns auf die erste gemeinsame Verkostung.
Whisky können wir mit unserer kleinen Brennblase aktuell nicht machen, haben aber Destillate mit gerösteter Gerste, die wir in Fässern reifen lassen. Da wundert man sich, wie lecker die schmecken.
Yuka Suzuki: Rum ist so ein Thema. Ich möchte schon seit Jahren, dass wir uns damit auseinandersetzen. Aber Hauke hat sich bisher geweigert (beide lachen).
Hauke Günther: Ja, da wir auch hier nicht alles selbst machen können und aktuell ja viele neue Rums auftauchen, dachte ich, wir halten uns mal zurück. Aber Yuka hat es geschafft und mich überredet. Wir sind gerade in der Planung und haben erste Tests gestartet.
Was steht in diesem Jahr und Anfang 2023 sonst noch an?
Hauke Günther: Momentan dreht sich tatsächlich viel ums Weihnachtsgeschäft. Wir haben erstmalig eine Adventsbox, die wir gerade vorbereiten. Eventuell wollen wir noch ein Weihnachtsevent in unserer Destille feiern und … naja … in den nächsten Tagen kommt noch ein kleines Kooperationsprojekt raus. Mit René Wolf vom Hafencity Gin haben wir vor einiger Zeit „The Liquid Plants Project“ gegründet. Pünktlich zum Jahresende wollen wir gemeinsam wieder etwas Neues auf den Markt bringen. Aber darüber reden wir erst, wenn es da ist.
2023 wollen wir uns sehr auf die Droppies konzentrieren. Eine neue Variante steht in der Pipeline und und und …
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Bilder: Frank Löschke / Liquid Photography
+++ Wir bedanken uns bei Yuka Suzuki und Hauke Günther für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++